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Startpost-Retter
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Dabei seit: 24.01.2011
Beiträge: 12.246
Herkunft: Gegen Bilderklau, intern
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Der Bahnhof | Kurzgeschichte |
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Unter Tränen geschrieben, unter Herzschmerz erlebt. Wer eine Fernbeziehung führt, wird das immer und immer wieder spüren müssen...
Nun stehen wir also wieder da. Alles ist ruhig, fast in unheimlicher Stille schwelgend, als deine Hand meine Wange zart berührt. Der böse Dämon in meiner Brust erwacht zum Leben, er will sich befreien, mein Herz vereisen, doch dränge ich ihn zurück. Ich will dich spüren, einfach halten und dir Wärme schenken, die du mir vorher gabst. Dich lieben, ohne Zukunft, ohne Vergangenheit – im Hier und Jetzt, bevor man dich mir wegnimmt. Ich spüre den quälenden Schmerz, der mein Herz ergreift und mit kalten Klauen gefangen hält, dieser böse Dämon. Alles in mir will zu dir, will dich halten, will dich in Ketten legen. Die Stille legt sich wie eine eiskalte Decke über uns und als ich mich in den herrlich unergründlichen Augen verliere, bleibt die Welt plötzlich stehen. Da ist es wieder, dieses leere Gefühl. Als hätte man mir etwas entrissen. Tränen, Zeugen des Abschiedes, heiße Schlieren auf meinen Wangen. Die Gegenwart wird undurchsichtig, nur du bist die Lichtgestalt, die sie erhellt. Wo willst du nur hin? Hab dich doch erst kürzlich wieder für mich gewonnen. Weiß nicht, was du denkst, was du vor hast, was du fühlst. In mir ist nur dieser schwarze Teufel, dieser verfluchte Bösewicht, der hämisch lachend mein Herz mir nun stehlen will. Es schmerzt so, es schmerzt so! Bleib doch hier!
Deine warmen Lippen, sie schmecken das Salz. Ich will dich nicht los lassen, ich brauch dich doch. Ich spüre, dass du weinst, meine eigenen Tränen aber nehme ich nicht wahr. Warum weinst du? Willst du hier bleiben? Kein Wort verlässt meine Kehle, kein Laut. Nur diese unwirkliche Wirklichkeit versetzt mich in Trance. Dieses Schweigen, das die Gegenwart zu einer Zeitschleife werden lässt. Es tut doch so weh, warum willst du gehen? Ich schaffe es nicht diesem Zustand zu entfliehen, der Dämon hält mich gefangen. Er lässt mich nicht gehen. Ich lasse mich küssen von dir, will es genießen, doch gelingt es mir nicht. Dieses Gefühl in mir brennt. Es schmerzt mich, es raubt mir die Luft zum Atmen. Jemand nimmt mir mein Herz, die Tränen sind Zeugen dafür. Siehst du sie denn nicht? Du blickst mir nur in die Augen, deine wunderschönen Augen. Deine zarten Hände, dein sanftes Gesicht, deine warmen Lippen. Drückst mich fest an dich, willst nicht gehen. Wo befindest du dich? Du bist nicht hier, deine Augen sind so leer. Meine Augen sind so leer, mein Herz ist so leer. Kann nicht mehr atmen, spürst du es nicht? Du flüsterst mir etwas in mein Ohr, ich kann es nicht verstehen. Ich bin zu weit weg, hol mich doch endlich zurück zu dir! Ich will antworten – rette mich! Halt mich! – schreien will ich es, doch nichts geschieht. Nur deine Tränen spüre ich, die sich mit den meinen vermischen. Die Minuten werden quälend, unendlich lang und unwirklich. Der Schmerz verliert sich in Ohnmacht, da kommt der Zug. Es ist deiner. Will dich nicht gehen lassen, bitte bleib doch. Ich flehe, ich weine, mein Herz blutet. Bleib doch! Du willst mich nicht loslassen, ich spüre es. Doch du kannst dich retten in die Gegenwart, du entkommst dem Dämon, der mich verhöhnt und an meinem Herzen reisst.
„Leb wohl.“ Nur dieses eine, nur dieses kleine. Es tut so weh, die Tränen fließen, es tut mir so weh. Du wirst mir weggenommen, wann sehe ich dich wieder? Du antwortest nicht, du küsst mich nur. Küsst mich lange und fest, du willst nicht weg. Dann lässt du mich los. Der Dämon hat gewonnen. Er zerreißt mein Herz, er schnürt mir die Kehle, schlägt mir ins Gesicht, spuckt mich an. „Ich liebe dich.“ Ich kann nicht antworten, es tut mir so Leid! Du streichelst über mein Haar und verschwindest langsam. Ich will dir nachlaufen, doch der schwarze Teufel hat mich gefesselt. Ich stehe nur da und sehe dir nach. Ich bin gefangen in der Zeitschleife. Du wirfst mir noch einen letzten Blick zu, du verschwindest im Zug. Bleib doch, bitte bleib! Schreien will ich, mich auf den Boden werfen, weinen. Doch ich kann nicht. Nur der Schmerz bleibt, die Leere. Ich fühle mich schwach. Als der Zug aus dem Bahnhof rollt, sehe ich mein Herz mit ihm fliegen. Nun bist du weg. Langsam kehre ich zurück, der Dämon schläft ein. Er hat wohl genug. Ich atme flach, mein Herz pocht, es schmerzt noch immer. Meine Knie sind schwach, ich zittere.
„Leb wohl.“
__________________ Dieser Beitrag gehörte zu einer Löschaktion von Beiträgen eines Users, er wurde diesem User überschrieben, damit der Thread nicht an Sinn verliert.
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19.01.2007 15:43 |
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sepplmail
Mitglied
 
