Gegen Bilderklau - Das Original (https://www.gegen-bilderklau.net/index.php)
- Prosa, Epik, Kunst (https://www.gegen-bilderklau.net/board.php?boardid=133)
--- Schreibecke (https://www.gegen-bilderklau.net/board.php?boardid=71)
---- Geschichten (https://www.gegen-bilderklau.net/board.php?boardid=77)
----- Niemals Mehr » Kurzgeschichte. (https://www.gegen-bilderklau.net/thread.php?threadid=98860)
Geschrieben von Snowi am 25.02.2007 um 19:31:
Niemals Mehr » Kurzgeschichte.
Es ist sicher nicht die optimale Vorraussetzung für eine Geschichte, doch ja, sie ist aus Langeweile & zu viel Zeit gerade eben entstanden. Da es meine erste Story ist, die ich hier bewerten lasse, hoffe ich auf viele Kommentare. Die Kurzgeschichte ist meiner Meinung nach nicht besonders gut gelungen, doch da ich nie mit meinen Leistungen zufrieden bin, dürft ihr ruhig unvoreingenommen an die Sache rangehen. Zum Inhalt selbst kann ich leider nicht viel sagen, es war einfach 'ne Laune, die mich gepackt hat, über sowas zu schreiben.
& nun genug der Vorrede, habt [hoffentlich] Spaß beim Lesen & schreibt mir was Kleines. thx. (:
Niemals Mehr
Meine Synapsen frieren ein, die Adern, welche mein Gehirn durchziehen, platzen und ich fühle das Blut meine Augäpfel wie Oliven in Öl wälzen. Meine Schläfen beginnen zu pochen, die Position meines Herzens vermag ich nicht mehr zu bestimmen. Es muss sich irgendwie zwischen Kopf und Fuße befinden. Er liegt da. Seine Haltung ist merkwürdig, denn es ist eigentlich keine Haltung mehr, eher eine Verrenkung. Seine Knochen sind gebrochen, das sehe ich, weil sie seine raue Haut durchdrungen haben und mich nun bizarren Blickes anstarren und ihre gierigen Hände nach mir ausstrecken. Mein Leib beginnt zu beben. Übelkeit steigt in mir hoch. Nun gut, vielleicht hätte ich Brötchen und Joghurt nicht essen dürfen, ich gebe es zu, während sie mir verlangend gegen den Rachen drücken. Den Reiz mich vor sein junges Leben zu erbrechen unterdrücke ich, nicht jedoch die Tränen, die sich, eben noch in meinen Augen gestaut, nun über mein schlotterndes Gesicht ergießen. Ganze Sturzbäche suchen sich den Weg in meinen Kragen, benetzen ihn mit salziger Flüssigkeit und verdunkeln seine Färbung um ein Vielfaches. Ich habe Angst. Große Angst. Sie werden mir Fragen stellen, sie werden mich durchlöchern, ohne dass sie merken, dass ich vor ihnen verblute. Sie werden wissen wollen, wie ich mich gefühlt habe, was ich gedacht habe und sie werden Phrasen wie „Wie konnte das nur passieren?“ oder „Warum er? Warum bloß?“ erwarten und dann, dann werde ich sie enttäuschen. So, wie ich ihn enttäuscht habe. Denn mein Kopf ist leer und mein Herz, das hat sich mittlerweile wohl aus dem Staub gemacht.
