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Nach eingehender Beobachtung meiner Umwelt in den letzten Jahren bin ich mir sicher, dass phasenweise in diesem Land mehr meiner vierbeinigen Kumpels "angeleint" als "gesattelt" bzw. "angespannt" bewegt werden. Was heisst, dass rein nutzungs- bzw. umgangstechnisch mutieren viele "Equiden" zum Hund. Sie werden nämlich "an die Leine" genommen. Passend zum gerade vorherrschenden Wetter in mehr oder weniger zweckmässige, allerdings in allen Fällen überaus modische Decken gehüllt, mit mindestens genauso modisch hervorstechenden und oft regelrecht luxuriös gepolsterten Halftern ausgestattet, um dann in Gottes freier Natur spazieren geführt zu werden. |
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Gott sei Dank ist noch keiner auf die Idee gekommen, anstelle der Halfter ganz dem Vorbild folgend "Halsbänder" zu benutzen. Und zum Glück ist die Mutation bislang noch nicht so weit gediehen, dass die Pferde zum Äppeln das Beinchen heben. Aber wir wissen ja, wie Evolution funktioniert und ich mache mir da doch schon ein bisschen Sorgen ... Wer weiss denn, was wird, so mit dem Fortgang der Zeit....? |
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Liebe Zweibeiner, Ihr kommt wirklich auf Ideen! Wer hatte bloss diesen blödsinnigen Einfall, ein Pferd spazieren zu führen? Wahrscheinlich wohl einer, der keinen Hund hatte! Also ich beobachte dieses schreckliche Treiben täglich. Vornehmlich kleinwüchsige und meist auch weniger sportlich veranlagte Menschen ziehen vorzugsweise im Winter praktisch täglich ihr Pferdchen aus dem Stall um mit ihm dem "Spazierengehen" zu fröhnen. Alle diese Pferde machen dabei keinen wirklich zufriedenen oder glücklichen Eindruck. Nein, sie schauen eher gelangweilt drein, viele auch sozusagen demotiviert ob der Dinge, die da kommen werden. Andere sind ganz einfach genervt. |
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Problem Nr. 1 ist nämlich, dass so ein Pferd - wie ich eben aus eigener Erfahrung weiss - über vier Beine verfügt und diese als Bewegungs- und Fluchttier äusserst effektiv einzusetzen weiss. Daraus ergibt sich, dass schon im Schritt ein deutlich spürbarer Unterschied im Tempo zwischen Mensch und Tier besteht. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten beim Pferdespazieren: entweder der Mensch ist fit und "rennt" ordentlich vorwärts im Schritt, oder das Pferd "schleicht" und passt sich netterweise den Möglichkeiten des Führenden an. Beide Versionen funktionieren nicht auf längere Zeit. Der rennende Mensch lässt bald aus konditionellen Gründen nach und das schleichende Pferd erliegt irgendwann den Versuchungen der sich ausbreitenden Langweile. Beides endet meist in weniger harmonischer körperlicher Betätigung der Beteiligten, oft auch in lautem Gezeter und mit weniger netten Wortkreationen für dieses unsagbar undankbare Tier am Strick. Spass macht das nicht wirklich, weder dem Zwei- noch dem Vierbeiner. Zumal mit der Dauer des Spazierganges das Konfliktpotential gewaltig ansteigt. Früher oder später stellt sich beim Vierbeiner eben die Langeweile ein. Es ist einfach ätzend so lahmarschig neben einem Zweibeiner herzutrippeln und dabei auch noch aufpassen zu müssen, ihm nicht auf die ach so empfindlichen Füsschen zu treten. |
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1. Rechts unten Gras fressen: Das ist noch nett! Dazu wird nur der Kopf ruckartig nach rechts unten gezogen, wodurch der führende Zweibeiner eine halbe Pirouette nach rechts vollführt und meist volle Kanne gegen den Pferdehals geschleudert wird. Ja nach Krafteinsatz kann's aber auch zum Abflug des Menschen in den Strassengraben reichen. 2. Links unten Gras fressen: Das ist gemein! Denn es wird immer verbunden mit einem Sidestep vorne links, der meist einen oder beide Füsse des Führenden in Mitleidenschaft zieht. Der dadurch bewirkte Schmerz führt des öfteren zum Loslassen des Führstricks, womit sich das Links unten Fressen hervorragend eignet, um sich vom Zweibeiner loszusagen. |
