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Hopeless Dreams



Prolog:


Wenn jemand der dir nah steht, weg ist. Was dann?
Wenn derjenige nie mehr zurückkommt. Was dann?
Wenn du erfüllt von Sehnsucht bist. Was dann?
Wenn du es nicht mehr aushältst. Was dann?


1. Kapitel


Und ich trank und trank. Was es war, war mir inzwischen egal. Dieser elende Gestank von Kinderscheiße und Schweiß wurde mit Hochgefühlen überdeckt. In einer anderen Welt, in der es tausendmal besser war als in dieser wollte ich bleiben. Ich trank noch einen Schluck. Bilder schossen durch meinen Kopf. Alle in schwarz-weiß. Sie waren verschwommen. Aber ich wusste trotzdem Was auf ihnen abgebildet war. Ich, im Alter von 7 Jahren, meine Eltern standen um mich herum. Alle glücklich. Ich im Alter von 10 Jahren, meine Eltern standen um mich herum. Alle glücklich. Ich im Alter von 13 Jahren, meine Eltern standen um mich herum. Alle glücklich. Doch dann Leere. Ich, im Alter von 14 Jahren, alleine. Meine Familie wurde vom Tod in zwei Teile gerissen. Ich war der erste Teil und der Rest war der zweite Teil. Was mich von den anderen Unterschied? Ein unendlicher Unterschied. Ich lebte, der Rest moderte unter der Erde vor sich hin und es war ihm egal was ich tat. Aber ich hatte noch Gefühle, Gefühle die ich nicht unterdrücken konnte. Ich versuchte es kläglich. Und noch ein Schluck. Die Flasche Whisky war leer. Der Gestank von Kinderscheiße und Schweiß stieß mir in einem Schwall ins Gesicht, die Wand, die schützende Wand aus Alkohol war zerstört. Ich fühlte wieder. Ich litt wieder.
Ich richtete mich wieder in meinem Bett auf. Ein Bett aus Gitter mit einer Matratze drauf. Ein altes Lattenrost darunter. Ich hatte noch nicht mal ein eigenes Zimmer. Ich musste mir einen Klassenraumgoßen Raum mit 4-10 Jährigen teilen, die wahrscheinlich noch nicht mals mehr den Begriff “Toilette” kannten. Sie schissen überall hin wo es ihnen passte und die überforderte Auszubildende machte es nicht weg. Wir saßen seit der Erkrankung der Kinderheimbesitzerin in unserer eigenen Scheiße. Ich war die einigste die auf die Toilette ging - zum kotzen. Was mit meinem Leben grade passierte war mir egal, egal, egal egal. Mir war es auch egal, dass die kleinen Pisskinder tranken. Keinen O-Saft sondern Alkohol. Tequila, Bier, Wodka, was sie eben so bekamen.
Die Tür öffnete sich und ein zierliches Mädchen mit weißem Rock kam herein und rümpfte die Nase. “Wer hunger hat, soll jetzt essen kommen. Wenn ihr nicht innerhalb von einer Minute nicht da seit bekommt ihr nichts. Niemand rührte sich. Nur ein kleiner blonder Junge richtete sich auf und rannte raus. Der Azubi machte Licht aus und ging raus. Wir saßen im dunklen. Wie immer. Wenn wir Licht anmachten bekamen wir nur einen Apfel zu Essen.
Licht fiel durch die verschmierten Zimmer und wirbelte die Staubkörner auf. Ich stand auf und öffnete es. Frische Luft. Wunderbare Luft. Hinten in der Ecke hustete eines der kleinen Kinder. In was für eine Lage ich geraten war…
