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Geschrieben von theroorback am 05.11.2009 um 23:04:

  Wie ich alles hasse!

Teil 1.
Hab noch nicht Korrekturgelesen, sondern einfach aus dem Kopf geschrieben. Daher ist eine orthographische Verbesserung unnötig, ich nehme mir bei Gelegenheit selbst die Zeit hierzu.

Ich möchte dir, günstiger Leser, gern berichten jene wunderliche Geschichte, die ich mit glühendem Interesse heuer bei ausschweifenden Gesprächen mit fernen Bekannten vernahm, eine groteskte Geschichte, die, wie mir vielfach versichert wurde, günstiger Leser, sich in jedem Wort so zutragen und ich bitte daher, dass der geneigte Leser über meine allfälligen Exaltationen mit Wohlwollen hinwegsehen möge, da mich der Gedanke und die Beschäftigung mit jenen allzu sonderbaren Ereignissen mit Gewissheit noch immer in ähnlicher Weise in Aufregung versetzt, wie den, der diesen schauerlichen, doch unschätzbar interessanten Aberwitzigkeiten zum ersten Mal gewahr wird.
Es trug sich zu, dass in einem Dorf, dessen Name nicht von großer Bedeutung für das Folgende ist, ein Junge mit ausgesprochenem rednerischen Talent, Karl Wilhem Zuckerberg, zugezogen war. Aus ferner Heimat nahm er mit seiner ganzen Familie den beschwerlichen Weg auf sich, nachdem ein Zerwürfnis mit der dortigen islamischen Gemeinde das Leben der Zuckerbergs auf nicht hinnehmbare Weise unangenehm gestaltet hatte. In der Tat sollte nicht verschwiegen werden, dass eben jene Schwierigkeiten dem Betragen des kleinen Karl Wilhelm zuzuschreiben waren, weil er in jugendlichem Irrwitz auf die Gebetsteppiche der Moschee Kressesamen gestreut und der beträchtliche Schaden durch deren Keimung von den Gemeindemitgliedern nicht als wehlose Folge eines Dummejugendstreich abgetan worden war.
Karl Wilhelm, der sich keinesfalls schämen musste, über seine Rhetorik in ausschmückensten Worten zu sprechen, gewann durch seine Beredsamkeit und sein munter gelassenes Gemüt schnell Anschluss in seiner neuen Heimat.
Gerade an einem Abend, als er eine horoskopische Rede vor den begeisterten Gleichaltrigen mit den salbungsvollen Worten "Wir alle interessieren uns für die Zukunft, weil ihr und ich den Rest unseres Lebens in ihr verbringen werden. Und vergesst nicht, meine Freunde, zukünftige Geschehnisse wie diese werden euer zukünftiges Leben mitbestimmen" beendete, geschah es, dass sein bis dahin emphatischer und markelloser Fluss unverzüglich abbrach und, ach, es ihm erschien, als durchborte eine gleisende Zuckung seinen jünglingshaften Körper vom Kopfe bis zum Fuße. Was in sein vordem sündloses Fleisch einschnitt, war die adrette Gestalt der eintretenden Columbia Köpelstöck. Sie umgab eine Aura höchster Anmut und gleichsam der Heiligen Rosalia schien sie schwebend in Regungslosigkeit und aus den Äthern herausgelöst unberührbar einherzuschreiten.
Die Umstehenden bemerkten freilich die Fassungslosigkeit Wilhelms, der darauf unter dem Vorwand ernster Grippesymptome für den weiteren Abend von der Anwesenheit dispensiert wurde.
Alleine in seinem Bett indessen marterten ihn geradezu fiebrige Visionen der blutjungen Schönheit. Wirklicher, plastischer als jemals zuvor verwandelte seine überschäumende Phantasie die ersten besten Gegenstände in seinem Gesichtsfeld zu verzerrten Trugbildern der Entrückten. Im hitzigen Schlaf imaginierten Hirnes Wirren, wie er beim Versuch Columbia aufzusuchen durch die unüberwindbaren Mauern eines steilen Turmes niederschmetternd gebremst wurde und er, gestärkt durch Triebes unbändigen Willen, 10 Jahre ausharrte, ehedem sie ihr wildes Fleisch am Rücken genügend mit UV-Licht gefüttert, dass es ihm möglich wurde, an jenem Fleischzapfen die Meter emporzusteigen.
Wiederholt erwachte er im Schweisbad und mitunter erschien ihm die Verlockung, Druckertinte zu trinken, als letzte heilsame Option in seiner Ohnmacht. Schlussendlich nach durchwachter Nacht überwand er sich jedoch, nicht Länger ein Staubkorn in den treibenden Lüften ungebändigter Gefühle zu sein und bereitete Columbia ein Geschenk mit großen Mühen.
Am Mittage traf er stürmisch bei ihrem Haus ein, überreichte das Präsent durchzittert von hoffungsvoller Erwartung: Die Angebetete öffnete das Paket sich fragend, was der ihr beinahe Fremde unerwartet präperiert habe und wich alsdann schreiend und hysterisch zuürck. Mit Blässe im Gesicht und vom Entsetzen gezeichneten Zügen schoss sie letzte verachtende Blicke hinüber und entfernte sich postwendend.
Karl Wilhelm wusste nicht wie ihm war, er konnte die ungehaltene Reaktion nicht verstehen und sein Schädel wurde von einer rauschenden Wolkte überflutet, in der es blitzte und donnerte. Es fühlte sich, als begänne er dunkle Nebel des Teufels zu trinken. Tiefe Verwünschungen stiegen auf vom Seelengrund und die quälende Frage, warum seine innigsten Bemühungen nicht ausreichten, erzwangen seinem Organismus ein wehmutsvolles Jaulen und Stöhnen.
Er ergriff das Geschenk, seinen kleinen, abgetrennten und als Amulett in einen Goldrahmen gefassten Zeh und schleuerte dies verdammte Stück heftig gegen eine Wand.
Überwältigt sollte sie von seiner Aufopferung sein und fürderhin allenthalben einen Teil von ihm mit sich führen. Er verfluchte Welt und Volk und schickte sich an, seiner Frisörin im Detail zu beichten, was geschehen war. Wenngleich die Frisörin ein ungeschmiedeter und roher Charakter war, fand sie als einzige ersprießliche Worte in jeder Lage und so tröstete sie Wilhelm auch in solch schwerer Stunde. Bald war er aber trunken von ihrem Mitgefühl und besuchte sie abermals und immer wieder, bis schließlich keine Haarpracht seinen Kopf mehr schmückte.
Jede Zuneigung saugte er auf gleichsam dem Dürstenden das Rinnsal in der Steppe. So begab es sich, dass er alsbald eine Kosmetikberaterin aufsuchte, nur zu dem Zwecke, ihr sein Leid klagen zu können, eine Verzweiflungstat von deren Wiederholung er Abstand nahm, als nach dem Besuch eine nicht allzu schändliche Metrosexualität ihn zeitweise entstellte.

