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Geschrieben von Wölfchen am 09.12.2005 um 20:41:

  Diebische Liebschaften/Mittelalter/Jerusalem

EDIT: Ist jetzt schon wesentlich länger geworden...

Das wird ein Weihnachtsgeschenk für meine Freundin Evili hier als Kaja Augenzwinkern

Diebische Liebschaften

Die Sonne brannte unbarmherzig auf den geschäftigen Marktplatz von Jerusalem herab. Fürst Berus, ein eher unbekannter Fürst, welcher aus England angereist war beschattete seine Augen mit seiner Hand. Langsam schlenderte er in Begleitung seiner Leibgarde die Stände entlang und versucht krampfhaft ein passendes Geschenk für seine Verlobte zur Hochzeit zu finden. Carina war eine schöne, aber sehr zornige Frau. Sie war launisch wie das Frühlingswetter und temperamentvoll wie ein Wüstensturm. Berus wusste im Nachhinein nicht was in ihn gefahren war, vielleicht war es der süße Wein in der sternenklaren Nacht, welcher ihm auf solch üble Weise die Sinne vernebelt hatte. Er hatte sich mit Carine verlobt, noch ehe sie sich zwei Wochen kannten. Carine war die blutjunge Tochter eines einflussreichen Adeligen, welcher weit über Jerusalem bekannt war und so zu sagend die rechts Hand des Königs. Berus schüttelte den Kopf. Es war wohl der Wille Gottes, dass er dieses Geschöpf nun heiraten musste, ohne sich lächerlich zu machen. Eine Trennung wäre nun undenkbar gewesen. Aussichtslos, so konnte man seine Situation nennen. Ein Stand voll Seide, der nächste mit goldenen Lampen und Schalen. Berus war dieser Stände müde. Was würde Carine nicht erzürnen? Das Seidenkleid jedenfalls hatte sie vor seinen Augen zerrissen und auch die Perlenkette aus Italien war ihrer Wut zum Opfer gefallen. Sie war schlichtweg verwöhnt von ihrem Vater. Berus war völlig in Gedanken vertieft. Seine Leibwache war nicht wachsam, was sollte schon am helllichten Tag passieren. Außerdem wer interessierte sich schon für den jungen Adeligen, welcher zwar reich aber nicht sonderlich spendabel war. Eine in schwarzen Gewändern gekleidete Gestalt lauerte jedoch auf einem flachen Dach auf den vorbeigehenden Adeligen. Es war Theden, ein Meisterdieb. Jung, schön, erfolgreich. Jede Frau, die ihn je zu Gesicht bekommen hatte war in Flammen aufgegangen, doch seine einzige Liebe zählte der Wüste, dem Gold und seiner Hündin Boni. „Jetzt“ schoss es Theden durch den Kopf. Er sprang vom Dach, landete geschmeidig auf dem sandigen Boden und rannte geduckt los. Er eilte knapp an Berus vorbei, sprang vor ihm auf und stand in voller Größe vor dem hellhäutigen Adeligen, welcher ihn absolut verwundert anstarrte. „Wer..“ fing Berus an, doch zu mehr kam er nicht. Theden hatte längst seinen Geldbeutel erwischt, seine Augen grinste Berus ein letztes Mal an und er war schon wieder davon. Die Wachen rannten ihm nach, doch schon nach der nächsten Ecke war Theden unauffindbar. Berus war stehen geblieben. Wie verzaubert blickte er dem Fremden nach. „Die Anmut einer Katze gepaart mit der Schönheit Allahs.“ hörte er eine weibliche Stimme hinter sich. Eine junge, verhüllte Frau stand ebenso verzaubert hinter Berus. „Wer.. wer war dieser Dieb?“ fragte Berus und pfiff im selben Atemzug seine Männer zurück. „Oh, niemand weiß wer er ist. Wir nennen ihn nur den Schatten. Noch nie hat es jemand geschafft den Schatten festzunehmen. Es würde auch niemand wagen.“ flüsterte die Verhüllte in demütiger Kopfhaltung. „Euch sei gedankt.“ schloss Berus die Unterhaltung und wand sich ab. Erst jetzt bemerkte er, wie wild sein Herz pochte. Beinahe als wolle es ihm aus der Brust springen. Er richtete sich nach einem kurzen Moment wieder auf und reckte stolz den Kopf in die Höhe. „Lasset uns heimwärts gehen.“ beschloss er und teilte dies seinen Wachen mit. Es war Berus nicht Leid um das Geld, nein er hatte etwas erlebt, was er mit niemanden teilen wollte. Schon gar nicht mit diesem Mädchen, welches den Schatten gelobt hatte. Doch wie Recht sie mit ihrer unpassenden Aussage hatte. Die Anmut einer Katze gepaart mit der Schönheit Allahs. Nun ob Allah schön war mochte Ansichtssache sein, doch die Anmut einer Katze hatte der Schatten. Berus seufzte. Wie konnte er sich nur so sehr den Kopf verdrehen lassen! Wäre es ein hübsches Mädchen gewesen, welches ihn durch ihre blitzblauen Augen so angefunkelt hätte, voller Vergnügen, wäre es etwas anderes gewesen, aber ein Mann, dazu noch ein Mann in seinem Alter, schlank, schön und mit Augen unendlich wie der Ozean, das wollte Berus nicht verstehen. Das konnte er nicht verstehen. „Die Sonne tut mir nicht gut.“ dachte er, aus reiner Verzweiflung und Verwunderung über das Gefühl welches in seiner Brust aufkeimte. Er konnte seine Gedanken nicht mehr von dem Jüngling reißen, bis er das Kreischen von Carine hörte. Sofort waren alle Gedanken verflogen und er musste sich wieder damit beschäftigen seine unzufriedene Verlobte zu besänftigen. „Wo warst du, wo ist dein Geld,.. Berus!“ kreischte sie zur Begrüßung und Berus machte sich daran es Carine zu erklären.

