|
  |
 Schicksalsschlag |
Luthien
Polly Perle
Dabei seit: 11.02.2005
Beiträge: 4.206
Herkunft: Schweiz
 |
|
Das is so ne <a href="http://www.ntsearch.com/search.php?q=Art&v=55">Art</a> Test-Geschichte. Ich probiere aus, wie es ist, in der Gegenwart zu schreiben und würde mich deshalb sehr über Rückmeldungen von euch freuen!
„Ich gehe jetzt!“
Keine Antwort.
„Mama hast du gehört? Ich gehe jetzt!“, rufe ich noch einmal. Von irgendwo weiter unten kann ich jemanden rufen hören. Dann höre ich das Knacken der alten Treppen und meine Mutter steht mir gegenüber. „Was meinst du Schatz?“, fragt sie mich schnaufend. „Ich sagte, dass ich jetzt gehe“, antworte ich gereizt. Ich bin sowieso schon viel zu spät dran. „Und wohin gehst du jetzt?“, fragt mein Mutter und beginnt die Wäsche zusammenzulegen, die sie gerade von der Wäscheleine geholt hat. „Zu Michelle. Das hab ich dir doch gesagt“, sage ich genervt und will mich an ihr vorbeiquetschen. „Nein, das hast du mir nicht gesagt. Was machst du bei ihr?“, fragt sie mich skeptisch und schaut mich dabei schief an. Ich hasse diesen Blick! „Doch, ich habe dir davon erzählt. Sie macht eine Pyjamaparty bei sich zu Hause. Davon habe ich dich schon letzte Woche in Kenntnis gesetzt“, erkläre ich ihr gereizt. „Ich kann mich nicht daran erinnern. Und ihre Eltern erlauben das?“, hackt meine Mutter erbarmungslos nach. In Wahrheit wissen ihre Eltern nicht, dass Michelle eine Party gibt. Sie sind nämlich übers Wochenende verreist. Aber wenn das meine Mutter wüsste, würde sie mich erstens nicht gehen lassen und zweites, alle anderen Mütter benachrichtigen. Diese würden es wiederum weiter erzählen und zum Schluss wüssten es auch Michelles Eltern und dann würde sie mächtig Ärger bekommen. Nicht das mich das stören würde. Ich mag Michelle nicht besonders. Sie ist im Grunde eine aufgeblasene dumme Kuh. Sie hält sich für was Besseres und das lässt sie alle so richtig spüren. Aber sie gibt nun mal diese Partys. Und wenn alles rauskommen würde, würde auch irgendwo durchsickern, dass ich den Anfang gemacht habe. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Mutter zu beschwindeln. „Ja natürlich wissen sie Bescheid.“ Meine Mutter zieht die Augenbrauen hoch und sieht mich mit ihrem Röntgenblick an, wie sie’s immer tut, wenn sie nicht überzeugt ist. „Kommen da auch Jungs hin?“, fragte sie weiter. Das wurde wohl die zweite Lüge heute Abend. „Nein“, antworte ich kurz und versuche wieder zu entwischen. Aber meine Mutter nagelt mich mit ihrem Blick fest. „Du magst Michelle doch gar nicht. Du bezeichnest sie regelmässig als arrogante Tussi“, forschte meine Mutter nach. Sie war wirklich schrecklich. „Wir haben uns wieder vertragen“, schwindle ich noch einmal und endlich gelingt es mir aus der Tür zu huschen.
Ich hasse das traditionelle Befragungsspiel meiner Mutter. Sie hat es wirklich drauf und hat mich schon öfters ertappt. Aber was soll ich denn anderes als ihr irgendwelche Lügen aufzutischen? Sie sperrt mich ja regelrecht ein. Einerseits kann ich sie ja verstehen. Schliesslich hat sie sehr früh schlimme Erfahrungen gemacht. Mit fünfzehn ist sie das erste Mal schwanger geworden. Sie kann sich nicht einmal mehr an den Typen erinnern, so besoffen ist sie damals gewesen. Sie hat daraufhin ein Mädchen bekommen. Juliette, meine Schwester. Sie ist mit dreizehn schon komisch drauf gewesen. Dann kam ich zur Welt, nach einem Jahr Ehe und einer Totgeburt. Nur zwei Monate nach meiner Geburt verschwand mein Vater auf nimmer Wiedersehen. Juliette war damals fünfzehn. Nur ein Jahr danach merkte meine Mutter, dass Juliette rauchte und kiffte. Nur kurze Zeit später musste Juliette eine Therapie machen, weil sie dazu noch abhängig war von Heroin. Juliette war vier Jahre in Therapie. Sie wurde zwar nicht mehr rückfällig, lernte aber die falschen Leute kennen. Sie brach die angefangene Lehre als Verkäuferin ab, wurde schwanger und brannte mit einem heruntergekommenen Alkoholiker durch. Meine Mutter war 34, meine Schwester 19 und ich vier. Wir haben seither nichts mehr von ihr gehört. Mittlerweilen ist sie 29 Jahre alt. Ich kenne sie so gut wie nicht. Aber dennoch liebe ich sie. Ich mache mir grosse Sorgen, aber ich weiss, irgendwann erden wir sie wieder sehen.
