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Geschrieben von Vally am 23.09.2005 um 16:10:

  Vom Suche und Finden meines inneren Ichs [LESEN]

Hallo,

hier meine neue Story.
Freue mich über Kommentare und konstruktive Kritik.
Und Tiggin - wenn du Fehler suchen willst, mach das. Augenzwinkern




"Melissa Stevenson. Vierzehn Jahre jung, wohnhaft in Greystone Beach, 203 Fortune Road."
Ich nickte. Mr Tamlor legte zufrieden das Blatt Papier auf den Schreibtisch - alle Adressen stimmten. Das neue Schuljahr konnte endlich beginnen.
Ich drehte mich zu Meggie um, die ihren Block mit Graffitischriftzügen verziehrte. "Na, wie waren bei dir die Ferien?" Meggie hob den Kopf und sah mich an. "Dumme Frage. London ist einfach klasse", gab sie zurück.
Meggie Brown war meine beste Freundin. Mit ihr konnte ich stundenlang telefonieren und reden. Wenn wir zum Beispiel über Marco zu reden anfingen, kamen wir irgendwann schon bei ungewollten Schwangerschaften raus.
Meggie war einfach spitze. Ohne sie wäre die Welt wirklich langweilig. Ich würde Meggie sofort vermissen, wenn sie ginge.
Doch zum Glück hat keine von uns vor, die Klasse - geschweige denn die Schule - zu wechseln. Meggie's Eltern waren nicht unbedingt reich, denoch besaß Meggie ein Pony namens Guardian. Ein tolles Tier - Meggie war schon auf vielen kleinen Turnieren angetreten.
"Hast du den Neuen da drüben schon gesehen?", fragte Meggie mich und grinste. "Der sieht total süß aus."
Ich nickte. Ja, das tat er. "Witterst du etwa deine große Liebe, Meg?", witzelte ich und wir mussten lachen. Das mochte ich so an ihr. Sie nahm jeden Witz gelassen.
"Joanna McDeven?" - "Hier." Mein Blick wanderte ans andere Ende des Klassenzimmers. Joanna McDeven - sie sah aus wie ein Model. Mangellos. Sie war sehr groß, schlank und hatte schöne, lange blonde Haare.
Ich wünschte, ich wäre so hübsch und beliebt wie sie. Aber nein. Ich bin ja Melissa. Und nicht Joy.
Meggie stupste mich an und lächelte. "Joanna sieht mal wieder klasse aus", meinte sie leicht traurig.
Ich soll mich mit Joanna vergleichen? Gerne. Sie ist hübscher als ich, klüger und beliebter und überhaupt nicht so langweilig wie ich es bin.
Ja, ich weiß, jeder Mensch ist einzigartig und ich habe eben Pech gehabt, dass ich nicht so bin wie sie. Aber immer wenn ich sie sehe, fühle ich mich so unwohl.
So hässlich. So doof. Total nervig und lächerlich.
Ja, so dachte ich über mich. Eigentlich sollte ich froh sein, denn ich besuchte das achte Schuljahr des Gymnasiums und war eigentlich recht gut in der Schule.
Nein, ich war kein Streber. Aber auch nicht schlampig. Wie sagt man so schön? Mittelmaß.

Als die Klingel ringte, standen wir auf und packten eilig unser Zeug - Schreibblock und Bleistifte, mehr brauchten wir am ersten Tag nicht - zusammen. Während der ganzen Stunde wurde überall gemurmelt und getuschelt, wir hatten uns viel zu erzählen - über die Ferien, unsere Urlaubsbekanntschaften und tauschten Kritik und Kommentare über die neuen Lehrer aus.
Mr Tamlor war ab sofort unser Englischlehrer. Man hatte uns zum größten Teil nur Gutes über ihn erzählt, und ich konnte dem nur zustimmen.
Er war wirklich sehr nett - ein bisschen streng war er aber auch. Wie hat Meggie das doch gleich genannt? "Zuckerbrot und Peitsche." Sehr passend.
Jetzt aber wurde das Geflüster zum lauten Gespräch, alle riefen ihren Freunden zu, alle umarmten sich und unterhielten sich aufgeregt miteinander.
Der "Neue", wie ihn alle nannten, hieß Frederik Marks. Jetzt redete er mit ein paar anderen Jungs aus unsere Klasse.
Ich fand ihn irgendwie süß. Auch wenn er manchmal etwas den Coolen raushängen lies.
Aber ich kannte ihn ja erst ein paar Stunden.
Gedult ist eine Devise.
Und immer mehr stieg die Vorfreude auf die Party morgen abend.
Die "Back To School" im Jugendhaus am Bahnhof. Da durften ich und Meggie nicht fehlen!
Ich umarmte sie noch rasch zum Abschied, dann lief ich mit eiligen Schritten zur Bushaltestelle.




