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H E R Z S C H L A G

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Medea
absofuckinglutely

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H E R Z S C H L A G

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H E R Z S C H L A G

KAPITEL EINS

"Nomi!"
Es war der Anfang eines allmorgendlichen Rituals - so würde ich es jedenfalls nennen - meiner Mutter.
Ich wartete schon fast auf ihren Ruf aus der Küche, während ich mir im Flur die Schuhe anzog. Ihre Stimme klang noch müde, denn sie schlief sehr schlecht, doch Tag für Tag gereizter. Auch sie wusste, dass es jetzt wieder losging. Manchmal überlegte ich, warum sie es immer wieder tat: wusste sie denn nicht, wie die ganze Sache endete? Wahrscheinlich nicht. Sonst würde sie es nicht tun.
Während ich mich wieder aufrappelte, hörte ich in der Küche einen Teller klappern und kurz danach stand meine Mutter im Türrahmen. Sie war eine stinknormale Mutter, trug deshalb einen stinknormalen Bademantel und stinknormale Hausschlappen. Ihre Augen waren vom Schlaf verklebt und von dicken Ringen unterzogen.
"Nomi!", wiederholte sie und deutete mit ihren schrecklich lackierten Fingernägeln auf das Frühstücksbrot auf meinem Teller.
"Du hast nichts gegessen."
Es klang mehr wie eine Feststellung als wie eine Aufforderung, es nun zu tun.
Dennoch setzte ich mein absolutes Unschuldslächeln auf und stieß gespielt überrascht hervor: "Ach! Ich war wohl schon wieder so in Eile, dass ich es ganz vergessen habe."
Das war eine Lüge. Alles war eine schreckliche Lüge.
Trotzdem griff ich nach dem Brot, biss gequält ein Stück davon ab und gab meiner Mutter einen Abschiedskuss auf die Wange. Sie sah zufrieden aus, öffnete die Tür und schob mich mit einem: "Verpass ja nicht den Bus!" in den Hausflur. Sie winkte mir noch hinterher, bis ich im Treppenhaus verschwunden war.
Woher sollte sie auch wissen, dass ich das abgebissene Stückchen in meine Backe gedrückt hatte, um es bei der erstbesten Gelegenheit samt dem restlichen Brot zu entsorgen.
Es herunterzuschlucken würde für mich nur bedeuten, dass ich es später wieder hochwürgen musste - und das war alles andere als angenehm.
Ich "frühstückte" schon lange auf diese Art und Weise, doch niemandem fiel es auf. Während der Woche war es einfach: von unserem Hauseingang bis zur Bushaltestelle, an der ich die anderen traf, gab es genug Entsorgungsmöglichkeiten für mich - Mülltonnen, Gebüsch, Nachbarsgärten. Keiner bekam etwas mit.
Am Wochenende blieb ich solange im Bett liegen, bis meine Familie gefrühstückt hatte und danach interessierte sich niemand dafür, ob ich etwas gegessen hatte oder nicht.
Wenn ich einmal zum gemeinsamen Frühstück gezwungen wurde, sagte ich entweder: "Mama, ich hab so Bauchweh. Ich esse später, ja?" Oder: "Aber Mama! Ich habe keinen Appetit auf frisches Brot! Ich mag Müsli!" Und dann war meine Mutter schon so angenervt, dass sie mir entgegnete: "Brot oder gar nichts, junge Dame."
Seltsamerweise entschied ich mich dann immer für gar nichts. Ich war nicht der Typ, der in der Früh tonnenweise Brötchen mit Marmelade oder Schokocreme verzehrte. Nein, mir reichte schon eine Tasse von diesem lauwarmen, viel zu starken Kaffee, den meine Mutter in der Früh zusammenbraute. So konnte ich wenigstens gut gegen das Argument: "Mit leerem Magen lernt sich's nicht.", vorgehen.
Aber es wusste ja eh niemand, dass ich nicht frühstückte. Nein, für meine stinknormale Mutter war ich eine stinknormale Tochter.
Was auch sonst? Wer vermutete denn, dass das eigene Kind tief in einer Krise steckte? In einer Krise, die einen nicht mehr los ließ? Eigentlich war es keine Krise, es war eine Lüge. Eine große, große Lüge.

Ja, bitte um Kommentare bzgl. Inhalt, Ausdrucksweise & Rechtschreibung.

Merci, Shary