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Geschrieben von Laser Radial Girl am 16.11.2005 um 15:46:

 

Ich find den Teil voll traurig =(



Geschrieben von Johnnie am 16.11.2005 um 16:49:

 

aleu, jetzt haste mich erwischt *g*
ich saß mindestens drei stunde vor dem satz und hab überlegt "kannste das schreiben?" *lach* aber wie du schon sagtest, passt in die situation, es ist ja auch wirklich gemein großes Grinsen
hab deinen comment al als "werbung" missbraucht, irgendwie mach sich ja leider net so viele die mühe, zu kommentieren *schadefind*
also: werbetrommel rühren cool

letzer teil für heute:
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Nachdem sie die letzten Tage wie in Trance verbracht hatte, war es ihr erst heute gelungen, den Tränen freien Lauf zu lassen. Resigniert stellte sie einmal mehr fest, dass er für sie einfach unerreichbar war, es gab keinerlei Chance für sie.
Müde und abgekämpft lies sie sich wieder auf ihr Bett sinken. Ihr Kopf fühlte sich seltsam schwer an, als sie ihn wieder in die Kissen sinken lies. Am Theater hatte sie sich krank gemeldet aber sie wusste, dass sie ihm nicht ewig aus dem Weg gehen konnte. „Aber wenigstens so lange wie möglich“ sagte eine Stimme in ihrem Kopf, bevor sie sich auf die Seite drehte und fast sofort einschlief.

Mit ihrer Krankmeldung und einer Weiterbildung schaffte es Lena tatsächlich, knappe vier Wochen dem Theater fern zu bleiben. Als sie das erste Mal wieder zur Arbeit erschien, hatte sie das Gefühl, alle würden sie anstarren aber sie wusste, dass es Blödsinn war.
Eigentlich war immer alles so wie immer: hinter der Bühne gab es viel Gelächter, daran änderte auch das Lampenfieber nichts. Dennoch fühlte sich Lena gänzlich unbeteiligt. Gedankenverloren schlüpfte sie in ihr Kostüm und lies sich schminken. Als die Musik einsetzte, war sie zwar bereit, so wie immer alles zu geben aber als der Auftritt des Todes nahte, wäre sie am liebsten geflüchtet. Uwe warf ihr einen kurzen Blick zu, als er über die Brücke die Bühne betrat aber Lena schaute stur weiter ins Publikum.
Sie mied seinen Blick und nach der Vorstellung auch seine Nähe. Insgeheim wusste sie, dass eine Aussprache dringend notwendig gewesen wäre aber sie fühlte sich dafür einfach nicht bereit. Noch nicht.



Geschrieben von Milli am 16.11.2005 um 18:04:

 

Sehr gut beschrieben ihre situation *zitter*



Geschrieben von Laser Radial Girl am 16.11.2005 um 18:37:

 

Ich find die geschichte einfach nua toll..... Ich fühl mich als ob du mir erzählen würdest wie du die Situation erlebt hast also wie als ob du vor mir stehen würdest fröhlich



Geschrieben von Johnnie am 16.11.2005 um 21:38:

 

ach, ihr seit echt lieb mit mir smile

dafür gibts morgen nen extra großen teil zu lesen und der wird auch net sooo böse...



Geschrieben von Sultan am 17.11.2005 um 14:07:

 

ich habs endlich geschafft, hier mal zu lesen und ich muss sagen! GENIAL! aber ich war total geschockt, als sich herausstellte, dass der kerl schwul is! bloß weiterschreiben!



Geschrieben von Johnnie am 17.11.2005 um 14:10:

 

au feini, die kiddy hats auch zu mir geschafft *freufreu*
frag mich mal, wie geplättet ICH war, als sich das erfahren habe... es ist einfach nur eine schande, dass so ein traum auf 2 beinen der mädchenwelt unzugänglich ist traurig

ich sitz momentan noch in der uni aber heute am spätnachmittag gehts weiter *promised*



Geschrieben von Aleu am 17.11.2005 um 17:19:

 

Jaha, ich hab dich erwischt! großes Grinsen Freude
Ne, aber passt schon.
Der nächste Teil ist ziemlich schnell, aber irgendwie passt es dazu, denn er ist net sooo ausführlich geschildert, aber er ist so, wie ich das Mädel momentan einschätze, dass sie so wenig wie möglich davon sehen/hlren/etc. will und nur das Ding durchzieht.
Also: passt großes Grinsen
Ja, schreib schön weiter, freu mich schon ^^



