Die Welt ist taktlos | 3. Kapitel |
euphoria

asdfghjkl
 

Dabei seit: 21.09.2007
Beiträge: 4.455
 |
|
Also ich mag die Story, will sie aber nicht weiter lesen, weil ich eben eine kleine Sis [2 Jahre] habe und, wenn ich solches lese, dann habe ich Angst, dass es ihr passiert. Dieser Wahnsinn verfolgt mich dann Jahre und...
Wunder dich bitte nicht, dass du mich hier nicht mehr sehen wirst, aber die Story ist sehr gut
|
|
04.05.2008 14:55 |
|
|
Blümchen
:)
 

Dabei seit: 29.12.2006
Beiträge: 1.141
Themenstarter
 |
|
Zitat: |
Original von Elsüü on way to mars <3
Also ich mag die Story, will sie aber nicht weiter lesen, weil ich eben eine kleine Sis [2 Jahre] habe und, wenn ich solches lese, dann habe ich Angst, dass es ihr passiert. Dieser Wahnsinn verfolgt mich dann Jahre und...
Wunder dich bitte nicht, dass du mich hier nicht mehr sehen wirst, aber die Story ist sehr gut
|
dankeschööön... kann ich dir beim besten willen nich übel nehmen, aber falls es dich beruhigt, die geschichte ist frei erfunden
Puella, in kapitel zwei wird nicht nur zum allgemeinen erzähler gewechselt, sondern auch in eine andere zeit
also scheint das mit dem brand ein jahr herzusein
__________________
|
|
04.05.2008 15:36 |
|
|
Puella

Mitglied
 

Dabei seit: 26.10.2005
Beiträge: 483
Herkunft: - Germany -
 |
|
Ah, gut.
Soetwas in der Art habe ich mir beim zweiten Durchlesen auch schon gedacht,
aber es war mir noch nicht so ganz klar.
|
|
04.05.2008 17:39 |
|
|
Judithchen
Mitglied
 

Dabei seit: 22.03.2008
Beiträge: 79
 |
|
Einfach toll...ich finde deinen Schreibstil total eigen (positiv gemeint)...ich finde den Inhalt auch ganz gut, ich kann mir auch schon denken was das "Problem" von Mary ist...und ich habe den zeitwechsel gleich begriffen...also toll, bitte weiter...
__________________
|
|
05.05.2008 19:43 |
|
|
pizzi

einsame Insel
 

Dabei seit: 06.04.2006
Beiträge: 81
Herkunft: Österreich!!
 |
|
woow!! wirklich toll geschrieben!! sehr gefühlvoll, jede person hat ihren eigenen charakter, alles sehr schön erzählt. im 2ten kapitel gefällt mir der personenwechsel, vor allem der teil aus Mayrills sicht.
echt total berührend.
mir sind nur leider einige kleine fehler aufgefallen, zB schreibt man saphir ohne ie usw xD
freu mich schon sehr auf die fortsetzung
__________________
|
|
08.05.2008 20:20 |
|
|
Blümchen
:)
 

Dabei seit: 29.12.2006
Beiträge: 1.141
Themenstarter
 |
|
|
09.05.2008 17:50 |
|
|
Blümchen
:)
 

