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Beziehungen |
Luca

Pemberley
 

Dabei seit: 09.02.2005
Beiträge: 6.269
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Eine Kurzgeschichte (komplett...) die ich irgendwann letztes Jahr [im Sommer, I think...] geschrieben habe.
Weiss nicht wie ich sie finden soll. Ist halt auch schon fast ein Jahr alt. Freue mich aber über Kommentare. Tja, war da etwas melancholisch angehaucht.
Copyright bei Charlotte H.
- Ohne wirklichen Titel -
Sie verlagerte ihr Gewicht von einen Fuß auf den Anderen. Es war spät und sie wollte nach Hause. Der Bus hatte wie immer Verspätung und eigentlich hatte sie nichts anderes erwartet, aber heute hatte sie einfach keine Lust mehr, sich noch weiter in der Öffentlichkeit aufzuhalten. Das Auto war in der Werkstadt und sie wollte gar nicht erst wissen, was angeblich wieder alles erneuert werden musste. Wahrscheinlich würden sie ihr versuchen zu erzählen, dass das Auto, wenn sie weiter damit fahren würde, auseinander fällt.
Immense Zahlen hüpften schon vor ihren Augen, als der Bus sich endlich langsam um die Ecke schleppte. Sie zog ihre Handtasche hervor und wühlte aufgeregt darin herum. Verdammt, es war Schicksal, dass sie ihren Ausweis jetzt nicht fand. Wie immer hatte sie ihn erst in letzter Minute entdeckt und wie immer fragte der Busfahrer gar nicht erst danach. Sie dachte zynisch und verbittert daran, was passieren würde, wenn sie einmal ihre Arbeit so ungewissenhaft verrichten würde.
Sie lies sich erschöpft auf eine freie Sitzbank fallen und war erleichtert, ihre Beine endlich entspannen zu können. Den ganzen Tag hatte sie auf der Messe gestanden und Leute versucht, von einem Produkt zu überzeugen. Die Geschäftsleute hatten schon einen guten Fang mit ihr gemacht. Eine junge, attraktive Studentin, die offen und herzlich wirkte und Kunden, besonders männliche, anzog.
Aber sie hatte nicht einmal etwas dagegen. Schließlich brauchte sie das Geld und der Job konnte ja auch Spaß machen - nur eben gerade heute nicht. Der Bus fuhr langsam um die Ecke und sie hätte am liebsten geschrien. Vor Nervosiät? Vor Wut? "Trag ihn doch um die Ecke!", zischte sie leise und spürte im selben Moment, wie der Bus anhiet. Ein junger Mann stieg ein, überflog mit seinen Augen den Bus, sah die hübsche junge Frau alleine sitzen und steuerte zielstrebig auf sie zu.
Ahnend zog Helen ihr Sachen von dem Sitzplatz neben ihr und nahm sie auf den Schoß. Tatsächlich setzte sich der junge Mann natürlich direkt neben sie und grinste ihr aufmunternd zu. Sie hasste diese unangebrachte Nähe eines Fremden und hätte ihn am liebsten aufgefordert, einen anderen Sitzplatz aufzusuchen. Aber ihre guten Manieren ermahnten sie, es zu lassen und stattdessen einfach nicht darauf zu reagieren.
"Hi!", versuchte er es schwach und sie wand den Kopf zu ihm um. Sie schaffte gerade ein gequältes Lächeln, das ihn eindeutig in seine Schranken verwies. Er verstand schnell und setzte sich auch schon bald um. Befreit atmete sie tief ein und legte ihre Sachen wieder auf den Platz neben sich.
Der Bus brauchte geschlagene 30 Minuten für eine Strecke, die sie mit ihrem Auto in 10 Minuten geschafft hätte. Sie erhob schlaff ihren Arm und drückte den Stop-Knopf. "Wagen hält" stand nun in großen Lettern direkt neben dem Namen der Bushaltestation. 23:33 und ein schrecklicher Tag neigte sich seinem Ende zu. Sie stand wie immer an einer Ecke vorher auf, ging langsam bis zur hinteren Tür und wartete dann, bis sie sich öffnete.
