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Geschrieben von Lyra am 15.05.2006 um 19:19:

  Nicht mit mir

Ich habe mich auch mal an einer Geschichte versucht. Dies ist erst der Anfang, aber ich habe schon viele Ideen, die ich gerne einbauen würde. Ich freue mich über konstruktive Kritik smile


„Ach komm, jetzt mach nicht so ein Gesicht!“, ermahnte Simon mich. Der 18-jährige war bester Laune. Vergnügt saß er neben mir im Auto und freute sich wie ein Kinderkartenkind auf den ersten Schultag. Im Gegensatz zu mir. Ich war immer noch eingeschnappt, weil meine Eltern so überstürzt nach München gezogen waren. Ohne meine Proteste zu hören, hatten sie in kürzester Zeit den Umzug organisiert und bevor ich wusste, wie mir war, war ich schon auf dem St. Ludwig – Gymnasium angemeldet.
„Was ich für ein Gesicht mache, geht dich gar nichts an!“, schnauzte ich meinen Bruder an. Dieser war klug genug, sein Mundwerk geschlossen zu halten. Bald hielt unser fetter BMW vor dem Schulgebäude. „So, Kinder, aussteigen. Und dass ihr mir ja brav seit in der Schule!“, verabschiedete sich unser Vater von uns. Simon winkte fröhlich, ich stapfte aber, ohne einen weiteren Blick auf das Auto zu werfen, zum Schulgebäude. Aber sobald Simon verschwunden war, setzte ich ein Lächeln auf. Mit einer Grimasse würde ich sicher keine neuen Bekanntschaften machen. So viel war mir klar.
Alle Schüler des Gymnasiums zogen ihre dünnen Herbstjacken in einer Garderobe aus, ich tat es ihnen gleich. Danach sah ich mich etwas verzweifelt um. Wie sollte ich in diesem Chaos je mein Klassenzimmer finden?
„Hey!“ Ich fuhr herum. Das Schicksal war mir zu Hilfe geeilt, in Form eines mittelgroßen Mädchens mit brünetten Haaren. Sie schaute mich freundlich an. „Du bist neu hier, stimmt’s?“ Ich nickte. „Das sieht man. Mein Name ist Kim Bauer. Ich gehe in die 9b.“ Ich lächelte sie an. „Sarah Mailand. Ich glaube, ich gehe in die 9a, ich bin mir aber nicht sicher.“ Kim nickte. „Okay, dann gehen wir am Besten ins Sekre.“ „Danke, ist echt nett von ihr.“, bedankte ich mich.