Gebrechlichen Schrittes, eines Greises gleich, schreite ich aus, über den asphaltierten Parkplatz und scheine jede Sekunde einzubrechen ob des unglaublichen Gewichts des Kloßes, der in meinem Hals für Furohre sorgt. Normalerweise hätte der Gang nicht lange gedauert, doch so, so muss ich mich ein, sogar zwei Mal an einem silbern glänzenden Geländer festhalten und tief durchatmen, um wieder Herr über meine Beine zu werden. Dann schließlich, bin ich da. Sein Kopf ist nunmehr unkontrollierbar auf die Seite gefallen, offenbart mir großzügigerweise die gigantische Wunde, die nun, da er sicherlich schon einige Stunden tot ist, nicht mehr blutet, nur noch tropft und einigen vernetzt aussehenden Schorf über sich ergehen lässt. Unter seinem Kopf hat sich eine schmutzige, braunrote Pfütze gebildet. Langsam strecke ich einen Finger aus, dann eine Hand und auch noch die zweite, streiche ihm das ungeordnete Haar aus der Stirn, packe ihn sanft beim Kinn und drehe sein Köpfchen zu mir. Wie unschuldig er aussieht und doch, so unendlich traurig und verletzlich habe ich ihn noch nie gesehen. Seine Augen lassen mich Furcht durchleben, denn das eine ist geschlossen und das andere starrt mich weit aufgerissen an. Ich klappe vorsichtig sein Lid nach unten, lächle über die Ruhe, die er nun ausstrahlt und strafe mich im nächsten Moment mit einem Kopfschütteln über meine dreiste Handlung, die Trauer durch Freude zu stören. Wahrscheinlich habe ich es getan, weil ich seinen letzten Wunsch erfüllen wollte. Noch wahrscheinlicher habe ich seinen letzten Wunsch nicht einmal gekannt. Er hat sich so sehr verändert. Ich habe mich so sehr verändert und zusammen, zusammen haben wir uns so unendlich weit auseinander gelebt, dass es zum Ende hin unmöglich schien, jemals wieder zusammenzufinden. So sagte ich. Und hatte noch den Eindruck, er hätte mich verstanden und könne es akzeptieren.
Nun liegt er hier und komischerweise liebe ich ihn in diesem Moment mehr als ich es in den letzten zweieinhalb Jahren in der Lage war zu tun. Meine Tränen fallen auf sein erkaltetes, regungsloses Gesicht und ich schäme mich, für eine Seele zu heulen, die längst schon in Gottes Schatzkiste oben im Himmel ruht und sich der Bürde hat entledigen dürfen, von den Alltagsschwierigkeiten Schaden zu nehmen. Wir sind ganz allein. Du in deiner erlgrauen Kluft, dem gebrochenen Genick und dem zersplitterten Herzen, das sich keinen anderen Ausweg mehr wusste, als dich von der Terasse zu schicken. Ich in meiner sonnengelben Bluse, die im Einklang mit der scheinenden Sonne ironisch unsere Lage beleuchtet, die Schminke großflächig auf den Wangen verteilt und Hände ringend, deinen Anblick nicht mehr ertragend. So setze ich mich einfach stumm neben dich, deinen toten Körper. Ein schöner Mensch warst du. Und ein Guter, sodass die Welt dich als ein Ganzes vermissen wird und ich bin sicher, würdest du wissen, dass ich dich auch vermissen werde, so würdest du alles daran setzen, zurückzukehren. Doch das wirst du niemals mehr können. Niemals. Ein treffendes Wort, wenn auch es zu groß für meine Lippen scheint. So verbinde ich es und erleichtere meinem Mündlein somit seine Aussprache. Lege mich auf den Rücken und schaue in den wolkenlosen Himmel, während dein Gesicht auf mich herablächelt und deine Hand zu mir hinunter fährt, mich aber nicht zu berühren vermag. Sie ist zu kurz und du zu schwach, dich hinabzubeugen. Da entgeisterst du, während ich bedauernd den Kopf schüttle und es ausspreche.
„Niemals mehr.“
Geschrieben von Fiepmatz am 25.02.2007 um 19:55:
RE: Nevermore | Kurzgeschichte
Ich kann nur staunen über deine Ausdrucksweise. Die Sätze sind so gut ineinander verknüpft, so dass man irgendwie verwirrt wird, aber gleichzeititg diesen tollen Schreibstil bemerkt. Einfach genial! Dir fallen die passenden Wörter ein, Wörter, die mir gar nicht einfallen würden, die das Ganze aber sehr lebhaft sein lassen.
Die Handlung ist auch super. Etwas eklig mit den Knochen, aber muss wohl so sein. Auch gut ist der Teil mit den Fragen, und dann, doch ich werde sie enttäuschen.
Irgendwie nimmt die ganze Geschichte auch einen anderen Weg, wie ich gedacht hatte, doch ich weiß nicht. Es passt zwar zusammen, aber dafür gehst du im zweiten Teil zu sehr, oder besser im ersten teil zu wenig auf den tieferen Grund des Geschehens ein.
