Kinderliebe

Die Wände schienen ihn zu erdrücken. Der kalte, graue Stein schien immer näher zu kommen. Dafür hasste er sie. Seine Pritsche, klein und schmal, trug nur wenig zum Wohlergehen bei. Seine Gedanken kreisten um seine Familie, seine Tochter. Er erinnerte sich an ihre nach Rosen duftenden Haare, ihre rosigen Wangen, das Glänzen in den Augen, wenn sie lachte. Dunkle Bilder kamen auf, seine Tochter weinte, schrie, sie war hilflos. Was hatte er getan?
Tränen füllten seine Augen. Doch nicht aus Scham, sondern wegen seiner blonden Tochter, die nun unter der Erde ruhig schlief. Nun war sie still. Seine schmutzigen Hände ballten sich zu Fäusten, gepeinigt vor Hass. Warum hatte sie nicht leise sein können, er wollte ihr nicht wehtuen. Er hatte sie geliebt.
Die dicke Tür öffnete sich und die Wärter kamen herein. Schwere Handschellen legten sich um seine dünnen Handgelenke, die Gewissheit kam. Er ließ sie herein. Nun, da der Tod nahe war, wusste er, welch schreckliche Taten er ihr angetan hatte. Doch bald würde er befreit sein. Er würde es wieder gut machen können.