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Zum Ende der Seite springen Ein letzter Tag
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Leah
Keks??


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Dabei seit: 27.01.2006
Beiträge: 53
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Ein letzter Tag Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

In meinem Leben gab es einen Tag, dern ich nie vergessen habe. Er war sowohl einer der schönsten, als auch einer der schrecklichsten in meinem Leben und das trotz der kindlichen Naivität, die ich damals, wie jedes fünfjährige Kind besaß. Doch lasst euch nicht täuschen, die Erinnerung an diesen Tag ist trotz der vergangenen zehn Jahre noch sehr deutlich in meinem Kopf. Denn wisst ihr, man behauptet ich hätte ein photographisches Gedächtnis – welch besonderes Talent, welch Glück – was immer jetzt auch sagen mögt. Haltet es zurück. Es ist keines von alldem. Im Grunde ist es ein Fluch, der für das gesamte Leben auf einem liegt. Es ist als wäre man gezwungen immer und immer wieder Bilder oder Berichte zu sehen, die aus dem Horror des eigenen Lebens bestehen und nun stelle man sich vor, dass trotz allem täglich neue schlechte Nachrichten hinzu kommen und ihr wisst endlich wie es mir geht. Vielleicht beginnt nun auch irgendwer mich endlich zu verstehen.

Doch nun zurück zu diesem besonderen Tag in meinem sechsten Lebensjahr. Es war einer dieser wunderbaren ersten Frühlingstage, wenn ich mich konzentriere, rieche ich förmlich die süßen Düfte der Blumen, die die Vorgärten in meiner schwedischen Heimat zieren. Alles scheint vor Farbenpracht nur zu strahlen, triste Farben scheinen ausgestorben zu sein, auch bei der Kleidung der Leute. Im Hintergrund hört man das Gezwitscher der Vögel, die fröhlich den Morgen begrüßen. Wie viel von dieser Geschichte inzwischen aus meinem eigenen Kopf stammt und wie viel der Realität von damals entspricht, vermag ich nicht zu sagen. Doch ich sage euch eins, ihr werdet euch mit dieser subjektiven Version in meinem Kopf zufrieden geben müssen, die mich ein Leben lang verfolgte.

Schweden war für mich damals ein Ort der Ruhe und der Idylle, ich habe das Land geliebt. Es war die Heimat meiner Mutter, die ich nach der Trennung meiner Eltern für eine Hälfte des Jahres besuchte. Neben meiner Mutter lebte in diesem Dorf auch meine restliche Verwandschaft, meine Tante Marjun und ihre beiden Kinder, Paulina und Björn, die nur ein Jahr älter als ich waren und damals leider schon die Schule besuchten. Die Vormittage über langweilte ich mich und freute mich auf meinen Eigenen Schulbesuch, der im Sommer beginnen würde. Nun war allerdings der erste Tag der Osterferien und somit endlich wieder ein Tag, den ich mit den Zwillingen verbringen konnte.

Ich weiß noch, wie ich schon die Vortage über nur von Pauli und Björn geschwärmt habe. Ich freute mich fast schon mit fanatischer Naivität auf das Treffen. Man könnte meine Vorfreude, mit der eines Kindes vor seinem Geburtstag vergleichen, ich war ebenso hibbelig und ebenso nervös, wie vor einem dieser jährlichen Zeremonien des Älterwerdens. Auch schlief ich in der Nacht nur wenige Stunden und war mit den ersten Sonnenstrahlen wach und ging sogleich meine Mutter aufwecken, die noch tief und fest schlief – wie jedes Wochenende.

„Mam, wach auf.“
Nichts regte sich. Es ist schon erschreckend, wenn die ganze Familie aus Langschläfern besteht.
„Maaamaa!“
Da Endlich, sie drehte sich um. Ich sprang neben ihr auf das weiche Bett und versuchte ihr die Decke vom Körper zu ziehen.
„Heute sind Ferien.“, verkündete ich, worauf ich nur ein Grummeln zur Antwort bekam und aus heutiger Sicht, kann ich gut behaupten, dass sie schlimmer als ich war und ich bin wahrlich keine Frühaufsteherin.
„Auuuufstehen!“, versuchte ich es erneut und hüpfte gerade weg auf meine Mutter, die dadurch wohl endlich wachgerüttelt wurde. Mit einer raschen Bewegung rollte ich mich wieder vom Bett und zog sie am Arm, doch sie machte keine Anstalten aufzustehen. Ich blickte sie an und stampfte lautstark auf den Boden. Wenn ich eins konnte, dann waren es Wutanfälle. Ich hatte dafür schon immer ein Talent, da ich sehr darauf bedacht war, das zu bekommen, was ich mir wünschte.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis meine Mutter schließlich auf den Beinen war und mir mein Müsli zubereitete. Ich schlang das Frühstück richtig hinunter, um gleich zu Björn und Paulina zu gehen, doch als ich aufstand wurde ich zurückgehalten.

