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Geschrieben von Sidney am 06.06.2005 um 16:33:

  Das GB-Buch

So, ich soll ja anfangen mit schreiben. Ich bitte euch (alle Leser), wenn ihr Kritik ausüben wollt, dann tut das bitte im zweiten Thread und schreibt in euren Antwortpost, die Teilzahl als Thema, damit die Schreiber wissen, für wen die Kritik sein soll und hier nicht gespamt wird. Bitte achtet auf folgende Reihenfolge:

Sidney
Fiepmatz
*emely*
.Pubbs.
Nike
Ladüüü
Diabolo
Heeschen
Arwenfan
Sonni
pfinchen
+Cayenne+
Soso
Vally
teaRdrop
Susanne
billemauseschnauze
lill
Kuckuline
Aleu
Fee
|Alex|
Jeanny
Angeli
.KiwiNici
Franca
NiNa.
vrhisihof



Das GB-Buch
Teil 1


Ich weiß noch wie heute, wie dieses ganze Schlamassel begann. Wenn ich es ändern könnte, ich glaube kaum, dass ich es würde. Das liegt vielleicht daran, dass ich um einige Erfahrungen reifer bin, die mir sehr viel bedeuten und ich endlich zu den „besonderen“ Menschen zähle, zu denen ich immer schon gehören wollte.
Wahrscheinlich versteht ihr von alldem gar nichts, das wundert mich nicht. Also fange ich einfach mal von vorne an und lasse euch an meiner recht unglaublichen Geschichte teilhaben.

Alles fing an einem Freitag Morgen an. Wir hatten schon wieder eine Hohlstunde gehabt. Da ich mit dem Bus fahren musste, lohnte es sich nicht nach Hause zu gehen. Also stiefelte ich nach unten zum Aufenthaltsraum. Dabei traf das „stiefeln“ tatsächlich zu. Meine schweren Springerstiefel hallten laut auf dem Steinfußboden wider und ich rechnete schon fast damit, dass mein Chemielehrer um die Ecke gestürmt kam und mich mit hochrotem Kopf zur Schnecke machte. Doch nichts passiere.
Also ging ich weiter und ließ mich dann auf einen der Stühle im Aufenthaltsraum fallen. Wie nicht anders erwartet, war er leer. Was auch nicht wirklich verwunderlich war. Schließlich schliefen einige Schüler noch friedlich zu Hause in ihren Betten, während andere jetzt über irgendwelchen Matheaufgaben brüteten.

Ich beugte mich vor und kramte in meinem Rucksack nach meinem Block. Nachdem ich ihn pedantisch vor mir auf dem Tisch abgelegt hatte, suchte ich nach einem Kugelschreiber und begann zu zeichnen. Meine Lieblingsbeschäftigung vor und während dem Unterricht.

Nach einer recht langweiligen dreiviertel Stunde, die ich alleine im Aufenthaltsraum verbracht hatte, verspürte ich den Drang eine Zigarette zu rauchen. Fünf Minuten hatte ich noch. Ich erhob mich schwerfällig – welcher Depp kam überhaupt auf die Idee den Unterricht um sieben Uhr fünfundvierzig beginnen zu lassen? Jeder Normalsterbliche schlief da noch – und nahm meinen Ranzen. Dann trat ich aus dem Aufenthaltsraum in das grelle Licht der Sonne. Wie konnte um diese Zeit die Sonne nur schon so hell scheinen?
Meine Laune sank mit jeder Minute.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Noch vier Minuten. Mit raschen Schritten ging ich zu der Baumreihe, die die Schule vor neugierigen Blicken schützte. Und zugleich ein prima Versteck für die Raucher bot.
Um diese Zeit waren ein paar Schüler da, die es zu Hause nicht aushielten oder, wie ich, eine Hohlstunde hatten. Seltsamerweise war aber an diesem Tag niemand da.
Ich kramte nach meinen Zigaretten und zündete mir eine an. Schon nach den ersten Zügen schmeckte sie mir nicht mehr und ich warf sie ins Gebüsch. Nach einem weiteren Blick auf die Uhr – noch zwei Minuten – machte ich mich auf den Rückweg zum Schulhaus.

Für die zweite Stunde war Englisch angesagt. Ein Fach, das mir eigentlich immer Spaß gemacht hatte, aber diesmal hatte ich einfach keine Lust auf das englische Gesülze meiner Lehrerin. Meine eins würde ich wieder bekommen, das war mir klar. Eigentlich könnte ich mich entschuldigen lassen, nach Hause gehen und mich ins Bett werfen. Doch auf nichts dergleichen hatte ich Lust.
Also ging ich die Treppen hoch, wartete auf das Gongen, das immer so laut durch das Schulhaus dröhnte und marschierte mit schweren Schritten ins Klassezimmer. Keine Menschenseele weit und breit.

Langsam trudelten die ersten Leute ein und das normale Gerede begann. Ich ignorierte die meisten von ihnen, da heute einfach nicht mein Tag war, und setzte mich auf meinen Platz in der letzten Reihe am Fenster.

„Sari!“, rief jemand meinen Namen.
Ich hob meinen Kopf und blickte direkt in Sarahs lachendes Gesicht. Fragend schaute ich sie an, während sie mich anstrahlte.
„Hey.“, begrüßte ich sie.
Sie erwiderte nichts, sondern ließ sich vor mir auf den Tisch fallen.
„Weißt du was?“, begann sie.
Ich konnte das Glitzern in ihren Augen sehen und wollte ihr ihre Vorfreude nicht nehmen.
„Nein, aber du sagst es mir sicher gleich.“, antwortete ich und zwang mich zu einem Grinsen.

Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte ich weiß Gott absolut keine Lust auf Konversation.
„Meine Mutter hat einen Stapel Broschüren mitgebracht. Für die Austauschjahre. Wäre das nicht eine Idee? Meine Mutter meinte, ich solle unbedingt mit dir reden. Sie suchen noch Leute die nach Australien wollen. Ich soll nach Amerika. Da hat mich meine Frau Mutter auch schon angemeldet.“, sprudelte es aus ihr heraus.
Verdutzt blickte ich sie an.
Ich sollte also laut ihrer Mutter nach Australien. Gott, darauf hatte ich erst recht keine Lust.
„Na ja, ich weiß ja nicht.“, murmelte ich.
„Na hör mal. Das wäre doch die Chance ein neues Land kennen zu lernen. Ich hab die Broschüren dabei. Meine Mutter hat mich noch heute Morgen damit beauftragt sie im Englischunterricht auszuteilen.“, redete sie weiter.

Von alldem bekam ich nur noch am Rande etwas mit.
Australien. Eigentlich ist es schon ein schöner Kontinent. Aber würde ich sprachlich so gut sein um mich dort zurechtzufinden?
Ich schob den Gedanken beiseite. Einen Moment vorher hatte ich mir selber gesagt, dass ich keine Lust auf einen Austausch hatte und jetzt dachte ich schon darüber nach, ob meine Sprachkenntnisse ausreichen würden. Das klang ganz so, als wäre es schon beschlossene Sache.

Zu diesem Zeitpunkt konnte ich nicht wissen, dass es wirklich schon beschlossene Sache war.


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