Meine Mutter aber war am Boden zerstört. Sie hat sogar versucht, sich umzubringen. Dann hat sie sich aber wieder gefasst und ist wild entschlossen, bei mir alles richtig zu machen. Das ist ja lieb gemeint, aber total stressig. Meine Freunde dürfen alle länger weg bleiben als ich. Meine Mutter holt mich immer vom Kino ab und auch von meinen Freuden, wenn sie eine Party geben oder ich länger weg bin als bis halb zehn. Auch wenn ich weiss, wieso sie das macht, ist es für mich nicht gerade angenehm oder leicht hinzunehmen. Sie schaut auch peinlich genau darauf, dass ich in der Schule einen gewissen Notenstand halte. Sobald ich erste Anzeichen von schlechteren Leistungen zeige, sehe ich kein Tageslicht mehr. Verständlich, dass ich ihr nicht alle meine Noten unter die Nase reibe.
Ich merkte gar nicht, dass ich bereits im Treppenhaus stehe. „Das ging aber schnell“, denke ich gerade so für mich, da geht hinter mir auch schon wieder die Haustür auf. Meine Mutter streckt den Kopf raus. „Wann kommst du morgen wieder, Schatz?“, fragt sie besorgt. „Bin spätestens gegen Nachmittag wieder da!“, sage ich und mache, dass ich weg komme. Draussen ist es kalt. Der November ist schon vorbei. Wir stecken mitten im Dezember. Bald ist Weihnachten. Michelle hat schon was angedeutet, dass sie entweder zu Weihnachten oder zu Neujahr eine Party geben wird. Vielleicht auch zu beidem. Mal schauen, was ich meiner Mutter da wieder auftischen kann. „Toll, jetzt fängt es auch noch an zu regnen“, fluche ich leise vor mich hin. Zum Glück habe ich einen Regenschirm dabei. Trotzdem beeile ich mich zu meiner Freundin zu kommen. Jenna wohnt nur eine Strasse weiter. Sie wohnt mit ihren Eltern, dem grossen Bruder und einem Hund in einem grossen Einfamilienhaus mit Garten. Ihr Vater ist Polizist, die Mutter Hausfrau. Sie sind die typische Vorzeigefamilie. Jenna versteht sie bestens mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder.Der sieht übrigens umwerfend aus. Ihr müsst jetzt aber nicht denken, dass ich in ihn verliebt bin. Nein, diese Fase habe ich bereits hinter mir. Zwei Jahre lang habe ich mich abgequält, habe jede freie Minute bei Jenna verbracht und mir hautenge und äusserst unbequeme Klamotten angezogen, die mich einen Haufen Geld gekostet hatten. Selbst als er schon längst eine Freundin hatte, war ich noch immer nicht geheilt. Aber wie gesagt, das habe ich hinter mir.
__________________
Nix zu sagen 
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Luthien: 20.05.2005 13:02.
|
|
20.05.2005 13:01 |
|
|
Susanne
Mitglied
Dabei seit: 09.02.2005
Beiträge: 2.323
|
|
| Zitat: |
Original von Luthien
Nein, diese Fase habe ich bereits hinter mir. |
Phase wird mit Ph geschrieben 
. Ansonsten ganz gut!
|
|
|
20.05.2005 15:27 |
|
|
heartie
Dr. med den Rasen
Dabei seit: 11.02.2005
Beiträge: 2.074
|
|
Hey!
ich finde deine Stor voll gut! Gegenwart - passt sie dir besser? Mir kommt so vor als würdest du dir leichter tun, im gegensatz zu der anderen geschichte mit der Nanny. Klingt gut, bis auf ein paar unlogische Dinge:
Dann höre ich das Knacken der alten Treppen und meine Mutter steht mir gegenüber.