Ich fiel in einen Rauschschlaf. Wirre Bilder schwammen durch meinen Kopf. Ein kleiner Junge der auf seine Eltern zurannte welche aber kurz vor der wichtigen, ersten Berührung verschwanden… Dunkle Nacht, schreckliche Stimmen… Angst… bis ich durch einen lauten Knall aufwachte und senkrecht im Bett saß.
Die Auszubildene war wieder reingekommen und hatte mir eine geknallt. Es war früh am Morgen, ich hatte wohl den ganzen restlichen Tag und die Nacht verschlafen. “Zieh dich an. Geh zur Schule!” War der Befehl des Tages. Schläfrig zog ich mir eine zerrissene Jeans an und zog mir einen Pulli über mein “FUCK YOU!” T-Shirt, dass ich trug. Dann warf mir unsere “Domina” wie ich sie insgeheim nannte eine Tasche mit Schulsachen vor die Füße und ging aus dem Zimmer um weitere Scheiße der Kinder aus dem Flur zu entfernen. Ich fragte mich, wieso wir dann in Scheiße saßen wenn der Flur blitzblank war.
Sobald ich aus der Tür rauskam, fühlte ich mich frei. Endlich war ich nicht mehr eingesperrt. Ich konnte machen was ich wollte. Und ich wollte nicht zu Schule gehen, dort hassten sie mich doch sowieso alle. Wieso also hingehen? Lernen konnte ich in der letzten Reihe nichts… Als ich schon fast in einer dunklen Gasse verschwunden war, packte mich etwas an der Schulter. Es war eine Menschenhand. Sie war so weich und warm. “Du bist wohl Jean, oder? Ich bin deine Klassenlehrerin.”
Ich musste schonwieder auf eine andere Schule. Und ich wusste noch nichts davon! Ich wollte sie eigentlich schlagen und wegrennen. Wegrennen vor meinem Leben, wegm einfach nur weg. Plötzlich kam ein kribbeln auf. Ich fasste einen Plan und ging mit ihr in die Schule.
Sie lief neben mir her, sie hatte einen extrem schnellen Gang, weshalb ich fast rennen musste. Wir liefen an Besoffenen vorbei, die auf der Straße lagen, an ausländische Mütter mit ihren tausend Kindern. Wie immer an einem Montagmorgen.
Plötzlich begann die Lehrerin zu reden. “Hab ich mich überhaupt schon richtig vorgestellt? Ich bin Frau Glave. Ich hoffe wir verstehen uns gut und du bleibst auch bei uns an der Schule.” Ich nickte stumm. “Ich habe gehört du lebst im Kinderheim, bis irgendwer dich adoptiert. Hast du keine Verwandten mehr?” Ich hasste es wenn jemand so fragte. Ich hasste solche Leute. Sie wussten nicht wie ich mich dabei fühlte, wie ich wie jetzt “Ja, eine Tante und einen Onkel. Sie leben in Kanada.” sagte. Als ob meine Familie mich verstoßen hätte. Diese Personen waren so schrecklich neugierig, dachten womöglich auch noch “Oh mein Gott wie schrecklich” und bekamen Mitleid. Doch ich wollte kein Mitleid. Ich wollte einfach nur allein sein. “Wieso bist du nicht bei deinen Verwandten in Kanada?” Klar. Die 2. Standartfrage. Oh wie ich das hasste. “Weil sie noch sparen um mich abzuholen.” War meine Antwort. Aber diese Antwort stimmte nicht. Meine Verwandten hatten keine Lust auf nervige Bälger, machten lieber Party. Aber, ich würde sowieso kommen, auch wenn sie es nicht wollten. Und dann würden sie erfahren was wirklich passiert war. Eigentlich wollte ich meinen tollen Plan weiter ausarbeiten, aber diese verdammte Lehrerin ließ es nicht zu. “Wie ist es