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Geschrieben von Rennpferd am 13.11.2005 um 21:02:
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Ich habe eine neue Geschichte begonnen. Wäre froh um Bewertung. Lohnt es sich, weiterzuschreiben, bzw. hättet ihr Interesse? lg rennpferd
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* 1 *
Seine Nüstern bebten noch vom anstrengenden Galopp, und er war schweissnass. Eifrig kaute er auf dem Gebiss und zog den Kopf nach unten, um sich mehr Zügel zu erbeten. Katie lenkte ihn von der Bahn und zog die Füsse aus den Aluminiumsteigbügeln. Sie nannte das Pferd nicht bei seinem richtigen Namen, denn sie wollte keine enge Beziehung zu ihm aufbauen. Sein Leben war wohl sowieso bald zu Ende. Alles begann an diesem verflixten 19. November.
„Nun los, Katie, mach mal Tempo! Beim nächsten Pfosten geht’s los!“. Ronald, der Trainer, war herrisch und laut. Katie trabte leicht, bis sie zum Pfosten kam. Dann galoppierten sie eine halbe Runde im langsamen Kanter. Ihr Pferd war folgsam und ruhig.
Plötzlich knickte er mit den Vorderbeinen ein. Katie rollte sich blitzschnell ab und fiel recht weich zu Boden. Katie war schneller auf den Beinen als der Wallach. Hastig lief sie zu ihm und zog an den Zügeln. Das Pferd stand nicht auf. Da kam auch schon Ronald.
Als er das komisch abgewinkelte Vorderbein sah, nickte er Katie zu. „Du konntest nichts dafür. Palais war selbst schuld.“ Katie wirbelte herum und sah Ronald besorgt an. „Ist es so schlimm?“, fragte sie atemlos. Sie zwang sich, nichts zu denken. Es war ein Unfall, das konnte überall passieren. Nur dass es genau Palais sein musste...
Schnell vertrieb Katie ihren Tagtraum. Jetzt hatte sie das Pferd doch beim Namen genannt! Langsam konnte sie nicht mehr. Dieser ewige kalte Umgang mit den Pferden, keine Namen, keine Beziehung. Ronald bestand darauf, dass die Jockeys die Pferde nicht beim Namen nannten. „Ich will keine Gefühlsduseleien in meinem Stall!“, begründete er dies. Katie gab sich Mühe, keine Beziehung zu den Pferden aufzubauen. Doch das machte alles nur noch schlimmer.
Manchmal war ein Pferd einfach weg, verschwunden. Katie getraute sich nicht mehr, nachzufragen. Einer der Jockeys hatte sie ausgelacht, als sie ihn einmal nach einem Pferd fragte. „Och, vermisst du etwa einen? Tu doch nicht so naiv, Mädchen. Die kommen alle in die Wurst, was stellst du dir eigentlich vor?! Das Ronald für jeden ein schönes Gnadenbrotplätzchen sucht?“
Geschrieben von -Mustangfan- am 13.11.2005 um 22:20:
Ein bisschen zu hart für mich, für andere vieleicht gut. Sonst in Ordnung. Schreib mal weiter!
Geschrieben von Anubis0204 am 14.11.2005 um 22:34:
Endlich greift mal jemand ein wirklich gutes Thema auf! Ist zwar echt ein bisschen sehr hart ausgedrückt, trifft die Sache aber auf den Punkt!!! Davon will ich auf alle Fälle mehr hören!
Geschrieben von Rennpferd am 15.11.2005 um 09:43:
Danke für die Kritik. Im ersten Teil finde ich es jetzt auch nicht mehr so toll, ist schon ein bisschen sehr "krass" oder so. Versuche jetzt trotzdem realistisch weiterzuschreiben.
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Vor dem hüttenartigen Stall rutschte Katie aus dem Sattel. Sie sattelte ihn ab und führte ihn zum Waschplatz. Meistens machte Katie ihre Arbeit ganz mechanisch, ohne viel darüber nachzudenken. Das Leben als Lehrling war nun mal hart, und hier sowieso. Doch sie beschwerte sich nicht laut. Katie hatte so um diesen Ausbildungsplatz gekämpft, jetzt durfte sie einfach nicht die Ausbildung als Rennreiterin abbrechen.
