Geschrieben von Friederike am 04.06.2005 um 09:44:
okay, dann schreibe ich mal weiter

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Eines Tages kam Mr McConan morgens in den Stall und fand das zwei Monate alte Fohlen keuchend neben seiner Mutter im Stroh liegen. Nimoè wieherte verzweifelt, als die den Züchter kommen hörte, in der Hoffnung, er könne ihrem Fohlen helfen. Sofort rief Mr McConan den Tierarzt, aber es dauerte fast eine halbe Stunde bis er auf dem Hof eintraf.
Der Tierarzt untersuchte Morgenlicht sehr genau und entnahm ihr viel Blut. Dann gab er Anweisungen das Fohlen in Decken zu hüllen und ihm alle 20 min. lauwarmen Kamillentee zutrinken zu geben. Er vermutete, dass es sich um einen Infekt der Atemwege handle, müssen aber das Laborergebnis abwarten, bevor er Medikamente spritzen könnte.
Die Nacht über verschlechterte sich der Zustand des Fohlens dramatisch und seine Atmung wurde flacher und vor allem schwächer. Nimoè wachte die ganze Zeit an der Seite ihres Fohlens und wieherte ihm immer wieder ermutigend zu. Aber Morgenlicht schien den Kampf schon verloren zu haben. Sie blinzelte durch die halb geschlossenen Augen Nimoè zu und ließ ihr letztes Wiehern hören; es klang rauh und krächzend und nicht mehr wie ihr liebliches erstes Wiehern. Obwohl Nimoè die Botschaft wohl verstand, gab sie sich damit nicht zufrieden und stupste das schwache Fohlen fortwährend an.
Gegen Morgen rollte das Auto des Tierarztes wieder auf den Hof. Der Tierarzt meinte es wäre keine Infektion festgestellt worden und nun als letzte Möglichkeit noch ein Riss in der Lunge und wenn das der Fall wäre, wäre das Fohlen verloren. Er untersuchte das Fohlen daraufhin ein zweites Mal und konnte weder einen Lungenriss ausschließen, noch einen bestätigenden Befund feststellen. „Ich werde dem Fohlen ein Schmerz- und Beruhi-gungsmittel spritzen. Mehr kann ich im Moment nicht tun. Wenn es dem Fohlen Morgen nicht besser geht komme ich noch einmal vorbei“, meinte er und stellte seine Tasche wieder ins Auto.
Am nächsten Morgen war Morgenlicht noch schwächer geworden und jetzt hustete sie auch schon Blut. Nimoè wich trotzdem keinen Augenblick von der Seite ihres Fohlens und wieherte ihm immer wieder ermunternd zu. Sie wollte ihr Fohlen nicht aufgeben. Doch als der Tierarzt an diesem Morgen kam, schüttelte er nach seiner eingehenden Untersuchung nur den Kopf und sagte: „Ihre Lungen haben begonnen sich mit Blut zu füllen. Spätestens Morgen würde sie ohnehin sterben, das ist nur eine Frage der Zeit. Jetzt kann ich nichts mehr für das Fohlen tun!“ Schweren Herzen stimmte Mr McConan zu, Morgenlicht von ihren Schmerzen zu erlösen. Er trat zu Nimoè in die Box und erklärte ihr: „Wir können deinem Fohlen nicht mehr helfen. Sag ihm lebe wohl!“ Dann legte er der Stute ihr Halfter um und wollte sie aus der Box führen. Sie sollte nicht mit ansehen, was jetzt mit ihrem Fohlen geschah.
Nimoè wurde unruhig und wieherte schrill. Sie wollte ihr Fohlen nicht aufgeben.
„Komm schon!“, redete ihr McConan zu und zerrte leicht an dem Halfter. Die nervöse Stute wiehert wieder schrill und scharrte mit den Vorderhufen im Stroh. „Los!“, ihr Besitzer gab ihr einen Klaps auf den Hals und führte sie vorwärts. Nimoè fügte sich endlich und ließ sich aus dem Stall führen.
Mr McConan brachte die Stute auf die Weide hinter dem Stall, so würde sie auch nicht sehen können, wie man ihr totes Fohlen aus dem Stall trug. Dann ging er langsam zum Stall zurück; das verzweifelte Wiehern der Mutterstute hinter sich.
Als er die Box betrat, steckte der Tierarzt gerade seine Spritze weg. Das kleine Stutfohlen lag mit geschlossenen Augen im Stroh. ‚Wie ein Engel‘, dachte Mr McConan.
„Sie müssen das Fohlen Morgen in die Tierkörperverwertungsanstalt bringen!“, wandte er sich an den Züchter, „Und die Mutterstute sollten sie erst mal nicht mehr in die Nähe dieser Box lassen. Wenn sie sich bis Übermorgen nicht einigermaßen beruhigt hat, komme ich noch einmal vorbei und gebe ihr ein Beruhigungsmittel!“ „Hmm...“, antwortete McConan und sah weiter das Fohlen an.