bei dir im Kinderheim?” Hakte sie nach. Am liebsten hätte ich sie geschlagen, weil sie die Antwort doch schon kannte. Es ging mir scheiße. Sah man doch. Meine Haare waren schon seit zwei Wochen nicht mehr gewaschen worden und gingen wehten auch nicht wie üblich im starkem Wind. Sie hingen einfach nur runter und waren da. Einfach da. Überflüssig, genau wie ich. Niemand wollte mich. Um überhaupt eine Antwort auf dieses Formularwesen zu geben, antwortete ich “Langweilig.” Das wars. Punkt. Ich würde ihr doch nicht erzählen wie wir geschlagen wurden, wenn wer nicht machten was unsere “Betreuer” wollten. Ich würde ihr doch nicht erzählen, dass ich klaute, um überhaupt etwas zum anziehen zu haben. Snst hätte ich einen grauen Frack an. Wie alle kleinen Kinder, die dort husteten und beteten um doch endlich erlöst zu werden. Ob es nun der Tod war, oder eine schreckliche Familie. Manche zogen das große Los und wurden aufgenommen. Oder sie wurden irgendwann einfach ausgesetzt, weil kein Platz mehr für sie war. Überflüssig eben. Und wieder stellte Frau Glave eine der Standartfragen die man mir stellte. “Hast du Freunde?” ich antwortete promt mit einer kniffligen Gegenfrage. “Würden Sie gerne mit mir befreundet sein?” Und sie war still. Endlich konnte ich über diesen tollen Plan nachdenken, der mich aus dieser Miesere namens Schule befreien würde. Endlich konnten wir ein einst strahlend weißes Gebäude sehen an der ein einst strahlend weißes Schild hing. “Gesamtschule Nord” Hieß es. Aber, das Gebäude war nicht mehr weiß, es war voller Graffiti. Eines davon war meins. “FUCK YOU ALL!!!” Hatte ich draufgeschmiert und war nach Aldi gegangen um noch etwas vernünftiges zu Essen zu besorgen. Ich folgte Frau Glave herein. Und ich wusste was passieren würde: Jedes Augenpaar der menschlichen Wesen in diesem Gebäude würden auf mich starren, meine zerrissene Jeans mustern, ihre Nase rümpfen nachdem sie meine Haare entdeckt hatten und sich schließlich mit ihren Freunden über mich lustig machen. Wie immer. Und es kam auch so. Ein Junge mit blond gefärbten Haaren und Fitnesscentermuskeln rief laut: “Hei! Mal ´ne Dusche gesehen oder biste ausm Mittelalter?” “Penner!” Rief ich rüber und folgte meinen Worten. Wie ich so auf dieses Arschloch zuging strömte Hochmut durch mich. Ich hatte erlebt was er wahrscheinlich nie durchmachen muss. Ich werde es aushalten. Ich knallte ihm eine auf die Nase. Blut tropfte auf den Boden. Manche Mädchen kreischten, eine hielt sich die Hand vors Gesicht. “Du Missgeburt!” Nuschelte der blonde Junge und ging aufs Klo, um sein Gesicht zu waschen. Frau Glave guckte mich entsetzt an. “Ich hoffe doch, dass das nicht noch mal passiert!” “Doch, ganz bestimmt. Wenn er wiederkommt.” Erwiderte ich freundlich lächelnd. In der letzten Reihe der gaffenden Schüler hörte ich ein verdrukstes Kichern. Jahre später, zählte dieser Augenblick der Momentan für mich eher verwirrend war, zu dem bestem Augenblick in meinem gesamten Leben. Langsam verteilte sich die Masse wieder und warf mir nur noch flüchtige, gar ängstliche Blicke zu.

