Lebst du schon? - Zwei neue Teile auf Seite 5 |
Lilly17

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*lach* Danke!
Freut mich, dass es dir gefällt. Werde versuchen heute weiterzuschreiben (haben Besuch), vielleicht gibts heut abend oder zumindest morgen gleich einen neuen Teil.
LG Nadine
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"The difference between a prophet and a poet is that the prophet lives what he teaches - and the poet does not. He may write wonderfully of love, and yet not be loving!" (Kahlil Gibran)
"And ever has it been that love knows not its own depth until the hour of seperation." (The Prophet by Kahlil Gibran)
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06.04.2007 11:39 |
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Lilly17

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Und endlich ein neuer Teil:
Ich spürte kühles Glas an meiner Haut, Keira hatte mir die Flasche zurück in die Hand gedrückt. „Ich trinke nicht“, sagte sie erklärend. „Aber danke. Ich werde mich mal umsehen, wir sehen uns dann spätestens um 24 Uhr zur Rückfahrt, oder?“
Ich nickte nur und trank auch dieses Bier aus. Sekunde, die Frau hatte mich schon wieder allein stehen gelassen. Eigentlich aber auch egal, so hatte ich wenigstens meine Ruhe. Mit diesem Gedanken stürzte ich mich in die Pogo-Menge und genoss das Gefühl einfach nichts zu fühlen. Ich spürte die Schläge von der Seite nicht, spürte nicht, wenn ich gegen andere taumelte, spürte nur dieses Gefühl wie Fliegen, ein Gefühl von Freiheit, das sich mir an diesem Ort immer wieder bot. Der Beat der Musik strömte dich meinen Körper, meine Füße bewegten sich von alleine im gleichen Takt und um mich herum verschwamm alles zu einem bunten Meer aus Lichtern und Farben.
Ohne zu wissen wie viel Zeit vergangen war, drängte ich mich langsam an den Rand der Menschenmasse, um mir ein weiteres Bier zu genehmigen.
An der Bar traf ich Tom wieder, der mich aufmerksam musterte, obwohl er genau wusste, dass ich seinen Blick meiden würde. Ich bestellte mein Bier und wandte mich schon wieder um, als es aus ihm herausplatzte. „Mensch Sam, ich wollte dich nicht angreifen, schon gar nicht vor deiner Freundin. Ich hab mir doch nur Sorgen gemacht!“ „Die kannst du dir sparen“, zischte ich. „Und sie ist NICHT meine Freundin!” Wie konnte er so etwas nur behaupten. Mit einem verächtlichen Schnaufen drehte ich mich um und marschierte in Richtung Ausgang. Jetzt brauchte ich erst mal frische Luft, Raum für mich, und keinen Platz für Konflikte.
Begierig sog ich die kühle Luft ein, lief ein paar Schritte am Weg entlang und ließ mich dann einfach ins Gras am Wegrand fallen. Über mir breiteten sich die Sterne wie ein Zelt aus und gaben mir ein Gefühl von Geborgenheit wie ich es selten spürte. Sterne, Sterne, Sterne, soweit mein Auge reichte nur Sterne. Sie faszinierten mich, schenkten mir Ruhe und ließen mich einfach ihre Schönheit genießen. Ich spürte wie ich langsam müde wurde und schloss die Augen. Nur für ein paar Sekunden, dachte ich.
Ein Schrei schreckte mich aus dem Halbschlaf. Halb verärgert über die Störung, halb darüber, dass ich doch eingeschlafen war, richtete ich mich fluchend auf. Langsam erkannte ich in dem Geschrei Stimmen, versuchte sie einzuordnen. „… lasst mich in Ruhe“, das war eindeutig Keiras Stimme gewesen. Na toll, jetzt durfte ich schon wieder ihren Helden spielen. Ich sprang auf und lief in die Richtung aus der ihre Stimme kam.
