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Knopfloch
Der Hase Baldrian
 
Dabei seit: 26.08.2006
Beiträge: 22.877
Herkunft: Leutra bei Jena
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Die Orgie (Sehrkurzgeschichte) |
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(Mit Dank an Buffy für den ersten Satz)
Die Orgie
Der Vater sagte: "Hallo." Und dann kam die Mutter ins Zimmer. Da musste er direkt nochmal "Hallo" sagen, denn das erste "Hallo" hatte nicht der Mutter, die zu diesem Zeitpunkt eben noch nicht das Zimmer betreten, sondern gerade im Begriff, die Tür zu öffnen, gewesen war, hatte, gegolten, sondern seiner und ihrer Tochter. Auch die Mutter sagte "Hallo", und die Tochter ebenfalls, somit hatten alle anwesenden Personen paarweise und jeweils gegenseitig einander begrüßt.
Doch schon hörte man draußen erneut Schritte, es waren - nicht schwer zu hören - die des Bruders der Tochter, bzw. des Sohnes des Vaters und der Mutter. Und erneut öffnete sich die Tür, und erwähnter Sohn bzw. Bruder, er sei kurz als die jüngste Person männlichen Geschlechts im Haus bezeichnet, betrat den Raum mit einem an alle gerichteten "Hallo!"
"Hallo", erwiderte die Tochter, und erwiderte auch der Vater, und ja, erwiderte sogar die Mutter, obgleich sie nicht sicher gewesen war, ob er tatsächlich vorgehabt hatte, sie mit einzuschließen, als er ein allgemeingültiges "Hallo" in Richtung der Anwesenden geworfen hatte.
Während sie sich so begrüßt hatten, war es allmählich spät geworden im Hause der Familie der anwesenden Personen, für die Kinder gar bereits Zeit sich ins Bett zu begeben. "Gute Nacht", sagte die Tochter zu ihrer Mutter. "Gute Nacht", antwortete diese wie aus der Pistole geschossen. "Gute Nacht", wünschte ihr auch der Vater, was sie gekonnt mit einem ihm geltenden "Gute Nacht" konterte. "Gute Nacht" sagte nun auch die jüngste anwesende Person männlichen Geschlechts zur nächstälteren und zugleich ältesten anwesenden Person männlichen und allerlei Geschlechts - die Mutter war nämlich zwei Jahre jünger - und bekam ein entsprechendes "Gute Nacht" als Antwort zu hören. Seine Mutter antwortete ebenfalls mit "Gute Nacht", denn diesmal war sie sicher gewesen, dass sein "Gute Nacht" auch ihr gegolten hatte, womit sie falsch lag, weshalb sie noch ein - nach ihrem Verständnis also zweites - "Gute Nacht" ihres Sohnes als Antwort bekam. Bruder und Schwester sagten sich nicht gute Nacht, die Eltern gegenseitig sowieso nicht, denn sie schliefen im selben Bett. Sie links, an der Wandseite, er rechts, an der Tür-Seite. Er stand morgens früher auf als sie, dies war also durchaus aus pragmatischen Gründen so eingerichtet, oder zumindest - man kann nun als Außenstehender nicht sagen, was es letztlich war - hätte man dies als Grund ansehen können, auch wenn vielleicht eigentlich etwas anderes Grund dafür war.
Im Fernsehen lief heute nichts, darum schauten die Eltern noch zweieinhalb Stunden fern, ehe sie, sich dabei, wie oben bereits begründet, nicht "Gute Nacht" wünschend, aus dem Wohnzimmer ins Schlafzimmer aufbrachen, das im selben Haus ein Stockwerk oberhalb des Wohnzimmers situiert und durch eine Treppe erreichbar war.
Es wurde eine ruhige Nacht, und der nächste Morgen deckte mit seinem Nebel auch einen Schleier der Verdrängung über das Bewusstsein der Alltagssituation der hier betrachteten Familie.
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Zurzeit im Schwangerschaftsurlaub.
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04.04.2009 21:57 |
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Knopfloch
Der Hase Baldrian
 
Dabei seit: 26.08.2006
Beiträge: 22.877
Herkunft: Leutra bei Jena
Themenstarter
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13.04.2009 12:10 |
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Thevan

Mitglied
 

Dabei seit: 07.06.2008
Beiträge: 69
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Zitat: |
Original von Knopfloch
Luca, wie meinstn das?
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Thomas Mann ist der König der langen Schachtelsätze. an deinem Text hätte er seine helle Freude *lach*
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13.04.2009 13:55 |
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Felixx
Mitglied
 

Dabei seit: 30.05.2005
Beiträge: 2.321
Herkunft: Österreich / Wien
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Wahnsinn. Echt toll. Wenn mir morgen beim 3. Mal lesen noch was auffällt, melde ich mich nochmal. Aber bisher hats mich umgehauen. Einfach eine super Idee, wie ich finde.
PS: Ich liebe Schachtelsätze! (mein Deutschlehrer leider weniger...)
Liebe Grüße, Lisi
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17.04.2009 22:43 |
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ShivaChewy

ehemals Shakky
 

Dabei seit: 23.04.2005
Beiträge: 3.987
Herkunft: Lügde
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Zitat: |
Da musste er direkt nochmal "Hallo" sagen, denn das erste "Hallo" hatte nicht der Mutter, die zu diesem Zeitpunkt eben noch nicht das Zimmer betreten, sondern gerade im Begriff, die Tür zu öffnen, gewesen war, hatte, gegolten, sondern seiner und ihrer Tochter. Auch die Mutter sagte "Hallo", und die Tochter ebenfalls, somit hatten alle anwesenden Personen paarweise und jeweils gegenseitig einander begrüßt. |
Der Satz kommt mir ein bisschen komisch vor...irgendwie ist da ein "hatte" zu viel? Oder habe ich da was falsch verstanden?
Da musste er direkt nochmal "Hallo" sagen, denn das erste "Hallo" hatte nicht der Mutter, die zu diesem Zeitpunkt eben noch nicht das Zimmer betreten, sondern gerade im Begriff, die Tür zu öffnen, gewesen war, hatte, gegolten, sondern seiner und ihrer Tochter. Auch die Mutter sagte "Hallo", und die Tochter ebenfalls, somit hatten alle anwesenden Personen paarweise und jeweils gegenseitig einander begrüßt.
Sonst aber einfach GENIAL!
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von ShivaChewy: 17.04.2009 23:16.
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17.04.2009 23:16 |
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theroorback
Enfant terrible der deutschen Tabakindustrie
 