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Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von Janine.: 12.02.2009 15:29.

11.02.2009 20:35 Startpost-Retter ist offline Beiträge von Startpost-Retter suchen Nehmen Sie Startpost-Retter in Ihre Freundesliste auf
heartie
Dr. med den Rasen


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RE: Hopeless Dreams |Vorläufiger Titel Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Interessantes Thema, ob die Umsetzung auch gut ist, kann ich noch nicht beurteilen. Ich hab dir Mal angestrichen was mir so beim Lesen aufgefallen ist, ist nur meine persönliche Meinung. Manchmal hast du echt gute Stellen drinnen, würde auf jeden Fall weiterlesen smile

Zitat:
Und ich trank und trank. Was es war, war mir inzwischen egal. Dieser elende Gestank von Kinderscheiße und Schweiß wurde mit Hochgefühlen überdeckt. In einer anderen Welt, in der es tausendmal besser war als in dieser, wollte ich bleiben. Ich trank noch einen Schluck. Bilder schossen durch meinen Kopf. Alle in schwarz-weiß. Sie waren verschwommen. Aber ich wusste trotzdem, was auf ihnen abgebildet war. Ich, im Alter von 7 Jahren, meine Eltern standen um mich herum. Alle glücklich. Ich im Alter von 10 Jahren, meine Eltern standen um mich herum. Alle glücklich. Ich im Alter von 13 Jahren, meine Eltern standen um mich herum. Alle glücklich. Doch dann Leere. Ich, im Alter von 14 Jahren, alleine. Meine Familie wurde vom Tod in zwei Teile gerissen. Ich war der erste Teil und der Rest war der zweite Teil. Was mich von den anderen Unterschied? Ein unendlicher Unterschied. Ich lebte, der Rest moderte unter der Erde vor sich hin und es war ihm egal was ich tat.
Der Anfang gefällt mir sehr gut, nur hätte ich den Satz "Aber ich wusste trotzdem..." weggelassen, der ist meiner Meinung nach überflüssig. Den Satz "Ich war der erste Teil und der Rest war der zweite Teil" mag ich auch nicht so, bin ja kein absoluter Gegner von Wortwiederholungen, aber in diesem Satz stört sie mich doch.

Zitat:
Aber ich hatte noch Gefühle, Gefühle die ich nicht unterdrücken konnte. Ich versuchte es kläglich. Und noch ein Schluck. Die Flasche Whisky war leer. Der Gestank von Kinderscheiße und Schweiß stieß mir in einem Schwall ins Gesicht, die Wand, die schützende Wand aus Alkohol war zerstört. Ich fühlte wieder. Ich litt wieder.
Ich richtete mich wieder in meinem Bett auf. Ein Bett aus Gitter mit einer Matratze drauf.
Ein Bett aus Gitter? Klingt komisch.

Zitat:
Ein altes Lattenrost darunter. Ich hatte noch nicht mal ein eigenes Zimmer. Ich musste mir einen Klassenraumgoßen Raum mit 4-10 Jährigen teilen, die wahrscheinlich noch nicht mal mehr den Begriff “Toilette” kannten. Sie schissen überall hin wo es ihnen passte und die überforderte Auszubildende machte es nicht weg.
Der letzte Satz mag mir nicht gefallen, "machte es nicht weg" - klingt irgendwie sehr unbeholfen. Vielleicht kann man den letzten Satz, im Bezug auf was danach kommt, überhaupt weglassen.

Zitat:
Wir saßen seit der Erkrankung der Kinderheimbesitzerin in unserer eigenen Scheiße. Ich war die einzige die auf die Toilette ging - zum Kotzen. Was mit meinem Leben grade passierte war mir egal, egal, egal, egal. Mir war es auch egal, dass die kleinen Pisskinder tranken. Keinen O-Saft sondern Alkohol. Tequila, Bier, Wodka, was sie eben so bekamen.
Die Tür öffnete sich und ein zierliches Mädchen mit weißem Rock kam herein und rümpfte die Nase. “Wer Hunger hat, soll jetzt essen kommen. Wenn ihr nicht innerhalb von einer Minute da seid, bekommt ihr nichts. Niemand rührte sich. Nur ein kleiner blonder Junge richtete sich auf und rannte raus. Der Azubi machte das Licht aus und ging raus.
Ich glaube 'raus' gilt als Umgangssprachlich & zusätzlich ist seine Wiederholung nicht schön.

Zitat:
Wir saßen im Dunklen. Wie immer. Wenn wir Licht anmachten bekamen wir nur einen Apfel zu Essen.
Wenn doch eh niemand etwas essen wollte?

Zitat:
Licht fiel durch die verschmierten Zimmer und wirbelte die Staubkörner auf.
Wahrscheinlich meintest du hier nicht Zimmer sondern Fenster, oder? Augenzwinkern

Zitat:
Ich stand auf und öffnete es.
'Es' ist hier ein falscher Bezug, im vorigen Satz stehen die Fenster ja im Plural.

Zitat:
Frische Luft. Wunderbare Luft. Hinten in der Ecke hustete eines der kleinen Kinder. In was für eine Lage ich geraten war…
Ich fiel in einen Rauschschlaf. Wirre Bilder schwammen durch meinen Kopf.
Oh hier mag ich das Verb ungemein <3 Kling toll!