Die kleine Hütte lag schäbig am Rand des Gesteines. Rund um diese lagen noch weiter heruntergekommene Häuser, Schafhirten, wenige Händler und Viehzüchter lebten hier. Genauso wie alte, ausgestoßene und kranke Menschen. Theden steuerte auf ein sehr kleines Haus zu, das Dach war nur teilweise gedeckt, die Tür hing schief in den Angeln und das Fenster hatte weder einen Rahmen noch Glas noch ein Gitter. Aus dem Haus kam unruhiges Gekläff. „Boni.“ rief Theden laut und die Hundestimme erlosch. Neben den wenigen Wüstenblumen, die dank Thedens täglicher Pflege hier wuchsen hatte sich ein armer Mann niedergelassen. Er war abgemagert, trug nur zwei Fetzen als Kleidung und seine Haare waren großteils ausgefallen. „Hier alter Mann, kauf dir etwas zu Essen.“ meinte Theden und warf dem Alten eine Münze hin. „Allah möge mit dir sein.“ rief dieser erfreut aus, ergriff die Münze und versteckte sie. Dann stand er mühsam auf und schlich davon. Theden kannte ich nicht, doch er wusste, dass er morgen wieder dort sitzen würde. Der Dieb öffnete die Tür und sofort kam ihm ein grau-brauner Hund entgegengesprungen. Er hatte nur ein Auge, doch das anderen glänzte im selben blau wie Thedens Augen selbst es taten. „Boni, meine Boni.“ lachte er, als die Hündin ihn ansprang und versuchte ihm über das Gesicht zu lecken. Er wehrte den Hund schließlich ab und schloss die Tür. Ein fahles Licht drang durch das Fenster. Sein Haus, welches aus zwei Zimmern bestand wirkte düster, war spärlich eingerichtet. Im ersten Raum stand ein flacher Tisch, darum einige alter zerschlissene Pölster. Einen Herd gab es nicht, dafür eine Feuerstelle mitten im Raum. Als Bett diente ein Lager aus Stoffen, Teppichen und trockenem Gras. Im nächsten Raum lag nur eine Decke am Boden. Dieser Raum war Boni vorbehalten. Theden warf den Geldbeutel auf den leeren Tisch. „Boni, stell dir vor. Ich hab es wirklich geschafft den Fürsten Berus zu bestehlen.“ lachte Theden und nahm seinen Turban ab. Nun kam sein junges, sonnengebräuntes Gesicht zum Vorschein. Die Hündin wedelte aufgeregt mit dem Schweif, als verstünde sie, was Theden zu ihr sage. „Nun, was wünschst du dir, Boni?“ fragte der Dieb und sah seine Hündin an. Boni versuchte ihn mit ihrem blinden Auge anzublicken. „Ach Boni, du weißt, dass ich dich nicht wieder sehend machen kann, nicht mit allem Geld, welches der Fürst besitzt.“ versuchte er der Hündin zu erklären. Doch Boni wollte es nicht hören und trottete in ihren Raum. Theden ließ sich seufzend auf einen alten rot-orangen runden Polster nieder und leere den Geldbeutel aus. Wiev weil hatte er wohl heute wieder ergattert? Er schüttete die Münzen aus und zählte sie. Nun zwanzig Geldmünzen waren zwar kein großer Reichtum, doch es war das Überleben für einen ganzen Monat. Theden beschloss einige Einkäufe zu machen, er zog seine Diebeskleidung aus und legte eine farbenprächtige Tracht an. Nie hätte man es für möglich gehalten, dass dies der bekannte „Schatten war“. Mit den Münzen in der Hand ging Theden los, Boni hatte natürlich alles mitbekommen und folgte ihm. Immerhin durfte sie mit Theden gesehen werden, aber nicht mit dem Schatten.