Dabei seit: 29.12.2006
Beiträge: 1.141
Themenstarter
 |
|
kapitel 2 wär dann vollständig online, hatte die woche zeit auch mit kapitel 3 anzufangen.... das ist dann auch bald zu ende, bin damit schon recht weit gekommen
Kapitel 3
Die Rehaugen fixierten den Kindergarten. Angst stand in ihnen. Ich ahnte, was in ihrem Kopf vorging, doch vorstellen konnte ich es mir nicht. "Ich hole dich dann in ein paar Stunden ab." "Wenn ich nicht hingehen, bräuchtest du nicht abholen." "Hingehen würde, heißt das, Marry." Sie schwieg und sah mich an. Ihre Rehaugen brachten mich fast so weit, sie nicht hierzulassen. "Du kannst Anne fragen, ob sie dir was vorliest. Das macht sie bestimmt." Sie nickte. "Vielleicht malst du etwas für mich. Ich würde mich freuen." Sie nickte. "Lass uns reingehen." Sie schüttelte den Kopf, folgte aber als ich mit selbstsicheren Schritten auf die Tür zuging. Für mich war es nur eine Tür. Etwas, wodurch man in einen Raum oder aus ihm hinhaus gelangen konnte. Für Marry war es mehr. Viel mehr.
Ich drückte die Klinke herunter, Marrys Hand presste meine fester. "Ich habe Angst." Panik schwappte aus ihren Worten wie eine Welle an den Strand.
Wir gingen weiter, durchquerten die nächste Tür und wurden von einer strahlenden Anne empfangen. Ich lächelte ihr entgegen. "Die kleine Mayrill, du bist aber spät dran!" Sie lief ihr nicht in die geöffneten Arme, sondern krallte sich mit den Nägeln in meine Hose und verschwand hinter meinem linken Bein. "Wir können heute viele schöne Dinge zusammen machen, Mayrill. Es wird bestimmt lustig werden." Ich sagte nichts. Marry sagte nichts. Und Anne sprach weiter, als erwarte sie gar keine Antwort von uns beiden. "Wir können Bilder malen und ich kann dir etwas vorlesen. Vielleicht basteln wir heute auch etwas Schönes. Was magst du gerne, Mayrill? Du magst doch Vögel oder?" Ihre Worte plätscherten in die Szene, wie das Wasser in die Wüste. Zischend, verdampfend, bedeutungslos.
Ich löste meine Hand von Marrys. Öffnete und schloss meine Finger, um die Durchblutung anzuregen, so fest hatte meine Schwester sie zusammen gedrückt. Meine Hand. Mit ihr hatte sie sich sicherer gefühlt.
"Ich gehe jetzt zur Schule." Annes Augen weiteten sich. "Müsstest du nicht schon längst dort sein?" Zur Antwort schüttelte ich nur den Kopf. Es war jeden Tag das Gleiche und ich wunderte mich, dass Anne jedes Mal fragte. Logischer wäre es gewesen, hätte sie über die Schule den Kopf geschüttelt, weil ich immer so spät Unterricht hatte und nicht über mich, die dafür nichts konnte. Zumindest stellte ich das Ganze so dar. Die Wahrheit würde mich in Schwierigkeiten bringen. Und Marry auch.
Es vergingen einige Augenblicke, in denen wir drei schwiegen. Der kleine Raum wirkte noch kleiner und Marrys Zittern spürte ich noch deutlicher. Dann beugte ich mich zu ihr herunter, die eine Hand krallte sich immernoch in meine Hose. "Stell nichts an, Süße." Ich strich ihr die Haare aus dem Gesicht und klemmte sie hinter ihre Ohren, ehe meine Lippen ihre Stirn berührten. Nur für Sekunden, dann war ich weg. Ich, meine Lippen, mein Körper. Doch meine Liebe war bei Marry geblieben, genau wie meine Gedanken.
Es war nicht weit vom Kindergarten zur Schule. Ich schaffte es in 10 Minuten, auf einen Bus war ich nicht angewiesen. Davon abgesehen, dass ich Fahrpläne nicht hätte einhalten können.
Als ich schnaufend vor der Klassentür stand, weigerte sich etwas in mir die Klinke herunter zu drücken. Es war das bekannte schlechte Gewissen, das einen immer dann einholte, wenn man es am wenigsten brauchte.
Nach ein paar Sekunden hatte ich mich dazu durchgerungen einzutreten und senkte den Blick, als ich sah wie Frau Bröckle verständnislos den Kopf schüttelte. "Ich frage gar nicht mehr, weshalb Sie zu spät sind." Besser so, dachte ich mir und schob mich auf den freien Platz neben Jackson. "Ich frage aber weshalb du zu spät bist." Er beugte sich zu mir rüber. "Ich weiß nicht, vielleicht hab ich verschlafen..." Erwiderte ich und ignorierte seinen skeptischen Blick. Selbst ein Urzeitmensch hätte mir das nicht geglaubt, wieso also Jackson?
Die Stunde zog an mir vorüber, genau wie die nächste. Die Pause, die beide voneinander trennte, brachte wieder etwas Positives in mein Leben. Julien fragte, ob ich Lust hätte mit ihm abzuhängen. Ich sagte ja und lächelte. In diesem Augenblick war Marry vergessen, ich fühlte mich wie alle anderen Teenager meines Alters. Aber etwas in mir wusste, dass das nicht so war. Ich war anders, hatte keine Geduld und Interesse daran, mich mit Gleichaltrigen über sinnloses Zeug zu unterhalten. Nicht, solange ein Mensch meines Herzens leiden musste. Irgendwann, das schwor ich mir, würde ich Marry erlösen. Irgendwann, irgendwie.
