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Zitat: |
Ich wurde geboren, um den Sand unter meinen Hufen zu spüren, um die Sonne auf meinem Fell zu spüren, wurde geboren, um die Freiheit zu schmecken und den Klang der Unendlichkeit zu hören. Ich wollte in die Weite sehen, wollte den Himmel über und die Wüste unter mir erblicken. Doch das alles ist Vergangenheit, alte Legenden aus früheren Zeiten erzählen Geschichten aus einem Land, das längst vergessen ist, mitnichten, denn nun lebe ich verloren in Gefangenheit. Ich war dein Plan, ich bin dein Ziel, meine Geburt war vorherbestimmt, Züchten nennt ihr Menschen dieses Spiel. Ausgeklügelt war die Rechnung besinnt. Ich stehe hier in diesem Stall, starre nur auf den kahlen Wall, dein bester Freund sollte ich sein, Mensch, wieso lässt du mich allein? Ich soll springen für euren Gewinn, Siegen soll ich auf Schauen, damit ihr könnt weiter bauen, betrachtet wird hier nicht der Sinn. Wieso siehst du in mir, denn nurnoch Geld, zählt nichtsmehr hier? Ist das alles auf der Welt? Edel, unbändig, frei und stolz, so beschreibt ihr mein Geblüt, kauft euch ein Pferd aus Holz, dazu fehlt mir das Gemüt. Ihr seht nur die Daten, doch wie meine Ahnen, ziehe ich meine Bahnen, aber in Raten. Auf der Rennbahn oder dem Platz ist mein Leben nurnoch was wert, doch da gibt es noch einen Satz, der mir Hoffnung weiter gewährt. Mich wollte jemand, ein Mädchen, kaufen, dann kann ich bei ihr laufen. Nie werde ich die Wüste sehen oder in der Freiheit stehen, doch bleibt mir immernoch das Glück, das ich immer kann kehren zu ihr zurück. So wurde ich geplant, geboren, aufgezogen manchmal sogar auch von euch gewogen, wurde berechnet und bemessen, alles wolltet ihr mir geben, aber ich, ich wollte nur wie ein Pferd hier leben. Und bald werdet ihr wieder das Feuer in meinen Augen sehen, wenn das Blut wieder in meinen Adern pulsiert, wenn ich über die Koppel mit Artgenossen werde gehn, denn wo ich nun gelange hin, macht mein Leben wieder Sinn. Frauchen, meine Neue, zeig bitte keine Reue, du trägst noch den Wunsch in dir, den ich auch habe in mir. Freunde sagst du zu einem Tier, Pferde habt ihr ja schon Vier, und ich weiß schon jetzt, und ich weiß schon heut, und ich weiß schon lange Zeit, Freiheit ist das Gefühl im Herzen, manchmal verbunden mit Schmerzen, das dir manchmal auch Vertrauen schenken kann, damit schickst du mich in jede Wüste irgendwann. |