Es war mittlerweile dunkel und ein paar Sterne strahlten vom Himmel herab. Berus saß auf seinem Balkon und starrte in den Himmel. Er hatte sich heute wieder heftig mit Carine gestritten wegen des Geldes. Was machten ihm schon die paar Goldmünzen aus. Jedoch, immer wenn er an den Vorfall zurückdachte blickten ihn wieder diese blauen Augen an, welche man als einziger von dem Schatten erkennen konnte. Sonst war er völlig in Schwarz gehüllt gewesen. Die Hose, das Hemd und der Turban. Alles hatte ihm gepasst wie angegossen, eng und lautlos war es gewesen. Die Stiefel waren zwar alt und ausgetreten gewesen, doch sie machten nicht einen einzigen Laut. Nun saß er wieder da, wie verzaubert von dieser mysteriösen Figur, die heute so unerwartet in sein Leben gestoßen war und ihn so sehr verwirrte, dass es ihm selbst unheimlich war. „Warum denke ich so viel über ihn nach?!“ fragte sich Berus selbst, jedoch laut genug um Carine aufzuschrecken, die gerade auf ihn zugegangen war. „Über wen denkst du nach?“ wollte sie sofort herrisch wissen und duldete kein Ausweichen. Berus stellte sich ihr stolz gegenüber. „Schweig. Das geht dich nichts an.“ fuhr er sie eiskalt an , doch Carine warf ihren Kopf ebenso in die Höhe. „Ich bin bald deine Frau. Deine Gedanken sollten ganz bei mir sein.“ entgegnete sie und sie hatte nicht Unrecht. Ihre grünen Augen dunkelten im Sternenschein und ihre roten Wellen fielen ihr aufmüpfig über die Schultern. Das grüne Seidenkleid flatterte im spielerischen, lauen Wind. Berus wandt sich ab. Carine hatte gewonnen, doch das wollte er sich nicht eingestehen. „Nun, falls meine Gedanken die gesamte Zeit bei euch sein sollten, dann müsst ihr euch eben unvergesslich machen.“ meinte Berus frech und funkelte zurück. Mit einer solchen Aussage hatte Carine nicht gerechnet und zog bitter beleidigt ab. Erst jetzt wurde Berus bewusst was er gesagt hatte und es tat ihm augenblicklich Leid. Eine dumme Idee so mit seiner jungen Braut umzugehen, doch sie war einfach zu Eifersüchtig. Selbst seine Gedanken wollte Carine regieren und dabei würde sie aus Granit beißen. Kaum hatte Berus diesen Gedanken abgeschlossen ertappte er sich dabei, dass er überlegte was wohl der Schatten gerade tat. Der Fürst tadelte sich selbst, zupfte seine blaue Tunika zurecht und beschloss, dass es Zeit war schlafen zu gehen.

Theden und Boni verzehrten soeben ein wahres Festmahl. Theden hatte Fleisch, Brot und etwas Gemüse eingekauft. Er rationierte alles sehr genau, doch heute sollten sie sich den Bauch voll schlagen. Boni verschlang mindestens genauso viel Fleisch wie er. Zufrieden kuschelten sich beide schließlich ans Feuer und Theden träumte vor sich hin. Wenn er den Fürsten noch mal bestehen konnte, würde er wohl wieder so eine fette Beute bekommen? Dies war immerhin nicht zu verachten. Doch er müsste auf der Hut sein, denn Berus würde sicher aufpassen. Warum hatte er ihm wohl so seltsam nachgesehen. Vermutlich nur, weil er so überrascht war. Die Gedanken verschwammen und wurden in einen Nebel getaucht. Theden entschwand langsam und schlief schließlich friedlich neben Boni und der vor sich hin glimmenden Kohle ein.