Abends manchmal, wenn sie im Bett lag und nicht einschlafen konnte, dachte sie ans Aufhören. Der Alltag war eintönig, hart und manchmal auch traurig. Viel gab es einen immensen Stress, weil irgendwo wieder Rennen waren. Zum Glück musste sie bis jetzt noch keines reiten. Palais war fertig abgespritzt, und Katie führte ihn vor seine Box.
Nachdem sie dem schwarzen Vollblüter ein Halfter angezogen hatte, kam der schönste Teil. Sie führte ihn ganz normal aus dem Hof, in Richtung Felder. Als niemand mehr sie sehen konnte, schwang sie sich auf den Rücken des Pferdes. Palais kannte das, Katie hatte ihn daran gewöhnt. Sie ritt eine Runde um das Maisfeld und liess Palais noch etwas grasen. Im Rennstall Kroser gab es keine Weiden, nur ein paar kleine Paddocks, die allerdings immer leer waren.
Erschöpft lag Katie in ihrem Bett. Es war zehn Uhr, und sie war erst gerade vom Stall gekommen. Um neun musste sie nochmals alle Pferdeäpfel rausnehmen, was meistens ziemlich lange dauerte. Noch eine kurze Dusche, und dann ab in ihr Zimmer. Katies Zimmer war karg eingerichtet. Ein Bett, ein Schrank, ein Tisch mit Stuhl. An den Wänden hingen verblichene Fotografien von ehemaligen Renncracks. Katie hatte fast nichts persönliches mitgebracht. Sie arbeitete von morgen früh bis Abend spät, da blieb keine Zeit für andere Sachen. Als es von der nahen Kirchturmuhr elf schlug, war Katie eingeschlafen.
Geschrieben von Anubis0204 am 16.11.2005 um 16:10:
Wirst du wohl weiter schreiben??? Auf gehts! Mach dich auf die Socken!!! ICh will weiter lesen. Das ist gut!!!
Geschrieben von Rennpferd am 26.11.2005 um 23:11:
Endlich habe ich weitergeschrieben. Wäre sehr dankbar um Kommentare, Kritik und Ideen! Danke und lg rennpferd
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*2*
Als Katie am nächsten Morgen gerade die Boxen ausmistete, sah sie ein Auto auf den Hof fahren. Schon von weitem erkannte sie den braunen Aufdruck: „Pferdemetzgerei Martin“. Katie ahnte übles. Was wollte Herr Martin wohl hier? Hoffentlich kam er nur, um mit Ronald ein Schwätzchen zu halten. Ronald kam gerade aus der Baracke gestapft und begrüsste Herrn Martin freudig. Sofort verwickelte der Metzger Ronald in ein Gespräch. So sehr Katie auch die Ohren spitzte, sie konnte nichts genaues hören.
„Katie, kommst du mal her?“, wurde sie plötzlich von Ronald gerufen. Hastig eilte Katie zu ihrem Chef hin. Herr Martin nahm sich nicht die Mühe, ihr höfliches „Guten Tag“ zu erwidern. Er starrte sie nur grinsend an. „Morgen wird Palais verkauft“ Er nickte zu Herr Martin hinüber. „Sorg dafür, dass er morgen ruhig ist. Wir wollen keinen hysterischen im Transporter haben, nicht wahr, Otto?“ Otto Martin nickte zustimmend mit dem Kopf und murmelte dazu etwas wie: „’Türlich. S’is nich praktisch, ne“ Katie versuchte, ihre Gedanken nicht weiter zu verfolgen. Ronald drehte sich um und gab Katie zu verstehen, dass sie nun weitermachen konnte.
So unauffällig wie möglich schlich Katie zum zweiten Stall hinüber. Die beiden Männer sollten meinen, dass sie weiterhin mistete. Als sie zu Palais Box kam, trat der Hengst an die Tür. Jetzt konnte Katie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Wieso war das Leben hier bloss so ungerecht? Der Vollblüter, der schon bald tot sein würde, schnoberte ihr freundlich zu. Katie hörte Schritte auf der Stallgasse. Schnell ging sie zurück in den ersten Stall, um mit ihrer Arbeit fortzufahren. Jetzt kam es auf Ablenkung draufan.
