Lie
Mein neuestes Projekt, eine Fantasygeschichte. Und nein, es ist kein Fake von Eragon^^
D a r i n -
Eine L e g e n d e aus der früheren Z e i t
» Erinnerungen sind ein Land,
aus dem uns niemand vertreiben kann «
Unbekannter Verfasser
Es wird Zeit aufzubrechen, wenn ich Calaria noch vor der Nacht erreichen will, dachte Alec und ließ ihren Bogen sinken. Wieder einmal kehrte sie von einer erfolglosen Jagd am Siled zurück ins Dorf. Als sie den Zufahrtsweg betrat, wehten ihre blonden Haare im eisigen Herbstwind und erschwerten ihr die Sicht. Rasch griff sie nach einem Lederband und fasste die Locken zu einem Zopf zusammen. Schon bald legte sich die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch über das Tal und nur eine schmale Mondsichel spendete fahles Licht. Als Calaria nur noch eine Meile entfernt lag und man die mit Kerzen beleuchteten Hütten am Horizont schemenhaft erkannte, beschleunigte das Mädchen ihren Schritt. Plötzlich drang ein angstvoller Schrei in ihr Ohr und ließ sie erbleichen. Mit geweiteten Augen spurtete sie voran und zog einen mit Schwanenfedern besetzten Pfeil aus ihrem braunen Lederköcher. Rasch legte sie ihn an und spannte die Sehne.
Keine Minute später erreichte sie die Dorfgrenze und blickte sich um. Auf dem Marktplatz standen einige Soldaten in ihren roten Samtgewändern. Darüber funkelten silberglitzernde Kettenhemden. Einer von ihnen lachte grauenvoll und zog sein Schwert aus der reich verzierten Scheide. Einige Dorfbewohner sammelten sich um ihn, ihre wütenden, traurigen und teilnahmelosen Stimmen verwirrten Alec.
Was geht da vor?, fragte sie sich und schlich sich leise näher an das Geschehen heran. Alec kniff ihre braunen Augen zusammen um nicht von dem knisternden Feuer geblendet zu werden. Plötzlich legte sich eine schwere Hand auf ihre Schulter und mit einem Ruck fuhr sie herum. Instinktiv richtete sie die Pfeilspitze auf die Brust ihres Gegenübers. Erschrocken musterte sie den kräftigen Wirt.
„Finn. Was tust du hier?“, fragte sie, als ihr Herzschlag sich beruhigt hatte. „Nein, antworte nicht. Erkläre mir erst, was dort vor sich geht.“ Alec deutete mit der Hand auf die Soldaten. Ohne ihre Frage zu beachten griff der Wirt nach ihrem Unterarm und zog sie hinter eine Hauswand aus dem Blickfeld der Soldaten und anderen Dorfbewohnern.
„Sie treiben die Steuern ein, Alec. Wie jedes mal.“, meinte er gelassen und verdrehte sie Augen.
„Finn!“, flüsterte sie mit wütender und tonloser Stimme. In ihrem Gesicht spiegelte sich Angst, Zorn und Neugier wider. Ihre Augen funkelten als eine dunkle Wolke am Himmel den Blick auf den Mond freigaben.
„Nun gut, Ich erzähle es dir. Folge mir“, sagte der Wirt lächelnd und machte eine ergebene Handbewegung. Rasch folgte er dem schlammigen Weg zu seiner Hütte und stieß die schwere Holztür auf. „Setz dich.“ Er deutete auf eine Bank in der Ecke. Alec folgte seinem Befehl und nahm Platz.
„Also?“ Mit fragendem Blick fasste sie Finn ins Visier.
„Also“, begann er grinsend. „Wie schon gesagt wollten die Kerle Steuern eintreiben. Doch Keyl – wie du ihn sicher kennst – hat wieder einen heiden Aufstand darum gemacht. Da haben die keinen langen Prozess gemacht, einer hat sein Schwert genommen und es mit Blut beschmutzt – wenn du verstehst was ich meine?“
Alec nickte nur. Keyl war schon merkwürdig, aber mussten die Soldaten ihn gleich töten?
Mit einem mal fühlte das Mädchen sich erschöpft und ihre Gliedmaßen wurden schwer wie Blei. Als sie ihren Mund öffnete um Finn um ein Glas Wasser zu bitten, bekam sie keinen Ton heraus. Sie schlug die Augen nieder und betrachtete den Fußboden. Ihre Gedanken wirbelten auf und ihr Herz schlug wie wild, als wenn ein anderes Lebewesen sie einnehmen würde.
