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Heeschen Heeschen ist weiblich
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Beim 'Feel So Bad'-Hören und 'Aus-Dem-Fenster-Stieren' ist mir was neues eingefallen und ich hab's gleich zu Papier (bzw. PC) gebracht. Wäre nett, wenn ihr den Anfang bewerten würdet fröhlich Wenn's euch gefällt, schreibe ich weiter.

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Freitag, 12.08.2005

Was ich an meiner Mutter liebe. – Das war das Thema eines Aufsatzes, den ich in der sechsten Klasse schreiben musste. Meine Klassenkameraden hatten alle seitenlange Texte. Es ging vom Verständnis, bis zum Helfen bei den Hausaufgaben.
Ich selber saß damals Minuten vor einem leeren Blatt, weil es schwer war, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ich war meiner Mutter für vieles dankbar. Sie hatte immer ein offenes Ohr für mich, auch wenn sie selber genug Probleme hatte. Aber ich konnte nicht das schreiben, was meine Klassenkameraden aufs Papier brachten. Meine Mutter hatte mir nie bei den Hausaufgaben geholfen und mich nie in Klamottendingen beraten, wie die Mütter der anderen Mädchen.
Trotzdem liebte ich meine Mutter mehr als einen anderen Menschen. Umso schlimmer war es für mich, dass ich nicht immer bei ihr sein konnte. Ich weiß nicht, wie ihr selbstgekochtes Essen schmeckt, denn für mich hat sie noch nie gekocht. Wahrscheinlich war es nur gerecht, dass sie zwei Wochen nachdem wir den Aufsatz geschrieben haben, gehen durfte. Sie hat sich gequält, dass habe ich gemerkt – auch, wenn ich erst elf Jahre alt war. Das meine Mutter Krebs hatte, wusste ich schon lange. Ich wusste auch, dass ich irgendwann loslassen müsste. Ich war jung, aber ich wusste das. Meine Oma hat oft gesagt, ich wäre mental schon sehr weit für mein Alter. Damals habe ich die Bedeutung dieser Worte nicht begriffen. Ich wusste nicht, wieso sie das auf der Beerdigung meiner Mutter gesagt hat. Viele Leute haben damals eine Rede gehalten.
Meine Mutter war eine berühmte Frau. Sie war Schriftstellerin und hat gegen Krankheiten wie Krebs und AIDS gekämpft. Sie hatte viele Bewunderer und auf ihrer Beerdigung waren Menschen, die ich gar nicht gekannt hatte.
Diese Menschen hielten alle ihre Reden. Oft kam ich darin vor. Sie erzählten, wie meine Mutter sich immer um mich gekümmert hatte – damals, als ich noch ein Baby war und die Krebs-Diagnose noch weit entfernt war. Ich habe gleich in der ersten Reihe gesessen und immer nur auf die Leute gestarrt, die vorne standen. Die Menschen um mich herum weinten die ganze Zeit. Ich habe keine Träne vergossen.
Ich wollte nicht weinen. Die ganze Zeit nicht. Als meine Großmutter mit tränennassen Gesicht zu mir ins Zimmer kam und mir sagte, dass meine Mutter gestorben sei, habe ich mich nur stumm an sie geschmiegt. Sie hat gezittert und die ganze Zeit geweint. Ich habe nicht einmal geschluchzt. Keinen Ton habe ich von mir gegeben – nie wieder.