Geschrieben von CherryKiss am 28.11.2005 um 17:38:
Wow! Deine Geschichte hat einen tollen Schreibstil, sehr flüssig und kurzweilig, es macht wirklich Spaß zu lesen!
Auch das Geschehen selbst ist spannend und ich würde gerne, ganz schnell am besten, eine Fortsetzung lesen
Geschrieben von Rennpferd am 30.11.2005 um 13:07:
Danke für deinen Kommentar. Nun geht es ein bisschen schnell vorwärts, ich hoffe aber das auf den nächsten Seiten wieder ausgleichen zu können

-lg- Rennpferd
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„So, Mittagspause. Um drei Uhr geht’s weiter, Katie. Bis später“, verabschiedete sich Ronald aus der gemeinsamen Stallküche. Katie räumte noch ihren Teller auf und schlenderte dann betont langsam zum Stall 2 hinüber. Als sie Palais sah, musste sie schon wieder heftig schlucken. Es war viel einfacher, wenn ein Pferd einfach weg war. Jetzt allerdings wusste sie genau, was das Pferd erwartete. Katie musste einfach etwas tun! Sie fühlte sich dem Pferd verpflichtet, es weiter leben zu lassen.
Palais litt nicht sehr an Schmerzen, er war einfach nicht mehr für Rennen zu gebrauchen. Sein Bein war zwar etwas kaputt, aber nicht ganz. Er könnte bestimmt noch ein schönes Leben führen, sinnierte Katie. Wie von einem Blitz getroffen drehte sie sich um und trabte in die Sattelkammer. Es war niemand im Stall, Ronald war in die Stadt gefahren und die Jockeys waren in ihren Zimmern.
Katie durchsuchte die Schränke, bis sie sie endlich fand: die vielen Satteltaschen. Ein Jockey hatte die Taschen mal mitgebracht, doch sie wurden logischerweise nie benutzt. Dann lud sich Katie noch Palais’ Sattel auf den Arm. In einem anderen Schrank fand sie noch einige dicke Pads. Die nahm sie gleich auch noch mit.
Katie gelangte ungesehen in ihr Zimmer. Es war schon halb zwei Uhr, sie musste sich beeilen. Katie suchte sich alle ihre Kleider zusammen. Es waren nicht viele, denn sie brauchte ja auch nicht viele. Meistens hatte sie immer etwa die gleichen Sachen an. Dann packte sie noch den spärlichen Rest in ihre Satteltaschen: Ihren Wecker, Zahnbürste und Reitjacke. Nicht zu vergessen die Taschenlampe und die Leckerli.
Geschrieben von CherryKiss am 01.12.2005 um 19:22:
spannend, bitte weiter
Geschrieben von Rennpferd am 01.12.2005 um 22:09:
Iich warte noch auf weitere Kommentare/Ideen/und bitte auch sinnvolle Kritik (also nichts à la: "Finde ich doof", ernst gemeinte negative Sachen allerdings auch bitte sagen, nicht nur das Positive)
Danke!
Geschrieben von Rennpferd am 04.12.2005 um 18:01:
Ich warte sehnsüchtig auf neue Kommentare/Ideen/Feedbacks/Vorschläge usw...Lasst von euch hören!
Geschrieben von Silver -w- am 04.12.2005 um 18:07:
Gefällt mir sehr gut . Schreib mal weiter
Geschrieben von Rennpferd am 04.12.2005 um 18:10:
Danke

Es geht schon weiter..
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In der Post war es menschenleer, und in Windeseile hatte Katie ihr Paket aufgegeben. Alles, was sie noch im Zimmer hatte, schickte sie per Post nach Hause. Dann kaufte sie noch eine Landkarte von der Umgebung. Wieder in ihrem Zimmer kontrollierte sie noch einmal alles durch und legte dann die Taschen auf das Bett. Sorgfältig schloss sie ab, bevor sie wieder in den Stall hinunterstieg. Niemand durfte ihre Vorbereitungen sehen.