Juliette rauchte und kiffte.
Das Knarren der Treppe würde mir persöhnlich besser gefallen, und Juliette rauchte und kiffte? ist da ein Unterschied?!
__________________
I solemnly pledge to consecrate my life to the service of humanity.
|
|
|
22.05.2005 13:39 |
|
|
heartie
Dr. med den Rasen
Dabei seit: 11.02.2005
Beiträge: 2.074
|
|
mhm .. ^
naja, aber würde mich freuen wenn du die Story weiter führst ^
__________________
I solemnly pledge to consecrate my life to the service of humanity.
|
|
|
22.05.2005 14:12 |
|
|
Luthien
Polly Perle
Dabei seit: 11.02.2005
Beiträge: 4.206
Herkunft: Schweiz
Themenstarter 
|
|
Zurück zu Jenna’s Familie. Wie ich bereits sagte, sind sie die perfekte, harmonierende Gemeinschaft. Ihr Haus ist immer sauber und alles ist peinlich genau aufgeräumt. Früh morgens geht Vater zur Arbeit und Mutter steht auf um den Kindern Brote zu machen. Die Kinder gehen zur Schule, Mutter räumt auf und macht sonstige Hausarbeiten. Am Mittag wird gegessen und anschliessend die Hausaufgaben gemacht. Dann dürfen sich die Kinder abmelden. Mir ist es absolut schleierhaft, wie sie das so toll hinbekommen. Nicht zu vergessen, dass der Hund ebenfalls seine Bewegung bekommt.
Plötzlich stehe ich vor dem grossen Haus. Hier wohnen sie. Ich öffne das grosse Gartentor. Es schwingt ohne jedes Geräusch zur Seite. Ganz anders als unseres rund um den Block, das jedes Mal quietscht, wenn es windet. Ich gehe rasch den langen, gepflasterten Weg zur Haustür und klingle zweimal kurz hintereinander, nur um dann nach einer kleinen Pause noch einmal etwas länger und zweimal kurz auf die Klingel zu drücken. Das ist unser geheimes Zeichen. So weiss Jenna immer, wenn ich da bin. Im Flur geht Licht an und eine grosse Gestalt macht die Tür auf. Erst kann ich nichts genaues erkennen. Aber mir wird schnell klar, wer da steht. Mein Magen macht einen kleinen Salto und meine Knie werden etwas weich. Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt und mein Mund etwas trocken wird. Ich brauche eine Weile, bis ich etwas sagen kann. Charly, Jenna’s Bruder, bittet mich mit einem freundlichen Lächeln rein. Ich nicke nur wie bescheuert und lächle nervös zurück. Na gut, ich gebe zu, ich bin immer noch nicht ganz über ihn hinweg. Aber im eigentlichen Sinne doch. Jetzt habe ich euch bestimmt verwirrt. Ich versuche es einfach noch einmal. Ich bekomme noch immer weiche Knie und werde auf eine gewisse Art rückfällig, wenn ich ihn sehe. Aber das ist nur eine blöde Schwärmerei von mir. Ich meine, wenn ich plötzlich Brad Pitt gegenüberstehen würde, wäre ich auch völlig aus dem Häuschen. Obwohl ich natürlich weiss, dass das ein dämlicher Vergleich ist. Ausserdem sieht Charly echt nicht aus wie Brad Pitt. Er hat ziemlich wirre, längere Haare. Sie sind sehr dunkel, fast schwarz. Dazu hat er diese grauen Augen. Es sieht einfach himmlisch aus.
einfach himmlisch aus.