Geschrieben von Johnnie am 18.11.2005 um 12:45:

 

sorry mädels, war gestern im theater und danach wollte mich mein schleppi net mehr ins netz lassen *internethau*
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Die Wochen vergingen, ohne dass sie ihn außerhalb der Vorstellungen sah und ebenso jede Gelegenheit verstreichen lies, mit ihm zu sprechen. Er bemühte sich, sie konnte nicht leugnen, dass sie es nicht bemerkte aber der Schmerz saß einfach zu tief.
Kurz vor der Sommerpause gelang es ihm doch, Lena einmal allein abzufangen. „Wir sollten reden“ meinte er nur und fasste sie am Arm. „Ich wüsste nicht, worüber“ antwortete sie leicht gereizt. Ohne ihren Einwand zu beachten, schob er sie mit sanfter Gewalt zurück Richtung Bühne. „Was ist aus unserer Freundschaft geworden?“ fragte er unverblümt und lies sie schließlich los. Schweigend starrte Lena auf den Boden, er wusste doch ganz genau, was sie bedrückte. „Bisher konnten wir doch auch über alles reden, oder?“ Lena lies ein abfälliges Geräusch von sich, wenn das so war, warum musste sie erst durch Zufall erfahren, dass er schwul war. „Ist es denn ein so großes Problem, dass ich... dass ich auf Männer stehe?“
Sie zwang sich, ihn jetzt doch anzusehen. Ihr Herz klopfte heftig gegen ihre Brust, als sie antwortete: „Du verstehst es nicht, oder? Ich habe dich geliebt. Das macht es leicht kompliziert, mit deiner Neigung umzugehen.“
„Ich hätte dich für toleranter gehalten“ meinte Uwe, sein Blick wurde kalt und die Gesichtszüge schärfer. „Es hat wohl weniger mit dir zu tun, als mit mir“ rechtfertigte sie sich. Verzweiflung machte sich in ihr breit. Sie wollte ihn nicht verlieren aber sie musste ihm einfach sagen, was in ihr vorging. Als sie ihn ansah, bemerkte sie, dass sich seine Gesichtszüge entspannten und er sich gegen die Wand lehnte. Lena versuchte erneut, ihre Situation zu verdeutlichen: „Allein die Tatsache, dass du für mich etwa so erreichbar bist, wie der Mond, macht es für mich unerträglich, in deiner Nähe zu sein. Zu wissen, dass es ...“ Sie hielt kurz inne und atmete tief durch, bevor sie fortfuhr. „Dass es gänzlich chancenlos ist – damit komm ich nicht klar. Begreif doch, für mich war das keine simple Verliebtheit!“
Ihre Knie zitterten als er sie mit belegter Stimme fragte: „Was erwartest du jetzt von mir?“ Einen Moment schwieg Lena, bevor sie antwortete: „Nichts, nichts. Gar nichts“ und sich bei diesen Worten genauso leer und innerlich zerrissen fühlte, wie Elisabeth.

Nach ihrer Aussprache mit Uwe tat ihr der Abstand, den ihr die Sommerpause verschaffte, vom Theater und von ihm ganz gut. Ihr wurde klar, dass sie so einfach nicht weitermachen konnte und fasste einen Entschluss...



Geschrieben von Aleu am 18.11.2005 um 15:19:

 

....der wäre???
Ich will wissen, was sie beschlossen hat, also weiter Freude fröhlich



Geschrieben von Milli am 18.11.2005 um 15:47:

 

Zitat:
Original von Johnnie
Er bemühte sich, sie konnte nicht leugnen, dass sie es nicht bemerkte aber der Schmerz saß einfach zu tief.


Sehr guter teil abbbber ich glkaub da is nen fehler: soll da snciht heißen
Er bemühte sich, sie konnte nicht leugnen, dass sie es bemerkte aber der Schmerz saß einfach zu tief



Geschrieben von Johnnie am 18.11.2005 um 18:04:

 

milli du brain smile ich danke dir!
doppelte verneinung war schon immer mein spezialgebiet *grinsel*

so, bitte steinigt mich nicht für den nächsten Teil... der ist nämlich wieder etwas... ähm, un-nett