Etwas abseits der Halle stand sie, umringt von drei Kraftpaketen, die sie hin- und herschubsten. Ich stöhnte, die Jungs kannte ich zu genüge. Viel Muskeln, wenig Gehirn, ausgenutzt als Schlägermaschinen für die Neonazis. Mit denen war definitiv nicht gut Kirschen essen, die Erfahrung hatte ich mehr als nur einmal gemacht. Aber dass sie so dumm und abgerichtet waren, dass sie neuerdings sogar Mädchen anpöbelten, überraschte sogar mich.
Mir blieb also nicht viel anderes übrig als mich einzumischen. „Hey“, rief ich mit fester Stimme, obwohl mir alles andere als Wohl bei dem Gedanken war mich mit diesen Protzen anlegen zu müssen. Drei dumme dreinschauende Augenpaare sahen mich an. Hinter ihren Glatzen konnte ich es arbeiten sehen und musste bei dieser Vorstellung grinsen.
“Was grinst’n so doof?“, lallte mir einer von ihnen entgegen. Anscheinend hatte er trotz seiner Betrunkenheit als erster kapiert, dass ich sie meinte.
„Lasst das Mädchen in Ruhe!“, erwiderte ich nur möglichst gelassen.
Jetzt schalteten auch seine zwei Freunde, die bisher nur wie die Fische geglotzt hatten.
“Ey, willste aufs Maul, oder was?“, schleuderte mir der Zweite entgegen.
“Nein, das hast du falsch verstanden“, antwortete ich mit einem belehrenden Unterton. „Du sollst nur das Mädchen in Ruhe lassen.“
Trotz ihrer Dummheit hatten sie den Unterton bemerkt und wurden zunehmend wütend. Der Dritte von ihnen schnaufte wie ein gestrandetes Walross bevor er herauspresste: „Dann nehmen wir halt dich linke Zecke, hier haste deine Freundin.“ Keira wurde in meine Richtung geschubst, doch schon im nächsten Augenblick krachte mir eine schwere Faust ins Gesicht. Bevor ich überlegen konnte, ob ich entgegen meiner Gewohnheit zurückschlagen sollte, traf mich ein weiterer kräftiger Schlag im Bauch. Ich taumelte zurück und mir wurde shon schwarz vor Augen bevor mir einer mit seinem Stiefel einen Tritt ins Gesicht verpasste.
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28.04.2007 18:41 |
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Lilly17

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Und noch ein Teil:
Als ich die Augen wieder aufschlug, waren sie weg. Warmes Blut rann über meine Wangen und meine Nase tat ordentlich weh. Vorsichtig wollte ich darüber tasten, doch eine Hand hielt mich davon ab. „Nicht, die ist vielleicht gebrochen. Du machst es nur schlimmer!“, sagte Keira mit sanfter Stimme und drückte meine Hand nach unten. Ich war zu müde, um zu protestieren und ließ sie mit einem Taschentuch das Blut wegwischen. Noch etwas benommen schloss ich meine Augen wieder und wartete bis sie fertig war. „Es blutet nicht mehr“, stellte sie nüchtern fest. „Kannst du aufstehen?“ Und wie ich das konnte, als ob ich mich noch mehr demütigen lassen und wie ein Käfer auf dem Rücken liegen würde. Ich versuchte locker aufzuspringen, doch ein stechender Schmerz an den Rippen ließ mich kurz stolpern. Rasch griffen mir zwei Arme unter die Schultern. Mist, sie war tatsächlich ganz schön kräftig für ein Mädchen. Ich schüttelte sie ab und ging mit zusammengebissenen Zähnen los. „Lass uns gehen“, rief ich über die Schulter zurück und vergewisserte mich mit einem Blick, dass sie mir folgte.
In der Stille der Nacht fielen mir Toms Worte ein. „… dass du das Leben aufgibst“, dieser Satz hallte wieder und wieder in meinem Kopf nach. Ich wühlte nach meinem MP3 Player, steckte mir ohne Rücksicht auf Keira die Stöpsel ins Ohr und drückte auf ‚play’ in der Hoffnung auf andere Gedanken zu kommen, mich irgendwie abzulenken.