Ich fand heraus, dass ich tatsächlich in die 9a eingeteilt wurde. „Schade, wäre sicher cool geworden.“, meinte Kim, und sie meinte es ernst. Ich war ebenfalls etwas traurig. Wie wohl die Schüler in meiner Klasse waren? „Na dann ciao. Vielleicht sehen wir uns ja mal!“ Und schon war Kim weg. Ich stand alleine in einem der Korridore, die voller lärmender Schüler waren. Langsam machte ich mich auf den Weg in den 2. Stock, wo die 9a war. Jeder Schritt kostete mich Überwindung. Es war fast wie bei einer Hinrichtung. Okay, jetzt übertrieb ich ein wenig. Aber trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass meine Klasse über mein Leben entscheiden würde.
Endlich erreichte ich die richtige Tür und trat ein. Es waren noch nicht allzu viele Schüler anwesend, deshalb waren noch einige Stühle frei. Ich entscheid mich für eine Bank in der Fensterreihe, nicht allzu weit vorne. Ich setzte mich und wartete.
Langsam füllte sich die Klasse. Jungen und Mädchen aller Haarfarben, Körpermassen und finanziellen Mitteln gingen in die 9a. Als Letztes betrat ein zerstreut wirkendes Mädchen die Klasse. Sie hatte eine Brille, die aber ziemlich weit an ihrer Nase hinuntergerutscht war. Anstatt einem Rucksack besaß sie eine Eastpak – Schultertasche, in der sie verzweifelt herumkramte. Ihr Haar war hellbraun, hatte aber einen rötlichen Schimmer. Die regelrechte Mähne wurde durch ein Haargummi notdürftig zusammengehalten. Ohne aufzublicken kam das Mädchen näher, bis sie an meiner Bank ankam. Stumm nahm sie neben mir Platz, immer noch in der Tasche nach etwas suchend. „Hallo!“, begrüßte ich sie freundlich. Verwirrt blickte meine Banknachbarin zu mir auf. „Oh, hallo. Du bist neu?“ Endlich legte sie die Tasche weg. Ich nickte. „Mein Name ist Sarah, wie heißt du?“ „Stephanie, aber nenn mich ruhig Fanie.“ Sie lächelte mir freundlich zu. „Weißt du, ich glaube ich habe mein Handy zu Hause vergessen.“ Dann lachte sie los. „Ich bin so ein Schussel, weißt du. Ich vergesse oft, Dinge einzupacken.“ Auch ich lachte mit. So sah Fanie wirklich aus.
In dem Moment läutete es, und wenig später stand auch schon unser Lehrer im Klassenzimmer. „Sind die bei euch immer so pünktlich?“, raunte ich Fanie zu. Diese zuckte mit den Schultern. „Der Herb ist immer so früh da, aber die Lottsche, die ist manchmal eine Viertelstunde zu spät.“ Ich nickte befriedigt und hoffte, dass es mehr Lehrer der Lottsche-Art gab. Aber ich musste dennoch zugeben, dass der streng wirkende Lehrer, anscheinend Herb genannt, auch eine gewisse Aura hatte. Ich wusste jetzt schon, dass es sich lieber mit ihm nicht verdarb. Allerdings schien er auch einen Sinn für Humor zu haben.
Erst jetzt schaute ich die restlichen Schüler genauer an. Es waren viele Jungs in der Klasse. Aber es waren auch ein paar Mädchen dabei. Eines sah besonders aufgetakelt aus: von meinem Platz aus erkannte ich ein pinkes T-Shirt, blonde Haare und viel Schminke auf ihrem hübschen Gesicht. Als Fanie meinen Blick bemerkte, meinte sie: „Tessa.“ Ich nickte ihr dankbar zu. Anscheinend musste ich noch viele Leute kennen lernen...
Um zwölf Uhr durften wir zum Glück schon nach Hause. Es war schließlich der erste Schultag, wir hatten lediglich unseren Stundenplan erhalten und uns vorgestellt. Nicht gerade spannend, aber doch praktisch. Ich hatte mir immerhin ein paar Namen merken können.
Gedankenverloren ging ich heimwärts, als plötzlich jemand meinen Namen rief. „Sarah, warte!“ Ich drehte mich um und bemerkte einen Typen aus meiner Klasse. Er rannte hinter mir her und winkte heftig. Ich blieb zögernd stehen, bis er mich erreicht hatte. Zusammen gingen wir weiter. „Wo wohnst du?“, fragte er mich.
„Nur ein paar Straßen weiter.“ Das Gymnasium war am Stadtrand, sodass einige Wohnsiedlungen nicht weit weg waren. Er nickte. „Gehen wir ein Stück zusammen?“ „Gerne. Wie heißt du noch mal?“ Der Junge grinste. „Ich bin der Chris.“ „Was grinst du?“ „Du hast meinen Namen vergessen.“ „Na und?“ Chris antwortete nicht, er grinste nur vergnügt. Ich gab es auf.
Erstaunt bemerkten wir wenig später, dass Chris fast mein Nachbar war, nur zwei Häuser trennten uns voneinander. „Na dann ciao!“, verabschiedeten wir uns an seinem Gartenzaun. „Du, soll ich morgen auf dich warten?“, fragte Chris. Ich nickte. „Kannst du. Ich werde um halb acht da sein, passt das?“ „So früh schon? Aber gut, wie du willst.“ Ich nickte zufrieden und ging die restlichen Meter bis zur Schillergasse 16, meiner neuen Adresse.



Geschrieben von Longhair10 am 15.05.2006 um 19:29:

 

hey find es sehr schön geschrieben, du hättest die Umgebung noch etwas besser beschreiben können, aber das is nicht sooo schlimm



Geschrieben von Mixxi am 15.05.2006 um 19:35:

  RE: Nicht mit mir

Zitat:
Original von Lyra
Ich entscheid mich für eine Bank in der Fensterreihe, nicht allzu weit vorne.