Ein paar Sachen hab ich jedoch zu bemängeln:
Den Titel würde ich auf Deutsch machen. Ist wirkungsvoller und so hört sich das an, als wäre Nevermore irgendein Pferd oder so.
Gleich der erste Satz...ich glaube, dass ich weiß, was du damit meinst (Oliven sind die Augäpfel und Öl das Blut?), aber es ist sehr umständlcih ausgedrückt und erschwert so das Lesen.
Dann weiter unten...kann man mit Tränen einen Kragen benetzen?
Und ich denke, eine Wunde blutet auch noch, wenn jemand tot ist.
"...weil sie mehr und mehr entleert, je länger sie deine Haut berührt."
Den Satz versteh ich nicht, ist der jetzt auf die Hände, oder die Sonne bezogen!?
Der Schlusssatz gefällt mir auch nicht sehr. Verstehe ich nicht, wieso entgeistert er, und wieso spricht sie das dann doch aus? Passt irgendwie nicht so in diese Harmonie. Plötzlich wörtliche Rede, hätte sie sich das nich denken können!?
Aber lass dich durch die ganzen Kritikpunkte nicht einschüchtern, dass sind im großen und ganzen nur Kleinigkeiten und werden mit Leichtigkeit von deinem fantastischen Schreibstil überspielt!
Toll, würde gerne mehr von dir hören!
LG Matze
Geschrieben von Snowi am 25.02.2007 um 20:03:
Huch, vielen Dank.
Ich bin glaub ich grade sehr rot geworden. -hihi-
Zu den Kritikpunkten: Der Titel, ja, haha. Ich hasse den Titel? Nein, also, es war wohl wirklich so, dass ich nur schnell einen Titel haben wollte, um die Geschichte on zu stellen. Er gefällt mir ebenfalls nicht & den Punkt kann ich gut verstehen.
Der erste Satz mit dem Öl & bla, das ist eine meiner typischen Metaphern, die man mögen oder hassen muss. x)
Mag sein, dass ich mich irre, aber ich glaub, das kann man schon, doch. Aber wenn mans nicht könnte, dann hastu Recht & da hab ich dann Mist geschrieben. Ich werd mich mal umhörn. Interessiert mich jez. (;
Der Satz ist eigentlich auf sie, meine Hauptperson, bezogen. Ich weiß, er ist komisch & unverständlich. Ich denk, ich werd ihn editieren.
Er entgeistert, weil er sie nicht mehr anrühren kann, hatte ich mir gedacht. & was die wörtliche Rede angeht, lässt sich wohl streiten [aber wir wollen ja nicht streiten. <

. Ich mag sie eig. recht gern.
Sodala. Nochmals vielen Dank & ich werde mich bemühen, demnächst mal was Anständiges aufzubringen.
× snow.
Geschrieben von Fiepmatz am 25.02.2007 um 20:52:
Deine Argumente sind gut und ich denke, das meiste ist sowieso Ansichtssache.
Lassen wir das mit dem streiten. Will dich auch nicht mehr zumüllen.
Geschrieben von Snowi am 26.02.2007 um 21:27:
Ich wäre euch wirklich sehr dankbar für weitere Kommentare & konstruktive Kritik.
Geschrieben von Luthien am 28.02.2007 um 23:26:
Du drückst dich sehr schön aus, sehr fliessend, sehr poetisch oder wie auch immer... Ich habe nur manchmal mühe, mir die situation vorzustellen... also wer genau da liegt... köpfchen, mündchen... das alles deutet auf ein kind hin... Ich habe überhaupt keinen überblick, was passiert ist... is es ihr freund?
ihr geht es schlecht, erst redet sie über 'er' dann spricht sie ihn direkt an... ich bin etwas verwirrt...
Geschrieben von Snowi am 01.03.2007 um 15:38:
Ist mir beim dritten Lesen auch leidlich aufgefallen, dass ich zwischen direktem Ansprechen und der Beschreibungsform hin- und herspringe. Peinlich, peinlich. T___T
War bisher allerdings zu faul, zu korrigieren; shortchy.
Das mit dem Köpfchen, Mündchen & bla is' bei mir [leider?] kein Anzeichen für ein Kind, ich hab das irgendwie zu meinem Schreibstil hinzugefügt, da es an manchen Stellen doch recht ironisch klingt, ist die Situation doch alles andere als niedlich.