Als wir die Aufsätze abgeben sollten, stand auf meinem Blatt nur ein Satz: Ich liebe meine Mutter, weil sie mich ohne Worte versteht.
Die Lehrerin hat mich nur ganz komisch angeguckt. Jeder in der Schule kannte mich, weil meiner Mutter so bekannt war und jeder wusste, dass sie krank war. Natürlich wusste auch meine Lehrerin um das Schicksal der armen, kleinen Evelyn Thomson, die bei ihr in Englisch in der zweiten Reihe saß.
Sie hat mir eine Eins gegeben. Hätte ich nicht allen so leid getan, dann wären wohl Sprüche à la ‚Lieblingsschülerin’ gekommen, aber so kam nichts. Ich will aber keine guten Noten, weil jemand Mitleid mit mir hat. Wenn das so wäre, dann würde ich ständig in Tränen ausbrechen und Schreikrämpfe bekommen. Nein – ich sage kein Wort mehr. Als ich nach zwei Wochen immer noch nichts sagen wollte, hat der Direktor meiner Schule vorgeschlagen, mich auf eine andere Schule zu schicken. Eine, die sich auf stumme Kinder meines Alters spezialisiert hat.
Mir wäre es egal gewesen, aber meine Großeltern haben für mich gekämpft. Schließlich haben sie es geschafft. Ich durfte die ‚normale’ Schule besuchen.
Der Todestag meiner Mutter jährt sich in zwei Tagen zum vierten Mal. Seit ich auf die Lincoln-Highschool gekommen bin, hat sich das Verhalten meiner Klassenkameraden verändert. Nicht selten finden sich in den Lüftungsschlitzen meines Spints Zettelchen mit fiesen Sprüchen. Mir ist es egal, was meine Mitschüler darüber denken, dass ich schweige. Es tut längst nicht mehr weh. Natürlich habe ich auch Freunde an meiner Schule. Es gibt einige, die es nicht stört, dass sie mit mir nicht telefonieren können. Von ihnen kennt jedoch nur eine meine Stimme: Meine beste Freundin Ann. Ich kenne sie, seit ich denken kann. Sie hat mich durch die schlimmsten Zeiten meines Lebens begleitet. Bei ihr fiel es mir am schwersten zu schweigen, vor allem, weil sie mich nie dazu gedrängt hat. Meine Großeltern haben mich gleich zu irgendwelchen Diplompsychologen geschickt. Inzwischen scheinen selbst sie begriffen zu haben, dass ich dadurch nicht reden werde. Ich weiß aber, dass sie es sich insgeheim noch immer wünschen. Ich habe gehört, wie sie darüber redeten, wenn sie mich gerade nicht in ihrer Nähe vermutet haben.
Seit meine Mutter tot ist, lebe ich bei ihnen, weil ich sonst keine Verwandten habe, die hier in der Nähe wohnen.
Gerade eben ist meine Großmutter gekommen und hat mir dieses Tagebuch gegeben. Sie hat dabei gelächelt und gesagt: „Damit du deine Gedanken jemandem anvertrauen kannst, ohne reden zu müssen.“
Weil ich weiß, dass sie es gut meint, schreibe ich auch rein.

Dabei habe ich meiner Mutter in meinen Träumen alle meine Gedanken anvertraut. Sie hat mich immer verstanden. Auch, wenn ich nichts gesagt habe ...

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Greetz ²
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Ava von *Nirvana

13.08.2005 17:18 Heeschen ist offline E-Mail an Heeschen senden Homepage von Heeschen Beiträge von Heeschen suchen Nehmen Sie Heeschen in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Heeschen in Ihre Kontaktliste ein YIM-Name von Heeschen: hasenzahn333
lautlos lautlos ist weiblich
Ogni giorno con te è grande.


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hey,s uper schriebstil..
und so treffend..
meine mama ist auch gestorben als ich 11 war und ebenfalls an krebs

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13.08.2005 17:30 lautlos ist offline E-Mail an lautlos senden Beiträge von lautlos suchen Nehmen Sie lautlos in Ihre Freundesliste auf MSN Passport-Profil von lautlos anzeigen
Horsfreaky Horsfreaky ist weiblich
I must have ya, Bill!!!


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Das ist dir aber nicht wirklich alles passiert oder???

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Danke an SarahliebtPferde für den geylen Ava großes Grinsen
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13.08.2005 17:34 Horsfreaky ist offline E-Mail an Horsfreaky senden Homepage von Horsfreaky Beiträge von Horsfreaky suchen Nehmen Sie Horsfreaky in Ihre Freundesliste auf YIM-Name von Horsfreaky: lexa_tussy
Heeschen Heeschen ist weiblich
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Danke für das Lob fröhlich

²Horsefreaky: Mir? Nein - ich rede wie ein Wasserfall und meine Mum saugt gerade irgendwo im Haus ^^

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Greetz ²
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Ava von *Nirvana

13.08.2005 17:42 Heeschen ist offline E-Mail an Heeschen senden Homepage von Heeschen Beiträge von Heeschen suchen Nehmen Sie Heeschen in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Heeschen in Ihre Kontaktliste ein YIM-Name von Heeschen: hasenzahn333
|Alex| |Alex| ist weiblich
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hey,

gefällt mir richtig gut.
würd emich über eine fortsetzung (auch kein problem damit, wenn sie sofort kommt ^^) freuen.


lg alex

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13.08.2005 17:49 |Alex| ist offline E-Mail an |Alex| senden Homepage von |Alex| Beiträge von |Alex| suchen Nehmen Sie |Alex| in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie |Alex| in Ihre Kontaktliste ein AIM-Name von |Alex|: Enekin02 MSN Passport-Profil von |Alex| anzeigen
Heeschen Heeschen ist weiblich
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Schön, dass es dir gefällt fröhlich Ich sitze schon am nächsten Teil.

