Gegen Bilderklau - Das Original | Druckvorschau: Warum bist du nicht hier?

Gegen Bilderklau - Das Original (https://www.gegen-bilderklau.net/index.php)
- Prosa, Epik, Kunst (https://www.gegen-bilderklau.net/board.php?boardid=133)
--- Schreibecke (https://www.gegen-bilderklau.net/board.php?boardid=71)
---- Geschichten (https://www.gegen-bilderklau.net/board.php?boardid=77)
----- Warum bist du nicht hier? (https://www.gegen-bilderklau.net/thread.php?threadid=123946)

Geschrieben von Startpost-Retter am 09.12.2007 um 19:55:

Warum bist du nicht hier?

& wieder was von mir. Ich persönlich mag es nicht so sehr wie das vorhergegangen. Aber auch das mochte ich schon nicht.
& wieder einen lieben Dank an Rainbow. für den Titel <3

Eine einsame Träne bahnte sich ihren Weg über meine heiße Wange. Und wieder war es wegen dir, alles wegen dir. Das Verlangen hemmungslos zu weinen raubte mir beinahe den Atem. Der Gedanke an dich, an dein Verhalten am heutigen Tag, schmerzte körperlich. Ich blickte starr an die Decke. Einzelne Gesprächsfetzen, Erinnerungen drangen in mein Bewusstsein. Ich in deinen Armen, die Wärme, die Geborgenheit, ein Moment für die Ewigkeit. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so einen Augenblick noch mal erleben dürfte. Doch ich durfte. Nicht lange, aber ich durfte.
Leise seufzte ich, zog die Decke höher, drehte mich auf die Seite und starrte ins Zimmer. Mein Tisch, mein Schrank. Ich lag auf dem Sofa. Ich hatte mit dem Abend nicht abgeschlossen, ich konnte nicht ins Bett gehen. Meine Arme schlossen sich um meinen Körper, ich schloss die Augen. Ich dachte an den Augenblick, in dem ich in deinen Armen lag. Meine Haare, mein Gesicht, meine Kleidung, alles an mir roch nach dir. Die Erinnerung an dich war fast greifbar.
In dem Augenblick, in dem ich in deinen Armen lag, hätte ich nicht gedacht, dass du heute etwas tun könntest, was mich verletzen würde. Doch du konntest, ohja, du konntest. Eine weitere Träne rollte meine Wange hinab. Noch genau sehe ich dein Gesicht vor mir, deine Augen, die in meine schauten, deine Hand, die mein Gesicht streichelte, deine Lippen, die sich öffneten, um mir etwas zu sagen. Doch dann klingelte es an der Tür. Du bist aufgesprungen, als hätte man dich bei etwas Verbotenem erwischt. Innerhalb von Sekunden war die Intimität verloren. Ich richtete mich im Bett auf, schaute starr zum Fernseher. Willenlose Zombies. Ich konnte mich mit ihnen identifizieren. Ja das konnte ich, wenn man etwas tut, was man nicht will. Eine unsichtbare Kraft treibt einen dazu, man weiß nicht wie einem geschieht. Und wenige Momente danach, weiß man, dass es falsch war und könnte sich für das Getane ohrfeigen. So fühlte ich mich gerade. Am liebsten wäre ich nach Hause gegangen. Doch ich spielte dein Spiel mit, tat als wäre nichts geschehen und bemerkte nicht, wie viel Alkohol floss. Irgendwann, ich weiß nicht warum, aber irgendwann waren wir wieder allein. Schweigen zwischen uns, dass du nach endlosen Minuten brachst, mich fragtest, ob ich mit runterkäme. Natürlich ging ich mit. Und unten? Da saßen wir zu viert. Ihr wolltet noch weg. Und ihr wolltet mich mitnehmen. Doch ich lehnte ab, sagte, ich sei zu müde. Ein kurzer Blickwechsel mit dir, verriet wieso ich weg wollte. Ich hielt deine Gegenwart nicht mehr aus.
Und jetzt? Jetzt lag ich hier, alleine. Und insgeheim hoffte ich, dass du dich noch meldest. Natürlich wusste ich, dass du das nicht tun würdest. Aber trotz allem verschwendete ich aus unerfindlichem Grund viel zu viele Gedanken damit, was ich tun würde, würdest du doch auftauchen. Wieder wälzte ich mich auf die andere Seite, wie gern hätte ich dich jetzt hier bei mir, wie gern läge ich jetzt in deinen Armen, würde weinen. Du würdest mich trösten. Wie damals. So wie damals. Hier, allein, konnte ich nicht weinen. Nicht so wie ich es tun würde wenn du bei mir wärst, mich festhalten würdest. Du würdest mir über das Haar streichen, meine Stirn küssen und mit mir nach einer Lösung suchen. Doch für dieses Problem hier, kann ich deine Hilfe nicht in Anspruch nehmen. Du würdest es nicht einmal verstehen..