"Cool, ich freu mich." Julien hatte das schönste Lächeln aller Jungen, die unsere Schule besuchten. Er war auch sonst unheimlich cool. Er rauchte nach und vor der Schule und trank abends Alkohol. Viele seines Alters bewunderten ihn dafür und wollten so sein wie er. Wieso gerade dieser bewundernswerte Kerl etwas für mich übrig hatte, wusste ich nicht. Aber es war so, ich wusste es, die Mädchen meiner Klasse wussten es und alle anderen auch. Alle genauso ratlos wie ich. Wieso mit der? Die, die immer zu spät kommt? Die, die sich an keine Zeiten oder Regeln bindet?
Vielleicht gerade deshalb, antwortete ich mir selbst. Aber alle anderen sollten weiter darüber schmunzeln, es war mir egal. Auch etwas, was ich mir einredete. In Wirklichkeit war es mir nämlich nicht egal, was andere über mich dachten. Zumindest nicht völlig.
"Dann sehen wir uns morgen." Ich nickte, hätte auch gar nichts erwidern können, wie zum Beispiel, dass aus morgen nichts werden würde.
Sein Blick ließ mich dahin schmelzen und immer wenn er seine perfekten Zähne entblößte, überkam mich ein Schwindelgefühl.
"Dann machs gut, Kleine, ich geh mir jetzt eine reinziehen." Das hieß für hin, dass er jetzt hinter das Jungenklo eine Rauchen gehen würde. Wen auch immer er damit beeindrucken wollte, mich gewann er damit nicht. Ich verstand nicht, wieso jemand absichtlich seinen Körper zerstörte, wo so viele.... egal, ich wollte nicht weiter nachdenken. Nicht all die Schmetterlinge in meinem Bauch erschlagen, die mich so gut fühlen ließen. Wenigstens jetzt, Nachdenken konnte ich noch genug. Mein ganzes Leben lang, mein ganzes beschissenes Leben lang.
Ich hatte den Direktor an diesem Tag nicht mehr besucht. Er hatte mich nicht sehen wollen, sondern zog es vor sich heute Abend bei meiner Mutter zu melden. Ich hatte meinem Lehrer erklärt, dass das nicht gehen würde. Aber er hatte nur gesagt, dass ich abwarten solle und ich das nicht beurteilen könne.
Sie wollen nicht hören, dachte ich mir, als ich in die Straße des Kindergartens einbiege. Erwachsene wollen und können nicht hören, dazu sind sie nicht in der Lage. Ihre Ohren sind vollgestopft mit sinnlosem Zeug. Noten, Zahlen, Geld, Urlaub. Für wirklich Wichtiges sind sie taub geworden.
Marry wartete schon an der Tür, sie weint. Mein erster Gedanke war, dass Anne gemein zu ihr war und ich warf ihr schon einen wütenden Blick zu, aber sie sah nur unschuldig zurück. In ihren Augen glänzte Verzweiflung, ich wusste mittlerweile nur zu gut, wie verzweifelte Augen aussahen. Sie umgaben mich immer und überall. Sie waren meine besten Freunde geworden.
"Was ist los, Mayrill?" Ich kniete mich vor das kleine Mädchen, ihre hässliche Seite war mit Tränen überlaufen. Die schöne auch. Ich fragte mich, wieso ich ihre Gesichtshälften unterschied. Wieso ich Äußerlichkeiten derart in den Vordergrund stellte und sie meine Gedanken einnahmen.
"Was ist los?" Fragte ich erneut und streichelte ihre Wangen. Die rechte fühlt sich wie verschmolzener Gummi an, aber ich versuche das zu ignorieren. Sie konnte nichts dafür, sie würde nie etwas dafür können. Und ich liebte sie so wie sie war. Von Flammen entstellt oder nicht. Sie würde mir gleich viel bedeuten, selbst wenn es keine hübsche Seite mehr gab. Innerlich war sie schön, egal wie man sie drehte oder aus welchem Winkel heraus man sie betrachtete. Und das zählte.
"Sie sehen mich schief an, jeder sieht schief." Marry brach in stummes Wimmern aus. Sie soll nicht weinen, flehte ich innerlich und versuchte sie durch eine Umarmung zu beruhigen. "Niemand sieht dich schief an, Liebes. Niemand." Mein Blick glitt hilfesuchend zu Anne, doch die sah demonstrativ weg. Und wieso? Weil sie selbst nicht wusste, wie sie mit mir oder Marry umgehen sollte. Sie stieß von Tag zu Tag an ihre Grenzen. Genau wie ich.
"Lass uns heim gehen, ich verspreche dir, dich wird niemand schief ansehen. Und wenn, dann nur, weil sie zweimal hinsehen müssen, weil da so ein schönes Mädchen vor ihnen läuft. Eines, das man nur beneiden kann, weil es die schönsten Augen hat, die Gott je schuf."
Marry hörte auf zu weinen, lächelte sogar ein wenig. Ihre Rehaugen trockneten und sahen mich funkelnd an. Meine Worte hatten Wunder bewirkt, sie waren Seelensalben gewesen.