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„Was, du willst kündigen?“ Oliver schaute sie entsetzt an aber sie wich seinem Blick aus. „Ich gehe nach Wien, die haben mir ein Angebot gemacht, dass ich kaum ausschlagen kann.“
„Aber ich dachte, genau das hast du getan?“
„Ja, vorerst. Ich habe meine Meinung eben geändert.“
Oliver schien ratlos. Er wollte sie nicht gehen lassen. Lena war ein guter Dance Captain und es würde auf keinen Fall leicht sein, sie zu ersetzen. „Hat das etwas mit Uwe und ....“
„Nein, es hat nichts mit eurer Beziehung zu tun“ fiel sie dem Produktionsleiter ins Wort und stand auf. Sie wusste, dass das nicht stimmte aber das musste sie ihm ja nicht unter die Nase reiben. „Gut, dann werd ich dich wohl gehen lassen müssen“ meinte er und stand ebenfalls auf. „Es hat Spaß gemacht, mit dir zu arbeiten. Du weist, dass du eine große Lücke im Ensemble hinterlässt!?“ Sie nickte nur. Ihr Entschluss stand fest, sie würde nach Wien gehen, weg von diesem Scherbenhaufen, vor dem sie noch immer stand. Wie oft hatte sie die kürzer werdenden Herbsttage im Freien verbracht, war umhergeirrt, als ob ihr die Lösung für ihr Problem zufliegen würde. Sie und Uwe gingen zwar wieder einigermaßen normal miteinander um aber das war nichts im Vergleich zu ihrer früheren tiefen Freundschaft.
Es rührte sie unheimlich, dass das Ensemble ein paar Tage später eine Abschiedsparty für sie gab und fast schon wankte sie in ihrem Entschluss. Nachdem sich alle von ihr verabschiedet hatten, trat Uwe auf sie zu. „Ich weis, dass du wegen mir gehst“ flüsterte er ihr zu und schüttelte leicht den Kopf, als sie widersprechen wollte. „Tu, was du für richtig hältst. Ich wünsch dir viel Glück und lass mal wieder etwas von dir hören!“ Er nahm sie in den Arm und Lena spürte die Tränen in sich aufsteigen. Still weinte sie in seinen Armen, genoss ein letztes Mal seine Wärme aber sie wusste, dass sie jetzt auf keinen Fall zurück konnte.

(Ende des I. Teils, Anfang II. Teil kommt morgääähn smile )



Geschrieben von Tessa am 18.11.2005 um 19:55:

großes Grinsen

schreib einfach nur weiter!
die story ist so traurig*gleichlosheul* traurig
ist die echt die geschichte?
ein tipp:
mach nen buch raus Augenzwinkern



Geschrieben von Aleu am 18.11.2005 um 20:02:

 

Seh ich ebenso, Tessa ^^

Freu mich schon auf morgen, wenns weitergeht ^^



Geschrieben von Johnnie am 18.11.2005 um 20:37:

 

@tessa
das findest du traurig? dann lies mal "sometimes goodbye" (link im ersten post)... DAS ist traurig, da hab ich sogar beim schreiben fast geheult *g*

@aleu
mein treues leserlein *blümchenschenk*



Geschrieben von Sultan am 18.11.2005 um 22:22:

 

aaaaah... ich finds auch traurig.... aber weiterschreiben!
lena tut mir so leid...



Geschrieben von Johnnie am 19.11.2005 um 15:18:

 

*handyreib*
oh, ihr wisst ja noch net, was jetzt im zweiten Teil kommt *lach* der erste teil war nur so zum warmlaufen cool

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"Wie du" - II.