Viel Spaß beim lesen,

Lg, Vally



Geschrieben von billemauseschnauze am 23.09.2005 um 16:45:

 

Dein Schreibstil gefällt mir. Manchmal kommen ein paar Sätze, die ich jetzt nicht unbedingt erwartete hätte (z.B. "Ich soll mich mit Joanna vergleichen?" Kam für mich so ein bisschen "huch, was ist das denn" mäßig) Egal, das muss ja nicht unbedingt was schlechtes heißen (gott, was schreibe ich denn schon wieder? xD) Sorry, also worauf ich eigentlich hinaus wollte: Ich würde sehr gerne weiterlesen, das klingt gut! großes Grinsen



Geschrieben von Susanne am 23.09.2005 um 18:32:

  RE: Vom Suche und Finden meines inneren ichs [LESEN]

Zitat:
Original von Vally

Joanna McDeven - sie sah aus wie ein Model. Mangellos.



Makellos, oder?
ansonsten schön, schreib mal weiter!!



Geschrieben von Vally am 23.09.2005 um 18:32:

 

Hi, ja, das kommt immer darauf an, WIE man etwas liest. Den Satz kann man auf min. 3 verschiedene Arten lesen.
Nebenbei: Melissa erzählt nicht grantig oder traurig sondern eher mit nem Kick Ironie und halt freundlich.

Ich schreibe nachher dann weiter. Noch Kritik? fröhlich

Lg, Vally


P.S.: ²Susanne: Mh... kA! xD



Geschrieben von Susanne am 23.09.2005 um 18:34:

 

fröhlich



Geschrieben von Vally am 23.09.2005 um 22:27:

 

"Mum, ich bin wieder da!" Ich schloß die Haustüre hinter mir und ging in die Küche, aus der es nach Pizza Hawaii roch. "Mmh, lecker", seufzte ich sehnsüchtig.
"Hallo, Melissa", entgegnete Mum meine Begrüßung. "Setzt dich hin. Die Pizza ist gleich fertig."
Als ich mich an den Esstisch setzte, sah ich einen Briefumschlag auf meinem Platz liegen. Ich musterte ihn und drehte ihn hin und her, doch ich fand keinen Absender.
Mit dem kleinen Finger als Brieföffner öffnete ich den Umschlag und fischte erwartungsvoll ein Blatt Papier heraus.
Dann begann ich zu lesen.


Liebe Melissa,

Wie geht es dir, Schatz? Ich hoffe, gut. Kommst du mit deiner Mum gut zurecht? Hoffentlich.
Ich schreibe dir erst jetzt, da ich sehr viel zu tun hatte. Geschäftlich, du weißt schon.
Natürlich habe ich dich nicht vergessen. Das würde niemals passieren. Garantiert nicht.
Vielleicht hättest du Lust, ich bin am 13. 9. geschäftlich in deiner Nähe.
Ich lade dich herzlich in den Freizeitpark "Griff" ein - falls du Lust hast.
Ich weiß, seit der Scheidung deiner Etern haben wir nicht mehr viel Kontakt gehabt. Aber eines solltest du wissen, Melissa:
Ich liebe dich. Du bist meine Tochter. Ich vermisse dich wirklich sehr.

Dein Dad


Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Hatte ich geweint? Ich hatte es gar nicht gemerkt.
Ich stopfte das Blatt Papier in den Umschlag zurück und steckte ihn in die Hosentasche.
Mum sollte es nicht mitkriegen.
Sicher fragt ihr euch jetzt, was es mit diesem Brief auf sich hat. Mum und Dad haben sich vor knapp einem Jahr geschieden. So ist das.

