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Geschrieben von cll am 01.07.2005 um 19:18:

traurig Goldstern

Goldstern
...Lieben heißt loslassen können." Ich las den letzten Satz dieser traurigen Geschichte und klappte das Buch zu. Ich dachte lange über diesen Satz nach, aber ich konnte mir nicht wirklich etwas darunter vorstellen.
Das war, bevor ich Mira bekam. Ich war 12 und war auf einem Bauernhof aufgewachsen. Wir, ich und meine zwei großen Schwestern, hatten ein kleines Schettlandpony und seit zwei Jahren auch eine Haflingerstute, aber die war total schreckhaft. Meine Schwester fiel bei jedem Ausritt und hatte immer schwerere Unfälle. Sie schlug sich die Zähne locker, war zerkratzt und hatte überall blaue Flecken. Meine Eltern waren verzweifelt. Sie wollten uns die Pferde nicht wegnehmen, aber so konnte es nicht weitergehen. Deshalb kauften sie mir noch ein Pferd, ein altes. Ich wehrte mich total dagegen, aber ich konnte gegen meine Eltern nichts durchsetzen. Als ich Mira das erste Mal sah, war ich sofort ruhig. Denn in meinen Träumen sah ein Haflinger genauso aus wie sie. Das Fell glänzte gold und sie hatte lange lockige Mähne und Schweif. Die Blesse war lang und dünn und hatte einen Stern auf der Nase. Irgendwie war es auch Mitleid. Sie stand den ganzen Tag in einem engen Ständer und kam nur ab und zu hinaus um eine Hochzeitskutsche zu ziehen. Die Hufeisen hingen halb von den Hufen und der Besitzer erzählte, dass sie nie auf eine Koppel kam. Das merkten wir später sowieso, als sie keinen Stromzaun kannte. Auf dem Heimweg sagten meine Eltern zu mir es sei ein altes Pferd und wenn es nichts mehr taugt kommt es zum Schlachter. Wie ich sie für diesen Satz gehasst habe! Ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich sie überhaupt haben wollte, denn ihre Hinterbeine sahen katastrophal aus. Sie schleifte mit den Gelenken hinter den Hufen auf den Boden. Und wenn ich sie behielt, musste unser Pony weg! Für drei Pferde war kein Platz.

Mira wurde jeden Tag zutraulicher und obwohl ich zuerst noch riesigen Respekt hatte, setzte sie ihre riesige Kraft nie gegen mich ein. Ich versuchte es ihr auch leicht zu machen und schnallte an der Trense unnötige Riemen ab und schnallte den Sattel beim Reiten nur ganz locker. Nach einiger Zeit ritt ich sie ganz ohne Sattel, aber davon bekam sie Schmerzen im Rücken. Also tat ich das nur noch, wenn ich mit ihr alleine auf eine saftige Wiese ritt um sie dort fressen zu lassen. Sie war total abgemagert. Wir haben alles versucht, aber die andere Stute nahm ihr trotz geteiltem Stall noch zuviel Futter weg. Nach einiger Zeit, merkte ich, dass ihr ihre Beine zu schaffen machten. Ich ließ sie langsamer laufen und kühlte ihre Beine nach jedem Ausritt. Die Schmerzen kamen und verschwanden immer wieder. Trotzdem musste ich mit meiner Schwester noch Tagesritte machen. Durch Hafer hielt sie sogar sehr lange durch und war sehr munter. Sie hatte auch noch Spaß an Galopprennen, auch wenn sie immer verlor. Denn das andere Pferd war jünger und hatte Araber in sich. Sie ging dauernd durch. Bei Trabrennen war Mira unschlagbar.. Sie war schlau genug um ohne Zügel zu laufen und ich überließ ihr alle Entscheidungen beim Reiten. Zuhause war ich immer bei ihr. Ich lernte zusammen mit ihr Latein, auch wenn sie diese Sprache überhaupt nicht mochte. Das war wieder etwas, das wir gemeinsam hatten. Sie legte die Ohren an, sobald ich ein lateinisches Wort laut sagte. Aber auch sie lernte viel von mir. Sie schüttelte auf Zeichen den Kopf, nickte oder flehmte, was aussah als ob sie lachen würde. So mischte sie sich in jede Unterhaltung ein, auch wenn sie nichts verstand. Wenn ich eins und zwei sagte, fing sie an auf der Stelle zu marschieren. Wenn ich auf italienisch eine Zahl sagte, scharrte sie so oft mit dem Huf. Aber sie machte es nie vor Publikum, sondern nur wenn sie mit mir alleine war. Beim Reiten erschreckte sie mich oft. Da ich ihr beigebracht hatte, im Wiesenrand zu laufen, damit die Hufe nicht kaputt gehen, machte sie dies auch bei einem Tagesritt. Leider war dort keine Wiese und sie rutschte einen Abhang hinunter. Wir kamen trotzdem wieder beide heil auf dem Weg an. Ein anderes Mal fiel sie im Trab ohne Vorwarnung um und blieb liegen. Ich wusste überhaupt nicht, was ich machen sollte, bis ich auf einmal merkte, dass sie ganz beruhigt dalag und fraß. Selbst wenn sie mir mal solche Streiche spielte, was ihre Lieblingsbeschäftigung war, konnte ich ihr nicht böse sein. Wir waren ein Herz und eine Seele