Seitdem Theden Berus zum ersten Mal bestohlen hatte waren mittlerweile drei Wochen vergangen. Theden hatte es sich gut gehen lassen, einige Dattelbäume gepflanzt und hoffte, dass seine heikle Wüstenblumen nicht bei der extremen Hitze eingehen würden. Er war ein richtig untypischer Dieb fiel ihm selbst eines Tages auf. Doch wie sollte er auch sonst leben? Immerhin brachten die Pflanzen ihm etwas ertrag und die Blumen machten ihm eine Freude. Immerhin war die Wüste schon trist genug. „Boni, es ist wieder an der Zeit uns etwas Geld zu beschaffen.“ beschloss der Schatten eines Tages. Theden trug wieder seine schwarze Kleidung und Boni wusste genau, was dies zu bedeuten hatte. Sie musste auf das Haus aufpassen, jedes Mal knurren, bellen und sich gebärden wie ein Wolf, wenn jemand sich dem Haus näherte und Theden nicht nachlaufen. Sie hatte es schon lange begriffen und genoss es jedes Mal eine Weile selbst das Haus zu besitzen. Theden hoffte heute zumindest einige Münzen zu ergattern und Boni somit wieder satt füttern zu können. Außerdem dachte er darüber nach das Dach dicht zu machen, falls es sich mit dem Geld ausginge einen Stoff zu kaufen oder gar Ziegeln oder Platten. Frohen Mutes zog Theden los und war bald wieder in einem liebsten Versteck, einer Dachnische, die etwa drei Meter über dem Boden war. Von dort aus konnte er den halben Markt überblicken und sofort in alle Himmelsrichtungen flüchten, falls etwas Unerwartetes geschah. Hier brauchte Theden heute nicht lange zu lauern. Zu seiner Verwunderung war es gerade Fürst Berus, der wieder über dem Markt marschierte. Doch es waren keine Wachen bei ihm. Welch gefundenes Fressen! Der Dieb drückte sich an die Mauer und beschloss Berus erst zu beobachten. Der Fürst benahm sich eigenartig. Er spielte ständig an seinem Geldbeutel herum und blickte zu den Dächern empor, als ob er jemanden suche. Theden hielt sich im Schatten. Was wollte er? Die Sache war höchst seltsam. Jedoch der Geldbeutel schien prall gefüllt. Das würde für ein ganzes neues Haus reichen! Oh Theden, Allah ist dir gütig! Mit diesem Gedanken sprang Theden vom Dach und rannte leichtfüßig auf Berus zu. mit einem gezielten Schnitt hatte er den Geldbeutel von Berus Gürtel getrennt, doch er bemerkte zu spät, dass Berus Thedens Hand gepackt hatte und ihn zu Boden riss. Theden flog das Messer aus der Hand und es landete ein paar Meter entfernt auf dem Boden. „Hab ich dich, Schatten.“ sprach Berus und hielt den jungen Dieb fest. Viele Leute schauten verwundert auf die beiden. Ein paar junge Mädchen versammelte sich um ihre Mütter welche mit Schrecken feststellen, dass jemand es gewagt hatte den Schatten niederzustrecken. „Wachen.“ brüllte nun Fürst Berus. Theden versuchte verzweifelt den schmächtigen Adeligen von sich zu schubsten, doch es gelang ihm nicht. Berus saß auf seiner Hüfte, halb auf seinen Beinen und drückte seine Hände gegen den Boden. Theden biss die Zähne zusammen, entspannte sich kurz und schaffte es dann Berus mit einem Tritt in den Rücken außer Gefecht zu setzen. Von Schmerz gepeinigt rollte der Fürst von ihm herab und Theden rappelte sich in der selben Sekunde auf. Die Wachen waren jedoch schon zur Stelle und hielten den Dieb auf. „Ihr seid verhaftet.“ brummte ein bärtiger, kräftiger Krieger und sie führten Theden ab. Der Trubel auf dem Markt war unvorstellbar. Viele Frauen liefen kreischend herum, Kinder weinten und Männer schüttelten fassungslos die Köpfe. „Niemand hat es bislang gewagt den Schatten aufzuhalten.“ murmelte ein alter Mann. „Allah hat uns verlassen. Man hat uns einen Helden genommen.“ fügte eine Frau dazu und brach in Tränen aus.