Entschied, wahrscheinlich ein Tippfehler smile
Ja, find's sehr schön geschrieben, spricht mich an, mach mal weiter. Hab ansonsten keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler mehr gefunden (:

lg Mixxi



Geschrieben von Lyra am 15.05.2006 um 19:41:

 

Danke für eure Kommentare smile

@Longhair: Ok, danke für die Kritik smile Ich werd versuchen, im nächsten Teil mehr "Umgebung" einzubringen Augenzwinkern

@Mixxi: Jop, wahrscheinlich ein Tippfehler ^^ Danke trotzdem.



Geschrieben von Kjara am 15.05.2006 um 19:56:

  RE: Nicht mit mir

Zitat:
Original von Lyra
„Danke, ist echt nett von ihr.“, bedankte ich mich.


Ist das nicht nett von DIR? Augenzwinkern
Schöne Geschichte, mit Chris ahne ich schon was xD



Geschrieben von Nici am 15.05.2006 um 20:08:

 

Cool!

Bloß das in der Schule hätte ich noch näher beschrieben!

als ich damals umgezogen bin und in der neuen Schule war.. oh mein gott!
Ich war den ganzen Tag noch ziemlich aufgeregt und so.. und vor allem.. gibt es da keinen anfangsgottesdienst?
Daran kann ich mich nämlich noch erinnern smile

Stell mal mehr rein!



Geschrieben von Lyra am 15.05.2006 um 20:47:

 

