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Geschrieben von Red.Cat am 13.09.2005 um 20:03:
Das Leben lieben
Das Leben lieben
Kapitel 1 – Das Leben mit dem Schicksal
Es war bereits Herbst, doch Sarah trug nur eine dünne Jacke. Sie fror, doch sie war zu fasziniert, um sich zu bewegen. Ihr rotes Haar wehte sanft im Wind, ihre zierliche Gestalt wirkte wie ein kleiner Zweig am Baum in dieser unruhigen Umgebung. Sie hörte den Wind um ihre Ohren pfeifen, die Blätter unter den Bäumen umherrascheln. Sie ging in die Knie um eine Kastanie vom Boden aufzuheben. Sie tastete herum bis sie fand, was sie suchte. Mit den Fingerspitzen strich sie über die glatte Oberfläche. Sie spürte jede Unebenheit, jedes Dreckkörnchen, dass sich auf der Kastanie abgelegt hatte. Sie ließ sie in die Jackentasche fallen und drehte sich um. „Tammy!“, rief sie laut. Dann lauschte sie. Sie hörte den Labrador schon von Weitem. Sie brauchte nicht zu warten, bis die Hündin ihr warmes Fell an ihrem Bein rieb. Sie merkte, als der Hund da war und bückte sich, um Tammy anzuleinen. Sie hob den Stock vom Boden auf und streckte ihn vorwärts. „Nach Hause, Tammy, nach Hause.“, flüsterte sie und Tammy ging los, in Richtung Sarahs Haus. Anfangs war das junge Mädchen ihr nur zögerlich und sehr langsam gefolgt, doch mittlerweile vertraute Sarah dem Hund blind – was auf ihren Fall genau zutraf. Seit einem schweren Autounfall vor drei Jahren war sie blind, seit dem war sie auf Labradorhündin Tammy angewiesen. Tammy wusste gut mit Blinden umzugehen, schließlich war sie auch ein ausgebildeter Blindenhund. Als Tammy vor gut drei Jahren zur Familie Engel und zu Sarah kam, hatte sich das Mädchen nie träumen lassen, dass dieser Hund so gut ersetzen konnte, was ihr der Unfall genommen hatte. Sarah konnte die Wege teilweise mit ihrem Stock ertasten, doch Tammy konnte sie sehen – und der Hund wusste ganz genau wo es lang ging. Sarah lächelte leise in sich hinein und umfasste die Leine des Hundes fester. Sie wusste genau, wenn die Spannung der Leine nachließ, musste sie stehen bleiben. Sollte sie weitergehen, spannte die Leine wieder. Das erleichterte dem Mädchen vieles. Sie hatte gelernt, mit ihrem Verlust umzugehen, obwohl sie am Anfang nicht daran geglaubt hatte. Sie hatte gedacht, wenn man nichts sehen könne, könne man nichts tun. Doch sie hatte sich getäuscht, ihr Leben ging weiter. Fast normal.
Geschrieben von Vanilla am 13.09.2005 um 20:11:
hm. interessant.
Nur;
Zitat: |
Sie hörte den Labrador schon von weitem, als er noch weit weg war |
Das macht keinen Sinn!
Ich würd mich über ne fortsetzung freuen
lg,
Lauri
Geschrieben von Red.Cat am 13.09.2005 um 20:15:
Geändert (;
Danke, poste bei mehr Interesse einen neuen Teil ^^
Geschrieben von Anne am 13.09.2005 um 20:15:
Wow, gefällt mir sehr gut
Freue mich auf den nächsten Teil!
Geschrieben von Red.Cat am 13.09.2005 um 20:25:
Danke, ein bisschen was habe ich hier schon...