Die kalte Nachtluft empfing sie und sie zog den Mantel enger um ihren Körper. Mit einer beinahe mechanischen Handbewegung befreite sie die Haare aus dem Kragen und schritt energisch voran. Es war ihr nicht wohl, im Dunkeln alleine durch die verlassenen Gassen zu gehen und sie ärgerte sich darüber, Angst haben zu müssen.
Verdammt seien diese Psychopathen, die draußen herum irrten und ihre perversen Gedanken an wehrlosen Frauen ausleben wollten. Es überraschte sie, eine bekannte Gestalt auf sich zukommen zu sehen. Der Mann blieb vor ihr stehen und lächelte ihr zu. "Hallo Schatz!", begrüßte sie ihn zaghaft und streckte sich leicht, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
Mit Sven an ihrer Seite wusste sie, dass ihr nichts passieren konnte. Aber gleichzeitig hätte sie gerne noch zehn Minuten ausgehalten, ohne ihn zu sehen. Und sie wusste nicht einmal wieso. Es war eben einer dieser Tage, an denen man nicht wusste, was man eigentlich wollte. Er sah sie besorgt an, denn er wusste sofort, dass sie zurückhaltender war, als sonst.
Behutsam legte er seinen Armen um ihre Hüfte und zog sie an sich. Ein Gefühl des Glückes überschwemmte sie und gleichzeitig wäre sie auch gerne selbstständig gegangen. "Mir war nicht wohl dabei, dich hier alleine lang gehen zu lassen...", erklärte er. Helen nickte und ging schweigend neben ihm her. Sie machte kein Hehl daraus, dass sie heute nicht gut drauf war.
"Ist was, Helen?" Er klang aufrichtig interessiert, aber sie wollte sein Mitleid nicht und ging gezielt etwas weiter auseinander, worauf hin er sie direkt losließ. "Nein, eigentlich nicht. Es war nur ein anstrengender Tag. So, ich bin jetzt da. Danke dass du mich nach Hause gebracht hast." Wortlos sahen sie sich eine Weile an, aber sie hielt seinem Blick stand. Ihr Mantel wurde leicht von dem Wind nach hinten getragen und entblößte ihre schlanke Gestalt. Es war kalt und dunkel und sie wollte nichts weiter, als ein wenig schlafen.
"Ich dachte ich könnte heute Nacht bei dir schlafen.", fing er etwas unbeholfen an und lies weitere Worte aber fallen. Er lies die Worte stehen und blickte als erster auf den Boden. "Bei mir schlafen? Mit mir schlafen wäre wohl das richtige Wort.", fauchte sie in Gedanken und wusste nicht einmal, wieso sie es auf einmal als so absurd empfand. Aber auf einen Abend oder sogar Sex mit ihm hatte sie einfach keine Lust, oder keinen Nerv. Sie wusste es nicht.
"Ich bin sehr müde. Tut mir Leid. Bis morgen, okay?" Sie wollte ihm einen Gute Nacht-Kuss geben, aber er kam ihr nicht wie üblich entgegen und sie verstand den Wink. "Schön!", zischelte sie, schloss die Tür auf, funkelte ihm ein letztes Mal zornig zu und lies sie dann laut ins Schloss fallen.
Es war Montag und sie hatte beschlossen, heute nicht zur Uni zu gehen. Müde aber trotzdem hellwach wälzte sie sich ein paar Mal zur Seite und stand dann schließlich auf. Es hatte keinen Sinn, den Versuch zu starten, weiter zu schlafen. Es ging ihr nicht mehr aus den Kopf. ER ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Ihre Beziehungen schienen zum Scheitern verursacht. Dabei hatte sie mit Sven ihre bisher längste Beziehung in ihrem 24jährigem Leben. Und obwohl sie schon einige Freunde gehabt hatten, war diese Beziehung mit nur etwas mehr als einem Jahr, die Längste. Und, so weit sie wusste, auch die Glücklichste.