So, hab mal weitergeschrieben ^^
Danke auch euch für die Kommentare smile


Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf. Meine Mutter war eine Frühaufsteherin, und diese Eigenschaft hatte ich wohl von ihr geerbt. Simon dagegen war eher ein Morgenmuffel, der so lange wie möglich im Bett liegen blieb.
Vor dem Kleiderschrank blieb ich lange stehen. Es war ein großes Möbelstück, und noch dazu prallvoll. Dadurch, dass unsere Familie nie Geldprobleme gehabt hatte, konnte ich mir viele Markenkleider leisten. In meiner früheren Klasse war das auch nötig gewesen. Jeder, der nicht wenigstens bei H&M einkaufte, war out.
Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für eine Hüftjeans, die meine dünnen Beine nicht allzu sehr betonte. Hinzu kam ein bauchfreies Top und ein Baumwolljäckchen in weiß. Ich war ganz zufrieden mit meinem Aussehen – unauffällig, aber modisch, fand ich. Nun ging ich ins Badezimmer, das mittlerweile frei war. Von unten, aus der Richtung unserer nagelneuen Küche, kamen schon scheppernde Geräusche. Sicher machte meine Mutter schon Frühstück. Ohne mich groß darum zu kümmern, schloss ich die Türe hinter mir und trat zum Spiegel. Es war ein großes Teil, mindestens 1,5 m breit. Darauf hatte meine Mutter hartnäckig bestanden, auch sie liebte es, sich zu schminken.
Ich beobachtete meine gelben Locken mit Zufriedenheit. Ich war wirklich stolz auf meine langen Haare, die sich leicht wellten. Mir wäre es nie eingefallen, sie abzuschneiden. Meine tiefblauen Augen waren das zweite Merkmal, dass mir an meinem Gesicht gefiel.
Noch etwas ungeübt tastete ich nach meinem Schminkzeug. Seufzend dachte ich an das alte, unordentliche Badezimmer. Eigentlich hätte ich über den Umzug glücklich sein können. Das Haus war in jedem Aspekt größer und aufgeräumter. Trotzdem spürte ich, wie mir die Tränen kamen. Mit aller Gewalt versuchte ich, sie zurückzuhalten. Ich vermisste Berlin jetzt schon.
Ich zwang mich, nicht an die Vergangenheit zu denken. Langsam beruhigte ich mich wieder, und bald war ich so weit, dass ich mich voll und ganz auf das Schminken konzentrieren konnte. Wie immer nahm ich einen Kajal, eine Wimperntusche und ein wenig Rouge her. Zufrieden sah ich mir in die Augen. Ja, so passte es.
Schon etwas besser gelaunt ging ich die Treppe hinunter, in die große Küche. Die modernen Schränke gefielen mir gut, aber das hatte ich noch keinem gegenüber erwähnt. Meine Eltern würden sonst nur bedeutungsvolle Blicke austauschen à la „siehste, es gefällt ihr doch“. Auf so etwas konnte ich verzichten, also hielt ich lieber den Mund.
„Morgen, Mama!“, grüßte ich trotzdem freundlich. Monika fuhr herum. „Ach, Schätzchen. Du bist schon wach?“ Als wäre es das erste Mal, dass ich so früh aufstand... Doch ich wollte mir nicht schon in aller Früh die Laune verderben lassen. „Klar doch. Und, gibt’s Crossiants zum Frühstück, wie immer?“ „Ach, tut mir Leid. Aber ich weiß noch nicht, wo ich einen Bäcker finden kann, und in dem ganzen Stress –„ „Schon klar.“ Meine Stimme verhärtete sich unwillkürlich. Na dann eben nicht. „Ich geh mal ein wenig joggen, okay?“ Mutter nickte lediglich. So nahm ich mir also eine leichte Jacke vom Haken, zog meine Turnschuhe an und trat hinaus in die kühle Morgenluft.
Auch in Berlin war ich manchmal joggen gegangen, wenn mir danach war. Es befreite mich einfach von meinen Sorgen, frischte meine Gedanken auf. Bald schon fand ich meinen eigenen Rhythmus. Zufrieden joggte ich durch die stille Gegend, nur der Gesang der Vögel war zu hören. Ich hatte die friedliche Atmosphäre der Morgenstunden immer schon geliebt.
Ich schloss meine Augen, ohne mein Tempo zu ändern. Mit aller Kraft versuchte ich, einfach an nichts zu denken. Ich übte das schon lange, aber richtig gelang es mir nie. Trotzdem half es mir, meine Seele baumeln zu lassen.
Ich bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit vergangen war. Leider musste ich nun umdrehen, sonst würde ich keine Zeit mehr zum Frühstücken haben. Auf dem Rückweg traf ich einen Typen aus meiner Klasse. Er saß auf einer Bank im Park und hatte eine Zigarette in der linken Hand, die schlaff herabhing. Er schien über etwas nachzudenken, sein Blick war abwesend und ging in die Leere. Ich fiel in einen schnellen Schritt, während ich ihn weiter beobachtete. Er hatte mich immer noch nicht bemerkt, entdeckte ich. Ich fand diesen Gedanken amüsant.
Wie hieß er doch gleich? Andreas? Markus? Nein, David! Genau, das war’s. David Schweiger. Ich war stolz auf mein Gedächtnis. Was er wohl hier machte, alleine im Park, rauchend? Seine Eltern hätten es ihm wohl nicht erlaubt, dachte ich.
Aber jetzt musste ich wirklich nach Hause, mein Magen fing schon an zu knurren. Ich joggte erneut los und kam bald darauf bei unserem Haus an.

„Na, wie war’s?“, fragte meine Mutter mich fröhlich. Mittlerweile hatte sie ein Frühstück gerichtet. Ich nahm mir gierig eine Semmel und bestrich sie mit einer noch recht harten Butter. „Wie immer.“, antwortete ich notdürftig. Aber Monika hakte nicht weiter nach; sie war es gewohnt, eine schweigsame Tochter zu haben.



Geschrieben von Longhair10 am 16.05.2006 um 13:05:

 

hey wieder schön, aber leider hab ich wieder kritik Augenzwinkern du hast zwar die Umgebung besser beschrieben, aber ich finde es etwas "unrealistisch", wenn das mädchen so, wie es zur Schule gehen will, joggt.



Geschrieben von Lyra am 16.05.2006 um 14:10:

 

Achso ja, hast recht *boing* großes Grinsen Das mit dem Joggen ist mir erst später eingefallen Augenzwinkern Deshalb ^^



Geschrieben von *Cindy* am 16.05.2006 um 14:26:

 

trotzdem supa^^


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