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Luthien

Polly Perle
 

Dabei seit: 11.02.2005
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Herkunft: Schweiz
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Wellen und Jäger / Krurzgeschichte |
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Ja, also ursprünglich habe ich ja den Text geschrieben, um Tomlover zu beweisen, dass ich es besser kann als sie...
Wie kindisch, ich weiss...
Jedenfalls habe ich den bei mir im Word abgespeichert und als ich gestern nicht schlafen konnte, da habe ich das Teil wieder rausgeholt und es einfach mal etwas abgeändert. Irgendwie habe ich allerdings ziemlich viel durcheinander gemixt... Also, es wird wohl ziemlich unklar sein.(War etwas verwirrt, denn inzwischen zeigte die Uhr etwa mitternacht)
Nya, macht euch selbst ein Bild davon und teilt mir das dann mit, würd mich freuen.
Edit: text vergessen
Ein leises Platschen ist zu hören, als der kleine Stein die Wasseroberfläche durchbricht, von dem Grauen Nass verschlungen wird und nichts als sich schnell ausbreitende Wellenringe zurück lässt. Schon komisch, wie Dinge einfach verschwinden können. Sie scheinen so solide, so wahrhaftig. Du hältst sie in den Händen, spürst ihre Anwesenheit, wie sie real zu sein scheinen. Nur eine kleine Bewegung später sind sie verschwunden, abgetaucht in den unendlichen Weiten des Nirgendwo.
Es ist nur ein Stein, ein einfacher Kiesel, der im Wasser verschwindet, Wellen nach sich zieht, die inzwischen das Ufer erreicht haben, wo meine Füsse platziert sind. Alles geht, alles ändert sich. Der Stein, mein Leben sie gehören zusammen, wie alles zusammen gehört.
Noch vor kurzer Zeit war alles in Ordnung, schien alles solide, schien alles normal. Der Stein lag in meiner Hand. Doch alles ändert sich, alles ist im Wandel. Eine kleine Bewegung, etwas Schwung. Der Stein ist geflogen und nun gelandet. Vor zwei Monaten hat meine Mutter ihre Arbeit verloren.
Die Wellen ziehen nach, das Geld fehlt, ich spüre es, ich merke es.
Meine Mutter sucht Arbeit, verzweifelt. Die Wellen schlagen immer weiter aus. Das Geld fehlt. Wie viele Bewerbungen hat sie getippt, fein säuberlich, bis in die Nacht? Wie oft haben wir gehofft, gebangt, dass eine positive Antwort kommt. Doch jedes Mal wurden wir enttäuscht und die Wellen treten langsam übers Ufer, das Wasser steigt, bedrängt uns. Unsere kleine Familie. Meine Mutter ist besorgt, sie will es nicht zeigen, aber ich spüre es.
Ich sehe das Wasser, das sich langsam wieder glättet. Nur das reale Wasser glättet sich, nicht aber die Wogen in meinem Leben. Sie bleiben hoch, sie sind bedrohlich.
Ich werfe einen zweiten Stein ins Wasser. Seine Wellen vereinen sich mit jenen des ersten. Meine Noten sind schlecht in der Schule. Ich sollte mehr lernen. Aber ich kann nicht, kann mich nicht mehr konzentrieren, bin auf nichts anderes fixiert, als auf das Unglück meiner Familie. Eine Gefahr lässt man niemals aus den Augen und dann ist man manchmal blind, für das, was einen von der anderen Seite her bedroht. Man sieht sie nicht, die zweiten und dritten Steine.
Wenn ich schlechte Noten habe, werde ich keine Lehrestelle finden. Keine Lehrstelle bedeutet, keine Zukunft zu haben. Das darf ich nicht zulassen, darf ich meiner Familie nicht antun. Aber ich kann mich nicht konzentrieren, kann mich nicht abwenden. Sie brauchen mich zu Hause, brauchen meine Gegenwart, mein Mitgefühl.
Die kleine Schwester kann es nicht verstehen, sieht nicht ein, wieso sie nicht haben kann, was ihre Freunde besitzen. Sie ist klein, so klein und doch zu einem Leben wie dem unseren verdammt. Sie kann nichts dafür.
Können zwei Kiesel solch grosse Wellen schlagen? Ich lasse den Blick über den stahlgrauen See schweifen. Weitsicht ist, was den Meisten fehlt. Es bereitet mir grosse Mühe, den Überblick zu behalten. Wo kommen die Wellen her? Die Kiesel sind zu klein.
