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Kurzgeschichte | Lass mich gehen |
Astriiid

sushi macht lustig (=
 
Dabei seit: 27.01.2007
Beiträge: 2.097
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Kurzgeschichte | Lass mich gehen |
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Einsam und verlassen steht das kleine Mädchen am Felsvorsprung. Ihre blonden Haare wehen im Wind. Sehnsüchtig starrt sie in die Ferne. Sie weiß nicht, wie lange sie hier stehen wird. Sie weiß auch nicht, ob sie diesem Ort vertrauen kann, ob sie hier sicher ist. Sie sieht ängstlich nach unten, in diese tiefe Schlucht. Wurzeln klettern die steilen Wände hinauf, der kleine Bach ganz unten plätschert leise. Soll sie? Sie kann nicht klar denken, sie starrt nur auf diesen Bach. Er wandert weit fort, und mündet bald in einen größeren Fluss.
Sie hebt einen Stein auf. Er ist grau und rund. Wie jeder andere Stein. Dieser Stein unterscheidet sich nicht von den Anderen. Alle Steine sind gleich. Sie wünscht sich, auch nur ein grauer Stein zu sein. Dann lässt sie ihn fallen. Er fliegt weit hinunter, in den Abgrund. Als er ankommt, zerspringt er in viele tausend Teile.
Das Mädchen hat eine Träne in den Augen. Langsam bewegt sie sich vorwärts. Sie schwitzt schrecklich, ihr schönes Kleid droht davon zu flattern, ihre Hände verschränkt sie hinter dem Rücken. Ihre Beine schmerzen, ihre Arme werden schwer, ihr Kopf hämmert. Langsam legt sie ihren Hut auf den Boden. Er ist schön, sie hat ihn von ihrer Oma geschenkt bekommen. Da ist eine Schleife drum gebunden. Sie geht weiter auf den Abgrund zu. Sie kann es ganz genau hören, wie ihre Füße den Boden berühren und langsam über das Gestein schlurfen. Ihre Schritte sind sehr vorsichtig. Dann breitet sie ihre Arme aus, ganz weit, als würde sie fliegen wollen. Und dann macht sie ihren letzten Schritt.
„NEIN!“ schreit die Mutter verzweifelt, der Polizist muss sie festhalten, damit sie nicht zu ihr rennt. „Es tut mir wirklich Leid, da kann man nichts mehr machen!“ sagt er ruhig. Die Mutter schreit laut, ihr Schreien durchdringt den Boden, den Wald, ALLES. In rasendem Tempo kommt ein roter Sportwagen angefahren und bleibt mitten auf der Straße stehen. Lary Glans springt aus dem Wagen, und rennt zu seiner Schwester. Auch er konnte ihr Schreien schon hören, bevor er in die Straße eingebogen war. Er umarmt sie und hält sie fest. Sie schreit und tritt um sich, sie will auch sterben, sie kann das nicht mit ansehen. Langsam tragen die Männer mit den weißen Mänteln eine Trage in ein Auto, auf der Trage liegt ein hellblauer Plastiksack. Mariah Glans kann sich nicht mehr halten, sie reißt die Absperrung nieder und rennt zu dem Wagen. Doch die Polizisten drängen sie zurück. „Es ist vorbei!“ sagt einer.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Astriiid: 05.04.2007 09:28.
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05.04.2007 09:27 |
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Lilly17

Mitglied
 

Dabei seit: 12.02.2005
Beiträge: 390
Herkunft: Germany
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Der erste Teil ist gut, einige Formulierungen passen nicht hundertprozentig, aber im Gesamten kommt die Stimmung gut rüber.
Der zweite Teil mit der Mutter passt dann überhaupt nicht mehr dazu, wie Evi schon sagte, wäre es eher ein Anfang für etwas längeres.
Als Kurzgeschichte ist der erste Teil zwar zu kurz, aber gut. Vielleicht könnte man den noch etwas ausbauen (die Stelle mit den Steinen gefällt mir zum Beispiel sehr gut), genauer beschreiben, wie das Mädchen die Umgebung wahrnimmt, welche Gedanken sie hat (warum sie dort steht) und so noch etwas mehr aus der Idee rausholen.
LG Nadine
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"The difference between a prophet and a poet is that the prophet lives what he teaches - and the poet does not. He may write wonderfully of love, and yet not be loving!" (Kahlil Gibran)
"And ever has it been that love knows not its own depth until the hour of seperation." (The Prophet by Kahlil Gibran)
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05.04.2007 14:45 |
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