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Greetz ²
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Ava von *Nirvana

13.08.2005 17:55 Heeschen ist offline E-Mail an Heeschen senden Homepage von Heeschen Beiträge von Heeschen suchen Nehmen Sie Heeschen in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Heeschen in Ihre Kontaktliste ein YIM-Name von Heeschen: hasenzahn333
Nessy09 Nessy09 ist weiblich
sweet escape


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Wow das ist echt super schöner schreibstil.
13.08.2005 18:08 Nessy09 ist offline E-Mail an Nessy09 senden Beiträge von Nessy09 suchen Nehmen Sie Nessy09 in Ihre Freundesliste auf
Silver -w- Silver -w- ist weiblich
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weittttttttttaaaaaaaaaaaa

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Show me you smiling,
Don't be unhappy can't remember when I,
Last saw you laughing,

if this one makes you crazy and you've taken all you can get,
You call me up because you know I'll be there.
I can't remember when I last you laughin,
if this one makes you crazy and you've taken all you can get,
You call me up because you know I'll be there.

I see your true colours and thats why I love you,
So don't be afraid to let them show your true colours,
Ya true colours are beautiful like a rainbow

TrUe CoLoRs

13.08.2005 19:38 Silver -w- ist offline E-Mail an Silver -w- senden Beiträge von Silver -w- suchen Nehmen Sie Silver -w- in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Silver -w- in Ihre Kontaktliste ein AIM-Name von Silver -w-: Habe ich nicht. YIM-Name von Silver -w-: Habe ich auch nicht. MSN Passport-Profil von Silver -w- anzeigen
Heeschen Heeschen ist weiblich
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Hier kommt der nächste Teil fröhlich

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Samstag, 13.08.2005

Die meisten Schüler, die ich kenne freuen sich unglaublich auf jedes Wochenende und warten schon am Montag in der ersten Stunde sehnlichst darauf. Ich selber habe das Problem, dass ich nicht weiß, was ich an zwei freien Tagen machen soll, wenn meine Freunde gerade etwas anderes vorhaben.
Ich will nicht, dass ich irgendwie falsch verstanden werde: Ich liebe meine Großeltern wirklich, aber es ist sehr schwierig, mit ihnen etwas zu unternehmen, weil sie eine ganz andere Vorstellung von einem gelungenem Wochenende haben, als ich.
Meine Großmutter geht am liebsten zu ihren Freundinnen zum Kaffeeklatsch. Ich war erst einmal mit, werde mir das aber nicht mehr antun. Ihre Freunde sind schon mindestens siebzig Jahre alt und sehen aus wie neunzig. Ich war damals vierzehn Jahre alt und kann mich noch daran erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Es war wie in einem schlechten Film. Alle haben mich angeguckt, immer wieder geseufzt und mir gesagt, wie groß ich doch geworden wäre. Den Rest des Nachmittags saß ich auf einer unbequemen Futon-Sofa, eingeklemmt zwischen meiner Großmutter und der tattrigen Elisabeth, die mir immer wieder Schokolade in die Hand gedrückt hat, obwohl es im Raum mindestens 30 Grad warm war und man die Süßigkeiten, die auf dem Couchtisch standen, schon beinahe trinken konnte.
Als wir abends nach Hause kamen, war für mich klar, dass es der erste und damit letzte Tag war, an dem ich ein Wochenende mit meiner Oma und ihren Freundinnen verbracht habe. Ein Woche später bin ich mit meinem Opa zu seinem Angelclub gefahren – einer der größten Fehler meines Lebens, wie ich mir jetzt eingestehen muss.
Wie hatte ich damals auch wissen können, dass ich geschlagene drei Stunden in einem wackligen Holzboot sitzen würde, ohne dass mein Opa mit mir geredet hätte, weil das angeblich die Fische verschrecken würde. Mal ehrlich: Ich glaube nicht, dass die Heringe, oder was auch immer er fangen wollte, uns gehört hätten.
Am Ende des Tages hatte er unglaubliche drei Stichlinge am Haken gehabt. Die hat er natürlich wieder zurückgeworfen. Auf der Heimfahrt hat er dann über die angeblichen Gründe dieser raren Quote geschimpft: Laute Jugendliche, die am Fluss ihre Saufgelage veranstalten und dabei die ganzen Fische aus den heimischen Gewässern vertreiben. Ich habe die meiste Zeit stumm – wie immer – auf die Straße geschaut und nur ab und an genickt, wenn er Sachen wie „Findest du nicht auch, Eve?“ gesagt hat.