Natürlich hatte sie die Schule wechseln müssen und einige Dinge hatten sich in ihrem Leben geändert, aber sie war doch immer noch der gleiche Mensch – oder? Sie spürte, wie die Spannung der Leine nachließ und blieb stehen. Sie streckte die Hand vorsichtig aus, um Tammy zu ertasten. Sie spürte das weiche Fell des Hundes unter ihren Fingern und lächelte. Plötzlich entwich das Fehl ihren Fingerspitzen, Tammy schien weiter zu gehen. Also ging auch Sarah weiter. Das blinde Vertrauen hatte ihr am Anfang Angst gemacht, doch nun wusste sie, das Tammy keinen Fehler machen würde. Sie würde ihr Frauchen nicht im Stich lassen. Nach zehn Minuten spürte Sarah die Umgebung ihres Zuhause, sie waren fast da. Tammy schien das Gartentor mit der Schnauze aufzudrücken, denn das bekannte Quietschen ertönte. Der Hund führte Sarah zum Hintereingang des Hauses, denn dieser war am Tag nicht abgesperrt. So konnte Sarah problemlos ins Haus gehen. „Hallo! Ich bin wieder da!“, rief sie, als sie Tammy ableinte. „Hallo Sarah, ich komm gleich runter!“, rief jemand von oben. An der Stimme erkannte sie ihre ältere Schwester Carmen. Lächelnd zog sie die Jacke aus und tastete sich zu einem Küchenstuhl vor, um sie darüber zu hängen. Dann legte sie die Leine auf den Tisch und schlüpfte aus den Schuhen. Wie gewohnt schob sie sie einfach unter den Tisch, denn dort konnte sie sie leicht wieder finden. Carmen kam die Treppe herunter gelaufen. „Hast du Hunger?“, fragte sie und bückte sich, um Tammy zu streicheln. „Danke, eigentlich nicht. Ist Mum noch nicht da?“, fragte sie unruhig. Normalerweise war ihre Mutter zu Hause, wenn sie mit Tammy vom Spaziergang heimkam. „Nein, vielleicht kommt sie später. Ich habe ein Bad für Tammy eingelassen, ich nehme sie schnell mit, ja?“, sagte Carmen und nahm Tammy am Halsband. Sarah nickte und ging ins Wohnzimmer. Sie schaltete den Radio ein und nahm ein Schulbuch zur Hand. Sie öffnete es und setzte sich auf die Couch. Sie stellte die Finger ein wenig auf und fuhr mit den Fingerkuppen über die hervor gedruckten Punkte darin. Sie stellte fest, dass dies ihr Geschichtsbuch war. Sie fuhr herunter bis zu den Seitenzahlen und schlug die gewünschte Seite auf. Dann begann sie, ihre Hausaufgabe durchzulesen. Es war nur ein kurzer Text, den sie zusammenfassen sollte. Sie stand auf und verließ das Wohnzimmer in den Flur. Sie ergriff mit einer Hand das Geländer der Treppe und stieg die Stufen hinauf. An der Wand entlang tastete sie sich bis zu ihrer Zimmertür und ging hinein. Sie zog den Stuhl vom Schreibtisch hervor und setzte sich hin. Dann legte sie das Buch auf den Tisch und legte die Finger auf die Tastatur des Computers. Das Schreibprogramm war bei ihr immer geöffnet, damit sie, wann immer sie wollte, damit schreiben konnte. Nun tippte sie die Zusammenfassung des Textes aus ihrem Geschichtsbuch in den Computer ein.
Geschrieben von Anne am 13.09.2005 um 20:31:
Super! Find auch den 2. Teil sehr gut
Geschrieben von Tiggin am 13.09.2005 um 20:36:
Finde ich echt etwas besonderes, sowas gabs hier glaub ich noch nicht
Am Anfang kommt man auch nicht gleich drauf das sie blind ist und ich hab mich schon gewundert warum du so beschreibst was sie ertastet und das sie nur merkte als Tammy da war...
Echt gut x)
Auch wie du alles so beschreibst... Schön.
Geschrieben von Red.Cat am 13.09.2005 um 20:38:
*gg* Danke euch zwein ^^ Ja, das war meine Absicht. Mal was Neues *smile* Und was, was einen wirklich berührt...
Geschrieben von Tiggin am 13.09.2005 um 20:39:
Zitat: |
Original von Red.Cat
Und was, was einen wirklich berührt... |
Da sagst du das Richtige.
Sie mag ihr Leben, obwohl sie blind ist...
(Was ich sehr toll finde, schließlich ist sie das "erst" seit 3 Jahren.)
Geschrieben von Vanilla am 13.09.2005 um 20:47:
ich kann mich meinen beiden Vorrednerinen nur anschließen. Ich hab am anfang auch nicht geahnt das sie blind ist. das hast du wirklich gut geschrieben. Und es ist halt mal was anderes wie Tiggin schon gesagt hatte!
Wie bist du den auf die Idee gekommen? Das würd mich jetzt doch mal interessieren...
Freue mich auf eine Fortsetzung
Lauri
Geschrieben von Red.Cat am 13.09.2005 um 20:50:
Die Idee kam mir, als ich auf einem Fest war und dort ein Mädchen so richtig Spaß hatte und lachte und fröhlich war. Später erzählte mir jemand, sie ist blind. Das fand ich richtig beeindruckend. Sie war so glücklich, obwohl sie blind war. Faszinierend...