Geschrieben von Wölfchen am 10.12.2005 um 20:32:

 

Theden wurde zum Schloss des Fürsten gebracht. Was ihn jedoch sehr wunderte war, dass dort kein Kerker auf ihn wartete, sondern dass man ihn in eine reich verziertes Zimmer brachte, mit weichen Polstern, Tapete, Teppichen und sogar einigen großen Fenstern mit feinen Vorhängen davor. Es waren keine Gitter vor den Fenstern, doch sie waren verschlossen und versperrt. Die Wachen warfen Theden in den Raum und schlossen das Tor hinter sich. Der Dieb war so verblüfft, dass ihm einen Moment lang schwindelig wurde und er sich aufsetzen musste. Erst langsam konnte er klar erkennen wo er war. Theden befand sich in einem großzügigen Raum. Er war mit rot-goldenen Teppichen ausgelegt. Die Tapete hatte ein creme-goldenes Lilienmuster. Das Bett war aus dunklem Holz, ein großer Schrank, ein Tisch, Stühle, ein Bank, ein Waschtisch und sogar ein Spiegel war darin. Alles war prächtig und prunkvoll und reich verziert, in weinrot, gold und orange gehalten und wirkte außergewöhnlich freundlich. „Wo bin ich hier gelandet.“ fragte sich Theden verwundert. Er kam sich vor wie ein König, nicht wie ein Gefangener. Sollte er seine Augen an dieser Pracht weiden, bevor man ihn hängen würde? Die gesamte Sache kam ihm sehr seltsam vor. Doch die Minuten verstrichen und nichts rührte sich. Theden stand langsam auf und ging vorsichtig einen Schritt. Der Boden war so weich, dass er ihn mit nichts vergleichen konnte. Er hatte gar das Gefühl in dem Teppich zu versinken. Langsam nahm er seinen Turban ab und hing sich das Tuch als Gürtel um die schlanke Hüfte. Er hatte sein Messer verloren, das beschäftigte den Dieb sehr. Das Messer war ein Erbstück seines Vaters gewesen. Das einzige was der berühmte Schatten ihm vermacht hatte. Nicht er war der Schatten, von dem man sprach, sein Vater hatte mit dieser Tradition begonnen. Er war ein Meisterdieb und hatte an seinen Sohn all sein Wissen weiter gegeben. Eines Tages war ein Vater gestorben, völlig ohne Grund. Theden hatte ihn heute enttäuscht. Nie hätte er so unvorsichtig sein dürfen. Die Situation kam ihm doch so seltsam vor, wieso hatte er sich darauf eingelassen und war nur seiner Geldgier gefolgt! Er verstand es selbst nicht mehr. Langsam ging der Dieb zum Fenster und zog die seidenen Vorhände zur Seite. Er konnte auf einen Garten sehen, welcher grüner war, als alles, was er je gesehen hatte. Darin wuchsen Bäume, Blumen und sogar Gras, welches nicht den gelblich-braunen Ton des Wüstengrases hatte. Theden standen beinahe Tränen in den Augen. Noch nie hatte er die Natur in solch einer Schönheit gesehen. Er musste sich zusammenreißen um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Warum war er hier? Theden konnte nichts daran verstehen.