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3. Stehenbleiben und Staunen: Das ist die mildeste Version. Diese Vorgehensweise führt normalerweise dazu, dass der führende Zweibeiner umgehend damit beginnt, dem Vierbeiner unglaubliche Geschichten über den Umstand zu erzählen, dass dort gar nichts Bedrohliches vorliegt, worüber es zu Staunen lohnen würde. 4. Stehenbleiben kombiniert mit Erschrecken (in verschiedenen Ausprägungen) bis hin zum Steigen, Losreissen, Wegrennen: Je nach Raffinesse des Vierbeiners kann diese Vorgehensweise mehr oder weniger gefährlich bzw. "aufregend" ausgeführt werden. Der Punkt "Erschrecken" wird dabei verschieden intensiv ausgelebt - vom Sidestep übers Rückwärtsrennen, nach links Wegdrehen, nach rechts Wegdrehen - siehe Punkt 1: Pirouette mit nachfolgendem Hinterherfliegen des Menschen bis zum einmaligen Luftsprung mit allen Vieren. Alles tief beeindruckende Vorkommnisse für kleine Menschenkinder! Brave Pferde gehen nur bis hierhin - Steigen, Losreissen und Wegrennen ist tabu. Böse Kollegen, oder eben jene die endgültig die "Schnauze" voll haben, lassen sich schon mal über diese Grenze hinreissen - und dann wird's gefährlich. |
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Und dann kommen diese beiden irgendwann zurück zum Stall. Das Pferd ist noch nicht mal warm, knochentrocken und es würde sich jetzt richtig freuen, sich mal im Paddock oder auf dem Reitplatz ausbuckeln zu können. Der Mensch ist völlig fertig, nass geschwitzt und ob der Langeweile-Bekämpfungs- Vorkommnisse auch ein wenig ramponiert. Und dann sagt dieser Mensch: "Das war schön! Wir waren fast anderthalb Stunden spazieren, jetzt haben wir uns den Feierabend redlich verdient!" Sagt's, nimmt dem Pferd noch Spaziergeh-Decke und -Halfter ab, legt die STalldecke auf und bringt den Vierbeiner in seine Box, damit es sich vom harten Tun der letzten 90 Minuten ausruhen kann. Und sollte es sich bis morgen gut erholt haben, wird zwecks körperlicher Ertüchtigung wieder mal spazieren gegangen. Super ! |
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Die "Natur-Spazier-Pferde": sind selten, aber es gibt sie. Ihr Schritt-Potential liegt bei ca. 2,5 km/h, Raumgriff, Schub und Übertritt sind ihnen unbekannt und ihr Temperament bzw. die Lust an der Bewegung tendieren eher in Richtung Faultier. Solche Vertreter eignen sich oft auch zum "Extrem-Spazier-Pferd", was die Gruppe beschreibt, die man am Strick hinter sich herziehen kann. Ach ja, da gibt's (leider) auch noch die Gruppe der Vierbeiner, die den langsamen Schritt notgedrungen gehen, weil ihnen nämlich alle vier Füsse derart weh tun, dass sie am liebsten überhaupt keinen Schritt mehr vorwärts gehen würden. Weil diese armen Kreaturen sich kaum wehren können, sind sie beliebte Opfer für Extrem-Spazier-Menschen. Andere Spazier-Pferde: Überaus gutmütige und willige Pferde lassen sich mit einigem Aufwand zum Spazier-Pferd ausbilden. Man muss diesen Schwachsinn nur immer wieder und über Jahr hinweg machen. Irgendwie wird's dann dazu kommen, dass sich das Pferd in Langeweile zufrieden gibt, müde dahertrottet und sich der völlig unnötigen Eigenschaften wie Raumgriff, Übertritt und Engagement entledigt. Vielleicht ist's ja dann so weit, dass man über den Kauf eines netten Schlaf-Körbchens für den Liebling nachdenken sollte? |