„Kommen Sie einfach mal vorbei und schauen Sie sich unsere Produktion an“ hatte ihr der Theaterintendant am Telefon vorgeschlagen und genau das wollte Lena heute tun. Sie war vor etwa einer Woche nach Wien umgezogen, hatte sich die Stadt ein wenig angeschaut und die Seele baumeln lassen. Die Stadt gefiel ihr unheimlich gut und der Herbst verlieh ihr, vor allem in den späten Abendstunden, etwas Zauberhaftes.
Das Theater an der Wien war ebenso schön. Die Brüstungen der einzelnen Ränge wiesen kunstvolle Verzierungen und die Decke eine wunderbare Bemalung auf. Selbst der „Eiserne Vorhang“ war mit Gemälden verziert. Lena war beeindruckt, die Zuschauerräume in Deutschland wurden auf Wunsch der Stage Holding meist recht schlicht gehalten, damit das Publikum gänzlich auf das Stück konzentriert bleiben konnte. Lena konnte allerdings nicht behaupten, dass sie irgendetwas von der Bühne abgelenkt hätte. Die Inszenierung war wirklich gelungen, auch wenn sie sich, gerade was die Requisite anging, von der Essener Produktion unterschied. Außerdem versuchte Lena krampfhaft, ihr Herzrasen unter Kontrolle zu bekommen, sobald der Tod auftrat, dessen Rolle sie immer noch schmerzhaft an Uwe erinnerte. In der Pause nahm sie sich ihr Programmheft zur Hand und studierte eingehend die aktuelle Besetzung. Die Produktionsleitung hatte sich einige namenhafte Künstler ins Boot geholt und zwei der Darsteller hatten eine zeitlang sogar mit ihr zusammen gearbeitet. Nach Ende der Vorstellung stand Lenas Entschluss endgültig fest. Dieses Ensemble war klasse, es wäre sicherlich keine Zeitverschwendung, mit ihnen zusammen zu arbeiten.
Sie verließ das Parkett und suchte einen Zugang zum hinteren Bühnenbereich. Ein Sicherheitsbeauftragter hatte ihr erklärt, wie sie den Theaterintendanten am besten erreichen konnte und so lief sie nun an den Garderoben vorbei und eine kleine schmale Holztreppe hinunter. „Hey, Unbefugte dürfen hier nicht rein“ meinte plötzlich jemand hinter ihr. Lena drehte sich herum und erblickte einen Mann, etwa in ihrem Alter am oberen Treppenabsatz. „Gut, wenn ich welche sehe, sag ichs ihnen“ grinste sie ihn frech an drehte sich wieder herum. Irgendwie kam er ihr bekannt vor aber das konnte eigentlich nicht sein, schließlich war sie erst seit Kurzem in Wien. Vielleicht kam ihr aber auch nur das Kostüm so vertraut vor. Sie drehte sich erneut herum und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Natürlich, das war eindeutig der „Tod“, dieser schwarz-blaue Frack war doch eigentlich unverkennbar!
„Du bist der Tod“ stellte sie fest und jetzt war er es, der grinste. „Du kannst mich auch Máté nennen“ sagte er und kam auf sie zu, bevor er ihr die Hand reichte. Sein Händedruck war fest und warm, sein Lächeln offen und sympathisch. „Ich hab dich gerade eben spielen sehen, du bist wirklich gut“ meinte sie und schaute an ihm herunter. Unbewusst stellte sie fest, dass er eine ähnliche Statur wie Uwe hatte, ebenso blaue Augen und blonde Haare. Allerdings waren die etwas länger und am Hinterkopf leicht zusammengesteckt. „Danke“ antwortete er und beobachtete leicht amüsiert, wie sie ihn musterte. „Verrätst du mir, was du hier machst? Ich hab dich noch nie hier gesehen“ unterbrach er schließlich ihre Gedanken.
„Ich bin auf der Suche nach eurem Intendanten“ erklärte sie. „Na dann komm mal mit“ forderte er sie auf und ging die Treppe hinunter. Sie erreichten direkt hinter der Bühnen einen Mann, der gerade mit dem Dirigenten sprach. Als er Máté und Lena erblickte, unterbrach er sich jedoch. „Máté, was machst du noch hier? Sieh zu, dass du fertig wirst und bring nicht immer deine Freundinnen mit hier her.“
„Ich bin nicht seine Freundin“ protestierte Lena prompt und ignorierte Mátés Lachen. „Ich bin Lena Walenz, wir hatten telefoniert.“ Einen Moment lang genoss sie den verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht des Theaterintendanten, der sich aber nach wenigen Augenblicken wieder fasste, Máté mit einer unwirschen Handbewegung fortschickte und sich bei ihr entschuldigte. „Entschuldigen Sie bitte, Máté hat irgendwie jede Woche ein anderes Mädchen an der Hand, da wird es schwer, den Überblick zu behalten. Bitte kommen Sie, in meinem Büro können wir uns ungestört unterhalten.“



Geschrieben von Aleu am 19.11.2005 um 15:51:

 

Jaja, ich bin sehr treu fröhlich Freude
Was soll denn jetzt schon wieder schiefgehen...!!??=/
Des wär aber schade, irgendwie is Lena vom Pech verfolgt unglücklich



Geschrieben von lautlos am 19.11.2005 um 16:25:

 

mal eine andere geschichte, gefällt mir super (hast meine ja auch gelesen)
und ne, die ist mein stil...kannst gerne weitermachen^^



Geschrieben von Johnnie am 19.11.2005 um 18:47:

 

@aleu
sie wird schon noch glücklich, NUR unglück is ja auch net fein... da macht ja dann das lesen auch keinen spaß mehr und ich werd nen teufle tun, euch zu vergraulen cool

