No Way Out.
Es war dunkel und kalt. Der Regen prasselte in Strömen herab. Nur noch wenige Leute waren in den Straßen unterwegs.
Sie stand da und weinte. Ihre Tränen vermischten sich mit dem Regen und bahnten sich einen Weg über ihr hübsches Gesicht. Nicht das sie einen Grund gehabt hätte hier zu stehen und zu weinen. Aber es war einfach über sie gekommen, hatte sie gepackt wie ein Untier. Und nun war es so ...
Es schüttelte sie. Der Regen hatte ihre Kleider durchnässt und ihr war kalt. Doch sie konnte sich nicht bewegen, konnte nichts sagen. Nein, sie konnte nur da stehen und weinen.
Sie sah das Auto nicht. Sah nicht das grelle Licht der Scheinwerfer. Wahrscheinlich wollte sie es nicht sehen. Aber sie hörte. Sie hörte das Quietschen der Autoreifen, hörte das schrille Hupen des Fahrers und ihren eigenen Schrei. Danach nichts mehr.

„Mr. Bradge?“ Die feine Stimme von Amelia Frey holte Samuel Bradge wieder auf den Boden der Tatsachen. „Ja?“, fragte er müde und sah in das schöne Gesicht von Amelia. Diese lächelte und gab ihrem Chef einen kleinen Zettel. Samuel musste grinsen. Immer musste er grinsen, wenn er in dieses hübsche Gesicht sah. Warum wusste er nicht, es war einfach so.
Gedankenverloren starrte er auf den Zettel, nahm gar nicht wahr, was darauf geschrieben war. Doch dann wurden die feingezogenen Linien zu Buchstaben und die Buchstaben zu Worten. Und die Worte waren schrecklich. Samuel zuckte zusammen, als er den Sinn der Worte erkannte und öffnete seinen Mund. Doch kein Laut entkam diesem. Stattdessen klappte sein Mund wieder zu und erhob sich. Sein Gesicht waren nun ernst und er sah um einige Jahre älter aus.
Als er an Amelia's Schreibtisch vorbeiging stand die Sekräterin auf, um Samuel die Tür aufzuhalten, doch dieser war schon an ihr vorbeigerauscht. Die Tür war nur kurz offen und flog mit einem lauten Knall zu. Amelia Frey schaute Samuel Bradge nach. Sie wusste, dass der Inhalt dieses Zettels schrecklich für ihn war und hätte ihn am liebsten in den Arm genommen und getröstet. Doch ihr Chef war hart im Nehmen und verlangte keinen tröstenden Worte.

Es piepte leise aber stetig im Hintergrund. Sie drehte sich langsam um und stöhnte dann auf: „Nein!“ Sofort kam eine junge Frau in einem weißen Kittel in ihr Zimmer und kontrollierte die Geräte, an die sie angeschlossen war. „Mrs. Bradge? Können Sie mich hören?“ Doch sie schaute nicht in das perfekte Gesicht und antwortete nicht. Warum sollte sie auch. Sie wollte nicht hier sein. Nein, sie wollte nicht diese unerträglichen Schmerzen haben, wollte nicht, dass jede Minute ein anderer Arzt hineinkam und ihr Medikamente gab, die ihre Schmerzen doch nur aufschoben. Hektisch lief die Schwester umher, suchte nach Medikamenten, kontrollierte millionnenmal die Geräte und wollte einfach nicht gehen. Schließlich gab es Nera Bradge auf sich schlafen oder bewusstlos zu stellen und sah die Schwester genervt an. Diese hatte ihre Patientin nicht bemerkt und machte weiter einen riesen Radau. „Chrchrm“ Nera räusperte sich zwar leise, aber die Schwester drehte sich trotzdem erschrocken um. Dies nutzte Nera, um in bestimmten Tonfall zu sagen: „Ich dachte, ich solle mich hier erholen und gesund werden. Ich frage mich aber, wie ich das machen soll, wenn Sie hier so laut sind.“
Die Schwester schaute erst verdutzt, dann wurde ihr Gesicht verärgert und sie verzog sich. „Wunderbare Stille ...“, murmelte Nera und schloss die Augen.