Berus war ganz aufgeregt, als er in sein Zimmer lief und seine einfache grüne Tunika mit der leichten Goldbestickung aus dem Schrank nahm. „Das wird ihm gut stehen, er muss raus aus den schwarzen Sachen.“ sprach der Fürst zu sich selbst und seine Augen glänzten. Just in dem Moment, als er eilig zur Tür hinauswollte rannte ihm Carine in die Arme. „Berus, was machst du denn da?“ frage sie voller Verwunderung, insbesondere über seine gute Laune. „Ich.. bringe das zur Schneiderin. Sie muss es mir umnähen, es passt nicht mehr.“ log Berus in seiner Not, doch Carine durchschaute ihn. „Nein, du hast etwas anderes damit vor. Sprich schon!“ befahl sie. Berus sah sie bitter an. „ Du hast kein Recht so mit mir zu sprechen, Carine. Geh und halte dich aus meinen Sachen heraus.“ fauchte der Fürst und Carine zog erhobenen Hauptes ab. Berus atmete auf und setzte seinen Weg fort. Endlich kam er an der Tür zum großen Gästezimmer an. Sein Herz pochte heftig, nicht weil er so schnell gelaufen war. Nein, es musste andere Gründe haben, aber diese wollte sich Berus nicht eingestehen. Er öffnete die Tür mit seinem Schlüssel und zog kräftig an ihr, damit sie aufschwang. Theden zuckte zusammen, als er das Knarren vernahm und drehte sich blitzschnell um. Jetzt kommen sie mich zu holen, dachte er still. Doch nur Berus trat ein und schloss die Tür sorgfältig. „Ich grüße dich.“ sprach Berus Theden an. Der Dieb brachte kein Wort heraus, er sah Berus nur verwundet an. „Ich habe dir etwas mitgebracht. Lege dich deine Kleidung ab, du bist schmutzig geworden. Diese Tunika wird dir gut stehen. Ich hoffe es wird dir nichts ausmachen dein Abendmahl heute hier alleine einzunehmen. Falls du es wünscht kann ich dir Gesellschaft leisten.“ sprach Berus und hoffte auf ein Nicken , doch Theden schüttelte den Kopf und schob die Tunika sowie das Angebot weit von sich weg. Berus setzte sich auf einen weichen Polster auf den Boden und betrachtete Theden eingehend. Wie schön er war. Angefangen von seinen lockigen schwarzen Haaren, die er recht kurz hielt, über seine besonderen blauen Augen, den schönen Mund, die feine Nase und erst dieser malerische Nacken. Berus ließ seinen Blick immer tiefer sinken und eine Gänsehaut überzog seinen Rücken wie ein kalter Schauer. Theden war ein Götterabbild. Er war schlank, bestimmt muskulös unter der engen Kleidung und vollendet. Er war wahrlich stattlich und hübsch für einen Mann. Er war vermutlich ebenso wie Berus selbst 27 Jahre alt, schätzte er. Wieder pochte Berus Herz heftig und langsam konnte er es vor sich selbst nicht mehr verstecken. Er begehrte Theden zutiefst. Dieser geheimnisvolle Mann hatte etwas völlig unbekanntes in ihm geweckt. Warum hielt er soviel Abstand? Warum sprach der Schatten nicht mit ihm? „Wie heißt du?“ fing Berus an, doch Theden wandte sich von ihm ab und dem Fenster mit dem herrlichen Blick in den Garten zu. Berus entging das nicht. „Wenn du dich umziehst zeige ich dir den Garten.“ versprach Berus plötzlich und Theden wurde hellhörig. Wie gerne hätte er die Blätter eines Baumes berührt, an einer Blume gerochen um zumindest ein letztes mal die Freiheit zu spüren. Theden nickte. Berus schob die Tuniks in Thedens Richtung und der junge Mann drehte sich um. Er ging einige Schritte auf Berus zu, öffnete den Knoten, der den Gürtel an seiner Hüfte hielt und ließ das Tuch fallen. Danach zog er sein Hemd aus der Hose und zog es über seinen Kopf aus. Berus wurde ganz anders zumute, als er den durchtrainierten Oberkörper von Theden bewunderte. Vollendet, das war der einzige Gedanke den er fassen konnte. Theden griff nach der grünen Tunika, fuhr mit seinen schlanken Fingern vorsichtig über die Goldstickerei, ehe er sie überstreifte. Die Tunika saß gut, sie war ebenso eng geschnitten, doch brachte sie etwas Farbe in Thedens sonst so tristes Gewand, war Berus Ansicht. Er reichte Theden einen Ledergürtel und dieser legte ihn an. Schließlich legte Theden noch seine staubige Hose ab, die Tunika reichte bis zum Boden. Als er nun wie ein neuer Mensch vor Berus stand musste dieser ihn nochmals ansehen. „Die Tunika steht euch.“ entschuldigte er lächelnd seinen gierigen Blick und verließ Theden dann für wenige Sekunden um den Wachen bescheid zu geben alle Tor und Türen zur Außenwelt abzuschließen und zu verriegeln, an jeder Tür des Gartens sollte eine Wache bereit stehen, immerhin wollte er nicht, dass sein wertvoller Schatz ihm davonflog.