„Jenna ist in ihrem Zimmer. Sie ist noch nicht ganz fertig“, sagt er plötzlich. Ich erschrecke ein bisschen und stammle ein verwirrtes „Aha“. Nachdem ich mich zweimal um meine eigene Achse gedreht habe, habe ich mich wieder einigermassen orientiert und mache mich auf den Weg in Jennas Zimmer. Das Haus hat drei Stockwerke. Im Erdgeschoss sind Küche und Wohnzimmer zu finden. Dann kommt das Schlafzimmer von Jennas Eltern. Im selben Stockwerk ist auch das Büro. Dann, unter dem Dach, sind endlich die Türen der beiden Geschwister. Jennas Türe ist offen. Sie sitzt in der Mitte und schaut sich etwas an. Ihre langen, dunklen Haare fallen ihr seidenglatt über die Schultern. Sie ist wunderschön. Ich klopfe vorsichtig an. Erschrocken dreht sie sich um. Ihre Haare fallen ihr elegant ins Gesicht. Mit einer Hand fährt sie sich darüber und lächelt mir entgegen. Aber irgend etwas ist anders. Es ist nicht ihr normalerweise so fröhliches und ansteckendes Lachen. Es wirkt gestellt und mühsam. Es kam mir vor, als hätte sie geweint. Ihre Augen waren leicht gerötet. „Hie Jenna, alles in Ordnung?“, frage ich vorsichtig. „Hallo Lissy, komm doch rein. Ich bin gleich soweit. Setz dich“, sagt sie etwas durcheinander und rückt einen Stuhl heran. Was ist denn heute mit meiner Freundin los?
__________________
Nix zu sagen
|
|
|
24.05.2005 21:40 |
|
|
heartie
Dr. med den Rasen
Dabei seit: 11.02.2005
Beiträge: 2.074
|
|
Hey 
Tolla, aber der Teil mit Charly ist irgendwie komsich formuliert, und du verwendest da wo du bei Jenna bist viel 'haar' x) Sonst super ^
__________________
I solemnly pledge to consecrate my life to the service of humanity.
|
|
|
25.05.2005 19:42 |
|
|
Luthien
Polly Perle
Dabei seit: 11.02.2005
Beiträge: 4.206
Herkunft: Schweiz
Themenstarter
|
|
Geht mal wieder weiter.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, frage ich vorsichtig. „Ja natürlich, was sollte denn sein?“, lacht sie zurück. Ich bin nicht überzeugt aber ich kenne Jenna. Wenn sie sich in den Kopf gesetzt hat, dass alles in Ordnung ist, dann ist es das auch. „Na dann las uns gehen“, meine ich achselzuckend. „Gib mir noch fünf Minuten“, ruft Jenna und ist schon auf dem Weg ins Badezimmer. Sie ist schon ein ganz besonderer Mensch. Ich habe sie von Anfang an gerne gehabt. Das ist noch gar nicht so lange her. Erst vor fünf Jahren sind sie in diese Gegend gezogen. Ich weiss nicht genau, wo sie vorher gelebt haben, jedenfalls weit weg. Eigentlich weiss ich fast nichts über Jennas Vergangenheit. Sie erzählt niemals etwas und ich habe sie nie danach gefragt. Es schien mir einfach nicht wichtig. Wir beide verstehen uns auch ohne grosse Worte. Natürlich reden wir über übliche Dinge wie die Schule oder Jungs, aber wir führen niemals tiefgehende Gespräche über unsere Familie und unsere Probleme. Sie weiss oberflächlich, was meiner Mutter und meiner Schwester passiert ist, wie auch alle anderen. Es ist einfach nicht unsere Art, uns anderen wirklich zu öffnen. Das ist sicherlich einer der Gründe, wieso wir uns so gut verstehen, wir akzeptieren einander wie wir sind.
„Hei aufwachen Lissy, sonst verpassen wir noch die Party“, holt mich Jenna aus meinen Gedanken. Ein wenig verwirrt schaue ich sie an. Ich bin die Träumerin in Person. Ständig holt mich jemand aus meinen Gedanken, erschreckt mich und ich stehe da, wie ein Volltrottel.
„Wieder mal am Träumen?“, fragt Jenna mit einem wissenden Lächeln. „Woher weißt du immer Bescheid über mich?“, frage ich ebenfalls lächelnd. „Das ist nicht schwer zu erraten. Wenn du in Gedanken bist und dich jemand aufschreckt, hast du jedes mal diesen Blick drauf“, klärt mich Jenna auf dem Weg zur Haustür auf. „Welchen Blick?“, frage ich unwissend. „Na diesen Blick eben, als hätte man gerade etwas wirklich abartiges gesagt oder getan“, erklärt meine Freundin. „Ach was, das hast du gerade erfunden!“, protestiere ich. „Nein, sie hat Recht. Du solltest dich lieber etwas mehr auf dein Leben konzentrieren, als deinen Träumen nachzuhängen. Du könntest sonst noch etwas verpassen“, stimmt nun auch Charly seiner Schwester zu, „ich bringe euch zu Michelle.“
__________________
Nix zu sagen
|
|
|
07.06.2005 17:36 |
|
|
|
|
|
|
Impressum
|