Im Übrigen habe ich ein besseres Verhältnis zu meiner Großmutter, die ja gar nicht mal meine richtige Oma ist. Mein Opa hat sie geheiratet, nachdem seine erste Frau – meine ‚richtige’ Oma – gestorben ist.
Vielleicht liegt es daran, dass mein Opa meinem Vater sehr ähnlich sieht. Zu dem habe ich gar keinen Kontakt mehr. Er ist vor der Verantwortung als Alleinerziehender weggelaufen und hat irgendwo in Michigan eine neue Frau gefunden, mit der er jetzt ein Baby hat. Ich bezweifele stark, dass seine neue Familie von mir und meiner Mutter weiß, aber es ist mir auch egal.

Aber zurück zu meinen Wochenenden: Heute sind meine Großeltern bei einem Geburtstagsessen. Sie haben mich zwar gefragt, ob ich nicht mitkommen wolle, aber ich habe verneint. Die Aussicht auf annähernd drei Dutzend Männer und Frauen, die mir wieder mal erzählen würden, was für eine tolle Frau meine Mutter doch gewesen sei.

Weil meine Freunde aber auch alle etwas zu tun haben, bin ich alleine Zuhause. Der silbergraue Labtop, der neben mir steht, surrt mehr oder weniger leise vor sich hin. Ich warte auf eine eMail von meinem Brieffreund Michael. Wir haben uns bei einer dieser vielen ‚Börsen’ die solche Brieffreundschaften vermitteln, kennen gelernt. Nach zwei Monaten haben wir uns dazu entschieden, auf einen Mailkontakt umzusteigen, weil das auf die Dauer billiger ist.
Ich weiß selber nicht warum, aber ich habe ihm nie verraten, dass ich nicht spreche. Er hat auch nie danach gefragt (wobei eine Frage wie „Sag mal – bist du eigentlich stumm, oder taub, oder so?“ zugegebenermaßen ein bisschen dämlich wäre). Irgendwann habe ich mal darüber nachgedacht, es ihm doch zu sagen, aber nach über einem halben Jahr hatten wir schon über alle Besonderheiten in unserem Leben geredet und ich weiß nicht, wie er dieses Geständnis aufnehmen würde, also lasse ich es am besten.
Michael wird von seinen Freunden – wie er mir mal verraten hat – nur Mike genannt, also ‚spreche’ auch ich ihn so an.
Gerade blinkt das blaue ‚Sie haben Post-Symbol’ auf dem Bildschirm. Das wird wohl seine sein.

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Greetz ²
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Ava von *Nirvana

13.08.2005 19:41 Heeschen ist offline E-Mail an Heeschen senden Homepage von Heeschen Beiträge von Heeschen suchen Nehmen Sie Heeschen in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Heeschen in Ihre Kontaktliste ein YIM-Name von Heeschen: hasenzahn333
Silver -w- Silver -w- ist weiblich
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geiil weitaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa

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TrUe CoLoRs

13.08.2005 22:50 Silver -w- ist offline E-Mail an Silver -w- senden Beiträge von Silver -w- suchen Nehmen Sie Silver -w- in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Silver -w- in Ihre Kontaktliste ein AIM-Name von Silver -w-: Habe ich nicht. YIM-Name von Silver -w-: Habe ich auch nicht. MSN Passport-Profil von Silver -w- anzeigen
eternity eternity ist weiblich
*wusch* <33


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ist schön & interessant zu lesen. vllt schreibst du noch weiter?