Zitat:
Ein kleiner Junge, der auf seine Eltern zurannte, welche aber kurz vor der wichtigen, ersten Berührung verschwanden… Dunkle Nacht, schreckliche Stimmen… Angst… bis ich durch einen lauten Knall aufwachte und senkrecht im Bett saß.
Die Auszubildene war wieder hereingekommen und hatte mir eine geknallt. Es war früh am Morgen, ich hatte wohl den ganzen restlichen Tag und die Nacht verschlafen. “Zieh dich an. Geh zur Schule!” War der Befehl des Tages. Schläfrig zog ich mir eine zerrissene Jeans an und zog mir einen Pulli über mein “FUCK YOU!” T-Shirt, dass ich trug.
'dass ich trug' ist überflüssig

Zitat:
Dann warf mir unsere “Domina”, wie ich sie insgeheim nannte, eine Tasche mit Schulsachen vor die Füße und ging aus dem Zimmer, um weitere Scheiße der Kinder aus dem Flur zu entfernen. Ich fragte mich, wieso wir dann in Scheiße saßen, wenn der Flur blitzblank war.
Sobald ich aus der Tür rauskam, fühlte ich mich frei. Endlich war ich nicht mehr eingesperrt. Ich konnte machen was ich wollte. Und ich wollte nicht zu Schule gehen, dort hassten sie mich doch sowieso alle. Wieso also hingehen? Lernen konnte ich in der letzten Reihe nichts… Als ich schon fast in einer dunklen Gasse verschwunden war, packte mich etwas an der Schulter. Es war eine Menschenhand. Sie war so weich und warm. “Du bist wohl Jean, oder? Ich bin deine Klassenlehrerin.”
Ich musste schonwieder auf eine andere Schule. Und ich wusste noch nichts davon! Ich wollte sie eigentlich schlagen und wegrennen. Wegrennen vor meinem Leben, weg, einfach nur weg. Plötzlich kam ein Kribbeln auf. Ich fasste einen Plan und ging mit ihr in die Schule.
Sie lief neben mir her, sie hatte einen extrem schnellen Gang, weshalb ich fast rennen musste. Wir liefen an Besoffenen vorbei, die auf der Straße lagen, an ausländischen Müttern mit ihren tausend Kindern. Wie immer an einem Montagmorgen.
Plötzlich begann die Lehrerin zu reden. “Hab ich mich überhaupt schon richtig vorgestellt? Ich bin Frau Glave. Ich hoffe wir verstehen uns gut und du bleibst auch bei uns an der Schule.” Ich nickte stumm. “Ich habe gehört du lebst im Kinderheim, bis irgendwer dich adoptiert. Hast du keine Verwandten mehr?” Ich hasste es, wenn jemand so fragte. Ich hasste solche Leute. Sie wussten nicht wie ich mich dabei fühlte, wie ich wie jetzt “Ja, eine Tante und einen Onkel. Sie leben in Kanada.” sagte. Als ob meine Familie mich verstoßen hätte. Diese Personen waren so schrecklich neugierig, dachten womöglich auch noch “Oh mein Gott wie schrecklich” und bekamen Mitleid. Doch ich wollte kein Mitleid. Ich wollte einfach nur allein sein. “Wieso bist du nicht bei deinen Verwandten in Kanada?” Klar. Die 2. Standartfrage. Oh wie ich das hasste. “Weil sie noch sparen um mich abzuholen.” War meine Antwort. Aber diese Antwort stimmte nicht. Meine Verwandten hatten keine Lust auf nervige Bälger, machten lieber Party. Aber, ich würde sowieso kommen, auch wenn sie es nicht wollten. Und dann würden sie erfahren was wirklich passiert war. Eigentlich wollte ich meinen tollen Plan weiter ausarbeiten, aber diese verdammte Lehrerin ließ es nicht zu. “Wie ist es bei dir im Kinderheim?” Hakte sie nach. Am liebsten hätte ich sie geschlagen, weil sie die Antwort doch schon kannte. Es ging mir scheiße. Sah man doch. Meine Haare waren schon seit zwei Wochen nicht mehr gewaschen worden und wehten auch nicht wie üblich im starkem Wind. Sie hingen einfach nur runter und waren da. Einfach da. Überflüssig, genau wie ich.
die letzen paar Sätze, ein Traum <3