Als alle Vorkehrungen getroffen waren holte er Theden ab. Langsam gingen sie die langen Gänge des Schlosses entlang und gelangen schließlich den Garten. Beide hatten während des gesamten Marsches geschwiegen. Als Berus am Eingang des Gartens sehen blieb tat es Theden ihm gleich und bewunderte mit strahlenden Augen den wunderschönen Garten. Er war untypisch für die Wüste, man musste hier täglich viel Wasser verschwenden um all diese Pflanzen am Wachsen zu halten. Berus griff geistesgegenwärtig nach Thedens Hand. „Kommt nur weiter. Vielleicht willst du mir ja jetzt sagen wir du heißt?“ schlug Berus vor und nahm es Theden übel, dass er seine Hand zurückzog. Theden schwieg eisen und seine Miene nahm einen bitteren Zug an, der Berus missfiel. „Gefällt dir denn nicht, was du sieht?“ fragte er voller Verwunderung. Wie schön wäre es doch, Theden auch nur ein einziges Mal lächeln zu sehen. Er musste ein Lächeln haben, wie die Sonne nach einer stürmischen Nacht. Doch er wirkte nur kühl und abweisend wie der ferne Mond. Berus führte Theden schließlich zu einem Gebilde aus schwarzen schmiedeeisernen Stangen mit einer Runden Kuppel. Jede Stange war von Rosen und Efeu überzogen. Die Kuppel war mit edlen Stoffen überzogen, die die Sonne abhalten sollten. Darunter ein weiches Lager aus Kissen, Decken, Teppichen und Stoffen. Berus ließ sich darauf nieder und deutet auch Theden Platz zu nehmen. Theden kam die ganze Sachen immer seltsamer vor. Was hatte dieser Fürst nur mit ihm vor. Warum war er so freundlich zu ihm? Er war doch ein Dieb, ein Verbrecher! Er hatte ihm Gold gestohlen, beträchtlich viel Gold in seinen Augen. Berus legte sich seitlich hin und sah Theden an. „Ich finde es sehr schade, dass du nicht mit mir sprichst. Ich hätte gern vieles über sich erfahren, doch so wirst du immer ein Rätsel für mich bleiben. Mein Rätsel bleiben.“ sprach Berus und machte Theden damit mächtig Angst. Was sollte diese „Rätsel“ sein? Und warum „immer bleiben“? Es schien dem Dieb als würde alle Farbe aus seinem Gesicht weichen. Warum konnte er nicht einfach den Mund öffnen und etwas sagen, doch es kam ihm vor, als würde ihm die Stimme versagen. Theden nahm einen tiefen Atemzug, setzte an den Mund zu öffnen, doch im selben Moment vernahm er eine kreischende Stimme. “Berus , wo steckst du?“ Theden zuckte zusammen , er war ohnehin mit seinen Nerven am Ende. „Carine, wie schön, dass du kommst. Darf ich dir meinen Freund… Mehdi vorstellen?“ sprach Berus und deutete auf Theden. Dieser sah die feurige Dame an, die soeben in den Garten gekommen war wie der Sommer über die Ebene. Carine trug eine weinrote Seidenkleidung , ihr Haare war bis auf ein paar Locken nach hinten gekämmt, ihre Augen funkelten. Der Jüngling gefiel ihr. „Es ist mir eine Ehre, Mehdi euch kennen zu lernen.“ meinte Carine und versteckte sich beinahe mehr als sonst hinter ihrem Schleier, doch ihre Augen funkelten voller Ehrfurcht vor Theden. Der junge Dieb wusste langsam nicht mehr wo ihm der Kopf stand. Er nickte nur kurz, blieb wie benommen sitzen und sprach kein Wort. „Liebste Carine, würdest du uns bitte entschuldigen. Wir haben wichtige Dinge zu besprechen.“ versuchte Berus Carine von Theden zu verjagen. Er hatte ihren gierigen Blick genau gesehen und war höchst ungehalten, jedoch versteckte er dies gut hinter einer eisigen Fassade. „Wenn du es wünschst.“ meinte die orientalische Schönheit nur und war verschwunden so schnell wie sie erschienen war. Berus ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung wieder auf das Lager nieder. „Nun Mehdi, ah ich meine Schatten, ich muss dich doch so nennen, wenn du mir nicht deinen Namen verrätst, du wunderst dich natürlich, warum ich dich nicht köpfen lasse, nicht wahr? Ich finde du bist zu schön um geköpft zu werden. Es stünde dir gar nicht gut und hängen erst recht nicht. Du bist wie ein schöner Vogel, man muss dich einfach besitzen, festhalten und dir das geben, was du brauchst und du erfreut schon alleine durch deine Anwesenheit.“ sprach Berus wie ein Poet, doch Theden war ganz anders zumute. Seine Sinne schrien Lauf, doch wohin sollte er gehen.
„Mir ist nicht gut. Ich sollte mich zurückziehen.“ brach Theden nun das Schweigen und rappelte sich auf. Ihm war in der Tat schwindelig von all den Eindrücken. Berus war wie verzaubert von der rauen und doch sanften Stimme von Theden. „Übrigens, ich heiße Theden.“ fügte der Dieb noch hinzu und wandte sich zu gehen. Sofort stellten sich ihm zwei Wachen in den Weg. Berus stand auf und begleitete Theden wieder in sein Gemächer .