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die zeit wartet nicht. man hält sie fest und doch zerrinnt sie..

icon ist aus einem lj .. wenn jmd weiß, aus welchem, bitte melden!
14.08.2005 03:05 eternity ist offline E-Mail an eternity senden Beiträge von eternity suchen Nehmen Sie eternity in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie eternity in Ihre Kontaktliste ein AIM-Name von eternity: stillstandingxx MSN Passport-Profil von eternity anzeigen
Précieuse Précieuse ist weiblich
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Daumen hoch! Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Wow!!! supageil! Warum kannst du bloß so gut schreiben und ich ned??? traurig

Schreib bitte weiter großes Grinsen
14.08.2005 09:11 Précieuse ist offline E-Mail an Précieuse senden Beiträge von Précieuse suchen Nehmen Sie Précieuse in Ihre Freundesliste auf
Gummibärchen Gummibärchen ist weiblich
Dressurreiter


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ich find die geschichte auch super.. schönw eiter schreiben!

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14.08.2005 10:13 Gummibärchen ist offline E-Mail an Gummibärchen senden Beiträge von Gummibärchen suchen Nehmen Sie Gummibärchen in Ihre Freundesliste auf
Heeschen Heeschen ist weiblich
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Super, dass die Geschichte Anklang findet fröhlich Hab gestern Abend/Nacht auch noch weiter geschrieben.

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Samstag; Abends

Ich kann gar nicht glauben, dass ich wirklich stundenlang vorm Bildschirm gesessen habe. Irgendwie vergeht die Zeit schneller, wenn ich was tue, was mir Spaß macht. Als meine Großeltern eben gekommen sind, habe ich den Labtop so schnell es ging ausgeschaltet. Sie mögen es nicht, wenn ich so lange auf irgendeinen Bildschirm – sei es der Fernseher oder eben ein Computer – schaue.
Meine Oma kam dann auch gleich hoch in mein Zimmer (es liegt, als einziges Zimmer neben einem kleinen Bad, das ich benutze, im ersten Stock des alten Hauses) und hat mir gesagt, ich solle zum Abendessen kommen sollte. Dort hat sie mir dann von der Feier erzählt und gesagt, dass Ernie – Elisabeths Mann – zweimal bei Tisch eingeschlafen ist. Anfangs ist es angeblich keinem aufgefallen, aber dann hat er jedes Mal laut angefangen zu schnarchen. Die ganze Tischgesellschaft hat sich, nach Angaben meiner Großmutter, köstlich darüber amüsiert. Das muss allerdings das einzig aufregende an diesem Tag gewesen sein, weil sie sonst nur vom Essen geschwärmt hat.

Tja – jetzt sitze ich wieder hier in meinem Zimmer und schaue ab und zu aus dem Fenster. Der Himmel sieht aus, als hätte ihn jemand geputzt und die Sterne funkeln hell. Im Radio läuft irgendein altes Liebeslied. Momentan fühle ich mich, wie jedes Mal, wenn der Todestag meiner Mum so kurz bevor steht.
Ich frage mich dann meistens, ob sie wohl als eine Art Engel über mich wacht, wie man es aus den ganzen kitschigen Liebesfilmen kennt. Im normalen Alltag denke ich selten so viel über meine Mutter nach, aber wenn ich – wie jetzt – alleine in der Stille der Nacht sitze, dann werde ich manchmal schon ziemlich trübsinnig.
Zum Beispiel frage ich mich oft, warum gerade mir so etwas passieren musste. Oder, wie es wohl wäre, wenn meine Familie noch so wäre, wie es sich jeder wünscht: Eine kleine, heile Welt.
Natürlich weiß ich, dass ich nicht alleine auf dieser Welt bin, aber es wäre trotzdem schön, wenn ich wüsste, dass meine Mutter irgendwo ist. Ann hat mal zu mir gesagt, wenn sie sich vorstellen würde, dass ihre Mum plötzlich einfach weg wäre, dann würde sie durchdrehen.
Ich weiß nicht genau wieso, aber ich hatte solche Gedanken nie. Vielleicht hat es einfach daran gelegen, dass ich nie in Erinnerung hatte, wie es mit meiner Mum war. Oder es hat damit zu tun, dass ich von Klein auf wusste, dass sie irgendwann tot sein würde. Es ist komisch, aber ich selbst habe keine Angst vor dem Tod. Ich hoffe nur, dass ich nicht vorher Chemotherapien und die ganzen Schmerzen ertragen muss, wie meine Mutter. Ich erinnere mich noch daran, dass ich einmal mit neun Jahren alleine mit ihr im Krankenzimmer war. Sie war eigentlich immer erschöpft, wenn ich mit ihr geredet habe, aber an diesem Tag hat sie sich sogar ein bisschen aufgesetzt.
Sie hat mich gefragt, wie es in der Schule wäre. Das hat sie immer gefragt und ich habe immer geantwortet, dass es toll ist. Ich wollte nie, dass sie sich wegen irgendetwas Sorgen um mich macht, weil ich immer wusste, dass unser Zusammensein so schön wie möglich sein sollte. Ich habe auch nie geweint, wenn ich bei ihr war und Sachen geschrieen wie „Bitte lass mich nicht alleine, Mum!“. Ich wusste genau, dass ich es ihr damit nur noch schwerer machen würde und das wollte ich nicht.