Dabei seit: 30.08.2005
Beiträge: 7.044
Herkunft: Nephelokokkygia
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"[...]die zu diesem Zeitpunkt eben noch nicht das Zimmer betreten[...]hatte[...]"
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18.04.2009 04:54 |
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Rinanet

... comme un mauvais film </3
 

Dabei seit: 06.05.2009
Beiträge: 346
Herkunft: SL
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Ich muss sagen: Sehr gelungen.
Es ist eine gute (spontane?) Idee, die du gekonnt ausgearbeitet hast. Ich bin kein allgemeiner "Schachtelsatzfreak", aber hier passen solche Sätze einfach perfekt.
Dadurch dass du mit kurzen prägnanten Sätzen angefangen hast zieht sich eine schöne Steigerung durch den Text, was die Satzlänge angeht. Das macht mir als Leser irgendwie richtig Freude ^^
Leider muss auch ich sagen, dass der letzte Satz völlig aus dem Konzept fällt. Er verrät die Kernaussage, die sich aber im Kopf des Lesers während des Lesens bereits entwickelt haben sollte und vielleicht auch erst nach mehrmaligem Lesen völlig ausgereift gewesen wäre. So nimmst du dem Leser diese Chance.
Außerdem passt der letzt Satz allein von der Formulierung und vom Stil nicht in den Text. Er ist verschachtelt, aber passt nicht mehr in die Steigerung, weil die Satzlänge zurückgegangen ist. Du könntest ihn einfach weglassen.
Wenn du ihn vom Text trennen möchtest, so den Schlussstrich und dein Fazit ziehen möchtest werfe vom Stil her einen Bogen zum Anfang, damit es wieder rund ist. Der Text will das was aussagen, dem Leser etwas zeigen, oder? Wenn du es unbedingt selbst noch mal genannt haben und dort stehen haben willst, dann in einen oder zwei kurzen und prägnanten Sätzen. Hau es dem Leser an den Kopf - wie der erste Satz. Mit "Schleier" und "Nebel" kommt das Verstehen des Lesers von selbst - durch den Aufbau des Textes mit langen und schwierigen Sätzen bei dem es meist etwas dauert bis man die Aussage erkennt - das muss man meiner Meinung nach nicht noch mal schreiben.
Noch mal an Lob an dich: Lass dich nicht von der Masse an Geschriebenen von mir irritieren. Es gefällt mir gut
Rina
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Rinanet: 28.12.2009 15:03.
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28.12.2009 15:01 |
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Nightingale
I hate Sushi! :)
 

Dabei seit: 30.12.2009
Beiträge: 10
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Gefällt durchaus, ich mag Schachtelsätze!
Wobei einige Sätze/Abschnitte ein wenig irritierend sind, es lässt sich aber gut lesen.
MfG;
Nightingale
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30.12.2009 22:56 |
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Esperanca
Hoffnung
 

Dabei seit: 01.01.2010
Beiträge: 20
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Zitat: |
Original von Rinanet
Ich muss sagen: Sehr gelungen.
Es ist eine gute (spontane?) Idee, die du gekonnt ausgearbeitet hast. Ich bin kein allgemeiner "Schachtelsatzfreak", aber hier passen solche Sätze einfach perfekt.
Dadurch dass du mit kurzen prägnanten Sätzen angefangen hast zieht sich eine schöne Steigerung durch den Text, was die Satzlänge angeht. Das macht mir als Leser irgendwie richtig Freude ^^
Leider muss auch ich sagen, dass der letzte Satz völlig aus dem Konzept fällt. Er verrät die Kernaussage, die sich aber im Kopf des Lesers während des Lesens bereits entwickelt haben sollte und vielleicht auch erst nach mehrmaligem Lesen völlig ausgereift gewesen wäre. So nimmst du dem Leser diese Chance.
Außerdem passt der letzt Satz allein von der Formulierung und vom Stil nicht in den Text. Er ist verschachtelt, aber passt nicht mehr in die Steigerung, weil die Satzlänge zurückgegangen ist. Du könntest ihn einfach weglassen.
Wenn du ihn vom Text trennen möchtest, so den Schlussstrich und dein Fazit ziehen möchtest werfe vom Stil her einen Bogen zum Anfang, damit es wieder rund ist. Der Text will das was aussagen, dem Leser etwas zeigen, oder? Wenn du es unbedingt selbst noch mal genannt haben und dort stehen haben willst, dann in einen oder zwei kurzen und prägnanten Sätzen. Hau es dem Leser an den Kopf - wie der erste Satz. Mit "Schleier" und "Nebel" kommt das Verstehen des Lesers von selbst - durch den Aufbau des Textes mit langen und schwierigen Sätzen bei dem es meist etwas dauert bis man die Aussage erkennt - das muss man meiner Meinung nach nicht noch mal schreiben. |
Meine Meinung.
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02.01.2010 14:06 |
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Quarkbällchen unregistriert
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Geil!
Echt gut geworden.
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28.12.2009 15:39 |
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Impressum
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