Medea
» Zwischen zwei Welten
. Kapitel Eins .
Das metallene Rasseln des Weckers riss Lea früh wie jeden Morgen aus dem Schlaf. Müde blinzelte sie einige Momente, ehe sie sich aufrichtete und missmutig den neuen Tag begrüßte. Es war viertel vor sechs, und sie war genauso schlecht gelaunt wie an jedem anderen Tag, an dem sie so früh aufstehen musste.
Sie spähte auf den Boden und erhaschte einen Blick auf die goldglänzenden Sonnenstrahlen, die durch die Ritzen der Rollos Muster auf ihren Boden warfen.
Grummelnd streckte sie die Arme in die Höhe, warf ihre Bettdecke zur Seite und tappte über den Parkett dann zum Spiegel.
„Uah.“
Lea gähnte, rieb sich die Augen und betrachtete dann ihr verwuscheltes Haar und ihr allgemein verschlafenes Äußeres. Die rotbraunen Ponysträhnen hingen schwunglos vor ihren Augen und der Rest der vermeintlichen Frisur sah ebenso zerzaust aus. Lustlos strich Lea sie zur Seite.
„Das sieht ja wieder mal ganz toll aus.“, grummelte sie vor sich hin, während sie das Licht anknipste und zu ihrer Kommode schlenderte, um sich Klamotten für heute rauszusuchen.
Gerade als sie den Stapel mit Klamotten samt ihrem neuen Duschgel und ihrem neuen Haarshampoo ins Bad balancieren wollte, hörte sie aus der Küche jemand ihren Namen rufen.
„Ich komm ja schon!“
Genervt schmiss Lea die Sachen lediglich in die Badewanne und lief dann eiligst in die Küche. Doch niemand war da – Lea sah, dass ihr Vater gerade die Zeitung reinholte.
Sie sah sich in der Küche um – sie war ziemlich einfach und eher altmodisch eingerichtet, sowie der Rest der Wohnung auch. Die wand war beige, und die Ablagen und Schränke aus einfachem weißen Plastik.
Lea seufzte. Ihr Vater war eigentlich nicht so der perfektionistische Typ, sondern eher der künstlerische, aber dennoch sorgte er für Ordnung in seinem Haus; besonders in der Küche, die er eigentlich nur zum Kaffeetrinken und zum Abendessen betrat.
„Guten Morgen, Papa.“, sagte Lea, als die Küchentür aufschwang und ihr Vater eintrat.
Er lächelte sie müde an, legte die Zeitung auf den Tisch in der Mitte der Küche und setzte sich dann gegenüber seiner Tochter an den Tisch.
„Guten Morgen, Lea.“
Bedächtig nahm er aus der Obstschale einen Apfel und drehte ihn zwischen seinen Fingern.
„Was ist, Papa? Du rufst mich doch nicht umsonst einfach aus meinem Zimmer.“
Lea nahm sich ebenfalls einen Apfel, jedoch biss sie kräftig hinein und zermahlte das saftige Stückchen dann in ihrem Mund.
„Nein, Lea. Da hast du vollkommen Recht. Es ist so“, bei diesen Worten stand er auf und begann, in der Küche auf und ab zu gehen. „dass ich einen Brief von deiner Mutter bekommen habe.“
„Was?“
Lea ließ den Apfel sinken und ihre Augen wurden größer. Ein Brief von ihrer Mutter?
„Besser gesagt von ihrem Anwalt, Lea.“
Er sah sie jetzt wieder an und blieb stehen. Sein Gesichtsausdruck war ernst, es konnte sich um nichts Gutes handeln.
„Und? Was ist damit? Sag schon Papa, was steht drin?“
Leas Vater atmete tief ein und schlug dann mit der Hand auf die Tischplatte.
„Sie fordert das Sorgerecht für dich ein, und verdammt, es sieht ziemlich gut für sie aus.“
Als ihr Vater das ausgesprochen hatte, sprang Lea entsetzt auf, ließ sich dann doch wieder auf den Stuhl sinken und schloss fassungslos die Augen. Augenblicklich spürte sie, wie ihr Tränen in die Augen schossen, aber sie versuchte, sie zu unterdrücken.
„Wa-warum?“
Sie richtete den Blick auf ihren Vater.
„Was weiß ich, sie denkt, sie habe das gleiche Recht auf dich wie ich. Und sie denkt verdammt noch mal, dass sie dir ein besseres Leben bieten kann als ich dir.“
„Das ist nicht wahr, Papa!“, rief Lea aufgebracht. „Das ist in Gottes Namen nicht wahr! Ich habe alles, was ich brauche. Und da gehört sie nicht dazu.“
Sie schob den angebissenen Apfel zur Seite, legte die Arme auf den Tisch und vergrub ihren Kopf darin. Das konnte doch alles nicht wahr sein? Das durfte nicht wahr sein!
„Liebling.“
Ihr Vater legte ihr die Hand auf den Rücken und begann, ihn ihr behutsam zu streicheln, sowie früher, als sie als kleines Mädchen in seinem Bett geschlafen und auf ihre Mutter gewartet hatte. Nacht für Nacht. Damals hatte Lea noch nicht verstehen können, warum ihre Mutter nicht wieder kam. Sie war nicht tot, soviel war Lea klar, aber warum kam sie nicht nach Hause?
Erst als Lea älter geworden war, hatte ihr Vater ihr die Wahrheit erzählt. Er hatte die ganze Geschichte offen auf den Tisch gelegt und Lea erklärt, warum ihre Mutter nie wieder gekommen war.