Commis bitte. :>



Geschrieben von nymphy am 05.11.2009 um 23:16:

  RE: Und wie ich alles hasse Teil 1

Zitat:
Original von theroorback
Teil 1.
Hab noch nicht Korrekturgelesen, sondern einfach aus dem Kopf geschrieben. Daher ist eine orthographische Verbesserung unnötig, ich nehme mir bei Gelegenheit selbst die Zeit hierzu.

Ich möchte dir, günstiger Leser, gern berichten jene wunderliche Geschichte, die ich mit glühendem Interesse heuer bei ausschweifenden Gesprächen mit fernen Bekannten vernahm, eine groteskte Geschichte, die wie mir vielfach versichert wurde, günstiger Leser, sich in jedem Wort so zutragen und ich bitte daher, dass der geneigte Leser über meine allfälligen Exaltationen (am besten für alle nochmal erwähnen was das ist) mit Wohlwollen hinwegsehen möge, da mich der Gedanke und die Beschäftigung mit jenen allzu sonderbaren Ereignissen mit Gewissheit noch immer in ähnlicher Weise in Aufregung versetzt, wie den, der diesen schauerlichen, doch unschätzbar interessanten Aberwitzigkeiten zum ersten Mal gewahr wird.
Es trug sich zu, dass in einem Dorf, dessen Name nicht von großer Bedeutung für das Folgende ist, ein Junge mit ausgesprochenem rednerischen Talent, Karl Wilhem Zuckerberg, zugezogen war. Aus ferner Heimat nahm er mit seiner ganzen Familie den beschwerlichen Weg auf sich, nachdem ein Zerwürfnis mit der dortigen islamischen Gemeinde das Leben der Zuckerbergs auf nicht hinnehmbare Weise unangenehm gestaltet hatte. In der Tat sollte nicht verschwiegen werden, dass eben jene Schwierigkeiten dem Betragen des kleinen Karl Wilhelm zuzuschreiben waren, weil er in jugendlichem Irrwitz auf die Gebetsteppiche der Moschee Kressesamen gestreut und der beträchtliche Schaden durch deren Keimung von den Gemeindemitgliedern nicht als wehlose Folge eines Dummejugendstreich abgetan worden war.
Karl Wilhelm, der sich keinesfalls schämen musste, über seine Rhetorik in ausschmückensten Worten zu sprechen, gewann durch seine Beredsamkeit und sein munter gelassenes Gemüt schnell Anschluss in seiner neuen Heimat.
Gerade an einem Abend, als er seine horoskopische Rede vor den begeisterten Gleichaltrigen mit den salbungsvollen Worten "Wir alle interessieren uns für die Zukunft, weil ihr und ich den Rest unseres Lebens in ihr verbringen werden. Und vergesst nicht, meine Freunde, zukünftige Geschehnisse wie diese werden euer zukünftiges Leben mitbestimmen" beendete, geschah es, dass sein bis dahin emphatischer und markelloser Fluss unverzüglich abbrach und, ach, es ihm erschien, als durchborte eine gleisende Zuckung seinen Jünglingshaften Körper vom Kopfe bis zum Fuße. Was in sein vordem sündloses Fleisch einschnitt, war die adrette Gestalt der eintretenden Columbia Köpelstöck. Sie umgab eine Aura höchster Amut und gleichsam der Heiligen Rosalia schien sie schwebend in Regungslosigkeit und aus dem Äther herausgelöst unberührbar einherzuschreiten.
Die Umstehenden bemerkten freilich die Fassungslosigkeit Wilhelms, der darauf unter dem Vorwand ernster Grippesymptome für den weiteren Abend von der Anwesenheit dispensiert wurde.