*3*„Und, hast du ihm das Kraftfutter abgesetzt?“ „Ja, Ronald, natürlich. Das Pferd ist auch sauber geputzt. Der neue Besitzer wird sich sicher freuen!“, simulierte Katie. Mittlerweile war sie nicht mehr so naiv wie früher, doch Ronald sollte ruhig glauben, sie wüsste von nichts. „Na dann, schönen Abend noch. Vergiss nicht, die Pferdeäpfel rauszunehmen! Tschüss!“, und weg war Ronald. Ungeduldig wartete Katie, bis auch die letzten beiden Jockeys nach Hause gingen. Die meisten blieben über Mittag in ihren Zimmern, fuhren abends aber nach Hause.
So, nun war alles still im Stall. Katies zweiter Teil des Plans konnte beginnen. Sie füllte zwei Plastiksäcke mit Hafer. Aus der Stallküche nahm sie genügend Essen mit für etwa drei Tage. Plötzlich fiel Katie noch etwas ein. Sie hatte gar keinen Schlafsack! Also nahm sie noch eine der leichten Pferde-Jutedecken in ihr Zimmer. Dazu ein Hufkratzer, eine grobe Bürste und einen dünnen Führstrick.
Palais wieherte erstaunt, als Katie um ein Uhr nachts bei seiner Box auftauchte. Jetzt musste alles schnell und leise gehen. Man konnte nie wissen, ob Roland nicht doch etwas hören würde. Er wohnte etwa 200 Meter entfernt in einer ziemlichen Villa. Meistens war er zwar im Stall, doch schlafen tat er immer in seinem Haus. Im Dunkeln konnte Katie zwar nicht viel erkennen, doch es war sicherer. Palais wurde gezäumt, dann kam der Sattel dran. Katie musste einen Rennsattel nehmen, da es keine anderen hatte. Als Unterlage dienten zwei dicke Pads. Dann noch nachgurten, die Steigbügel ganz lang stellen und die Satteltaschen anschnallen. An die Box heftete Katie einen Zettel: „Hab den Burschen schon heute früh mitgenommen, war gerade in der Gegend. Gruss Otto.“ Roland tauchte meistens nicht vor acht Uhr im Stall auf. Die Jockeys interessierten sich nicht für solche Geschichten, die würden sicher nichts sagen. Die Pferdeäpfel von Palais liess sie extra liegen. Herr Martin würde sich niemals diese Arbeit machen, da war Katie sich sicher.
Geschrieben von Anubis0204 am 04.12.2005 um 19:48:
Super wie immer! Bin gespannt auf den nächsten Teil!
Geschrieben von Rennpferd am 13.03.2006 um 22:06:
Hat noch jemand Interesse? Es geht auf jeden Fall mal weiter...
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So leise es ging, führte sie das Pferd den Weg zur Strasse hinauf. Doch Palais achtete natürlich nicht darauf, in der Gegend herumzuschleichen. Zum Glück war er nicht so erstaunt über das komische Geschehen. Auf der Strasse angekommen, sass Katie geschmeidig auf. Flott ritt sie in Richtung Wald. Als sie den Stall und Rolands Haus nicht mehr sah, atmete sie auf. Geschafft! Bis jetzt war alles gutgegangen. Katie wusste, dass sie hier Diebstahl begang. Sie nahm einfach ein Pferd und haute ab. Doch jetzt war keine Zeit für solche Gedanken. Katie hatte einen klaren Plan: Sie wollte einfach weg, weit weg. Irgendwann würde man den Vorfall vergessen und sie konnte an einem Ort bleiben. Ihre Eltern wollte sie auch informieren, aber nicht zu sehr. Man konnte nie wissen, ob sie nicht plötzlich auftauchten. Wie weit sie reiten müsste, wusste sie nicht genau. Wahrscheinlich bis nach Frankreich ins Landesinnere. Dort kam die deutsche Polizei sicher nicht hin.
Katie verscheuchte ihre Gedanken und konzentrierte sich wieder auf Palais. Zufrieden und fleissig schritt er des Weges, als ob er Katies Gedanken lesen könnte. Endlich Freiheit, endlich Leben! Keine engen Boxen mehr, viele gesunde Bewegung, gutes Futter und eine freundliche Reiterin. Impulsiv umarmte Katie ihr Pferd. Sie hätte laut singen können, obwohl sie eigentlich in ziemlicher Gefahr war. Man wusste nie, was kommen konnte. Die Uhr zeigte zwei Uhr, Katie ritt immer weiter. Allerdings nur im Schritt. Palais würde sehr erschöpft sein, er kannte diese Belastung nicht. Doch sie musste es einfach schaffen, egal wie!
