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Spuren im Sand | Prolog on |
SweetSensation

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Dabei seit: 16.03.2006
Beiträge: 586
Herkunft: Bayern
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Spuren im Sand | Prolog on |
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Hallo, ich habe mich jetzt wieder an eine Geschichte gewagt und wollte eure Meinung hören, bevor ich weiter schreibe.
Titel: Spuren im Sand
'Begleitmusik': Das Album 'Fears' von Volker Hagemann hat mich sehr gut begleitet und ich kann es für tiefgründigere oder traurige Geschichten nur empfehlen.
Inhalt: Es geht um Verlust und Erneuerung, Freundschaft und Überwindung und das Leben nach dem Tod.
Hauptperson(en): Danielle (15)
Prolog
Nadira spitzte die Ohren aufmerksam, während sie den feinen Hilfen ihrer Reiterin Gehorsam schenkte. Ihr kastanienbraunes Fell war dunkel vor Schweiß und ihre Brust war mit gelblichen Schaumfetzen bedeckt.
Sie folgte dem grasbedeckten Weg, der sie einen sanft geschwungenen Hügel hinauf führte. Lisa wusste, dass die Straße hinter jener Erhöhung begann und setzte sich langsam, aber tief in den Sattel. Nadira gehorchte sofort und verlangsamte ihr rasantes Tempo. Ihre Reiterin keuchte glücklich und strich ihr zärtlich über den fein gebogenen Hals, die seidige, schwarze Mähne glitt sanft durch die Finger des Mädchens.
Nadiras zuerst holpriger Trab wurde weicher, sodass Lisa aussaß und die frische, vom Duft der Sommer-blumen drückend schwere Luft tief einatmete. In der Ferne glitzerte das Meer wie ein riesiger, türkiser Opal im warmen Sonnenschein dieses Augustmorgens. Es duftete nach frisch gebratenem Fisch und Lisas Magen knurrte, wohl wissend, dass er heute Morgen noch nicht besänftigt worden war.
Doch Lisa ritt immer vor dem Frühstück eine Runde um den Reiterhof, wenn sie schon nur in den Ferien dort sein konnte. Sie nutzte die Zeit, die sie mit Nadira verbringen durfte.
Nun hatte die zufrieden schnaubende Stute den Hügel erklommen und Lisa zügelte sie für einen kurzen Augenblick, um ihren Blick über die weite, eindrucks-volle Kulisse um sie schweifen zu lassen.
Die Maisfelder wogen sich raschelnd in der lauen, salzig schmeckenden Brise und das Rauschen des Meeres klang wie die schönste Melodie in Lisas Ohren. In der Ferne entdeckte die Dreizehnjährige den Reiterhof und ein flüchtiges, verträumtes und sehnsüchtiges Lächeln huschte über ihr hübsches Gesicht.
Sie setzte Nadira sanft in Bewegung und nahm die schaukelnden, ruhigen Schritte der zierlichen Stute bewusst war, um sie sich später hoffentlich noch einmal ins Gedächtnis rufen zu können.
Der Wind spielte ausgelassen wie ein kleines Kind in Lisas offenen, schokoladenbraunen Haaren und sie seufzte. Sie hatte sich noch nie so rundum wohl gefühlt wie in diesem Moment.
Das störende Brummen eines Motors zerschnitt die friedvollen Geräusche der Natur. Lisa sah, wie ein Auto die sich windende Straße entlang brauste, welche wie eine faul in der Sonne ruhende Blindschleiche wirkte.
Nadiras spitz zulaufenden Ohren zuckten nervös, sie hasste Fahrzeuge und deren Lärm. Betty hatte Lisa noch gewarnt, mit der gedrungenen Warmblutstute nicht alleine an Straßen zu reiten.
„Ist ja gut, wir müssen nur diese eine Straße überqueren, dann können wir noch ein Stückchen am Strand galoppieren, bevor wir wieder nach Hause gehen“, meinte Lisa fröhlich und klopfte Nadira aufmunternd den Hals.
Der Weg kurvte sich den Hügel wieder hinab, er war von knorrigen Bäumen mit herzförmigen Blättern gesäumt. Lisa ließ Nadira einen saftig grünen Gras-büschel vom Wegrand abrupfen und trieb sie anschließend wieder in einen lockeren Trab.
Die Straße rückte näher, doch es waren weit und breit keine Autos in Sicht, weshalb sich Lisa wieder entspannte und den Morgenritt in vollen Zügen genoss. Auch Nadira widmete sich ruhig ihrem Gras und wirkte ebenso gut gelaunt und zufrieden wie ihre Reiterin.
Das flüssige Blau des Himmels, der sich strahlend über sie wölbte, wurde nur ab und an von Schleierwolken unterbrochen. Am Horizont gondelten Segelboote klein wie Walnussschalen in einer riesigen, wassergefüllten Badewanne.
Nadiras Hufschlag klang dumpf und rhythmisch, Lisa gab ihr die Zügel getrost hin und dachte wehmütig und voll Entsetzen daran, dass sie bald wieder zurück nach München fahren musste.
So schnell sie nur konnte, schob sie diese traurigen Gedanken beiseite und parierte Nadira zum Schritt durch, da sie nun die Straße bereits erreicht hatten.
„So, jetzt müssen wir erst warten, ob Autos kommen und wenn nicht, dann können wir rüber, meine Süße“, raunte sie Nadira säuselnd zu.
In diesem Augenblick spürte Lisa, wie ihr Steigbügel dem Druck ihres Fußes nicht mehr stand hielt und der haltende Riemen sich löste. Nadira begann verwirrt auf der Stelle zu tänzeln, da ihr der Steigbügel unangenehm an die Seite hämmerte.
„Ist ja gut, ruhig, mein Mädchen“, murmelte Lisa genervt und zog heftiger an den Zügeln, als gewollt. Sie entschuldigte sich bei Nadira, indem sie ihr sanft über den Mähnenkamm fuhr. Dann versuchte sie den Steigbügelriemen wieder am Sattel hochzuziehen.
Das Leder war allerdings schon lange nicht mehr eingeseift worden und steinhart. „Mist“, schimpfte Lisa, den Steigbügelriemen mit all ihrer Kraft und unter höchsten Anstrengungen nach oben zerrend. Nadira schüttelte ärgerlich den Kopf.
„Halt doch mal still!“, fuhr Lisa das Pferd wütend an. So würde das nichts werden, sie musste absteigen. Am Rande vernahm sie, wie sich ein großer Lastwagen ihrem Standpunkt am Straßenrand näherte, während sie die Zügel fest in ihre linke Hand nahm und sich soeben aus dem Sattel schwingen wollte.
Doch das Fahrzeug näherte sich schneller als gedacht und der Lärm, den es verursachte, dröhnte alarmierend in Nadiras Ohren.
Kurz bevor Lisas rechtes Bein den Boden berührte, stieß Nadira ein ohrenbetäubendes, panisches Wiehern aus und schoss wie ein kleiner, brauner Pfeil davon. Lisas Herz machte einen schockierten Sprung, sie tastete verzweifelt nach Halt und versuchte sich wieder in den Sattel zu ziehen.
Als sie voller Angst nach oben sah, bemerkte sie mit einem schrillen Aufschrei, dass Nadira in ihrer blinden Furcht den Weg des Lastwagens kreuzte.
Lisa verspürte nicht die panische Angst, die sie erwartet hatte, nicht die heißen Tränen auf ihren Wangen, nicht den schmerzerstickten Aufschrei, der in Form von trockenen Schluchzern ihrer Kehle entkam, nicht das Blut, das sie tränkte, denn sie war sofort tot, als der Lastwagen sie erfasste und Nadira wie ein lebloses Bündel neben ihr zusammensackte.
Freu mich auf eure Meinung!!
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25.06.2006 19:02 |
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Rou