„Come on, oh my star is fading
And I see no chance of release
And I know I’m dead on the surface
But I am screaming underneath”
Ablenkung konnte man das nicht gerade nennen, aber die sanfte Stimme des Coldplay-Sängers Chris Martin sprach mir aus der Seele. Sollte Tom doch denken, was er wollte. Mehr als meine tote Hülle schien er nicht zu sehen, doch wer hatte je meine Schreie gehört.
Eine Träne rann meine Wange hinab und tropfte auf den dunklen Gehsteig. Dieser Abend war eindeutig zu viel gewesen, ließ mich verwirrt und nun auch voller körperlicher Schmerzen zurück. Hastig wischte ich meine Augen trocken, Mitleid konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen.
Doch daran schien Keira auch gar nicht interessiert zu sein, sie hatte ihren Blick auf den Boden geheftet und sah so aus als würde sie ihre Umwelt schon lange nicht mehr wahrnehmen.
Beim Betreten des Bahnhofs schaltete ich meinen MP3 Player aus und wandte mich um. Keira hatte aufgesehen und ihre großen Augen blickten mich fragend an. Ich deutete auf den Zug zu unserer Rechten und wir stiegen wortlos ein.
Langsam setzte sich das Gefährt in Bewegung, ruckelte hin und her und fuhr schließlich ruhig. Zum ersten Mal in meinem Leben empfand ich die Stille als erdrückend, nahm mich zusammen und fragte, „Warum haben sie es auf dich abgesehen?“ Im selben Moment flüsterte Keira mit gesenktem Blick, „Es tut mir Leid.“ Was tat ihr Leid? Die Fragezeichen in meinen Augen waren wohl nicht zu übersehen, denn sie schob zögerlich hinterher. „Ich wollte dich da nicht mit reinziehen.“ „Egal“, murmelte ich, denn ich hasste es, wenn sich jemand bei mir entschuldigte. „Aber warum, warum haben sie dich angemacht?“ Sie biss sich nervös auf die Lippen und starrte angestrengt aus dem Fenster in die Dunkelheit. „Erinnerst du dich an den Abend, an dem Creep dir hinterhergelaufen ist, um dir zu zeigen, wo ich bin?“ Natürlich erinnerte ich mich! Ich nickte brav und sie fuhr fort. „Kurz nachdem ich hierher gezogen bin, habe ich in der Stadt gesehen, wie sie eine junge Afrikanerin rumgeschubst, beschimpft und bespuckt haben. Die Leute haben wie immer nur geglotzt, aber ich bin hin und habe versucht dem Mädchen zu helfen. Sie sind dann auch abgezogen, weil einige Leute geguckt haben, aber an dem Abend habe ich sie im Dunkeln getroffen und wie das ausgegangen ist, hast du ja gesehen.“ Sie seufzte und sah mich traurig an. „Jetzt habe ich wohl echte Feinde.“
„Mistkerle“, zischte ich und entlockte ihr ein Grinsen. „Kann man so sagen“, lächelte sie. „Tut deine Nase noch weh?“ Ja, und wie sie das tat, aber ich schüttelte den Kopf. „Geht schon. War ja nicht das erste Mal, die sorgen regelmäßig für Ärger.“
Sie nickte nur nachdenklich. Ohne zu wissen warum, verspürte ich plötzlich den Drang sie zum Lachen zu bringen. Ich wollte nicht, dass sie den Abend negativ in Erinnerung behielt, doch bevor ich etwas sagen konnte, tat sie es.
„Dieser Tom… ist das so was wie dein Freund?“ Die Frage konnte man definitiv zweideutig verstehen, also hakte ich nach. „Wie meinst du das?“ – „Na ja, ist er dein Freund… im Sinne von Beziehung oder so…“ Bitte was? „Ich bin nicht schwul!“, erwiderte ich vorwurfsvoll. Wie konnte sie nur? „Oh, okay…”, grinste sie. “Wie kommst du überhaupt darauf?” Das wollte ich jetzt aber wissen. “Nur so, in der Schule haben sie sowas gesagt.“ Oh ja, super! “Und du glaubst, was dir die Idioten da erzählen?”, ich war mittlerweile ziemlich bissig. Anscheinend hatte ich sie völlig falsch eingeschätzt. „Nein, natürlich nicht. Aber hätte ja sein können.” Sie hatte wohl meinen ungläubigen Blick gesehen und fügte hinzu, “Wenn ich es glauben würde, hätte ich dich nicht gefragt!“ Auch richtig, vielleicht hatte ich überreagiert. „Jetzt weißt du es ja besser“, sagte ich eindringlich und sah aus dem Fenster.