“Ruh dich aus, ich lasse dir Essen bringen, Theden.“ sprach Berus, bevor er die Tür hinter sich zuschloss. Er ließ sich dagegen sinken und auf seinem Gesicht lag das Lächeln eines glücklichen Mannes. Theden, welch Poesie ein einziger Name ausstrahlen konnte. Berus war von Thedens Duft, seinem Aussehen, den Augen, der Stimme verzaubert wie von nichts zuvor. Er liebte ihn, ja er konnte es nicht leugnen. Dieser Mann hatte ihn das Herz gestohlen. Im wahrsten Sinnes des Wortes. Berus hätte beinahe aufgelacht so glücklich war er und so passend war dieser Satz doch in seinem Kopf.



Geschrieben von Vegetarische_Pizza am 11.12.2005 um 20:41:

 

mag das. (;
Mir gefällt dein Schreibstil, außerdem ist die Zeit, in der das ganze spielt, mal was anderes. (;
Hier und da hast du aber ein paar Rechtschreib-/Zeichenfehler ;D
Zum Beispiel am Anfang:

welcher aus England angereist war, beschattete seine Augen
und versuchte krampfhaft ein passendes Geschenk

Kleinigkeiten halt. (;
Im letzten Teil, 1. Satz - bist du sicher, dass man damals schon von "Tapeten" gesprochen hat?

Oho, bahnt sich da etwa etwas an zwischen Theden und Berus? ;DDD
Hast du die Geschichte schon komplett fertig?
Und wieso schreibt für mich nie mal jemand was ;_;
(scherz. (; )



Geschrieben von Wölfchen am 11.12.2005 um 20:48:

 

danke für das aufzeigen der fehler, aber es ist eben die "skizze" ich habs noch nicht einmal durchkorrigiert, weil ich immer in einem zug schreiben muss, weil ich sonst zu stocken beginne.

freut mich, dass dir mein Stil gefällt Augenzwinkern Hab heute auch schon zwei sehr gute Kritiken dafür bekommen.

Tapete in dem Sinn gab es damals. Nur, dass sie nicht aus Papier sondern großteils aus Stoff waren. meistens waren sie auch prunkvoll und mühevoll bemalt worden.

Komplett fertig ist es leider nicht, also ich hab genau soviel, wie jetzt hier im forum steht. ich hoffe ich komm bald dazu weiterzuschreiben.



Geschrieben von Kajana am 12.12.2005 um 09:18:

 

Ah!!! Ich liebe diese Story jetzt schon *ggg*

Meine Story *gg* Meine ganz allein! *freu wie Fladenbrot mit Marmelade*
Hihi, ich werd sie auswendig lernen.... ;-)



Geschrieben von Wölfchen am 12.12.2005 um 17:18:

 

tja, ich weiß, dass du die story liebst und ich wusste, dass du sie lieben würdest.

bin derzeit sehr im stress. mal schauen wann ich zum weiterschreiben komme.



Geschrieben von Starling am 14.12.2005 um 16:21:

 

Hi
Ich muss im März 2006 einen Mittelalter Ordner abgeben der sollte so 20-30 Seiten haben....
Wäre es in ordnung wenn ich deine GEschichte ausdrucken könnte verwirrt natürlich gebe ich sie nicht für meine eigene aus.....wäre ja gemein!!)



Geschrieben von Wölfchen am 14.12.2005 um 16:24:

 

Ähm, also das überrascht mich jetzt etwas. Die Geschichte basiert nicht auf Geschichtlichen Daten, also wirst du wenig Freude damit haben. Aber wenn es völlig egal ist, dann kannst du sie nehmen, mit dem Verweis auf das Copyright von Denise Tröster (realer Name)



Geschrieben von Starling am 14.12.2005 um 17:03:

 

MAn dar auch so 2-3 Sachen machen die net realistisch sind.sondern Spaß+g+

Dankeschön



Geschrieben von Powerstute am 16.12.2005 um 16:44:

 

hei, weiter bitte! die geschichte ist genial!



Geschrieben von Wölfchen am 16.12.2005 um 17:13:

 

danke Augenzwinkern mit geprelltem kleinen finger schreibt es sich nur ziemlich schlecht groß *g* deshalb muss die geschichte wohl ein wenig warten.


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