Hier der versprochene Beitrag. Wie gesagt, sie sind nicht immer so lang, meistens kürzer.

"Das mit dem von der Brücke springen hebe ich mir immer für das Schuljahrsende und die Abschlussprünfungen auf... Leider hats aber noch nie geklappt."
„… Und klappt hoffentlich auch nie“, sagte Agatha grinsend und nippte an ihrem Weinglas.

Irgendwie fühlte sie sich seit gestern besser als die ganzen Monate davor, wo sie immer nur die böse war und so selten ihre gute Seite gezeigt hatte. Ja, warum hatte sie sich gerade seit gestern geändert? Sie hätte noch Jahre mit ihrer alten Einstellung, ihrer alten, kompletten Undurchsichtbarkeit leben können. Es würde ihr niemals Unglück bringen. Keiner würde ihre wahren Gefühle sehen, keiner würde ihr jemals wirklich nah sein. Bisher hatte sie doch gut damit gelebt. Und doch fiel ihr langsam auf, dass sie mit ihren 29 Jahren immer noch nicht den Sinn des Lebens gefunden hatte.
Sie wusste nicht, was Liebe war. Sie hatte nie geliebt, immer jede Chance, die nach Liebe aussah verdrängt. Wie eine Maschine. Natürlich, die attraktive Lehrerin hatte Freunde, doch waren es überhaupt wirkliche Freunde? Konnte man aus diesen Drathanys, die ebenfalls so weit von der Wahrheit entfernt leben überhaupt zu Freunden zählen? Konnte man sie Freunde nennen, wenn sie abfällig reagierten, sobald Agatha auch nur mit einem aus den anderen Häusern redete? Agatha wusste es nicht. Doch eins wusste sie: Wenn die Drathanys etwas dagegen hatten, dass die junge Lehrerin mit Benedict, Erna oder irgendjemand anderem redete und sich auch traf, dann hatten sie eben Pech gehabt. Waren sie wirklich Freunde, so würden sie auf anderes achten.

„Ich weiß, das ist jetzt eine komplett bescheuerte Frage. Aber… wenn wirklich Ball wäre, würdest du dann in deinem Zimmer bleiben oder mitgehen? Würdest du es ablehnen, wenn ich dich fragen würde, ob du mit mir dort hin gegen würdest?“, fragte Agatha vorsichtig und wollte sich danach am liebsten selbst ohrfeigen. Sie nippte an ihren Weinglas, blickte zu Benedict, der sie so vollkommen durcheinander brachte.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit jemandem, der mich eben noch als FROSCH bezeichnet hat, auf den Ball gehen möchte!“ erklärte Ben grinsend. Agatha schaute ihn nur vollkommen unschuldig an, musste dann allerdings doch grinsen.
Aber ich denke, der eine Abend in Gesellschaft dieser Person wird mich nicht gleich zum Prinzen machen… Abgesehen davon brauchst du ja schließlich jemanden, der dich vor den ganzen Idioten da draußen beschützt!
Also, FALLS der Ball stattfinden sollte, was ich bei der Organisation dieser Schule, die nicht mal ein Klassenfest veranstalten kann, ohne Fehler zu machen, stark bezweifle, würde ich mit dir da hingehen!“
Agatha war über die Antwort überrascht, erfreut lächelte sie. Die junge Lehrerin hatte erwartet, dass er sofort abgesagt und sie für vollkommen bescheuert gehalten hätte, doch so war es Agatha natürlich um einiges lieber.
Gerade wollte sie etwas antworten, als die Tür aufging und Ivan eintrat. In ihren Gedanken verfluchte sie den Lehrer, warum musste er auch gerade jetzt kommen?
"Einen schönen Guten Morgen“, brummte er und hatte wohl seine typische, alte schlechte Laune wieder gefunden. Agatha musste grinsen. Ja, das war der Ivan Drasey, den sie kannte. Stumm beobachtete sie seine Handlung.
"Schöner Tag heute...", gab er leise von sich. „Mh, ist der alte Ivan wieder zurückgekehrt?“, meinte Agatha grinsend und sah zu, wie sich Ivan seinem Buch zuwand.
Lächelnd blickte sie zu Benedict. „Das freut mich“, sagte die junge Lehrerin bescheiden und biss ein letztes mal in den Apfel.