Hier ein kleiner weiterer Teil
Es fiel ihr eigentlich nie schwer, sich auf schulische Themen zu konzentrieren und ihre Hausaufgaben zu erledigen, so war auch das ruckzuck erledigt. Sie klappte das Buch zu und drückte auf den Drucken-button ihres Computers, der, wenn sie darüber scrollte, einen Piepser von sich gab. Das war eine der vielen Einrichtungen, die ihr PC hatte. Auch druckte er das Dokument immer zweimal – in normaler Schrift und in Blindenschrift. Sarah ließ das Blatt noch im Drucker liegen, um die Tinte trocknen zu lassen und tastete sich ins Bad vor. „Alles okay?“, fragte sie unsicher. „Klar, Tammy ist ganz brav.“, lächelte Carmen und trocknete das strubbelige Fell des Hundes. Das Telfon klingelte. Sarah ging in den Flur und tastete sich zum Telfon. Sie nahm ab. „Sarah Engel?“, antwortete sie. „Hallo Sarah, ich bin’s, Kim.“, erwiderte ihre Freundin. „Hallo Kim!“, rief Sarah erfreut und setzte sich auf den Boden. „Was gibt’s?“ „Ich verstehe die Englischhausaufgaben nicht, kannst du mir helfen?“, bat Kim. Kim war – wie Sarah – blind. „Ja klar, ließ mal vor, ich habe sie gerade nicht mehr im Kopf.“ Mit Kim hatte Sarah sich auf Anhieb verstanden – sie waren sich so gleich. Sie fühlten beide das Gleiche, waren beide unsicher mit der Welt. Beide sahen die Welt mit ihren eigenen Augen, sie fühlten die Welt. Das einzige, was sie unterschied, war, dass Kim seit ihrer Geburt blind war. Sie beneidete Sarah darum, schon etwas von der Welt gesehen zu haben. Sie wusste was weiß war, was groß oder dick war, sie wusste wie die Sterne aussahen und der Mond. Nichts von alldem hatte Kim je gesehen. Sie wusste dafür sehr gut den Unterschied zwischen warm und kalt zu kennen, oder was nass und trocken war. Sie hörte unheimlich gut, wie es nicht viele Menschen vermochtet. Und eines konnte sie sehen – die Herzen der Menschen. Um das wiederum wurde sie von Sarah beneidet, die sehr naiv gegenüber anderen war. Kim spürte, wenn Menschen es ernst mit ihr meinten, oder sich nur über sie lustig machten. Aber in ihrer Klasse gab es auch andere nette Leute, die unter dem Gleichen Schicksalsstern lebten wie die beiden. Zum Beispiel Mel, die auch recht gut mit Sarah und Kim befreundet war. Mel hatte – wie Sarah – ihr Augenlicht bei einem Unfall verloren, jedoch erst vor kurzem. Es hatte ihr sehr geholfen, dass Kim und besonders Sarah in der schlimmsten Zeit bei ihr gewesen waren und ihr geholfen hatten. Die drei waren zu dicken Freundinnen geworden, obwohl sie doch einiges Unterschied. Doch das schönste für die drei Mädchen war, dass sie sich vom Herzen mochten, und nie danach gegangen waren, wie die anderen aussahen oder sich kleideten. Denn sie wussten ja nicht, wie die anderen aussahen. Sie hatten sie ja nie zuvor gesehen. Und das war für die Freundinnen etwas ganz Besonderes, und sie waren unheimlich stolz darauf.
Geschrieben von Vanilla am 13.09.2005 um 20:55:
²Red.Cat das is ja wirklich faszinierend!
schöner Teil.
Den allerersten Teil fand ich noch ein bisschen ausführlicher, sonst hab ich auch an diesem Teil nix auszusetzen!
BIn ja schon gespannt auf den nächsten Teil...
Lauri
Geschrieben von Red.Cat am 13.09.2005 um 20:57:
ya, danke
Im nächsten Teil beschreibe ich wieder mehr, hier ging es ja eigentlich nur um sie und ihre Freundinnen ^^
Jen
Geschrieben von Anne am 13.09.2005 um 21:00:
Wow, echt genial!
Toll wie gut du das beschreiben kannst obwohl du selber nie in der Situation warst...
Geschrieben von Vanilla am 13.09.2005 um 21:03:
²Anne ich stimmt dir voll und ganz zu.
Ich glaub dazu gehört schon ein wenig Talent. Und du machst das bis jetzt ja ziemlich gut, obwohl du noch nie in so einer Lage warst!
Mein größtes Kompliment geht an dich xD
Lauri
Geschrieben von Red.Cat am 13.09.2005 um 21:06:
danke, das ist echt toll von euch *gg* hätte nicht gedacht, dass so ein themea gut ankommt, obwohls mich fasziniert ^^
Geschrieben von Vanilla am 13.09.2005 um 21:08:
ach nichts zu danken

sowas ist halt mal ne willkommende abwechselung. Außerdem find ich den Titel auch äußerst ansprechen. Obwohl noch nicht verrät das sie blind ist!
lg,
Lauri
Geschrieben von Red.Cat am 13.09.2005 um 21:10:
Das war auch meine absicht *gg* erkennt man erst nach ein paar zeilen, was wirklich los ist
blind sein, denke ich, ist schon eine andere welt... wir haben als schullektüre mal "behalt das leben lieb" gelesen, da ging es auch um einen blinden jungen... das war schon faszinierend!
Geschrieben von Vanilla am 13.09.2005 um 21:15:
hm. blind sein. ich glaub du hast da vollkommend recht.
Lauri
Geschrieben von .snekers am 13.09.2005 um 21:33:
Die Geschichte ist fanszinierend ich finde sie ist flüßig ud ugt geschrieben aber das macht ja nicht allein eine gute Geschichte aus. ich finde diese geschichte hat etwas und ich bewundere Menschen mit behinderungen aber sich nicht vor diesen verstecken sondern trozdem leben und lachen. Ich denke die Geschichte hat vel potenzial... Ich freue mich wirklich schon auf mehr. Echt tolle Geschichte.
lg.
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