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Geschrieben von TRAKiLEiNi.<3 am 27.09.2009 um 22:20:
Sehnsucht | Kurzgeschichte
Lass frei, was du liebst.
Wenn es zurückkommt dann gehört es dir für immer.
Wenn nicht, dann hat es dir niemals gehört.
Schnee.
Ich sehe die weißen Flocken, wie sie sanft vom Himmel rieseln. Sie sind groß und dick, wirken flauschig. Und strahlen eine unbeschreibliche Ruhe aus.
Das ganze Tal schläft.
Eingedeckt mit Schneeschichten auf den Dächern, stehen die Häuser dicht an dicht, als würden sie sich aneinander kuscheln. Aus manchen Kaminen steigt ein dünner Rauch auf. Ich sehe den Nebel der Nacht, der sich sanft über die Stadt zu legen vermag. Ich spüre ihn auf meiner Haut, in Verbindung mit dem Schnee. Es ist kalt, unbeschreiblich kalt. Die Schneeflocken werden größer, werden ungestümer, da der Wind sie treibt. Sie legen sich in meine Haare, auf mein Gesicht, an meine Ohren. Ich versuche, sie mit den Händen einzufangen, doch es gelingt mir nicht. Sie schmelzen, sobald sie meine Haut erreichen. Ein Käuzchen stößt einen schrillen Schrei aus, bevor es in der Dunkelheit verschwindet. Es ist bereits halb eins in der Nacht. Der Wind wird stärker, durchdringt meine Jacke und verschafft mir einen frostigen Schauer auf dem Rücken. Ich bereue es, keine Handschuhe zu haben. Mittlerweile bin ich völlig zugeschneit, meine Haare sind voller Eis und meine Stiefel lassen das Wasser des geschmolzenen Schnees durch. Ich balle meine Fäuste und schlinge die Arme um den Körper.
Zittern.
Als Kind hatte ich oft Schüttelfrost, wenn ich krank war. Dann hatte ich mich in mein Bett gekuschelt und eine Wärmflasche bekommen. Doch das hier ist anders. Dieser Frost, diese verdammte Kälte kommt nicht nur von draußen. Nein, nicht nur. Während sich von draußen die Kälte an mir zu schaffen macht, bohrt sich die Sehnsucht von innen durch meinen Körper.
Sehnsucht.
Nach ihm.
Demjenigen, wegen dem ich nun hier im Schnee stehe und meine Füße schon nicht mehr spüre. Wir waren zusammen. Wir waren lange zusammen. Es war die schönste Beziehung, die ich hatte. Er machte mir Komplimente, Geschenke. Ich dachte in jeder freien Minute an ihn, träumte von ihm. Bei ihm hatte ich das Gefühl der absoluten Geborgenheit. Wenn ich ihn küsste, lief mir immer ein wohliger Schauer über den Rücken. Ich hatte vorher schon Beziehungen, doch ich spürte von Anfang an, dass es mit ihm etwas Besonderes ist.
Besonders.
Viele finden es besonders, wenn sie sich einmal teure Schuhe oder eine tolle Tasche leisten. Oder wenn sie ihren Lieblingsstar live sehen. Doch unsere Beziehung entsprach nicht dieser Form von Besonders.
Vielleicht passte einzigartig besser. Unvergleichlich. Außergewöhnlich.
Vielleicht war es besser, unsere Beziehung nicht in Worte zu fassen. Es hat mir sowieso nie gefallen, Gefühle in Worten auszudrücken, erst recht nicht, wenn es um ihn ging.
Ich denke zurück an unsere gemeinsame Zeit. An unsere Ausflüge, romantische Abende, Picknicke.
An unsere Zeit. Die, die ich unbeschreiblich vermisse.
Es kam so plötzlich. Unerwartet.
Er verschwand.
Ohne ein Wort an mich zu richten. Ich war verzweifelt, wusste nichts mehr mit meinem Leben anzufangen. Ich fand eine Notiz, das Einzige, was er mir zurückgelassen hatte. Es war ein kleiner Zettel, den er irgendwo abgerissen hatte.
Mit einer krakeligen Handschrift, die genauso einzigartig war wie unsere Beziehung. So besonders.
Baby, ich weiß, du liebst mich. Du vertraust mir und ich kann dir vertrauen. Nimm diese Notiz. Ich werde zurückkommen. Doch es ist ungewiss, wann. Vertraue auf dein Bauchgefühl.
Als ich damals die Notiz laß, wusste ich nicht recht, wohin mit meinen Gefühlen.
Erleichterung, da ich eine Nachricht hatte.
Trauer. Sehnsucht. Angst, ihn nie wieder zu sehen.
Das war vor genau einem Jahr, drei Monaten und 23 Tagen.
Ein Jahr. Drei Monate. 23 Tage.
Genau so lange, wie wir zusammen waren, bevor er mich verließ.
Der Schneefall beruhigt sich ein bisschen, doch die Kälte nimmt immer weiter zu. Diese verdammte Kälte würde meinen Körper fressen, ihn zerstören. Ich würde tatenlos zusehen. Es geschehen lassen. Genauso, wie ich es damals geschehen ließ, dass er mich verließ.
Ich sehe eine Silhouette. Eine merkwürdige Gestalt hinter den Bäumen. Groß, männlich.
Mein Herz macht einen Sprung. Ich habe schreien wollen, so laut schreien wollen, dass ich die ganze Nachbarschaft geweckt hätte. Ohne sein Gesicht zu erkennen, weiß ich, dass er es ist.
Mein Bauchgefühl hat mich nicht enttäuscht.
Er kommt näher, ich erkenne ein markantes Gesicht.
Eine Welle von Glück durchströmt meinen Körper.
Ich erkenne seinen typischen, besonderen Gang.
Glück.
Freude.
Wärme.
Ich öffne meine Jacke. Draußen ist es kalt, doch mein Inneres wärmt mich.
Er kommt näher, ich rieche seinen typischen Geruch, sein Deo, das er immer verwendet hatte, weil es mir so gut gefiel.
"Babe, ich wusste, du würdest warten. Ich wusste, du würdest mich nicht enttäuschen."
Er fällt mir um den Hals.
Die Kirchturmuhr schlägt Eins, als sich unsere Lippen berühren.
_____
Eben geschrieben, nur so aus Langeweile.
Freue mich über Meinungen und Kritik.
Danke fürs Lesen!
Geschrieben von TRAKiLEiNi.<3 am 28.09.2009 um 14:53:
So, hab den Satz mal ausgebessert (:
Danke für deine Kritik <3
LG
Noch jmd?
Geschrieben von wandaaa am 07.10.2009 um 17:29:
wunderschöne geschichte. wirklich wunderschön <3
Geschrieben von Bilder am 08.10.2009 um 19:56:
Schöne Kurzgeschichte.
Ich finde du kannst die Gefühle wunderbar beschreiben und auch die Vergleiche , wie die Beziehung war , sind schön.
Keine Kritik. Echt toll X)
<3
Geschrieben von TRAKiLEiNi.<3 am 30.10.2009 um 18:48:
danke ihr beiden.

<3
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