So schnell dieses Gefühl gekommen war, verschwand es auch wieder. Verständnislos schüttelte Alec den Kopf und ihre Locken flogen durch die Luft.
„Ich, ich geh dann mal wieder“, sagte sie leise und fügte schnell hinzu: „Danke das du mir die Sache mit Keyl erzählt hast.“
Der Wirt lächelte sie müde an und begleitete sie zur Tür.
„Sei vorsichtig, Kleine. Die Männer sind gefährlich.“ Mit den Worten schob er sie sanft aus der Tür und verschwand in der Dunkelheit.
Als sie zum Marktplatz blickte, war er menschenleer. Auf dem Boden sah sie Keyl, so vermutete sie, liegen. Langsam schlenderte sie zu ihm und kniete sich neben seinen Leichnam nieder.
„O, Keyl.“ Ihre Stimme versagte. Zärtlich strich sie dem jungen Mann eine seiner schwarzen Haarstränen aus dem Gesicht und eine Träne rann an ihrer Wange herunter. Mit einem dumpfen Klang schlug sie auf den ledernden Wams, den Keyl trug. Mit ihrem tränenverschleierten Blick musterte Alec ihn. An seiner Brust klaffte eine riesige, blutige Wunde. Dort hatten die Soldaten ihm den Schwerthieb verpasst.
„An seinem eigen Blut ertränkt“, murmelte sie und richtete sich auf. Sie straffte ihre Schultern und strich ihr zerrissenes Hemd glatt. Fluchend schlug sie den Weg zu ihrem Großonkel Baldur ein und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht. Als sie vor der dunklen Hütte stand und sich gegen die stämmige Tür lehnte, ertönte hinter ihr plötzlich Hufgetrappel. Alec wandte sich um und starrte in die schwarzen Augen eines groß gewachsenen Hengstes. Seine Flanken hoben und senkten sich, als er vor ihr stehen blieb. Ehrfürchtig strich sie ihm über das im Mondlicht glitzernde, schneeweiße Fell. Schnaubend stupste er sie an und scharrte mit den Hufen, als an der Dorfgrenze plötzlich ein Feuer entflammte.
D a r i n -
Eine L e g e n d e aus der früheren Z e i t
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aus dem uns niemand vertreiben kann «
Unbekannter Verfasser
Es wird Zeit aufzubrechen, wenn ich Calaria noch vor der Nacht erreichen will, dachte Alec und ließ ihren Bogen sinken. Wieder einmal kehrte sie von einer erfolglosen Jagd am Siled zurück ins Dorf. Als sie den Zufahrtsweg betrat, wehten ihre blonden Haare im eisigen Herbstwind und erschwerten ihr die Sicht. Rasch griff sie nach einem Lederband und fasste die Locken zu einem Zopf zusammen. Schon bald legte sich die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch über das Tal und nur eine schmale Mondsichel spendete fahles Licht. Als Calaria nur noch eine Meile entfernt lag und man die mit Kerzen beleuchteten Hütten am Horizont schemenhaft erkannte, beschleunigte das Mädchen ihren Schritt. Plötzlich drang ein angstvoller Schrei in ihr Ohr und ließ sie erbleichen. Mit geweiteten Augen spurtete sie voran und zog einen mit Schwanenfedern besetzten Pfeil aus ihrem braunen Lederköcher. Rasch legte sie ihn an und spannte die Sehne.
Keine Minute später erreichte sie die Dorfgrenze und blickte sich um. Auf dem Marktplatz standen einige Soldaten in ihren roten Samtgewändern. Darüber funkelten silberglitzernde Kettenhemden. Einer von ihnen lachte grauenvoll und zog sein Schwert aus der reich verzierten Scheide. Einige Dorfbewohner sammelten sich um ihn, ihre wütenden, traurigen und teilnahmelosen Stimmen verwirrten Alec.
Was geht da vor?, fragte sie sich und schlich sich leise näher an das Geschehen heran. Alec kniff ihre braunen Augen zusammen um nicht von dem knisternden Feuer geblendet zu werden. Plötzlich legte sich eine schwere Hand auf ihre Schulter und mit einem Ruck fuhr sie herum. Instinktiv richtete sie die Pfeilspitze auf die Brust ihres Gegenübers. Erschrocken musterte sie den kräftigen Wirt.