Dabei seit: 17.04.2006
Beiträge: 5.229
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ersetze Zug durch Auto
Ja, ich kenne das Gefühl und es tut weh
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19.01.2007 15:50 |
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Kruemelkeks

Teufel im Engelskostüm O=)
 
Dabei seit: 27.02.2005
Beiträge: 566
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eigentlich ist es schon allein wegen der situation nahezu unmöglich kritiken abzugeben, aber ich versuche es dennoch...
du hast die gefühle wunderschön rübergebracht, obwohl du sie nur selten mit adjektiven genannt hast. das ist etwas, was die wenigsten können- einen text schreiben, ohne das genau gesagt wird was ist, und trotzdem weiß jeder genau wie sie sich fühlt! wunderbar gemacht.
auch die idee mit dem dämon- sehr passend
und irgendwie... der gesamte text ist einfach genial geschrieben! von dem, was ich bis jetzt von dir gelesen hab, gefällt mir dieser text noch am besten!
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19.01.2007 16:41 |
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~Shadow~

we love you, Dean <3
 

Dabei seit: 22.05.2005
Beiträge: 695
Herkunft: Saarland
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19.01.2007 16:45 |
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Anna1985

Mitglied
 

Dabei seit: 28.05.2006
Beiträge: 831
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Hi echt toll geschrieben. Mir gefällt dein Stil. Du bringt die Gefühle sehr anschaulich rüber. Vor allen da ich alles aus eigener Erfahrung kenne. Wirklich sehr schön. Großes Lob.
lg
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19.01.2007 16:51 |
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Kruemelkeks

Teufel im Engelskostüm O=)
 
Dabei seit: 27.02.2005
Beiträge: 566
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ich glaube du hast mich falsch verstanden
ich finde nicht, dass du zu wenig adjektive oder zu viele genutzt hast. du hast es nur geschafft ohne die worte direkt sagen zu müssen aus der art WIE du es geschrieben hast jedem ganz genau klar zu machen, wie sie sich fühlt
hoffe es ist jetzt verständlicher.
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20.01.2007 20:11 |
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Scora

babe, es ist so schön dass es dich gibt
 

Dabei seit: 15.06.2005
Beiträge: 7.534
Herkunft: nrw
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ich muss sagen...wirklich klasse geschrieben.
du gibst es alles so wirklich wieder,so wie es ist.du beschreibst die situation,die gefühle die man dabei empfindet einfach klasse
so das man sich in die situation,der person,gut reinversetzten kann.
auch die leute,die sowas noch nicht erlebt haben
können sich gut in diese situation reinversetzen,können erahnen wie schlimm sowas ist auch wenn sie es selbst noch nicht erlebt haben
klasse
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Meine Geschichte ist nicht angenehm, sie ist nicht süß und harmonisch wie die erfundenen Geschichten, sie schmeckt nach Unsinn und Verwirrung, nach Wahnsinn und Traum wie das Leben aller Menschen, die sich nicht mehr belügen wollen. [..] Das Leben ist ein Weg zu sich selber hin, der Versuch eines Weges, die Andeutung eines Pfades. [..] Wir können einander verstehen; aber deuten kann jeder nur sich selbst.
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21.01.2007 00:23 |
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nymphy

Zuckerschnegge
 

Dabei seit: 30.10.2005
Beiträge: 5.257
Herkunft: Von weit weg
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Buuuuuh
Des is soooo schööööön * schmerz*
Waaaaah * heul *
Du must mehr schreiben. Du schreibst einfach nur subba
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16.02.2007 21:36 |
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Lilly17

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Dabei seit: 12.02.2005
Beiträge: 390
Herkunft: Germany
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Respekt. Die Kurzgeschichte ist dir wirklich gut gelungen, der Text lässt sich flüssig lesen, deine Wortwahl ist treffend, an einigen Stellen hat es etwas poetisches. Einfach nur toll!
Kenne das Gefühl nur teilweise, aber sogar mit diesem bisschen kann ich mich mit der Geschichte identifizieren und das macht einen guten Text aus.
LG Nadine
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"The difference between a prophet and a poet is that the prophet lives what he teaches - and the poet does not. He may write wonderfully of love, and yet not be loving!" (Kahlil Gibran)
"And ever has it been that love knows not its own depth until the hour of seperation." (The Prophet by Kahlil Gibran)
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17.02.2007 16:15 |
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Babblgam

4 eva gone in darkness
 

Dabei seit: 30.06.2005
Beiträge: 10
Herkunft: Deutschland
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hmmmm.... ja ich komm grad vom bahnhof un hab meinem freund tschüss gesagt... fernbeziehung... toller text... obwohl ich ihn besser wann anders hätte lesn sollen :-P
lg
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25.02.2007 18:10 |
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pcdfan

Mitglied
 

Dabei seit: 24.01.2007
Beiträge: 3.291
Herkunft: ortenaukreis
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Wohu. Traurig, ja. Ich hätte fast geweint. </3
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21.12.2007 22:11 |
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cowgirlyhorse

VS Fotoart
 

Dabei seit: 11.02.2005
Beiträge: 1.615
Herkunft: Hessen Name: Vicki
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Schoen geschrieben. Sehr gefuehlvoll, gefaellt mir.
Mache auch gerade sowas durch bis Juni, da ich momentan im Ausland bin...
Naja, freue mich auf Mehr!
lg, vicki
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22.12.2007 02:12 |
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Impressum
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