"Wirklich?" Wollte sie sich vergewissern und erhielt ein Nicken. Damit waren die letzten Zweifel beseitigt, zumindest vorerst. In ein paar Minuten konnte alles wieder kippen. Alles bunte farblos werden. Das konnte ich nicht bestimmen, sondern nur die, die nicht Herr ihrer eigenen Blicke waren. Nicht Herr ihrer Sucht nach etwas, was schlechter war als sie selbst. Etwas zum bemitleiden, nach außen und innerlich zum freuen, dass man nicht selbst so aussah. Widerlich. Sie widerten mich an, allesamt.
Auf dem Heimweg schwiegen wir vor uns hin. Marry hing ihren kindlichen Gedanken nach, ich meinen. Das Wochenende, dachte ich mir, wird genauso wie immer. Julien hat sowie nicht meine Nummer. Er könnte sich, auch wenn er wollte, nicht bei mir melden.
Sowas wie ein Telefonbuch schloss ich aus. Er war nicht der Typ, der sich vor eines setzte und das Alphabet durchging. Echt nicht.
Doch es kam anders. So, wie ich es mir heimlich gewünscht hatte. Um 10 Uhr klingelte das Telefon, ich ging ran und erkannte seine Stimme sofort. Julien war es, der da anrief. Mich, die Schwester eines Mädchens, das von allen bemitleidet wurde. Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob er wusste wer ich war. Wer meine Schwester war. Was ich für ein Leben führte.
Doch anscheinend interessierte es ihn auch nicht, er fragte nichts von all dem. Es war ihm egal wer ich war, wie ich lebte, wer meine Schwester war. Aber ich war ihm nicht egal. Nur das, wofür mich andere hielten, wofür ich mich selbst hielt.
"Ich kann dich abholen." "Nein, das will ich nicht." "Okay." Er fragte nicht, weshalb ich es nicht wollte. Er nahm es einfach so hin, rücksichtsvoll und cool. Er war unheimlich cool.
"Dann treffen wir uns an der Haltestelle." "Okay." Ich musste nicht fragen an welcher. Es gab nur eine, die in meiner und seiner Nähe lag. Ich wusste wo er wohnte, ich kannte das Haus seiner Eltern. Sie hatten genug Geld, um sich einen Pool zu leisten. Deshalb war Julien fast nie im Schwimmbad, aber trotzdem braun. Ich mochte die leichte Bräune, die er im Sommer hatte. Es war nicht zu viel und nicht zu wenig. Genau richtig, um unheimlich schön zu wirken.
Um 11 Uhr trafen wir uns an der Haltestelle. Er war zu Fuß gekommen, genau wie ich. Und lehnte vor mir am Geländer, als ich wenige Minuten nach ihm ankam. Wie viele wusste ich nicht. Er sagte mir auch nicht, wie lange er schon gewartet hatte.
"Hey Kleine." Begrüßte er mich, entblößte seine markelosen Zähne jedoch nicht. Ich vermisste ihr Strahlen, das heller als die Sonne war, aber ich konnte ihn nicht um ein Lachen beten. Eines seiner wunderbaren Lachen.
"Gehts dir gut?" Ich nickte. "Was machen wir?" Stellte ich eine Gegenfrage und betrachtete das Haus hinter ihm. Eigentlich war es gelb, aber die Sprayer hatten es mit Graffitis bemalt. Schon seit Jahren sah es so aus. Ich kannte es gar nicht anders, aber trotzdem gefiel es mir. Um das zu beurteilen musste ich nicht wissen wie es vorher ausgesehen hatte.
"Keinen Schimmer, schlag was vor." Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre gegangen. "Wir können über meine Familie reden." Ich wusste nicht, wieso ich das gesagt hatte. "Okay." Und ich wusste nicht, wieso er das geantwortet hatte.
"Schieß los, ich hör dir zu." Aber ich konnte nicht losschießen. Ich konnte augenblicklich überhaupt nichts tun als zu weinen. Weinen wie ein kleines Kind. Dicke, runde Tränen. Ganz viele, eine nach der anderen. Und er lehnte immernoch am Geländer, sah mich an. Sah wie verletzlich ich war, wie schwach, wie kindlich. Aber er sagte nichts, er sah mich nur an. Minute um Minute schwand, Julien forderte mich nicht noch einmal auf zu erzählen. Er schwieg weiterhin, bis ich aufhörte zu weinen. Dann sagte er:"Das wird schon wieder, es ist okay." Er sagte das so, als hätte ich ihm erzählt was Zuhause vorging, statt nur zu weinen. Und es tat gut, dass er das tat. Er tat mir gut, zumindest jetzt.
Als wir uns einige Augenblicke angeschwiegen hatten, stieß er seinen gebräunten Körper vom Geländer ab und kam zu mir herüber. Er legte mir den Arm um die Schultern und begann mit mir die Straße hinab zu schlendern. Autos brausten an uns vorüber, Fahrer reckten die Köpfe zu uns herüber. Beifahrer drehten sich um, um uns weiter zu betrachten. Aber ich sah sie nicht. Sah keinen von ihnen. Ich fühlte nur Juliens warmen Arm, der um meinem Körper lag und ich hätte ihn am liebsten dort behalten. Für immer.
"Meine Eltern haben viel Geld." Begann er zu erzählen, ohne dass ich darum gebeten hatte. Aber ich hörte ihm zu. "Sie kaufen mir alles, was ich will. Aber manchmal fühle ich mich einsam und wünsche mir nichts mehr, als menschliche Aufmerksamkeit, keine materielle." Er unterbrach sich, kurz schlenderten wir weiter, ohne dass jemand von uns ein weiteres Wort verlor.