Auf ihrer Beerdigung durfte jeder an ihrem Grab noch etwas sagen, wenn er wollte. Ich musste die ganze Zeit danebenstehen und jedem die Hand schütteln. Immer wieder haben sie gesagt: „Ellie, warum hast du uns alleine gelassen?“
Ich verstehe diesen Satz nicht. Warum haben sie ihr nicht gegönnt, gehen zu dürfen? Schließlich hatte sie gegen Ende wirklich Schmerzen ...

Ich denke, ich sollte jetzt (es ist 22:30 Uhr) schlafen gehen. Morgen gehen wir zum Friedhof und ich werde, wie jedes Jahr, keine ruhige Minute haben, weil dort noch so viele andere Menschen sind, die mir unbedingt die Hand schütteln müssen.

Außerdem wollen sie mir alle sagen, wie groß ich doch geworden sei ...

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Greetz ²
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Ava von *Nirvana

14.08.2005 11:08 Heeschen ist offline E-Mail an Heeschen senden Homepage von Heeschen Beiträge von Heeschen suchen Nehmen Sie Heeschen in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Heeschen in Ihre Kontaktliste ein YIM-Name von Heeschen: hasenzahn333
loona12
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boah, ich könnte anfangen zu heulen. das ist so gail geschrieben, man kann sich da so gut reinversetzen, das ist einfach toll Augenzwinkern

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14.08.2005 11:55 loona12 ist offline E-Mail an loona12 senden Homepage von loona12 Beiträge von loona12 suchen Nehmen Sie loona12 in Ihre Freundesliste auf
lautlos lautlos ist weiblich
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wahnsinn...
das sind genau die gefühle die mich jedes jahr bei dem todestag meiner mutter bewegen...
dieses ganze : wie kommt ihr denn jetzt allein zurecht?

manchmal stell ich mir vor ich könnte wie andere mädels aus meiner klasse mit meiner mam einkaufen gehen oder einfach irgendwas machen...
ich hab nur noch meinen dad und meinen kleinen bruder

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14.08.2005 14:01 lautlos ist offline E-Mail an lautlos senden Beiträge von lautlos suchen Nehmen Sie lautlos in Ihre Freundesliste auf MSN Passport-Profil von lautlos anzeigen
Heeschen Heeschen ist weiblich
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Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Gefühle so direkt treffe, Sindy. Das tut mir ehrlich leid für dich. Ich schreibe heute Abend den nächsten Teil und stelle ihn dann rein.

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Ava von *Nirvana

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Heeschen: 14.08.2005 16:29.

14.08.2005 16:09 Heeschen ist offline E-Mail an Heeschen senden Homepage von Heeschen Beiträge von Heeschen suchen Nehmen Sie Heeschen in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Heeschen in Ihre Kontaktliste ein YIM-Name von Heeschen: hasenzahn333
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*hrhr* Flüchtigkeitsfehler. Hab's möglichst schnell editiert.

Danke schön Freude

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ahhhhhhhhhhhhh weitaaaaaaaaaaaaaaaaa

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Show me you smiling,
Don't be unhappy can't remember when I,
Last saw you laughing,

if this one makes you crazy and you've taken all you can get,
You call me up because you know I'll be there.
I can't remember when I last you laughin,
if this one makes you crazy and you've taken all you can get,
You call me up because you know I'll be there.

I see your true colours and thats why I love you,
So don't be afraid to let them show your true colours,
Ya true colours are beautiful like a rainbow

TrUe CoLoRs

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Heeschen Heeschen ist weiblich
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Hab's gestern leider nicht mehr geschafft, jetzt aber der nächste Teil fröhlich

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Sonntag, 14.08.2005

Es war genauso, wie jedes Jahr. Ich bin schon früh am Morgen aufgewacht und habe minutenlang gegen meine weiße Zimmerdecke gestarrt, bevor ich mich dazu durchgerungen habe, aufzustehen. Nachdem ich mich geduscht und angezogen hatte, bin ich zu meinen Großeltern gegangen. Sie waren schon fertig.