Ich liebte Dad, aber andernseits hasste ich ihn wie die Pest. Er hatte unsere Familie zerstörrt!
Er, der Mum immer die Treue vorgespielt hatte.
Er, der plötzlich eine andere Frau in seinen Armen hielt.
Und er, der nun Vater von zwei Söhnen war und seiner "Tochter" die Liebe versprach.
Gerade er plabberte von Liebe. Wusste er überhaupt was das war, richtige Liebe?
Ich schnäutzte in mein Taschentuch. Ich hasste ihn. Viel mehr als mir lieb war. Ich griff zu dem Brief, las ihn mir noch einmal durch und zerknüllte ihn dann. Mit einem hohen Bogen landete die Papierkugel im Mülleimer.
Ich hatte auf meinen Bett gelegen und nachgedacht. Meinen Radio hatte ich auf volle Lautstärke gedreht - ich hörte Folklore. Mum mochte es nicht, wenn ich Punk hörte.
"Wofür hast du denn Kopfhörer?", meinte sie bloß immer. Mum arbeitete in einer Werbeagentur und machte ihre Arbeiten zuhause. Daher mochte sie es nicht, wenn ich zu laut Musik hörte.
Ich drehte die Lautstärke etwas zurück und schniefte in mein Kopfkissen.
Ich möchte niemals heiraten, schoss es mir durch den Kopf. Das war natürlich völliger Schwachsinn, das wusste ich. Ich konnte meine Emotionen schließlich nicht zurückhalten.
"I like the way you move, so fast and beautyful", dröhnte McJohnsson's Stimme zu mir durch die Lautsprecher. Meggie und ich waren verrückt nach ihm. Der beste Sänger der Welt. Haha...
Ich lauschte seinen Worten. Irgendwie war es beruhigend, ihm zuzuhören. Auch, wenn ich ihn nur aus dem Radio und dem TV kannte - ich mochte ihn.
Und auch, obwohl ich wusste, das er für mich unnahbar war. Ich hörte ihm zu.
"Our love is broken, my heart hurts, I will never understand, why you had to go" - und dann konnte ich nicht mehr anders. Ich fing an zu weinen.

Geschafft! Ich hatte fast eine halbe Stunde für drei einfache Matheaufgaben gebraucht. Heute war ich ganz von der Rolle. Ob es die Vorfreude auf die Party morgen oder die Trauer und der Schmerz um Dad war?
Ich wusste es nicht. Nein, wirklich nicht. Ich klappte mein Heft zu und legte es beiseite. Genug gepaukt. Ich griff zum Telefon.
Ich lauschte dem Freizeichen so gebannt, dass ich plötzlich erschrak als ich eine Stimme hörte.
"Meggie Brown?"
"Hey Meggie, ich bin es. Melissa."
"Oh, Melissa. Warum rufst du an? ... Nein, du störst nicht."
"Mir war einfach langweilig - hast du deine Hausaufgaben schon fertig?"
"Klar", meinte Meggie und seufzte. "Ich bin so müde."
Ich grinste. "Zu wenig Schlaf ist ungesund, Meg. Und morgen ist doch die Party, da..."
Meggie lies mich nicht ausreden. "Hey, gute Neuigkeiten - Frederik Marks ist noch Single und wird bei der Party da sein!"
Mein Herz machte einen Hüpfer. Frederik!



Geschrieben von Vally am 24.09.2005 um 11:34:

 

Lieber Gott, schenke mir Kommentare zu meiner Story. *bet* xD

Will keiner was dazu sagen? Wenn dieser Teil gut ist und euch gefällt, schreib ich weiter.



Geschrieben von Anne am 24.09.2005 um 12:03:

 

Wow, echt toll, würd gern weiterlesen!



Geschrieben von Susanne am 24.09.2005 um 18:51:

 

Me too fröhlich



Geschrieben von billemauseschnauze am 24.09.2005 um 19:20:

 

Zitat:
Original von Vally

"Als ich mich an den Esstisch saß, sah ich einen Briefumschlag auf meinem Platz liegen. Ich musterte ihn und drehte ihn hin und her, doch ich fand keinen Absender.


Gefällt mir sehr sehr gut, aber es heißt "setzte" Augenzwinkern Ist aber echt toll, freu mich schon auf's weiterlesen! großes Grinsen



Geschrieben von Vally am 25.09.2005 um 09:28:

 

Zitat:
Original von billemauseschnauze
Zitat:
Original von Vally

"Als ich mich an den Esstisch saß, sah ich einen Briefumschlag auf meinem Platz liegen. Ich musterte ihn und drehte ihn hin und her, doch ich fand keinen Absender.


Gefällt mir sehr sehr gut, aber es heißt "setzte" Augenzwinkern Ist aber echt toll, freu mich schon auf's weiterlesen! großes Grinsen


Thx 2 all! fröhlich ²Billemauseschnauze: Okay, danke für den Hinweiß - ich versuche zwar, so wenig Fehler wie möglich zu machen, aber tja... *sfz*


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