Alleine in seinem Bett indessen marterten ihn geradezu fiebrige Visioen der blutjungen Schönheit. Wirklicher, plastischer als jemals zuvor verwandelte seine überschäumende Phantasie die ersten besten Gegenstände in seinem Gesichtsfeld zu verzerrten Trugbildern der Entrückten. Im hitzigen Schlaf imaginierten Hirnes Wirren, wie er beim Versuch Columbia aufzusuchen durch die unüberwindbaren Mauern eines steilen Turmes niederschmetternd gebremst wurde und er, gestärkt durch Triebes unüberwindbaren Willen, 10 Jahre ausharrte, ehedem sie ihr wildes Fleisch am Rücken genügend mit UV-Licht gefüttert, dass es ihm möglich wurde, an jenem Fleischzapfen (klingt auch für bizarre Träume nicht angebracht) die Meter emporzusteigen.
Wiederholt erwachte er im Schweisbad und mitunter erschien ihm die Verlockung, Druckertinte (ernst gemeint?) zu trinken, als letzte heilsame Option in seiner Ohnmacht. Schlussendlich nach durchwachter Nacht überwand er sich jedoch, nicht Länger ein Staubkorn in den treibenden Lüften ungebändigter Gefühle zu sein und bereitete Columbia ein Geschenk mit großen Mühen.
Am Mittage traf er stürmisch bei ihrem Haus ein, überreichte das Präsent durchzittert von hoffungsvoller Erwartung: Die Angebetete öffnete das Paket sich fragend, was der ihr beinahe Fremde unerwartet präperiert habe und wich alsdenn schreiend und hysterisch zuürck. Mit Blässe im Gesicht und von Entsetzen gezeichneten Zügen schoss sie letzte verachtende Blicke hinüber und entfernte sich postwendend.
Wilhelm wusste nicht wie ihm war, er konnte die ungehaltene Reaktion nicht verstehen und sein Schädel wurde von einer rauschenden Wolkte überflutet, in der es blitzte und donnerte. Es fühlte sich, als begänne er dunkle Nebel des Teufels zu trinken. Tiefe Verwünschungen stiegen auf vom Seelengrund und die quälende Frage, warum seine innigsten Bemühungen nicht ausreichten, erzwangen seinem Organismus ein wehmutsvolles Jaulen und Stöhnen.
Er ergriff das Geschenk, seinen kleinen, abgetrennten und als Amulett in einen Goldrahmen gefassten Zeh und schleuerte dies verdammte Stück heftig gegen eine Wand.
Überwältigt sollte sie von seiner Aufopferung sein und fürderhin allenthalben einen Teil von ihm mit sich führen. Er verfluchte Welt und Volk und schickte sich an, seiner Frisörin im Detail zu beichten, was geschehen war. Wenngleich die Frisörin ein ungeschmiedeter und roher Charakter war, fand sie als einzige ersprießliche Worte in jeder Lage und so tröstete Wilhelm auch in solch schwerer Stunde. Bald war er aber trunken von ihrem Mitgefühl und besuchte sie abermals und immer wieder, bis schließlich keine Haarpracht seinen Kopf mehr schmückte.
Jene Zuneigung saugte er auf gleichsam dem Dürstenden das Rinnsal in der Steppe. So begab es sich, dass er alsbald eine Kosmetikberaterin aufsuchte, nur zu dem Zwecke, ihr sein Leid klagen zu können, eine Verzweiflungstat von deren Wiederholung er Abstand nahm, als nach dem Besuch eine nicht allzu schändliche Metrosexualität ihn zeitweise entstellte.