011110 - you'n'me.
 

Dabei seit: 17.07.2005
Beiträge: 10.707
Herkunft: Baden-Württemberg Name: Rou
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Schön geschrieben <3
Allerdings der Schluss - Gefällt mir überhaupt nicht, ich würde das eher anders umschreiben, als der Satz 'denn sie war sofort tot' das klingt irgendwie ausweichend ^^''
Beispielsweise spürt sie Dunkelheit, Kälte etc.
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I'm awesome. end of story.
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25.06.2006 19:08 |
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Précieuse

Mitglied
 

Dabei seit: 21.03.2005
Beiträge: 13
Herkunft: Berlin
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Der Prolog ist sehr schön geschrieben, du drückst dich toll und gewählt aus, Kompliment! Die Idee, dich in der Geschichte mit dem Tod auseinander zu setzen, finde ich gut.
Genauso das Ende. Es ist irgendwie passend und man ist etwas na ja... irgendwie geschockt, weil man "es" einfach so liest. Das hat eben diesen speziellen Effekt (jetzt weiß zwar sicherlich niemand, was ich hiermit ausdrücken will, aber egal
)
na ja... jedenfalls stehe ich auf so etwas. wäre schön, wenn du weiter schreiben würdest!
baba
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26.06.2006 21:02 |
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Bianca

<*___a.k.a.___Bii*\
 

Dabei seit: 11.02.2005
Beiträge: 1.856
Herkunft: NRW
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Wow, dieser Schreibstil - Respekt. Wirklich wunderschön geschrieben, mir gefällt der Prolog schon sehr gut - würde gerne mehr von dir lesen.
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26.06.2006 22:02 |
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Luthien

Polly Perle
 

Dabei seit: 11.02.2005
Beiträge: 4.206
Herkunft: Schweiz
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Wow, zum Glück habe ich mich kurzfristig und einfach aus dem Bauch raus entschieden, diese GEschichte zu lesen!
Wie schon jemand vor mir gesagt hat, du drückst dich schön aus, es wirkt niemals hektisch, immer so, als wüsstest du ganz genau, was du als nächstes erzählen möchtest und als wärst du dir hunderprozentig sicher. Ich finde das schön, das gibt es hier leider nicht oft. Es ist einfach nicht so kraut und rüben hektisch drauf los. Du scheinst einfach Zeit zu haben und das ist angenehm zu lesen.)
Was den schon kritisierten Schluss angeht; mir gefällt er. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass er normal, also nicht gekünstelt wirkt. Viele wollen nämlich mit einem besonders ausgeklügelten schreibstil irgendwelche Emotionen und STimmungen hervorrufen. Aber bei dir scheint das so locker, so natürlich und das ist es, was es ausmacht. Du brauchst keine extravaganten Sätze, was die meisten für Stimmungsschwangere Momente zu verwenden brauchen (Was meistens misslingt. und damit beziehe ich auch mich ein)
Die meisten verwenden die Sprache für Effekte, bei dir ist es der blosse Inhalt. und gerade deshalb, weil es irgendwie so normal, einfach ist, hat es eine wirklich spezielle und äusserst positive Wirkung.
Find ich wirklich gut!
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Nix zu sagen
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28.06.2006 10:53 |
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SweetSensation

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Dabei seit: 16.03.2006
Beiträge: 586
Herkunft: Bayern
Themenstarter
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28.06.2006 20:32 |
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Impressum
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