„Wie kommst du überhaupt auf Tom. Er ist ein Idiot!”
“Weil er sich Sorgen um dich macht…“
„War das eine Frage oder eine Antwort?“
“Kannst du dir aussuchen.“ Sie grinste frech, aber ich fand das überhaupt nicht lustig.
„Sehr witzig.“ Ich verdrehte die Augen.
„Sag bloß, du gibst schon auf.“
„Das hättest du wohl gerne“, gab ich trotzig zurück.
„Nein, im Gegenteil...”
“Ich merk schon, du hast deinen Spaß!”
„Ich meins aber ernst. Ist er ein Idiot, weil er sich um dich sorgt?“
„Ich brauch kein Mitleid, er nervt mich damit.“
„Sicher?“
“Natürlich bin ich sicher. Ich komme sehr gut alleine zurecht.“ Ja, das war eine Lüge und so wie sie mich ansah, wusste sie das auch.
“Wenn du meinst.“ Nein, meinte ich nicht, aber das würde ich ihr sicher nicht unter die Nase reiben.
“Bist übrigens gar nicht so übel, wie du immer tust“, sagte sie völlig unvermittelt. Na, danke… Gar nicht so übel, was sollte das denn bitte heißen? Mein Blick verfinsterte sich und ich heftete meinen Augen angestrengt auf den Boden.
“Hey, das war nett gemeint. Ich bin dir echt dankbar, dass du mir schon wieder geholfen hast, obwohl du lieber alleine wärst.“ Stop, woher wusste sie das? Ich sah sie mit großen Augen überrascht an und sie lachte. „Das merk ich doch!“
„Stimmt doch gar nicht“, ich spielte den Beleidigten.
“Und wie das stimmt, oder willst du mir etwa verkaufen, du wärst kein Einzelgänger?“
“Manchmal ist Gesellschaft auch ganz schön”, flüsterte ich schüchtern. Mist, warum musste ich dabei rot werden?
“Heißt das ich kann nächstes Mal wieder mitkommen?”
Sie wollte da noch mal hin? Unfassbar.
”Ähm, wenn du willst.”
“Klar will ich. Abgesehen von dem kleinen Zwischenfall, war es echt toll. Besser als diese oberflächlichen Tussen aus der Schule, die mich zu ihren komischen Partys mitschleppen wollen. Viel besser!“
„Ich fahre eigentlich jeden Freitag“, erwiderte ich.
Sie guckte mich erleichtert an. „Das ist ja genial. Aber ich kann eh nicht jeden Freitag.“ Ihre Augen sahen plötzlich traurig aus.
“Warum nicht?“
„Längere Geschichte“, seufzte sie, biss sich auf die Lippen und zwang sich zu einem Lächeln. Ich spürte, wie mein Blick weicher wurde, denn sie tat mir Leid. Ihr schien etwas Schweres auf dem Herz zu lasten und ich wusste genau, wie sich das anfühlte.
„Nächster Halt…”, tönte es aus dem Lautsprecher. Wir verließen schweigend den Zug und gingen zum Ende des Bahnsteigs.
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07.05.2007 17:31 |
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Katja

Kekse?
 

Dabei seit: 03.01.2005
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schen schen x) Ich freu mich schon auf den nächsten Teil
würde ja gerne was konstruktiveres schrieben aber mein kopf ist gerade leer und ich fand es bedurfte einen Kommentar, dass du das wieder toll gemacht hast ^^
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08.05.2007 18:44 |
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Lilly17

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Danke
Freu mich über jeden Kommentar, war schon ganz traurig, dass keiner antwortet. Nächsten Teil gibts bald, hab ihn schon fast fertig, aber muss jetzt erst mal Schulsachen machen.
LG Nadine
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09.05.2007 16:16 |
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