„Finn. Was tust du hier?“, fragte sie, als ihr Herzschlag sich beruhigt hatte. „Nein, antworte nicht. Erkläre mir erst, was dort vor sich geht.“ Alec deutete mit der Hand auf die Soldaten. Ohne ihre Frage zu beachten griff der Wirt nach ihrem Unterarm und zog sie hinter eine Hauswand aus dem Blickfeld der Soldaten und anderen Dorfbewohnern.
„Sie treiben die Steuern ein, Alec. Wie jedes mal.“, meinte er gelassen und verdrehte sie Augen.
„Finn!“, flüsterte sie mit wütender und tonloser Stimme. In ihrem Gesicht spiegelte sich Angst, Zorn und Neugier wider. Ihre Augen funkelten als eine dunkle Wolke am Himmel den Blick auf den Mond freigaben.
„Nun gut, Ich erzähle es dir. Folge mir“, sagte der Wirt lächelnd und machte eine ergebene Handbewegung. Rasch folgte er dem schlammigen Weg zu seiner Hütte und stieß die schwere Holztür auf. „Setz dich.“ Er deutete auf eine Bank in der Ecke. Alec folgte seinem Befehl und nahm Platz.
„Also?“ Mit fragendem Blick fasste sie Finn ins Visier.
„Also“, begann er grinsend. „Wie schon gesagt wollten die Kerle Steuern eintreiben. Doch Keyl – wie du ihn sicher kennst – hat wieder einen heiden Aufstand darum gemacht. Da haben die keinen langen Prozess gemacht, einer hat sein Schwert genommen und es mit Blut beschmutzt – wenn du verstehst was ich meine?“
Alec nickte nur. Keyl war schon merkwürdig, aber mussten die Soldaten ihn gleich töten?
Mit einem mal fühlte das Mädchen sich erschöpft und ihre Gliedmaßen wurden schwer wie Blei. Als sie ihren Mund öffnete um Finn um ein Glas Wasser zu bitten, bekam sie keinen Ton heraus. Sie schlug die Augen nieder und betrachtete den Fußboden. Ihre Gedanken wirbelten auf und ihr Herz schlug wie wild, als wenn ein anderes Lebewesen sie einnehmen würde.
So schnell dieses Gefühl gekommen war, verschwand es auch wieder. Verständnislos schüttelte Alec den Kopf und ihre Locken flogen durch die Luft.
„Ich, ich geh dann mal wieder“, sagte sie leise und fügte schnell hinzu: „Danke das du mir die Sache mit Keyl erzählt hast.“
Der Wirt lächelte sie müde an und begleitete sie zur Tür.
„Sei vorsichtig, Kleine. Die Männer sind gefährlich.“ Mit den Worten schob er sie sanft aus der Tür und verschwand in der Dunkelheit.
Als sie zum Marktplatz blickte, war er menschenleer. Auf dem Boden sah sie Keyl, so vermutete sie, liegen. Langsam schlenderte sie zu ihm und kniete sich neben seinen Leichnam nieder.
„O, Keyl.“ Ihre Stimme versagte. Zärtlich strich sie dem jungen Mann eine seiner schwarzen Haarstränen aus dem Gesicht und eine Träne rann an ihrer Wange herunter. Mit einem dumpfen Klang schlug sie auf den ledernden Wams, den Keyl trug. Mit ihrem tränenverschleierten Blick musterte Alec ihn. An seiner Brust klaffte eine riesige, blutige Wunde. Dort hatten die Soldaten ihm den Schwerthieb verpasst.
„An seinem eigen Blut ertränkt“, murmelte sie und richtete sich auf. Sie straffte ihre Schultern und strich ihr zerrissenes Hemd glatt. Fluchend schlug sie den Weg zu ihrem Großonkel Baldur ein und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht. Als sie vor der dunklen Hütte stand und sich gegen die stämmige Tür lehnte, ertönte hinter ihr plötzlich Hufgetrappel. Alec wandte sich um und starrte in die schwarzen Augen eines groß gewachsenen Hengstes. Seine Flanken hoben und senkten sich, als er vor ihr stehen blieb. Ehrfürchtig strich sie ihm über das im Mondlicht glitzernde, schneeweiße Fell. Schnaubend stupste er sie an und scharrte mit den Hufen, als an der Dorfgrenze plötzlich ein Feuer entflammte.