Gedacht war die Geschichte als eine Situation zwischen zwei jungen, aber erwachsenen Menschen. Ihm, der sich umgebracht hat, ihr, die ihn findet. Das Ganze spielt ungefähr vierundzwanzig Stunden nach dem Tag, an dem die Frau mit ihm Schluss machte.
Keine von übergroßer Kreativität zeugender Idee, aber wie gesagt hatte ich Langeweile; will mich aber auch gar nicht groß rechtfertigen.
Danke für deine Bewertung.
Geschrieben von Susanne am 01.03.2007 um 17:32:
RE: Nevermore | Kurzgeschichte
Wundertoller Schreibstil! Ich mag diese bildhafte Schrift <3
Zitat: |
[...]und scheine jede Sekunde einzubrechen ob des unglaublichen Gewichts des Kloßes, der in meinem Hals für Furohre sorgt. |
Heißt es nicht "Furore", ohne h?
Ansonsten wirklich schön, es regt zumindest in soweit zum Nachdenken an, als man nicht sofort versteht, von was du schreibst, aber für eine Langeweile-Aktion sehr gelungen
Geschrieben von Snowi am 01.03.2007 um 19:28:
Gut möglich. ;o)
Danke für dein Lob. <:
Geschrieben von Luthien am 01.03.2007 um 20:15:
hehe, ich dachte irgendwie, sie hätte ihn umgebracht

und am anfang... wer verblutet da genau? das habe ich nich gerafft
Geschrieben von Snowi am 01.03.2007 um 21:07:
Ich hab geschrieben, dass die Komissare oder whatever die weibliche Hauptperson mit Fragen
durchlöchern werden & wenn man durchlöchert wird, blutet bzw. verblutet man ja normalerweise.
Geschrieben von Fiepmatz am 02.03.2007 um 08:20:
Ich hab den Teil mit dem verbluten jetzt so interpretiert, dass sie eben wegen dem Schmerz, den sie empfindet verblutet. Dass es sozusagen nur im übertragenen Sinne zu verstehen ist. Die Polizei fragt und fragt, ohne zu merken, dass sie geistig verblutet. Weil sie das nicht verkraftet.
Geschrieben von Snowi am 02.03.2007 um 15:16:
Joar, mein zweiter Gedanke. : 3
Geschrieben von Felidae3 am 02.03.2007 um 18:39:
Also ich kann mich erstmal den Kritikpunkten von Fiepmatz garnicht anschließen. Der Titel hört sich im englischen meiner Meinung nach gut an. Es hört sich vielleicht nur nach einem Pferd an, da die meisten englischen Titel in diesem Forum Pferdestories beschreiben.
Deine Wortwahl finde ich klasse und mir gefällt eigentlich auch das hin und her zwischen den Ansprachen, also wo sie ihn mal direkt anspricht und dann wieder nur über ihn spricht. Das macht ein wenig ihre Verwirrung und hilflosigkeit in dieser Situation deutlich.
Ja....die Frage Kind oder Erwachsener....Ich finde, dass du das auch hier wieder sehr geschickt gemacht hast. Ach mir ging die Frage durch den Kopf und ich hatte das Gefühl, man wird aufmerksamer weil man blos keine Stelle verpassen möchte, wo die Antwort auf diese Frage stehen könnte. Auch auf die Frage, was genau passiert ist (und vielleicht auch wo) bekommt man noch keine Antwort.
Ich finde, dass dies bisher die beste Geschichte (oder der beste Anfang) ist, den ich hier bisher gelesen habe. Ich hoffe die Geschichte bleibt so spannend und du hast nicht unbewusst den Spannungshöhepunkt an den Anfang gesetzt.
Werde aufjedenfall weiterlesen! Großes Lob!
EDIT: Hab grad gelesen, dass es ja eine Kurzgeschichte ist. Geht es denn dann überhaupt noch weiter? *neugierigbin*
Geschrieben von Snowi am 02.03.2007 um 18:56:
Oh, vielen Dank. : 3
Es geht nich' mehr weiter, nein, aber ich denke, es werden nach diesen schönen Bewertungen noch ein paar Geschichten folgen, so demnächst.
Forensoftware: Burning Board, entwickelt von WoltLab GmbH