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Alleine? / Kurzgeschichte |
Nele

chancenlose Ralleyteilnehmerin ;-)
 
Dabei seit: 14.07.2005
Beiträge: 811
Herkunft: NRW
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Alleine? / Kurzgeschichte |
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Hey ihrs!
Dachte ich stell mal eine meiner Kurzgeschichten rein.Über Kritik wäre ich sehr dankbar.
Lg,Nele
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Alleine?
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Frank betrat den Anfang des langen Flures.
Selten hatte er sich so unsicher und allein gelassen gefühlt.
Am liebsten wäre er wieder umgekehrt und zurück nach Hause gelaufen.
„Noch kannst du weglaufen.“, flüsterte eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf.
Aber Frank war schon viel zu oft weggelaufen.
Viel zu oft hatte er auf die kleine Stimme in seinem Kopf gehört, die sich immer meldete, wenn er Angst hatte.
Aber heute nicht.
Heute war sein Tag.
Der erste Tag war eben immer der Schlimmste.
Der erste Tag an seiner neuen Schule.
Der Gang war bis auf drei Schüler leer.
Entschlossen schritt Frank auf die letzte Tür, ganz hinten, zu.
Frank spürte ihre neugierigen Blicke auf sich, zwang sich, die Kinder nicht anzusehen.
Die Tür erschien ihm so unendlich weit weg, fast unerreichbar.
Angstschweiß rann ihm über die Stirn.
Warum war er nur immer so nervös?
Frank hätte sich selbst ohrfeigen können.
Je näher er der Tür kam, desto langsamer und zögerlicher wurden seine Schritte.
Frank spürte wie seine Hände feucht wurden, der Taschengriff rutschiger.
Entschlossen schloss er die Hände fester um das weiche Leder.
„Reiß dich zusammen, alter Junge!“, wisperte er.
Seine neue Klasse.
An seiner alten Schule war Frank ziemlich beliebt gewesen.
Wie würde das hier sein?
Würde er freundlich begrüßt werden?
Nett aufgenommen werden?
Von den Schülern akzeptiert werden?
Wie schwierig würde es sein, sich an die Klasse und seine neue Schule zu gewöhnen?
Tausende von Fragen stürmten auf Frank ein.
Und ihm wurde bewusst dass die Antwort aller Fragen hinter der Tür lag - in seinem neuen Klassenzimmer.
Näher und näher kam er dem Raum.
Größer und größer wurde die Panik im Inneren.
Wie eine riesige Welle drückte ihn die Angst nieder, umschloss ihn fest, wollte ihn nicht mehr loslassen.
Noch ein paar Meter.
Erinnerungen an all die anderen neuen Türen, vor denen er im Leben schon gestanden hatte, zogen wie ein Film vor seinen Augen vorbei.
Nur die wenigsten hatte er geöffnet, meistens war er wieder umgekehrt und zurückgelaufen.
Hatte sich vor dem Neuen gefürchtet.
Aber diesmal war es unumgänglich.
Verzweifelt lehnte er sich gegen den Türrahmen.
Von drinnen war Kinderlärm zu hören.
Verschwommen erkannte er ein glänzendes Metallschild an der Wand neben ihm.
Er rückte seine Brille zurecht und entzifferte die zwei Zeilen.
Klasse 5b
Herr Stettner stand dort in Druckbuchstaben geschrieben.
Frank schluckte.
„Der erste Tag?“, ertönte plötzlich eine raue Männerstimme dicht hinter ihm.
Erschreckt drehte er sich um und starrte direkt in das freundliche Gesicht eines älteren Mannes.
Den Büchern unter seinem Arm nach zu Folge war er wohl Lehrer.
Frank nickte.
Der Lehrer klopfte ihm väterlich auf die Schulter. „Da mussten wir doch alle mal durch. Kopf hoch! Das wird schon!“
Er lächelte Frank noch einmal an, dann ging er weiter.