Aber wieder hatte sie ihn grob abgewiesen und nun hatte er sich seit einer Woche nicht mehr gemeldet. Das war ungewöhnlich für ihn und sie spürte, wie sie sich wünschte, dass er sich endlich wieder melden würde. Irgendwas machte sie falsch, dessen war sich Helen nun sicher. Irgendwas, was sie sich nicht erklären konnte, machte sie falsch. Vielleicht sah sie ja gut aus, aber in ihr drin war nur eine Leere, ein Nichts. Ein Hülle ohne Inhalt.
Die ersten Monate mit ihrem Freund schienen sie zu füllen, sie zu etwas zu machen, was sie sein konnte. Aber es hielt nie an - irgendwann nahm diese Fülle ab und sie leerte sich wieder. Sie war wieder ein Nichts.
Und dabei wünschte sie sich, endlich länger mit ihrem Freund zusammen zu bleiben. Nicht nur ein Jahr. Einige ihrer Freundinnen hatten schon geheiratet. Zugegeben, an Heirat war nicht zu denken und an eine Familie erst recht nicht... aber an einen Freund? Durfte sie den nicht wenigstens einen langjährigen Freund von ihrem Leben erwarten, der sie in jede Hinsicht glücklich machte?
Sie wählte Svens Nummer, den irgendjemand musste diesem sinnlosen Streit ja ein Ende machen...
Und Sven war ein Versöhnungsmensch. Er hielt nicht viel von Streit und sie verabredeten sich für den Abend. Einfach ausspannen, zusammen sein, essen... und sehen was weiter passierte. Bis dahin verbrachte Helen ihren Tag mit nichts tun. Einfach entspannen, sich für den Abend stärken und hoffen, dass es schön werden würde.
Wie immer war er pünktlich. Wenn sie genau überlegte, war er noch nie zu spät gekommen. Musste er so perfekt sein? Konnte er nicht wenigstens einmal - EINMAL - zu spät kommen? Wenn sie sich verspätete, was oft passierte, sagte er nie etwas, im Gegenteil, er empfing sie noch wärmer und herzlicher als wenn sie pünktlich gewesen wäre. Aber sie meinte aus seinen Augen immer eine Art Vorwurf lesen zu können. Ein Fehler ihrerseits, aber sie war nicht bereit ihn einzusehen.
Sven hatte etwas vom Chinesen mitgebracht und sie mümmelten sich auf das Sofa um gemütlich einen Film zusehen und dabei zu essen. Helen lies es nicht aus, sich oft über die unrealistische Handlungen des Filmes lustig zu machen und erhielt einige ironischen Zurechtweisungen von ihrem Freund dafür - auch sonst wurde es ein entspannter und schöner Abend.
Lange in die Nacht hinein lagen sie einfach nebeneinander im Bett, während Sven ihr den Arm und Rücken krauelte und leise mit ihr sprach. Sie flüsterte zurück, genoss die Ruhe und kicherte ab und zu, wenn er ihr wie sooft von seinem Tag erzählte - schillernd und lebhaft.
"Helen?" Seine Stimme klang sanft und voll und sie drehte sich mit ihrem Gesicht zu seinem. "Was?", fragte sie flüsternd und gab ihm einen Kuss. "Wie soll das eigentlich weiter gehen? Ich meine... manche Paare leben ewig auseinander, aber wir sind jetzt ein Jahr und 3 Monate zusammen. Und ich glaube, es läuft gut. Was hälst du - vom Zusammenziehen?"
Fortsetzung folgt nach der Stundensperre...
also morgen
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Romanes eunt domus!
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29.05.2005 01:20 |
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Luca

