Pferd meiner Träume - "kleiner" Ausschnitt aus meinem Buch |
banni
Starfires Erschafferin
 
Dabei seit: 03.08.2005
Beiträge: 492
Themenstarter
 |
|
keine bange, hier kommt ja wieder einer!
Zurzeit sitze ich in meiner Deutschstunde, in der wir unseren Klassenvorstand haben, und rate mal was gerade passiert ist! (Unser Mathelehrer ist bedauerlicherweise nicht hereingekommen um uns mitzuteilen, dass der Test heute doch ausfallen würde, leider)
Aber es ist gar nicht mal so weit daneben.
Wir haben gerade eine neue Mitschülerin bekommen und ich kann davon ausgehen, dass sie total anders ist als alle anderen aus dieser Klasse. Dass sie sich bestimmt nicht um die neuerste Mode von Versage schert und erst recht nicht über abgebrochene Fingernägel heulen wird. (Zum Leidwesen von Rachel)
Sie ist eine waschechte Indianerin! Das ist kein Scherz! Echt nicht!
Sie hat eine typische rötliche Haut (total indianermäßig)schwarze Augen, trägt tatsächlich Mokkasinns und ein kunstvoll besticktes Kleid, dass dann doch wieder mehr in unsere Zeit passt.
Um es kurz zu machen: Das Mädchen ist eigentlich genau wie ich!
„Alle mal herhören!“ verkündete Mrs. Gibelt, „Wir haben ab heute eine neue Mitschülerin unter uns. Ich hoffe, dass sie sich bei uns wohl fühlen wird. Sag uns doch bitte deinen Namen.“
Schweigen. Ich kann nicht sagen, ob sie einfach nur einen spannenden Moment heraufbeschwören wollte oder ob sie einfach nur zu schüchtern war um ihren Mund aufzumachen. Erst nach langem zögern, rückte sie dann allmählich mit ihrem Namen raus: „Ich heiße Cho Chie, aber alle nennen mich Choie.“
Ich war echt verblüfft, denn ihre Stimme war keinesfalls piepsig und leise und verklemmt, wie ich anfangs gedacht hatte. Nein, sie war fest, laut genug damit man sie auch in der letzten Reihe hören konnte und hatte einen schönen Klang, der etwas ins Geheimnisvolle überging.
Echt Indianermäßig.
„Ähm, tut mir Leid, Cho Chie, aber du hast mir deinen Nachnamen noch nicht genannt.“ sagte Mrs. Gibelt leicht verwundert.
„Mein Nachname? Mein Großvater nennt mich manchmal „die mit den Pferden galoppiert.“ entgegnete Cho Chie sofort.
„Nein, das meine ich nicht, ich rede von Ihrem Familiennamen.“ Allmählich riss meiner Lehrerin der Geduldsfaden.
„Oh, wenn das so ist, dann habe ich keinen.“ kam es auch dann prompt zurück.
„Was heißt das, Sie haben keinen? Jeder Mensch hat auch einen Familiennamen!“ schnaubte Mrs. Gibelt.
„Tja, aber wie es aussieht besitze ich keinen.“
Cho Chie schien anscheinend nicht zu ahnen, dass sie besser den Mund hätte halten sollen, denn Mrs. Gibelt wurde schon immer röter im Gesicht. Es würde sich nicht mehr lange dauern und ihr Kopf hätte die Farbe einer überreifen Tomate.
„Werden Sie nicht frech, junge Dame. Setzen Sie sich, wir reden nach der Stunde weiter und bis dahin überlegen sie sich wie sie nun wirklich heißen.“ donnerte Mrs. Gibelt.
Cho Chie schien das aber anscheinend nichts auszumachen, denn sie marschierte einfach nur zu einem freien Platz in der Klasse und dieser freie Platz war genau neben meiner.