. Kapitel Eins .
Das metallene Rasseln des Weckers riss Lea früh wie jeden Morgen aus dem Schlaf. Müde blinzelte sie einige Momente, ehe sie sich aufrichtete und missmutig den neuen Tag begrüßte. Es war viertel vor sechs, und sie war genauso schlecht gelaunt wie an jedem anderen Tag, an dem sie so früh aufstehen musste.
Sie spähte auf den Boden und erhaschte einen Blick auf die goldglänzenden Sonnenstrahlen, die durch die Ritzen der Rollos Muster auf ihren Boden warfen.
Grummelnd streckte sie die Arme in die Höhe, warf ihre Bettdecke zur Seite und tappte über den Parkett dann zum Spiegel.
„Uah.“
Lea gähnte, rieb sich die Augen und betrachtete dann ihr verwuscheltes Haar und ihr allgemein verschlafenes Äußeres. Die rotbraunen Ponysträhnen hingen schwunglos vor ihren Augen und der Rest der vermeintlichen Frisur sah ebenso zerzaust aus. Lustlos strich Lea sie zur Seite.
„Das sieht ja wieder mal ganz toll aus.“, grummelte sie vor sich hin, während sie das Licht anknipste und zu ihrer Kommode schlenderte, um sich Klamotten für heute rauszusuchen.
Gerade als sie den Stapel mit Klamotten samt ihrem neuen Duschgel und ihrem neuen Haarshampoo ins Bad balancieren wollte, hörte sie aus der Küche jemand ihren Namen rufen.
„Ich komm ja schon!“
Genervt schmiss Lea die Sachen lediglich in die Badewanne und lief dann eiligst in die Küche. Doch niemand war da – Lea sah, dass ihr Vater gerade die Zeitung reinholte.
Sie sah sich in der Küche um – sie war ziemlich einfach und eher altmodisch eingerichtet, sowie der Rest der Wohnung auch. Die wand war beige, und die Ablagen und Schränke aus einfachem weißen Plastik.
Lea seufzte. Ihr Vater war eigentlich nicht so der perfektionistische Typ, sondern eher der künstlerische, aber dennoch sorgte er für Ordnung in seinem Haus; besonders in der Küche, die er eigentlich nur zum Kaffeetrinken und zum Abendessen betrat.
„Guten Morgen, Papa.“, sagte Lea, als die Küchentür aufschwang und ihr Vater eintrat.
Er lächelte sie müde an, legte die Zeitung auf den Tisch in der Mitte der Küche und setzte sich dann gegenüber seiner Tochter an den Tisch.
„Guten Morgen, Lea.“
Bedächtig nahm er aus der Obstschale einen Apfel und drehte ihn zwischen seinen Fingern.
„Was ist, Papa? Du rufst mich doch nicht umsonst einfach aus meinem Zimmer.“
Lea nahm sich ebenfalls einen Apfel, jedoch biss sie kräftig hinein und zermahlte das saftige Stückchen dann in ihrem Mund.
„Nein, Lea. Da hast du vollkommen Recht. Es ist so“, bei diesen Worten stand er auf und begann, in der Küche auf und ab zu gehen. „dass ich einen Brief von deiner Mutter bekommen habe.“
„Was?“
Lea ließ den Apfel sinken und ihre Augen wurden größer. Ein Brief von ihrer Mutter?
„Besser gesagt von ihrem Anwalt, Lea.“
Er sah sie jetzt wieder an und blieb stehen. Sein Gesichtsausdruck war ernst, es konnte sich um nichts Gutes handeln.
„Und? Was ist damit? Sag schon Papa, was steht drin?“
Leas Vater atmete tief ein und schlug dann mit der Hand auf die Tischplatte.
„Sie fordert das Sorgerecht für dich ein, und verdammt, es sieht ziemlich gut für sie aus.“
Als ihr Vater das ausgesprochen hatte, sprang Lea entsetzt auf, ließ sich dann doch wieder auf den Stuhl sinken und schloss fassungslos die Augen. Augenblicklich spürte sie, wie ihr Tränen in die Augen schossen, aber sie versuchte, sie zu unterdrücken.
„Wa-warum?“
Sie richtete den Blick auf ihren Vater.
„Was weiß ich, sie denkt, sie habe das gleiche Recht auf dich wie ich. Und sie denkt verdammt noch mal, dass sie dir ein besseres Leben bieten kann als ich dir.“
„Das ist nicht wahr, Papa!“, rief Lea aufgebracht. „Das ist in Gottes Namen nicht wahr! Ich habe alles, was ich brauche. Und da gehört sie nicht dazu.“
Sie schob den angebissenen Apfel zur Seite, legte die Arme auf den Tisch und vergrub ihren Kopf darin. Das konnte doch alles nicht wahr sein? Das durfte nicht wahr sein!
„Liebling.“
Ihr Vater legte ihr die Hand auf den Rücken und begann, ihn ihr behutsam zu streicheln, sowie früher, als sie als kleines Mädchen in seinem Bett geschlafen und auf ihre Mutter gewartet hatte. Nacht für Nacht. Damals hatte Lea noch nicht verstehen können, warum ihre Mutter nicht wieder kam. Sie war nicht tot, soviel war Lea klar, aber warum kam sie nicht nach Hause?
Erst als Lea älter geworden war, hatte ihr Vater ihr die Wahrheit erzählt. Er hatte die ganze Geschichte offen auf den Tisch gelegt und Lea erklärt, warum ihre Mutter nie wieder gekommen war.