Wenn ich etwas vom Leben gelernt habe, dann, dass ein Unglück niemals alleine auftritt. Sie sind wie Rudeltiere. Eines kann dich nicht aus der Bahn werfen, es ist zu schwach, sein Opfer alleine zu reissen. Irgendwo gibt es immer eine Fluchtmöglichkeit, irgendwo schimmert immer die Hoffnung durch. Nur gemeinsam sind sie stark, vermögen ihre Beute zu erlegen. Erbarmungslos reissen sie es nieder, ziehen es in den Teufelskreis der Verzweiflung. Wie in Treibsand geht es unter und je mehr es darin zappelt, desto schneller sinkt es. Das einzige, was wirklich hilft, ist, es zu akzeptieren.
Ich habe schon vor langem eingesehen, dass Papa nicht zurückkommt. Im Grunde habe ich es schon damals vor drei Jahren gewusst, als er mit dem Koffer in der Hand zur Tür hinausspaziert ist. Kein einziges Mal hat er sich umgeblickt. Es hätte regnen sollen an diesem Tag. Stattdessen lachte die Sonne uns zu. Schadenfreude ist doch noch immer die schönste.
Der Wind frischt auf, bildet grössere Wellen auf dem kalten See. Mit Papas Verschwinden hat auch in meinem Leben der Wind zugelegt. Alles ist knapper geworden, denn Mutter war jetzt auf sich alleine gestellt. Sie hat geweint, so oft hat sie geweint, wenn sie dachte, dass wir schlafen. Die Schwester hat es nicht bemerkt, sie ist klein, so unschuldig, versteht nicht, was vor sich geht. Aber ich habe es verstanden, bin in unserer Familie die einzige, die es gesehen hat. Die Vorhut hat angegriffen.
Meine Mutter wurde krank, konnte nur noch hin und wieder zur Arbeit gehen. Ein verletztes Opfer, so leicht zu fangen. Die Schwachen sind immer die ersten, die hinhalten müssen, um den Kreislauf zu schliessen. Fressen und gefressen werden. Es ist hart und niemals gerecht, jedenfalls nicht für diejenigen, die darunter leiden müssen.
Mutter wurde entlassen. Sie war zuviel krank, hat ihre Arbeit nicht richtig erledigt. Jemanden wie sie konnten sie in der Firma nicht gebrauchen. Sie wollen starke, dynamische und gesunde Menschen. Menschen mit Weitblick und Zuversicht, die das Leben noch nicht aufgegeben haben. Das Hauptrudel hat angegriffen.
Wer die Hoffnung verliert, hat so gut wie verloren. Das Opfer wird in die Enge getrieben, kann nicht mehr fliehen. Der Zeitpunkt ist da, wo es sich der Gefahr stellen muss. Wird es aufgeben? Legt es sich hin und lässt das hungrige Rudel über sich herfallen? Oder wird es kämpfen, sich der Herausforderung stellen und sie meistern?
Es ist alles in unserem Kopf. Nur wie wir denken, ist wichtig. Wir sind stark, wenn wir es wollen, wenn wir wirklich etwas dafür tun. Es gibt immer einen Ausweg, man muss ihn nur finden.
Mein Blick ruht auf dem See. Der Wind hat sich gelegt, der Wasserspiegel erscheint wie eine eiserne Platte. Die Wellen haben sich geglättet. Auch das Rudel wird von seiner Beute ablassen, wehrt sie sich nur energisch genug. Lieber suchen sich die Jäger ein anderes krankes Tier, eines, das die Hoffnung bald aufgibt, weniger Mühe kostet.
Ich tauche die Hand ins kühle Nass, greife auf den Grund und fördere eine Hand voll Steine ans Tageslicht. Wie viele sind schon gefallen. Und ein Blick um mich herum sagt mir, wie viele noch kommen werden.
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Es fühlt sich gut an, es entspannt. Abwechslung tut gut und die Zuversicht, die mich plötzlich erfasst, noch viel mehr. Ich hebe einen Stein vom Boden auf, werfe ihn ins Wasser. Es wird immer Kiesel geben, welche die ruhige Oberfläche aufwühlen. Aber solange man sie innerlich durchfallen lässt und nicht im Treibsand zappelt, wie ein Fisch im Netz, sind sie vergänglich. Sie sind da, um das Leben aufregend zu machen, es mit bunten Mustern zu füllen. Das habe ich jetzt verstanden.
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Nix zu sagen
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Luthien: 03.07.2006 20:04.
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03.07.2006 20:03 |
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Nele

chancenlose Ralleyteilnehmerin ;-)
 