Nachdenklich betrachtete Frank sein Spiegelbild in dem blank polierten Metallschild.
„Ich muss einfach ich selber sein.“, murmelte er.
Mit klopfendem Herz, seine zittrigen Knie ignorierend, legte er die Hand auf die Türklinke.
Einmal atmete er noch durch.
Dann betrat er das Zimmer.
Der Lärm verstummte augenblicklich.
Der Neue wurde von allen Seiten gemustert.
Frank zwang sich zur Ruhe.
Einen Moment lang verharrte er im Türrahmen, dann schloss er die Tür und ging zum Pult.
Jetzt lag es an ihm, was er aus der Situation machte.
Und eben dieser Gedanke machte ihm schon so lange Angst.
Höllische Angst.
Betont lässig schlenderte er nach vorne.
So gelassen er nach außen hin tat, so aufgewühlt war er innerlich.
Hinter dem Pult angekommen spürte er die Augen aller auf sich.
„Guten Tag.“, sagte er.
„Ich bin Frank Stettner.“
Stille im ganzen Raum.
„Euer neuer Klassenlehrer.“
Die Kinder sahen ihn alle stumm an.
Keine Reaktion.
Schließlich hörte er die glockenhelle Stimme eines kleinen Jungen.
„Sie zittern ja! Haben Sie etwa Angst?“
Frank sah den Jungen lange an.
„Was wäre denn so schlimm daran, wenn ich Angst hätte?“
Der Junge wurde rot und so verlegen, dass Frank seine Antwort schon fast wieder Leid tat.
Er sah sich um.
Für die Schüler war es ebenfalls der erste Tag an der Schule.
Auch für sie war alles fremd und neu.
Das machte Frank ein wenig Mut.
„Wer von euch hatte denn heute Morgen Angst vor der neuen Schule und eurer neuen Klasse?“
Die Kinder sahen zu Boden.
Schließlich hob der kleine Junge zögernd die Hand.
Dann wurden immer mehr Hände in die Höhe gestreckt.
Bald schon hatten alle Schüler ihre Hände in der Luft.
Als letzter hob Frank die Hand.
„Sie auch?“, platzte der kleine Junge heraus. „Sie sind doch der Lehrer!“
Frank räusperte sich. Erst vor kurzem hatte er seine Lehrerprüfung bestanden, diese Klasse war seine erste.
„Ja“, sagte er, „aber auch Lehrer haben manchmal Angst.“
__________________ Greez to:Lichtfee/Jeanny/Pedro/Shad/msflecky/Vally/-Silver-w-/Shina/*Anna*
H*E*L!!!!!!!!!
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Nele: 03.07.2006 21:10.
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03.07.2006 21:05 |
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eternity

*wusch* <33
 

Dabei seit: 10.08.2005
Beiträge: 148
Herkunft: NRW
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ich find die geschichte toll! find auch, dass man sich gut in frank hineinversetzen kann. aber am anfang dachte ich, es wäre ein junge, der in eine neue klasse kommt, ist das gewollt?
__________________ die zeit wartet nicht. man hält sie fest und doch zerrinnt sie..
icon ist aus einem lj .. wenn jmd weiß, aus welchem, bitte melden!
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04.07.2006 01:40 |
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Nele

chancenlose Ralleyteilnehmerin ;-)
 
Dabei seit: 14.07.2005
Beiträge: 811
Herkunft: NRW
Themenstarter
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Hey du,
danke für dein Kommi!
Ja,das mit Frank ist gewollt,ich wollte dass dem Leser klar wird, wie sehr Schüler und Lehrer sich manchmal ähneln.
Lg,Nele
__________________ Greez to:Lichtfee/Jeanny/Pedro/Shad/msflecky/Vally/-Silver-w-/Shina/*Anna*
H*E*L!!!!!!!!!
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04.07.2006 10:50 |
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