Geschrieben von Susanne am 18.04.2006 um 18:29:
Bevor der Thread einschläft, kommt hier ein neuer Teil. Mir ist gerade aufgefallen, dass es ja fast gar nichts mehr war, was ich hatte... also Leute, hier ist der letzte Teil, danach ist die Story zu Ende ^^
Was neues ist übrigens in Bearbeitung
Den Waldrand hatten wir schnell erreicht und von dort zeigte ich ihm den Weg zu mir nach Hause und ließ mich gleichzeitig von ihm stützen. Die Strecke, die ich sonst innerhalb weniger Minuten lief, kam mir jetzt vor wie eine Ewigkeit.
Der Ort schien wie ausgestorben, wir begegneten keiner Menschenseele.
Dann hatten wir irgendwann meine Haustüre erreicht. Meine Erleichterung zeigte sich diesmal in einem Schwächeanfall.
Ich klammerte mich an den Jungen, der während dessen die richtige Klingel suchte.
Jetzt legte er beide Arme um mich und sorgte dafür, dass ich nicht umfallen konnte, selbst wenn ich das Bewusstsein verlor.
So standen wir eine Weile da, bis die grauen Punkte, die vor meinen Augen getanzt hatten, verschwanden.
Ich blickte zu ihm auf und hatte das Gefühl, irgend etwas sagen zu müssen.
„Danke“, murmelte ich ganz leise, aber er sah mich nur zweifelnd an.
„Für was denn?“, fragte er.
Ich hatte weder die Kraft, noch die Nerven, darüber zu diskutieren, deshalb löste ich mich vorsichtig aus seinem Griff und stakste etwas unbeholfen auf die Klingeln zu. Mit der linken Hand drückte ich die richtige Klingel – als ich es mit der rechten versuchte, wurde ich schmerzhaft an den Sturz im Wald erinnert.
Es dauerte eine Weile, dann summte die Tür und gemeinsam drückten wir sie auf.
Als ich dort im Flur stand, wurde mir beim Anblick der vielen Treppen, die ich hoch musste, beinahe wieder schlecht.
Doch es dauerte nur ein paar Sekunden, bis ich von oben jemanden die Treppe herunterpoltern hörte.
Als das Flurlicht anging, blinzelte ich den Jungen, der neben mir stand, erleichtert an.
Auch ihm war das Licht anscheinend zu hell, wie ich feststellte, aber erleichtert sag er nicht aus.
Und er hatte natürlich Recht: Was würden meine Eltern zu seiner Geschichte sagen?
Mir fehlte die Kraft, um darüber nachzudenken und ich setzte mich erschöpft auf eine Treppenstufe.
Meine Eltern brauchten nicht lang, bald standen sie vor uns. In weißen Bademänteln und mit entsetzten Gesichtern.
Doch sie stellten keine Fragen, sondern fingen sofort an, zu handeln.
Meine Mutter zog mich von der Treppe hoch und ich fiel ihr um den Hals und fing an zu weinen.. Minutenlang stand sie nur da und streichelte mir über den Rücken.
Dann ergriffen die beiden Männer meinen Oberkörper und meine Beine und schleppten mich die Treppe hoch.
Ich erlebte nicht, wie wir oben ankamen. Halb war es der Schlaf und halb die Ohnmacht, die mich übermannten.
Als ich aufwachte, mit verklebtem Gesicht und schmerzenden Gliedern, aber zumindest in einem warmen Bett und einem sauberen Schlafanzug, konnte ich mich an nichts erinnern.
Eine Weile lag ich im Halbschlaf da, bis meine Mutter in mein Zimmer kam. In weißem Bademantel.
Und da waren mit einem Schlag wieder alle Erinnerungen da.
Ich quälte mich aus dem Bett und duschte ausgiebig. Danach ging es mir schon viel besser und meine Mutter erklärte, „der nette Junge habe seine Telefonnummer dagelassen“.
Erzählt hatte er wohl noch nichts, sonst wäre er sicher nicht „der nette Junge“.
Er kam vorbei so schnell er konnte und wir erzählten, uns gegenseitig unterbrechend, die Geschichte.
Wie alles ausgegangen ist? Nun, vielleicht genügt es, zu sagen, dass ich auf meinem Bett liege, am Bleistift kaue und diese Geschichte aufschreibe. Meine geprellte Schulter ist schon lang wieder geheilt.
Mein Retter von damals liegt neben mir und lenkt mich mit plötzlichen Kussattacken ständig ab.
Seine Sozialstunden hat er abgearbeitet und seine „Kumpels“, die weder ein Geständnis gemacht hatten, noch unter 18 Jahren waren, sitzen teilweise immer noch im Gefängnis.