Meine Oma hat zu mir geschaut. „Wieder das schwarze Kleid.“, meinte sie kopfschüttelnd. Dieses Kleid hatte ich nur zu diesem einen Anlass an. Ansonsten trug ich selten Kleider oder Röcke – meine Beine waren so gut wie immer bedeckt.
Ich zuckte nur mit den Schultern, wie ich es jedes Jahr tat. Genau wie jedes Jahr gab es an diesem einen Morgen Pfannkuchen für mich und meinen Großvater und Spiegelei für meine Großmutter.
Genau wie an jedem 14.08. seit vier Jahren, fuhren wir um zehn Uhr zum Friedhof. Wie jedes Jahr hielt ich mich im Hintergrund und schüttelte ab und zu eine Hand. Wie jedes Mal musste ich in ein Dutzend verheulter Gesichter von unbekannten Personen schauen und künstlich lächeln, wenn sie mir ihr Beileid aussprachen.
Das Grab meiner Mutter war bald von Nelken, Rosen und anderen Blumen überstreut, sodass man die – von meiner Großmutter so sorgfältig eingepflanzten – Pflanzen kaum noch sah.

Alles war genau, wie jedes Jahr – ein immer wiederkehrender Trott. Bevor wir wieder gingen, legten meine Großeltern die Blumen noch etwas ordentlicher hin. Dieses Mal jedoch, sollte eines anders sein.
Ich zupfte meine Oma leicht am Ärmel ihrer schwarzen Bluse. Sie sah mich an. „Was ist denn, Schatz?“, hat sie dann gefragt. Ich habe nur auf das Grab meiner Mutter gedeutet. Wir beide – ich und meine Oma – haben eine Art gefunden, uns nur mit Gesten zu verständigen. Sie hat mich auch gleich verstanden. „Bleib aber nicht zu lange, ja?“ Mit diesen Worten ist sie meinem Großvater gefolgt, der schon beim Auto wartete.
Als das Auto davongefahren war, bin ich zum Grab gegangen. Außer mir war niemand mehr auf dem kleinen Friedhof.
Ich habe minutenlang vor dem Blumenmeer gekniet und auf eine orange Gerbera gestarrt – die Lieblingsblume meiner Mutter. Ich wäre bestimmt auch noch länger sitzen geblieben, aber dann habe ich plötzlich gehört, wie der Kies, der auf den Wegen verteilt ist, geknirscht hat, als wenn dort jemand langgehen würde. Wahrscheinlich irgendeine Oma, die mir übers Haar streichen würde und immer wieder beteuern würde, wie Leid es ihr doch täte, dass ich nun ohne Mutter aufwachsen müsste. Solche Szenen kannte ich zu Genüge. Ich habe mich also umgedreht und nichts Böses geahnt. Umso überraschter war ich, als ich aufblickte und niemanden sehen konnte.
Ich ließ meinen Blick über den überschaubaren Friedhof. Die wenigen Bäume und Büsche, die hier standen, hätten nicht mal ein Kleinkind ganz verbergen können, geschweige denn einen Erwachsenen. Ich zog die Stirn kraus. Hatte ich mich vielleicht einfach geirrt? Nein – ganz sicher nicht.
Erneut drehte ich mich einmal um mich selbst und sah mich dabei genauestens um. Das Ergebnis war jedoch das Gleiche. Nirgends auch nur eine Spur von der Person, unter dessen Füßen der Kies geknirscht hatte.

Ich bin dann natürlich schnellstmöglichst nach Hause, sitze jetzt in meinem Zimmer und zerbreche mir immer noch den Kopf darüber, wer oder was das gewesen sein mochte.

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Greetz ²
Aila, -Katja-, Marina, Vici, Vroni

(Wer gegrüsst sein will, soll sich melden ^^)



Ava von *Nirvana

15.08.2005 16:44 Heeschen ist offline E-Mail an Heeschen senden Homepage von Heeschen Beiträge von Heeschen suchen Nehmen Sie Heeschen in Ihre Freundesliste auf Fügen Sie Heeschen in Ihre Kontaktliste ein YIM-Name von Heeschen: hasenzahn333
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