Als Cho Chie an dem Tisch von Rachel und Lucy vorbei ging hörte ich auch schon die ersten lästernden Worte von Rachel: „Mein Gott, hast du ihre Haare gesehen? Einfach schrecklich kindisch!“
Cho Chie kann einem wirklich Leid tun. Sie ist gerade mal elf Minuten in unserer Klasse und schon wird über sie gelästert.
Man hätte sie vorwarnen müssen, dass man sich einsargen lassen muss, wenn man mit zwei Indianerzöpfen links und rechts in diese Schule hereinspaziert. Nur wirkliche Loser tragen so ihre Haare. Die Sache wird auch nicht besser, wenn man sich auch noch eine weiß-braune Haarsträhne in den rechten Zopf einflechtet.
Zum Beispiel eine Schülerin aus unserer Parallelklasse trägt ihre Haare genauso. Sie ist an unserer Schule besser bekannt als „die Ratte“, weil sie so lange Rattenzähne besitzt, eine runde Brille trägt, die ihre Augen ums dreifache vergrößern und sie zu allem Übel auch noch links und rechts ein Zöpfchen geflochten hat, die aussehen, als wären es dunkelblonde Rattenschwänze.
Bei Cho Chie aber sehen die Zöpfe aber viel schöner aus. Ihre Haare sind lackschwarz, dick, kräftig und lang. Um genau zu sein, ihre Haare reichen ihr bis zum Bauchnabel.
Mich würde wirklich interessieren, was Cho Chie überhaupt heißt, aber noch bevor ich richtig über diese Frage nachdenken konnte, machte ich auch schon den Mund auf: „Was bedeutet Cho Chie eigentlich?“
Ich war echt entsetzt über meine Direktheit, aber Cho Chie nahm das eher gelassen hin: „Es bedeutet so viel wie „Schöner Tag“ Meine Mutter gab mir diesen Namen, weil an dem Tag meiner Geburt alle Flüsse viel Wasser führten, die Prärie voller saftigem Gras war und die Sonne herrlich warm vom Himmel brannte.“
Wow, das war echt mehr als ich überhaupt wissen wollte. Anscheinend ist Cho Chie immer sehr offen, nur ich befürchte fast, dass ihr das vielleicht in dieser Klasse zu Verhängnis werden wird.
„Das ist eine Haarsträhne von meinem Pferd. Ich trage sie, damit ich mit ihr immer in Verbindung bleibe, egal wohin ich gehe.“ entgegnete mir Cho Chie als sie merkte, dass ich total fasziniert ihre eingeflochtene Haarsträhne bewunderte.
„Du hast ein eigenes Pferd? Welche Rasse? Wie alt? Farbe?“ Diese Fragen sprudelten nur so aus meinem Mund heraus, nur Pech für mich dass meine Worte etwas zu laut waren und ich mit einem „Carolin! Wir befinden uns im einer Unterrichtsstunde!“ zum Schweigen gebracht wurde.
Ich lief knallrot an im Gesicht und auch Cho Chie lief ein leichtes Grinsen übers Gesicht.
Ich dachte, dass Cho Chie mit Sicherheit den Mund halten würde, und sie sich erst nach Unterrichtsende wieder dazu aufraffen würde etwas zu sagen, aber schwer verfehlt, denn obwohl Mrs. Gibelt immer wieder mahnend zu mir nach hinten schaute, beugte sich Cho Chie leicht nach vorn und flüsterte, kaum hörbar: „Ja, ein Mustang, Stute, Pinto, sechs Jahre.“
Obwohl ich Cho Chie noch gar nicht lange kannte und ich sogar mehr über ihr Pferd als über sie selbst wusste und umgekehrt, verstanden wir uns eigentlich auf Anhieb blendend und ich glaube, dass sich daraus eine lange, feste Freundschaft entwickeln könnte.
__________________
Jetzt ist es - nach langem hin und her - endlich so weit: Meine neue Homepage ist online!
Warum schaust du nicht vorbei?
Meine Geschichten würden sich über Leser freuen.
|
|
18.01.2006 15:18 |
|
|
|
|
 |
Impressum
|