Geschrieben von SweetSensation am 20.03.2006 um 18:56:
Hufschlag im Wind
joaaa...also ich hab eines schönen tages einfach mal angefangen diese geschichte zu schreiben und möchte jetzt eine konstruktive kritk von euch

natürlich ist das hier nur der anfang, ich würde von euch aber gerne hören, ob ihr den rest (hab schon viel mehr geschrieben) auch lesen würdet...
nun gut - genug geredet...
Kapitel 1
Ich hatte einmal begonnen mich zu fragen, warum das alles so gekommen war. Und weshalb es ausgerechnet mich getroffen hatte.
Aber das viele Nachdenken half mir auch nicht aus meiner tiefen Trauer heraus. Und es machte meine Sunny auch nicht mehr lebendig. Es machte mich sogar fast noch depressiver und wütender als ich sowieso schon war.
Die Schuldgefühle waren jedoch fast noch erdrückender als die Trauer, die mich tagtäglich belastete und mich nach und nach tiefer in die Knie zwang.
Ich war Schuld am Tod dieses wundervollen Pferdes, das einst so stolz und unnahbar auf der Weide gestanden, den Kopf fast ein wenig überheblich schief gelegt und mich aus seinen klugen, schwarzen Augen angefunkelt hatte.
Was hatte sie wohl gedacht, meine schöne Sunny, als sie gemerkt hatte, dass ich sie in den Tod trieb? Vielleicht hatte sie mich in den letzten Minuten ihres Lebens noch gehasst, für all das, was ich ihr angetan hatte. Und ich konnte es ihr nicht verübeln.
Midnight Sun war immer etwas eitel und fast schon arrogant gewesen, wenn es das unter Pferden geben sollte. Sie hatte mich manchmal so herablassend angesehen, wenn ich etwas getan hatte, was ihr nicht passte. Aber sie hatte mich einmal geliebt. Und ich liebte sie immer noch.
Ich erinnerte mich nicht mehr richtig an den Tag, an dem Sunny gestorben war. Ich meinte zu wissen, dass es ein sehr sonniger Samstag gewesen war. Jedenfalls waren wir schon recht früh auf dem Turniergelände angekommen. Was hatte Mum zu mir gesagt? „Hol Sunny schon mal aus dem Hänger.“ War es das gewesen? Ich wusste es nicht mehr, obwohl es erst einen Monat her war. Aber weshalb hätte ich es mir auch merken sollen? Ich musste mir nichts mehr merken, mein Leben war nach Sunnys Tod vorbei.
Trotzdem. Eine Sache war mir im Gedächtnis geblieben: Dieser seltsame Lichtschein vor unserem Sturz. Er war wie ein Blitz gewesen. Von der Zuschauertribüne aus aufgeblitzt und dann sofort wieder verschwunden.
Hatte jemand ein Foto geschossen? Oder hatte irgendeine Dame einen Handspiegel gezückt und ihr Make-up überprüfen wollen? Aber welche Dame würde ihr Aussehen während eines Stechens überprüfen wollen?
Ich verdrängte alle Gedanken an Sunny und das Turnier aus meinem Kopf. Zuerst musste ich die vier Jahre auf der Seastar-Farm überstehen. Ich hatte zwar noch keine Ahnung wie ich das schaffen sollte, aber die meisten meiner Verwandten mochten mich sowieso nicht und mieden mich von vornherein, weswegen ich hoffentlich wenige Probleme haben würde.
Da gab es meinen Onkel Robert, einen schlanken, besserwisserischen Farmbesitzer, der nichts sinnvolleres zu tun hatte, als den ganzen Tag an mir herumzunörgeln. Früher hatte er sich immer darüber aufgeregt, wie wenig Dressur ich mit Sunny auf dem Springparcours ritt.
Seine Frau, Elizabeth, war da schon etwas besser. Sie war sehr schüchtern und manchmal kam es mir sogar so vor, als würde sie sich vor mir fürchten. Ein eisiger Blick brachte sie meistens zum Schweigen.
Ganz anders ihre missratene Tochter Terry-Lynn, meine so genannte Cousine. Sie brachte es einfach nicht fertig mich in Ruhe zu lassen. Egal welche Methoden ich an ihr versuchte, sie schlugen bei dieser kleinen Ratte nicht an.
Und jetzt war ich für vier Jahre auf die Farm meiner lieben Verwandten in der Nähe von Sydney verdammt. Meine Mum hatte keine Lust mehr sich um mich zu kümmern, nachdem ich mich vor Selbstmitleid und unendlicher Trauer von der Außenwelt abschattete.
Ich sollte auf der Farm wieder lernen, ein normales Leben zu führen. Und irgendwie freute ich mich ein ganz kleines bisschen, endlich jemanden gefunden zu haben, an dem ich meine Wut, Trauer und Verzweiflung auslassen konnte: Lynn.
Es würde lustig werden sie vor ihren Eltern in ein schlechtes Licht zu rücken und selbst das brave Mädchen zu spielen. Lynn war immer schon bevorzugt worden. Immer. Ich war stets die weniger liebenswerte, schwierigere Person gewesen, hatte es in der Schule schwerer gehabt.
Meine Gedanken schweiften ab.
Ich wollte nicht weg aus Adelaide und ich wollte es nicht wahrhaben, dass meine über alles geliebte Stute auf einmal nicht mehr bei mir war.
Wenn meine Mum meinte, sie müsse mich loswerden, würden meine Tante und mein Onkel sogar schon ziemlich bald das gleiche meinen, nachdem ich ihre ach so tolle Farm ein bisschen aufgemischt haben würde.
Was sollte ich auch dort? Alles was es dort gab waren Pferde und nach Sunnys Tod würde ich nie wieder ein solches Tier ansehen. Ich hatte es ihr versprochen und ich war kein Mensch, der seine Versprechen bricht.
Am meisten regte es mich allerdings auf, dass Lynn ein so perfektes, behütetes Leben führte. Wenn sie mit dem kleinen Finger zuckte, waren sofort etliche der Stockmen, ihr Dad, ihre Mum und alle anderen Leute im Umkreis von zwanzig Metern bei ihr und versuchten ihre Probleme zu lösen, die meistens darin bestanden, dass sie ihre Kardätsche nicht finden konnte.
Ich grummelte leise vor mich her. Ja, ich freute mich darauf, Lynn endlich einmal zu zeigen, wie es war, wenn ihre Eltern sie plötzlich nicht mehr so niedlich und toll fanden. So wie Mum mich momentan auch fand. Abscheulich und alles andere als liebenswert.
Wie waren Mums aufmunternde Worte gewesen? „Hailey, du bist ein sarkastisches, dich selbst bemitleidendes und ab-scheuliches Mädchen geworden.“
Ich versuchte die Tränen wegzublinzeln, die sich langsam in meinen veilchenblauen Augen ansammelten. Ich durfte nicht weinen, keine Schwäche und Trauer nach außen hin zeigen. Meine harte, äußere Schale durfte nicht kaputt gehen, sie war das einzigste, das mich schützte.
Ich mochte innerlich vielleicht weinen, aber nach außen hin musste ich immer die harte, abscheuliche Hailey bleiben. Egal was passierte. Es war das, was mich zu dieser garstigen Person machte. Und ich war gerne eine garstige Person, weil mich dann endlich alle in Ruhe ließen.