@sindy
endlich mal jemand, der die bedeutung von "gegenseitigen support" verstanden hat großes Grinsen (neben kiddy und isa).
danke schön fröhlich

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Wenige Minuten später nahm sie in einem hohen Raum hinter den Garderoben Platz und lehnte sich zurück. „Das Theater in Essen hat mir Ihre Referenzen geschickt“ begann ihr Gegenüber und sofort stieg in Lena Trotz auf. Sie hatte Oliver nicht darum gebeten, eine Einschätzung oder sonstiges nach Wien zu schicken, sie wollte seine Hilfe nicht. „So wie die Produktionsleitung über Sie schreibt, scheinen Sie ja Gold wert zu sein. Warum haben Sie das Theater überhaupt verlassen?“ fragte er weiter. „Ich habe gekündigt. Das hatte persönliche Gründe“ wich Lena aus.
„Gut, ich verstehe. Also ich sehe keinen Grund, warum Sie nicht hier bei uns arbeiten können. Sie wären zweifellos eine Bereicherung für unser Ensemble, allerdings... Nunja, dadurch, dass sie sich erst jetzt gemeldet haben, haben wir natürlich schon einen Dance Captain.“
Lenas spürte die Enttäuschung in sich aufkeimen, sie hatte diesen Job geliebt. „Soweit ich weis, brauchen wir aber noch eine Assistentin für den Captain und zusätzlich einen Todesengel“ fügte der Intendant hinzu. Na ja, das klang ja schon mal besser und wenn Lena es genau bedachte, war es vielleicht gar nicht so schlecht, etwas anderes zu machen, als in Essen.
„Ich hätte definitiv Interesse aber Sie sollten wissen, dass ich bisher wirklich nur als Dance Captain gearbeitet habe und dabei keine „Todesengel“ betreut habe“ hörte sie sich selber sagen und sah den Intendanten lächeln. „Ich räume Ihnen natürlich gerne zwei Wochen Probezeit ein. Dann können Sie sich ein Bild von unserem Theater und dem restlichen Ensemble machen. Danach können Sie sich endgültig entscheiden und mir Ihre Entscheidung mitteilen“ sagte ihr Gegenüber. Jetzt lächelte auch Lena, stimmte zu und stand anschließend auf, um sich zu verabschieden.
Als sie wenig später in der U-Bahn saß und gedankenverloren ins das blinde Fenster starrte, überdachte sie ihre Entscheidung. Sie hatte hier definitiv die Chance für einen Neuanfang aber ob sie auch die Kraft dafür aufbringen würde, wusste sie nicht.
Lena sah erst auf, als sich zwei Mädchen ihr gegenüber setzen. Sie kicherten aufgeregt und steckten die Köpfe zusammen. Lena sah, dass sie das Programmheft von „Elisabeth“ durchstöberten und erinnerte sich daran, eine der beiden im Pausenraum gesehen zu haben. Sie seufzte kaum merklich aber ihr Interesse war geweckt. Leute in solch einer Stimmung waren fast immer ein Schmunzeln wert. Sie erkannte, dass die beiden Mädchen auf einer Seite lasen, die die Erfolgsstory des Musicals rund um die Welt darstellte. Große Bilder der Hauptdarsteller aus verschiedenen Ländern waren auf den einzelnen Seiten abgedruckt und noch während Lena auf die ungarische „Elisabeth“ schielte, schlug das Mädchen schon die nächste Seite auf. Das waren eindeutig Bilder Essener Produktion und es erwischte sie richtig kalt, als sie ihn zu sich aufsehen sah. Er als „Tod“ trug „Elisabeth“ aus einer Wand dichten, weißen Nebels heraus und sie brauchte nicht erst die begeisterte Erklärung eines der Mädchen an ihre Freundin: „... und das, das ist der Uwe Kröger.“ Beinahe erschrocken sah sie hinab auf die Fotografie, die ihr Herz zum Rasen brachte. „Aber der ist leider schwul“ fügte das Mädchen direkt ihr gegenüber hinzu. „Was?“ lies ihre Freundin erschüttert verlauten. Lena erhob sich und meinte matt: „Ja, sein einziger großer Fehler“ bevor sie an den beiden vorbeiging und die U-Bahn verlies.
Draußen atmete sie die kalte Nachtluft ein und versuchte, den Kopf frei zu bekommen. „Neuanfang“ murmelte sie und zog schließlich die Jacke fest um ihren Körper, bevor sie nach Hause eilte.


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