"Ich habe mir immer eine kleine Schwester gewünscht. Ich hätte sie vor allem beschützt, wäre immer für sie da gewesen. Ich hätte mit ihr eine Bilderbuchfamilie nachgespielt, ohne meine Eltern. Und ohne das scheiß Geld." Bis auf "Tschüss Kleines" war das das Letzte gewesen, das er gesagt hatte. Dann war er gegangen und hatte mich zurück gelassen. Mit diesem komischen Gefühl im Magen und den tausenden Gedanken in meinem Kopf, die ihn schmerzen ließen.
Am nächsten Morgen war mein Kopf immernoch zugedröhnt. Ein Arzt hätte mir Aspirin empfohlen, aber die Ursache für meine Kopfschmerzen lag tiefer. In meiner Seele.
Als ich in die Küche schlenderte, stolperte ich fast über einen Wäschekorb, der mir vor die Füße sprang. In letzter Sekunde gelang er mir auszuweichen und stattdessen gegen die Türkante zu knallen. Hätte ich wählen können, hätte ich mich vermutlich eher für die Wäschekorbvariante als für die Türkante entschieden.
Marry würde morgen einen Ausflug mit den anderen Kindern ihres Kindergartens machen. Wie zu erwarten wollte sie nicht und Anne bekam schon Schweißausbrüche, wenn sie nur daran dachte, dass sie mitkam. Aber was konnte ich schon daran ändern? Und vorallem: Wollte ich überhaupt etwas daran ändern? Mein Verstand sagte mir, dass es gut sei, wenn ich mich fünf Tage von den Strapazen erholen konnte und pünktlich zur Schule kam. Doch mein Gewissen verabscheute meine Gedanken. Und mein Herz wusste nicht, wem es Recht geben sollte. Ein schreckliches Diläma, ich fühlte mich mies, dreckig, scheiße. Und wie so oft teilte ich das keinem mit, sondern fraß es in mich hinein. Irgendwo, wo noch nicht alles zerstückelt und durchbohrt war. Irgendwo, wo es noch etwas wegzufressen gab.
Ich schmierte mir ein Brot und nahm nur beiläufig wahr, dass meine Mutter zur Tür reinkam. Dass ihr Gesicht glühte fiel mir nicht auf. Ich würdigte sie keines Blickes, sah sie nicht einmal an. Selbst als sie die Limoflasche schüttelte und laut zischend aufdrehte, gelang es mir mein Brot durchgängig zu fixieren und mich ausschließlich auf das Kauen und Schlucken zu konzentrieren. Es war keine Teenagermarode, die mich dazu aufforderte mich so zu verhalten, sondern viel eher die Tatsache, dass ich entweder lauthals lachen oder weinen müsste, wenn ich sie ansehen würde. Deshalb ließ ich es, beides wäre für sie unverständlich gewesen. Und für mich auch.
Als sie das Zimmer verließ atmete ich auf und als Marry reinkam, fühlte ich mich wieder schlecht. Sie sah aus als hätte man ihr das Lachen und Fröhlichsein verboten.
"Mama packt Koffer nicht, glaube ich." Ich kaute mein Brot zu Ende und ließ mir Zeit, bis ich auf ihre Aussage einging. "Ich kann das machen." "Du musst Schule machen und lernen..." Belehrte sie mich. Der Grund weshalb sie mich darauf hinwies lag auf der Hand. Und es war einer, der mich traurig machte. Noch trauriger, als ich schon war.
"Ich schaff das, Marry und jetzt red dich nicht raus. Du gehst auf diese scheiß Kindergartenfahrt und fertig. Irgendwann musst du lernen mit anderen Kindern umzugehen und damit fertig werden, dass die dich nicht wegen deinem Äußeren mögen werden. Aber dafür hat man Charakter, verdammt, wieso kapierst du das nicht? So schwer? Kinder in deinem Alter ist Aussehen doch scheiß egal... wenn du nicht ständig deswegen rumheulen würdest, würde es ihnen nicht einmal auffallen."
Die Rehaugen starrten mich fassungslos an, produzierten mehr Tränen als ein Schwimmbad Wasser hatte, wollte man meinen. Und mein Gewissen schlug mich zu Boden, es drückte mir die Luft weg. Ich konnte kaum noch atmen, japste nach Luft und wünschte mir nichts sehnlicher, als die Zeit zurückzudrehen. Die Worte zurückzunehmen, verhindern, dass ich zeigte, was ich dachte. Wie ich mich fühlte. Was mich jeden Tag davon abhielt mit einem Lächeln aus dem Haus zu gehen.
Nicht so, nicht so sagen, du hättest nicht. Ich schaffte es nicht einen klaren Gedanken zu fassen. Keinen einzigen, nicht jetzt. Wieso? Wieso gesagt?
Marry weinte, weinte, schrie, ganz laut schluchzte sie. Wollte nicht wahrhaben, was ich ihr eben gesagt hatte. Genauso wie ich.
Und ich schrie auch, weinte, schluchzte viel lauter. Wollte nicht wahrhaben, dass ich in der Lage war soetwas zu sagen. Wollte nicht wahrhaben, dass ich ein schrecklicher und gewissensloser Mensch war.
PS: habs noch nicht richtig überarbeitet, hoffe dass nich allzu viele rechtschreibfehler sind.... aber wie gesagt, hab kein richtiges word.
__________________
|
|
16.05.2008 15:28 |
|
|
Blümchen
:)
 