Nach einer weiteren Stunde kam Katie zur letzten Ortschaft, zu der sie jemals hingeritten war. Ab jetzt war die Karte notwendig. Sie musste nur ungefähr in die richtige Richtung reiten, damit sie bis nach Frankreich kam. Am Besten durch einsame Gegenden ohne grössere Städte. Palais schnaubte im Takt seiner Schritte, die Mähne wippte. Er liess sich durch nichts aus der Ruhe bringen, schritt unbeirt weiter.
Geschrieben von Anubis0204 am 14.03.2006 um 19:12:
Gefällt mir echt gut!!! HAt aber auch sehr sehr lange gedauert, bis dieser Teil on war! Schreibsel mal weiter!!! Und schau doch mal wieder bei meiner Story vorbei!
Ohne Dich! Ady steht in der Signatur
Geschrieben von Rennpferd am 14.03.2006 um 22:04:
Danke für den Kommentar. Habe die Geschichte etwas vergessen..Allerdings habe ich jetzt mehrere Geschichten nebeneinander (besser gesagt ziemlich viele), von daher könnte es bei dieser etwas langsamer gehen.
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Irgendwann, als der Himmel schon fast hell war, schlief Katie auf dem Pferd ein. Nur kurz, eine halbe Minute. Ein kleiner Stolperer von Palais weckte sie auf. Katie, pass auf!, schalt sie sich. Auf dem Pferd einzuschlafen war etwa so gefährlich wie ohne Helm ein Rennen zu reiten. Auch Palais war müde. Er stolperte häufig über Wurzeln und Steine, die auf dem Waldweg lagen. „Komm, Kleiner, machen wir Pause!“, sprach Katie mit dem Wallach. Geschmeidig sass sie ab und lockerte den Sattelgurt. Palais war dankbar für diese Pause. Er schüttelte sich und begann dann, am Wegrand zu grasen. Es war jetzt etwa vier Uhr morgens. Zum Glück hatte Katies Digitaluhr eine Beleuchtung. „Weißt du was, Palais? Es gibt Frühstück! Na komm!“, sprach Katie und wechselte die Zäumung gegen das Halfter. Dann führte sie denn Rappen zu einem Baum auf einer Lichtung und band ihn an. Herzhaft biss sie in einen Apfel. Dazu gab es ein Brötchen mit etwas Saft. Wie gut schmeckte doch ein so einfaches Frühstück, mitten in der Natur!
Zwei Stunden später, Katie und der Wallach hatten etwas vor sich hin gedöst, machten sie sich wieder auf den Weg. Katie beschloss, etwas zu traben. Das war zwar anstrengend wegen den Satteltaschen, frischte Palais aber auf und machte ihn wieder munter. Hoffentlich hat er keine Schmerzen im Bein!, schoss es ihr durch den Kopf. Doch Palais schien nicht so. Freudig trabte er durch den schönen Mischwald, mit geblähten Nüstern und erhobenem Kopf. Immer wieder drehten sich Katies Gedanken um den Stall. Um diese Uhrzeit musste sie die Boxen ausmisten. Ronald Kroser war nicht dumm. Er würde garantiert einen Zusammenhang zwischen Palais’ frühes Abholen und Katies Verschwinden sehen. Bestimmt ruft er bald Otto an, wenn er in den Stall kommt!, überlegte Katie. Ach, wieso kamen sie nur so langsam vorwärts! Palais und Katie hatten noch nicht so viele Kilometer hinter sich, dass man sie nicht mehr einholen konnte. Mit dem Auto würde Ronald sie finden. Da kam ihr eine Idee: Katie wollte sich irgendwo verstecken, bis am Abend. In der Dämmerung würde sie weiterreiten. Nachts würde Ronald nämlich bestimmt nicht nach ihr suchen. Er war bekannt dafür, anstrengende Unternehmen recht bald abzublasen. Beruhigt steuerte Katie eine kleine Waldhütte an. Auch wenn sie einfach verschwand, Ronald würde sich niemals die Mühe machen, tagelang nach ihr zu suchen. Ein Anruf an die Polizei, und fertig. Blieb also nur noch ein Problem: Die Polizei.
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