Umso trauriger wurde ich aber, als ich merkte, dass sie sich beim Reiten quälte. Ich versuchte alles um ihr die Schmerzen erträglich zu machen, denn ich hatte immer noch den Satz meiner Eltern in Erinnerung. Und ich wollte sie um nichts in der Welt verlieren!

Meine Mutter merkte, dass ich sie nicht mehr ritt. "Ein Pferd, das nicht geritten wird, lohnt sich nicht" und ähnliche Sätze durfte ich mir ewig anhören. Sie meckerte ewig an mir herum. Als sie mich zwingen wollte, Mira zu reiten, fing ich einen riesigen Streit an. Meine Mutter brüllte mich so lange an, bis ich sie entnervt anschrie "dann verkauft sie doch!". Irgendwie bereute ich es sofort. Ich heulte den ganzen Ausritt lang, denn ich wusste, was jetzt kommen musste. Andererseits wusste ich, dass Mira litt und ich wollte sie nicht leiden lassen. Ich verkroch mich wieder jeden Tag bei Mira und versuchte noch jeden Tag mit ihr zu genießen. Aber wie sollte ich es genießen, wenn ich wusste, dass sie jeden Tag plötzlich nicht mehr leben konnte. Niemand verstand mich. Für mich war Mira kein Pferd, sie war eine Freundin für mich geworden. Sonst hatte ich keine Freunde. Ich mochte keine Menschen. Sie lachen über alles, wenn man von seinen Sorgen erzählt und wollen immer irgendwas haben. Tiere können zuhören und sind froh, wenn man ihnen treu bleibt. Ich blieb Mira immer treu. Ich liebte sie bis zu dem Tag, als der Schlachter sie abholte. Ich konnte tagelang niemanden ansehen. Es war für mich schrecklich. Es waren die schrecklichsten Tage meines Lebens, denn ich hatte meine beste Freundin verloren und war selbst dafür verantwortlich. Ich weinte ewig um sie und der einzige Trost für mich war die Tatsache, dass sie jetzt nicht mehr leiden musste. Seitdem weiß ich, was der Satz in dem Buch bedeutete "Lieben heißt loslassen können"!


Diese Geschichte ist traurig aber wahr. Zur Erinnerung an Mira habe ich hier einige PHOTOS von ihr ausgestellt.
Das Schettlandpony, unsere Vrony ist im gleichen Jahr gestorben. Ihre PHOTOS habe ich auch ausgestellt.



Geschrieben von Mixxi am 01.07.2005 um 20:18:

 

Oh du Arme, dass muss schrecklich gewesen sein. *sich.träne.wegwisch* Und deine Mira ist sooo süß! Menno... *schnief* *heule.wirklich*



Geschrieben von Shanefan1991 am 01.07.2005 um 20:37:

 

oh... das tut mir sehr leid, deine Mira war ja echt süß unglücklich das ist echt schade, aber es ist besser für sie gewesen, dann hat sie keine Schmerzen mehr, auch wenn es schrecklich ist. unglücklich Aber jemanden zu verlieren ist immer schlimm, das ist leider so unglücklich



Geschrieben von Longhair10 am 02.07.2005 um 11:42:

 

ohhh meine Güte!! Das ist wirklich schlimm. Ich finde das mit dem Lieben heißt loslassen können total schön



Geschrieben von Anabelle am 02.07.2005 um 23:05:

 

Du arme!!!! *flenn*


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