Zitat:
Niemand wollte mich. Um überhaupt eine Antwort auf dieses Formularwesen zu geben, antwortete ich “Langweilig.” Das wars. Punkt. Ich würde ihr doch nicht erzählen wie wir geschlagen wurden, wenn wir nicht machten, was unsere “Betreuer” wollten. Ich würde ihr doch nicht erzählen, dass ich klaute, um überhaupt etwas zum Anziehen zu haben. Sonst hätte ich einen grauen Frack an. Wie alle kleinen Kinder, die dort husteten und beteten um doch endlich erlöst zu werden. Ob es nun der Tod war, oder eine schreckliche Familie. Manche zogen das große Los und wurden aufgenommen. Oder sie wurden irgendwann einfach ausgesetzt, weil kein Platz mehr für sie war. Überflüssig eben. Und wieder stellte Frau Glave eine der Standartfragen die man mir stellte. “Hast du Freunde?” ich antwortete promt mit einer kniffligen Gegenfrage. “Würden Sie gerne mit mir befreundet sein?” Und sie war still. Endlich konnte ich über diesen tollen Plan nachdenken, der mich aus dieser Misere namens Schule befreien würde. Endlich konnten wir ein einst strahlend weißes Gebäude sehen an der ein einst strahlend weißes Schild hing.
Endlich --> Wortwiederholung

Zitat:
“Gesamtschule Nord” Hieß es. Aber, das Gebäude war nicht mehr weiß, es war voller Graffiti. Eines davon war meins. “FUCK YOU ALL!!!” Hatte ich draufgeschmiert und war zum Aldi gegangen, um noch etwas vernünftiges zu Essen zu besorgen. Ich folgte Frau Glave herein. Und ich wusste was passieren würde: Jedes Augenpaar der menschlichen Wesen in diesem Gebäude würden auf mich starren, meine zerrissene Jeans mustern, ihre Nase rümpfen nachdem sie meine Haare entdeckt hatten und sich schließlich mit ihren Freunden über mich lustig machen. Wie immer. Und es kam auch so. Ein Junge mit blond gefärbten Haaren und Fitnesscentermuskeln rief laut: “Hei! Mal ´ne Dusche gesehen oder biste ausm Mittelalter?” “Penner!” Rief ich rüber und folgte meinen Worten. Wie ich so auf dieses Arschloch zuging strömte Hochmut durch mich. Ich hatte erlebt was er wahrscheinlich nie durchmachen muss. Ich werde es aushalten. Ich knallte ihm eine auf die Nase. Blut tropfte auf den Boden. Manche Mädchen kreischten, eine hielt sich die Hand vors Gesicht. “Du Missgeburt!” Nuschelte der blonde Junge und ging aufs Klo, um sein Gesicht zu waschen. Frau Glave guckte mich entsetzt an. “Ich hoffe doch, dass das nicht noch mal passiert!” “Doch, ganz bestimmt. Wenn er wiederkommt.” Erwiderte ich freundlich lächelnd. In der letzten Reihe der gaffenden Schüler hörte ich ein verdrukstes Kichern. Jahre später, zählte dieser Augenblick der Momentan für mich eher verwirrend war, zu dem bestem Augenblick in meinem gesamten Leben. Langsam verteilte sich die Masse wieder und warf mir nur noch flüchtige, gar ängstliche Blicke zu.
Die letzte Szene finde ich ganz gut, aber die Reaktion der Lehrerin ist doch ziemlich unrealistisch =/

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I solemnly pledge to consecrate my life to the service of humanity.

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von heartie: 13.02.2009 13:27.

13.02.2009 10:49 heartie ist offline E-Mail an heartie senden Beiträge von heartie suchen Nehmen Sie heartie in Ihre Freundesliste auf
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Ich finde deinen Schreibstil toll, auch das Thema ist mal was anderes. Außerdem find ich, das du einem so richtig neugierig machst, wies weitergeht. Ich werd weiterlesen ;D

LG Nanni

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