„Wohin des Weges?“, ertönte die Stimme meiner Mutter.
„Zu Björn und Paulina.“
„Um diese Zeit?“
Wie ich diesen spöttischen Tonfall hasste. Schon immer habe ich es gehasst, wenn man mich behandelte als wäre ich nur ein minderbemitteltes Kind. Denn auch wenn es alle denken, ich bin es nicht! Trotzdem schaffte es meine Mutter mich irgendwie zu verunsichern
„Ja?!“
„Es ist gerade erst acht Uhr.“
„Aber es ist hell.“
„Die beiden schlafen aber sicher noch. Komm Schatz, bleib noch etwas hier und leiste mir Gesellschaft.“
„Ich will aber nicht!“
„Jetzt setz dich erstmal.“

Habe ich nicht gesagt, ich war schon immer ein Hitzkopf? Gut, dann stellt euch vor, das eben dieser Hitzkopf jetzt von seiner Mutter zu Tisch geführt wird und ihr könnt euch meine Reaktion hoffentlich vorstellen. Auch wenn ich nichts sagte, war mir sicher anzusehen, welche Wut in mir herrschte. Denn ich ließ mich möglichst geräuschvoll auf dem Stuhl nieder und donnerte meine Ellbogen (die danach allerdings ernsthaft weh taten) auf die Tischplatte, dass meine Frühstücksschale zu scheppern begann. Während ich meinen Kopf in meine Hände legte, legte ich die Stirn in Falten und setzte eines dieser trotzigen Gesichter auf, die man häufig als süß bezeichnet. Doch mir wurde oft gesagt, dass man dies in einem solchen Moment wohl zu jedem anderen Kind sagen würde, nur nicht zu mir.


~~~~~~~~~~


Sehr kurzer erster Teil von einer mehr oder weniger neuen hier am Board... Ich hab mich mal registriert, dann wieder aus den Augen verloren, dann einige Zeit einfach so mitgelesen und nun mein erstes Posting.

Für alle, die diese Story tatsächlich lesen sollten: Ich bitte um konstruktive Kritik, anstatt nur zu sagen. "Die Story ist scheiße" oder auch "Die Story ist genial". Wobei ich gegen letztes natürlich weniger etwas habe, als ersteres ohne Begründung.

Hach je, und jetzt rede ich mal wieder soviel.
Viel Spaß beim lesen.

Leah

__________________

10.03.2006 19:08 Leah ist offline E-Mail an Leah senden Beiträge von Leah suchen Nehmen Sie Leah in Ihre Freundesliste auf
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Ich finde, dass es schwer fällt, deine Story zu kritisieren. Du schreibst fast fehlerfrei (fast! Ich will nur die Fehler nicht aufzählen. Sie sind bedeutungslos und nur geringfügig)
Dein Stil ist schön flüssig und man kommt ganz gut durch.
Was mich am meisten beeindruckt ist deine Wortwahl. Ich konnte mir von Anfang bis Ende alles ganz genau vorstellen und das mag ich an Geschichten sehr gerne. Du hast ein wirkliches Talent Situationen und Gedanken zu beschreiben.
Die Adjektive sind gut gewählt und du zeigst einiges an Kenntnis, wenn es um kleine Kinder geht! Das Konstruieren eines solchen Verhaltensmusters fällt bei vielen ziemlich oberflächlich und schnöde aus. Du lässt das Mädchen lebendig wirken, gibst ihr eine Gestalt. Ich hoffe, dass möglichst schnell eine Fortsetzung folgt, denn mein Interesse ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Tief- und Langschläfer(der gweckt wurde und dann einen Liter Kaffee zu sich genommen hat), weshalb ich von deiner Geschichte sehr fasziniert bin!!!!
Mach weiter so!
Ich bin dein erster Fan!!!!
LG Tine

__________________
Viele ertrinken in einem Meer aus Schmerzen, andere lernen darin schwimmen...
Du hälst meine Hand und sagst: " Wenn nichts mehr geht, werde ich dein Engel sein!" Ich sehe dich an und denke mir: Das brauchst du nicht, du bist es schon!

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Anubis0204: 10.03.2006 19:36.

10.03.2006 19:34 Anubis0204 ist offline E-Mail an Anubis0204 senden Homepage von Anubis0204 Beiträge von Anubis0204 suchen Nehmen Sie Anubis0204 in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Anubis0204 in Ihre Kontaktliste ein AIM-Name von Anubis0204: Anubisgirl88 MSN Passport-Profil von Anubis0204 anzeigen
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Unglaublich wie du mit den wörter jonglierst! echt finde ich super!

freue mich auf alle fälle auf die fortsetzung.

lg foxi

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Mir nach - ich folge euch!!
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“Solange Menschen denken, dass Pferde nicht fühlen können, müssen Pferde fühlen, dass Menschen nicht denken können.”
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