Pemberley
 

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Themenstarter
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Fortsetzung...
Vertauschte Rollen. War es nicht eigentlich der Part einer Frau, danach zu fragen? Beide dachten es, aber beide schüttelten innerlich ihren Kopf - es war auch nicht mehr nur Aufgabe des Mannes, das andere Geschlecht um ein Date zu bitten. Helen überlegte einen Moment und dachte noch darüber nach, wie sie es ihm schonend beibrachte. Aber sie verlor die Geduld.
"Zusammen ziehen? Sven du spinnst! Demnächst wollen wir wohl heiraten oder was?" Sie setzte sich aufrecht hin.
"Willst du ewig so weiter leben? Heiraten? Nicht jetzt, aber vielleicht irgendwann."
"Ich studiere."
"Ich auch."
"Ja, aber mir ist es wichtig, sehr wichtig."
"Glaubst du ich studiere zum Spaß? Mir ist es auch wichtig... Aber deswegen kann man doch über die Zukunft reden, wieso nicht?"
"Wieso nicht?", röchelte sie, "Weil das purer Blödsinn ist. Ich will nicht heiraten, was würde mir das bringen? Ich will studieren, einen Job haben... Ich will Karriere machen."
"Helen", stöhnte Sven, "du kannst doch studieren. Davon redet doch keiner. Aber willst du ewig so eine Beziehung führen?"
"Vielleicht..."
"Helen!"
"Was, Sven?" Sie schrie jetzt fast. "Das bringt doch nichts. Willst du auch Kinder oder was?"
"Schon möglich..."
"Ich aber nicht. Zieh deine Kinder in einer Streichholzpackung groß, Kinder kommen nicht in Frage. Du musst deinen Job dann ja nicht aufgeben, du nicht! Aber ich. Und ich werde auseinander gehen wie ein Hefekloß."
"Das ist deine größte Sorge?" Er redete wieder sanft und nahm ihre Hand. "Ich liebe dich und wenn ich könnte würde ich auch das Kind in meinem Bauch großziehen, aber leider ist mir das nicht möglich." Sven log. Er war sich nicht sicher, ob er seinen Job dafür aufgeben würde. Aber es war nun mal auch Sache der Frau. "Ich werde dich auch als Schwangere lieben."
"Nein!", schrie sie beinahe hysterisch. "Nein, nein, nein! Ich will keine Kinder. Punkt. Und ich will nicht heiraten... - schon gar nicht dich!"
Es waren Worte, die sie nicht abgewogen hatte. Sie wusste nicht, was das in ihm anrichten würde und sie bereute sie bereits. Sie flüsterte einmal schwach seinen Namen, aber er war bereits aufgestanden und zog sich wieder an. Seine Stimme zitterte und sein Gang war unsicher.
"Gut, Helen. Dann eben nicht mit mir. Aber so wirst du auch niemand anderen jemals heiraten. Karriere versessen und nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Du versperrst dich vor der Zukunft!"
Die Haustür flog wenige Sekunden später zu und Helen rollte sich, weinend und schluchzend vor seelischen Schmerzen, auf ihrem Bett ein.
Sie brauchte einige Zeit, um sich ihrer Gefühle klar zu werden, die sagten, dass sie Sven liebte. Und sie wusste plötzlich auch, wieso sie nie eine lange Beziehung hatte. Weil sie sich versperrte und sich weigerte, ihrer Zukunft eintritt zu lassen, sich weigerte, darüber zu sprechen. Sven hatte Recht gehabt. Und er hatte auch Recht gehabt, mit dem Zukunftsperspektiven. Irgendwie musste es in einer Beziehung doch voran gehen und das Zusammenziehen war der erste Schritt.
Eine Beziehung wehrte nicht mehr ewig, von dem Gedanken hatte sich Helen verabschiedet. Aber wie sollte sie je wissen, wie es war, mit jemanden zusammen zu leben, wenn sie es nicht ausprobierte? Eine Trennung war jetzt auch schmerzvoll, wieso nicht das Risiko eingehen und mit ihrem Freund, den sie so sehr liebte, zusammen ziehen? Mehr als trennen konnten sie sich nicht... und das würden sie jetzt auch tun.
Helen wusste, dass sie es auf einen Versuch ankommen lassen musste. Sie würde sonst nie erfahren, ob es klappen würde. Und Sven bedeutete ihr mehr, als all die anderen Dummköpfe, mit denen sie zusammen gewesen war. Sie schaute auf die Uhr. Es war zwei, Sven musste jetzt bereits Zuhause sein. Sie schluckte einmal kräftig und ging zum Telefon. Langsam wählte sie seine Nummer.
Ende
Dankeschön, Twelvi!
Ich finde die Geschichte etwas zu... hm. Weiss nicht. Ohne richtige Eindrücke, zu wenig sprachliche Mittel. Ist an einem Tag irgendwie entstanden, als ich... wie oben schon gesagt, melancholisch war.
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29.05.2005 13:24 |
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Jolly Jumper

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Herkunft: Bremen
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ich mag deinen Stil, wenn ich auch schon schönere Sachen von dir gelesen habe, aber sie gefällt mir trotzdem.
Ich mag dieses offene Ende, man kann etwas philosphieren, ob Helen und Sven wieder zueinander finden.
Gefällt mir.
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30.05.2005 14:37 |
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Jolly Jumper

Chicman <3
 

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Zitat: |
Original von Luca
Ich weiss, ich finde die Geschichte ist nicht so schön.
Halt schon ein Jahr alt, da verändert man seinen Schreibstil nochmal, auch wenn ich jetzt solange nicht mehr geschrieben habe, wirklich. Mir brennt es in den Fingern aber die Ansätze gefallen mri nicht, habe momentan wohl nicht die richtige Gefühlslage.
Dankeschön trotzdem
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Darf ich genauer fragen, was dir am Ende nicht gefällt, Twelvi
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garantiert, weils eben ein offenes Ende ist und man nicht weiß, wies weiter geht.
Denk nicht so sehr viel drüber nach.. sondern schreib einfach ^^
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30.05.2005 15:34 |
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