Geschrieben von Rennpferd am 26.08.2006 um 22:08:
Du solltest vermehrt an dir arbeiten. Ich kann dich verstehen, mir geht es manchmal auch so, abgesehen davon dass ich kein Pferd habe

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Aber hey, davon geht ja nicht gleich die Welt unter! Motivier dich, arbeite dafür, gib alles!
Wenn du wirklich Turniere reiten willst und gross rauskommen oder was auch immer, dann gibt es keine andere Lösung als arbeiten. Nimm Reitstunden bei guten Trainern, optimiere die Haltung/Fütterung, fahre auf Turniere. Ich nehme jetzt mal an, dass du nicht überall immer siegst oder so, sonst wärst du ja wahrscheinlich etwas zufriedener. Deshalb solltest du zuerst einmal auf deiner Stufe erfolgreich reiten, sonst bringt aufsteigen nichts. Klar ist dies schwieriger auf einem weniger perfekten Pferd für den Springsport, aber es bringt sehr viele Chancen.
Sei froh, nicht nur übergute Pferde zu reiten. Es tönt doof, aber wenn du dich z.B. bei einem langsamen, tricky Schulpferd durchsetzen kannst, wird dir auch das Reiten von echt guten Pferden leichter fallen. Denn die "Grossen" sind auch nicht anders als die Kleinen! Klar, es ist ein anderes Niveau, aber sogenannte "gute" Pferde sind nicht einfacher zu reiten als "schlechte".
(Ich rede jetzt einfach der Verständlichkeit halber in diesem etwas lieblosen Ton, keine Angst, meine Einstellung ist nicht so

)
Denn gute Pferde sind oftmals sensibel, eigenwillig, haben Macken, sind schreckhaft, haben zuviel Power usw. usf. Da ist einem das unempfindliche Schulpferd plötzlich lieber, das jede Hilfe irgendwie annimmt und etwas macht, egal wie schlimm sie war.
Ein gutes Pferd ist vielleicht weniger "verständnisvoll" bzw. abgehärtet. Wenn du ihm in den Rücken fällt, zuckt es zusammen oder stolpert. Wenn du zu stark am Zügel ziehst, läuft es über die Schulter weg und "vereiert" die ganze Volte. Benützt du zu wenig die Beine, schlurft es ans Hindernis heran und reisst.
All diese Dinge sollte man beachten. Viele "gute" Pferde verstehen wirklich nur richtige Hilfen. Das sind zwar sehr gute Lehrer, machst du aber etwas falsch, gibt es eine sehr prompte und heftige Reaktion (oder eben gar keine).
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Naja, ich kann dir ein paar Tipps geben:
1. Verwandle die Eifersucht (sorry, du willst es dir vielleicht nicht eingestehen, aber du bist sehr, sehr eifersüchtig) in Ehrgeiz. Anstatt "Mann, alle haben so Maschinen-Pferde!", denke einfach "Denen zeige ichs! Mal sehen wer in fünf Jahren besser reitet! Das Reiten von weniger guten Pferden lohnt sich!"
2. Wenn es auf Turnieren nicht klappt, mach doch einmal eine Pause. Besuche Dressurlehrgänge, arbeite an der Basisausbildung, springe eine Zeit lang nicht. Später beginnst du wieder. Arbeite vermehrt an Basissachen. Stangentreten, Cavaletto. Verbessere deinen Sitz und deine Balance. Lerne mehr Theorie, um das Reiten zu verstehen. Helfe im Stall, bis du den Umgang mit dem Pferd so im Blut hast, dass du über nichts mehr nachdenken musst.
3. Reite vermehrt fremde Pferde. Vielleicht lässt sich eine Art gegenseitige Reitbeteiligung organisieren? Suche eine RB für dein Pferd und reite mehrmals die Woche auf anderen Pferden. Gute, schlechte, junge, alte, trainierte, untrainierte. Egal ob man ein oder vier Pferde hat, fremde Pferde zu reiten ist immer besser. Denn an die eigenen gewöhnt man sich schnell, sodass sich auch der Reitstil verschlechtert usw.
4. Gib niemals die Hoffnung auf! Jeder Reiter und Mensch geht seinen eigenen Weg. Es gibt Leute, die sind alle Jahre mal wieder einen Riesen-schritt weiter, andere werden langsam, aber stetig besser, jeder ist anders. Lerne, deine "Lerntechnik" und "Besserwerdtechnik" zu verstehen und zu akzeptieren. Trainiere mental, mache Ausgleichssport. Arbeite an deiner Einstellung. Lerne, bescheiden zu sein und sich trotzde über Erfolge zu freuen. Ehrgeizig aber nicht krankhaft zu sein. Nicht ängstlich und nicht verantwortungslos. Immer die goldene Mitte.
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Naja, ich will jetzt nicht als Belehrer rüberkommen, aber dein Umgang mit dem "nicht mehr klar gehen" deines Pferdes ist mir ehrlich gesagt ziemlich zuwider. Nicht mehr klar gehen bedeutet im Klartext lahmen! Und wenn ein Pferd lahmt, sollte man die Ursache beseitigen und niemals die Symptome bekämpfen oder in deinem Fall einfach übersehen!
Wer weiss, was passiert, wenn du dein Pferd weiterhin einfach weiterreitest, obwohl es lahmt? Hufrollenentzündung oder Sehnenentzündung sind nicht spassig!
Und bei allem Ehrgeiz, ich rate dir ebenfalls von einem Pferdeberuf ab. Warst du schon mal längere Zeit schnuppern? Kennst du die "Fabrik-Atmosphäre" in einem grossen Pferdestall? Jedes Pferd wird schnell abgefertigt, eine persönliche Behandlung kommt nicht in Frage? Zeit ist Geld?
Ich würde ganz ehrlich auf Bildung setzen und einen Beruf erlernen, der dir wirklich Spass macht und auch genügend Geld bringt. Dann kannst du dich selber sponsoren.
Denke daran:
-in einem Bereiterstall reitest du so, wie der Boss es will
-deine persönliche Meinung zum Reiten zählt nicht
-junge Pferde muss man schnell und gut ausbilden: schnell die Versammlung, schnell grosse Hindernisse, schnell viel Tempo usw.
-du reitest die Pferde des Stalles
-du musst schnell die Pferde abfertigen, das heisst bewegen, bewegen, bewegen
Wenn du also mehr an eine Reiterkarriere im Sinn von DM, EM, WM denkst, ist Bereiter kein optimaler Beruf.
Informiere dich über Sichtungstrainings und gehe hin bzw. trainiere solange, bis du hingehen kannst. Du hast ja die Möglichkeit dazu, du hast ein EIGENES Pferd! Vergiss dies einfach nie und sei auch ein bisschen dankbar!
Wünsche dir viel Glück und alles Gute, rennpferd