Dabei seit: 14.07.2005
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Ich muss auch sagen,dass mich deine Kurzgeschichte wirklich beeindruckt hat, besonders der letzte Absatz...WOW!
Das mit den Kieselsteinen und dem See ist einfach nur genial!
Lg,Nele
__________________ Greez to:Lichtfee/Jeanny/Pedro/Shad/msflecky/Vally/-Silver-w-/Shina/*Anna*
H*E*L!!!!!!!!!
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03.07.2006 21:17 |
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Rou

011110 - you'n'me.
 

Dabei seit: 17.07.2005
Beiträge: 10.707
Herkunft: Baden-Württemberg Name: Rou
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Kommt mir bekannt vor ^.-
Hasts schonmal reingestellt? Wie dem auch sei, ich kenns und habs schon bewertet...
Achja: Tippfehler im Titel
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I'm awesome. end of story.
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04.07.2006 17:47 |
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Luthien

Polly Perle
 

Dabei seit: 11.02.2005
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Themenstarter
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Nö, kein Tippfehler im Titel
Ja, ich habe oben geschrieben, dass ich es damals, als Tomlover ihre geschichte hier reingestellt hatte, geschrieben habe. Sie hat gefunden, ich solle es selber schrieben, wenn ich denke, ich könne es besser. Das habe ich getan und anschliessend reingestellt. Jetzt ist es abgeändert zu einer Kurzgeschichte und da es eigentlich so gut wie nix mehr mit Tomlovers geschichte zu tun hat, ist das also auch absolut legitim.
Nein, bewertet hast du es damals nicht
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Nix zu sagen
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04.07.2006 18:01 |
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Rou

011110 - you'n'me.
 

Dabei seit: 17.07.2005
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Asou, bin heut mal wieder voll dämlich, sorry xD habs nich gelesen ^^''
Zitat: |
Nö, kein Tippfehler im Titel |
Doch, ein R zuviel
Öhm... joaa xD +Hust+
Wie immer gefällt mir die Zeit und die erste Person nich so, aber geschrieben ists (wie eigentlich alles von dir +murr+) klasse ^.- Detailreich, für eine richtige Geschichte zu detailreich, aber für diese Länge gerade richtig
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I'm awesome. end of story.
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04.07.2006 21:16 |
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Rou

011110 - you'n'me.
 

Dabei seit: 17.07.2005
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Herkunft: Baden-Württemberg Name: Rou
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Sorry, wenn ich ehrlich bewerte
Ich kann auch gerne nach Sympathie bewerten, wenns dir lieber is, aber ich hab dir in MSN gesagt, dass ich dich nich mehr runtermach, des hab ich einfach nich nötig...
Ob dus nötig hasch liegt bei dir...
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I'm awesome. end of story.
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04.07.2006 21:55 |
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Fiepmatz

that's the way love is
 

Dabei seit: 09.02.2005
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Hey, habs jetzt auch mal gelesen.
Finds echt klasse und krass, wie du das alles so gut beschreibst. Man erfährt richtig die Armut dieser Familie. Zwischendrin ists ein bisschen verwirrend, kann aber auch an mir liegen. Ich finde den Übergang von dem teil, wo "du" noch alles bejammerst zu dem, wo "du" alles verstehst etwas zu schnell, bzw ungenau. Der letzte Satz muss auch nicht unbedingt sein. Hört sich an wie im Konfiunterricht
An sich aber echt toll geworden!
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03.08.2006 13:10 |
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Jani

Liebe und Verstand gehen selten Hand in Hand
 

Dabei seit: 22.05.2005
Beiträge: 697
Herkunft: Schwiz
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öh
wo kommt denn das auf einmal her? Hab isch ja gar nicht gesehen
Ja, eigentlich wollte ich auch bemängeln, was Fieps bereits erwähnt hat. Der schnelle Übergang und der letzte Satz...
Sonst gibts wirklich nichts zu meckern
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AlLeS eLäNdI kIfFeR!!
Anti-Ami!
FIGHT FOR YOUR RIGHT!
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03.08.2006 17:37 |
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