Regen: geschrieben aus der Sicht eines Pilzes | Kurztext |
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Wir müssen für die Schule (Deutsch) Texte und Geschichten zum Thema "Pilze" verfassen. Das hier ist meiner, ich hätt gern noch ne Bewertung, bevor ich abgeb
Regen
Geschrieben aus der Sicht eines Pilzes
Hier stehe ich nun. In irgendeinem Wald, unter irgendeinem Baum, der schon seit einiger Zeit kein einziges Blatt mehr besitzt. Hier stehe ich nun, fast ungeschützt. Die Tiere, die vor ein paar Minuten noch hier auf der Lichtung aus den kleinen, schlammigen Tümpel Wasser getrunken, oder das wenige Gras, welches der Sommer nicht vertrocknet hat, gefressen haben, sind weg, haben sich in ihre Höhlen oder an sicherere Orte verzogen. Die Herbstzeitlosen haben ihre Köpfe eingezogen um sich zu schützen. Und die Bäume sind froh über jeden Regentropfen, den sie vor dem kalten Winter noch abkriegen können.
Regen. Ja, jetzt kommt der Regen. Hier. Heute. Und bald. Ich kann nichts anderes tun als warten. Wie sollte ich mich vor dem Regen schützen? Ich bin schon viel zu schwach dazu, mein Körper hat schon zu faulen begonnen, und ich weiss, dass ich hier oben, an der Luft, nicht mehr lange überlegen werde. Vor allem jetzt, wo der Regen kommt. Unter der Erde, dort werde ich noch lange sein. Ich werde den Bäumen Traubenzucker entziehen und ihnen dafür Wasser geben. Aber unter der Erde ist es dunkel. Stockdunkel. In der Dunkelheit macht das Leben keinen Spass. Hier, an der Sonne, ja, hier kann ich mich beschäftigen. Hier ist meine einzige Aufgabe, meine Sporen rechtzeitig zu verteilen. Den Rest der Zeit, die ich habe, kann ich tun was ich will. Ich werde das Leben hier oben vermissen.
Hoch über mir donnert es laut. Die Wolken haben sich zu einer dicken, dunkelgrauen Decke zusammengeballt. Ihre Kraft wird mich zerstören. Ein heller Blitz, schon ist das Licht wieder weg. Dann beginnt es zu regnen. Schwerfällig fallen grosse, dicke Wassertropfen vom Himmel. Zuerst vereinzelt, sodass mich keiner trifft, dann aber immer dichter und dichter. Der erste Tropfen platscht auf meinen Hut, der einmal so treu meine Sporen vor Wind und Wetter geschützt hat, bis die Luft trocken und gut geeignet war. Er drückt mich nieder, aber noch kann ich standhalten. Es wäre besser, aufzugeben, doch ich bin nicht nur zu schwach, um mich festzuhalten, nein, ich bin auch zu schwach um loszulassen.
Inzwischen prasselt der Regen nur so auf mich nieder. Er tränkt das Gras und die Bäume, er füllt den Tümpel – doch mich zerstört er. Langsam aber sicher wird mein Hut immer schwerer, ich kann ihn nicht mehr halten. Einst war ich so kräftig und stark, hatte meine Sporen vor allen Gefahren beschützt, doch nun muss ich aufgeben. Mein Kopf knickt zur Seite, ein unbändiger Schmerz durchfährt mich, dann, mit einem erleichternden Gefühl, fällt er ab.
Nun liegt er am Boden, neben mir, und wird vom Sturzbäche verursachenden Regen weggeschwemmt, genau wie es mir passieren wird, wenn ich mich nicht mehr halten kann. Ich habe meine Aufgabe an der Oberfläche getan, im nächsten Jahr werde ich wiederkehren, und dann wird sich die ganze Geschichte wiederholen. Das tut sie schon, seitdem ich denken kann, und sie wird es auch immer wieder tun, solange ich lebe.
lg Nikki
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von .jinx: 02.12.2006 13:30.
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