Commis bitte. :>


Sehr interessant smile
Was mich sehr reizt sind die gut gewählten Worte. Kenne sonst leider keinen weiteren Texte von dir, aber scheinbar liegt dir diese Form des Deutschen sehr bzw. bist du darin sehr gewand( oder hast zu viel Langeweile um so langsam zu schreiben bis alles so steht )

Zudem eine interessante Figur dieser Willhelm smile



Geschrieben von TerraTX am 07.11.2009 um 11:01:

 

Soll mir das hier irgendwas Besonderes sagen? btw.: wie bist du nur auf dieses unglaublich passenden Titel gekommen?



Geschrieben von theroorback am 07.11.2009 um 20:00:

  RE: Und wie ich alles hasse Teil 1

Zitat:
Original von nymphy
( oder hast zu viel Langeweile um so langsam zu schreiben bis alles so steht )

Dazu ist der Text viel zu grob.
Und es ist höchst bedauerlich, dass dir der in meinen Augen sehr passende und wohlklingende Neologismus "Fleischzapfen" missfällt, aber ich führe das auf die heutzutage verbreiteten und überall vermittelten Ansichten über "anbrachte" Sprache zurück, welche keinen Platz für poetisches Vokabular votsieht.



Geschrieben von nymphy am 07.11.2009 um 21:15:

  RE: Und wie ich alles hasse Teil 1

Zitat:
Original von theroorback
Zitat:
Original von nymphy
( oder hast zu viel Langeweile um so langsam zu schreiben bis alles so steht )

Dazu ist der Text viel zu grob.
Und es ist höchst bedauerlich, dass dir der in meinen Augen sehr passende und wohlklingende Neologismus "Fleischzapfen" missfällt, aber ich führe das auf die heutzutage verbreiteten und überall vermittelten Ansichten über "anbrachte" Sprache zurück, welche keinen Platz für poetisches Vokabular votsieht.


Nein das nicht Augenzwinkern Ansich finde ich den Ausdruck vollkommen passend. Es war nur eine persönliche Vorstellung eines fleischgewordenen Tannenzapfens meine erste Assoziation smile


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