Dabei seit: 29.12.2006
Beiträge: 1.141
Themenstarter
 |
|
oh, danke
das ist mal ne bewertung
also das was du aufgezählt hast, weiß ich zum größten teil schon, ich hab schwierigkeiten mich auf wirklich wichtiges zu beziehen und damit, nicht schwammig zu schreibn... das ist für mich echt unglaublich schwer und deshalb gibt es zum teil so tage, da verfall ich wieder total da rein.... und das ist für den leser dann nicht so schön. mit metaphern etc. versuche ich hin und wieder zu arbeiten, aber da passiert es mir auch oft, dass ich einfach zu sehr übertreibe und deshalb verwende ich nur welche, wenn ich mir wirklich sicher bin, dass sie in den zusammenhang passen.....
die abgehakten sätze sind mir auch aufgefallen, ich mags persönlich gar nicht so zu lesen, aber sobald ich zu viel gefühl mitreinbringe, fang ich einfach an so zu schreiben.... das passiert einfach so
ich werd versuchen das alles zu überarbeiten und nicht so einseitig zu schreiben.
früher wurde ich immer angeklagt, weil meine sätze so verschachtelt waren und leider schein ich das rapide umgeworfen zu habn... ich hoffe, ich finde da ein annehmbares mittelmaß
klar werd ich weiter schreiben, aber erst setz ich mich an die überarbeitung... ich dank dir für die ausführlichen ankreidung der fehler und die verbesserungsvorschläge, wird aber wahrscheinlich noch so einige dinge geben, bei denen ich anderer meinung bin, aber das muss ich dann in ruhe sehn
jetz muss ich erstmal was für die schule tun, dann bis später
__________________
|
|
18.05.2008 15:00 |
|
|
|
|
 |
Impressum
|