Geschrieben von kleine-Araberstute am 26.09.2007 um 19:53:
Glücksbärchi sein, das wär' so wunder, wunderfein
Meine neuste Kurzgeschichte

gerade erst entstanden, noch nicht überarbeitet.
Ich freue mich auf Kritik.
Es ist keine wirklich klassische KG, keine erzählende. Trotzdem zählt es für mich in diese rubrik, irgendwie.
Glücksbärchi sein, das wär’ so wunder, wunderfein.
Ich: Ich will ein Glücksbärchi sein…
Wuschel: Ja, ich würde auch gerne mal ein Glücksbärchi sein…
Ich: Dann muss man doch automatisch glücklich sein, oder?
Wuschel: Ich denke schon…
Ich: Dann will ich unbedingt ein Glücksbärchi sein!
Wie?, fragen Sie, warum bist du denn unglücklich? Du hast doch so viel.
Nein, antworte ich, ich bin trotzdem unglücklich.
Vielleicht habe ich ja wirklich mehr als andere, und trotzdem bin ich damit nicht glücklich. Es geht weder um Geld noch um Sachen. Es geht um die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben.
Ja, meine beste Freundin ist klasse. Ich liebe sie einfach (freundschaftlich). Und, ja, meinen Freund liebe ich auch. Doch wenn ich mich zwischen beiden entscheiden müsste, wüsste ich nicht, für wen. Unmöglich.
Ich liebe diese beiden Menschen mehr als alles andere auf dieser Welt und genau deshalb sind sie die beiden, die mich am meisten verletzten können. Sie haben die Macht, mich innerlich zu zerstören.
Wie?, fragen Sie. Ganz einfach: indem sie sich gegenseitig hassen.
Es tut weh, sehr weh, wenn Ihre beste Freundin Ihren Freund nicht leiden kann. Und es schmerzt so sehr, wenn die beiden sich beleidigen. Es ist, als würden sie einen selbst kritisieren.
Der Freund versteht nicht, wie man nur so eine beste Freundin haben kann und die Freundin versteht nicht, was einen an dem Typen reizt, wie man so einen Arsch lieben kann.
Kennen Sie die Antwort? Wissen Sie, wie sie reagieren würden? Hätten Sie keine Angst, einen der beiden zu verlieren?
„Helen, du musst etwas dagegen machen!“, schreie ich.
„Was denn?“, kommt die sarkastische Antwort. „Ich habe ihm doch schon gesagt, dass er aufhören soll. Aber ich kann doch auch nichts dafür, dass ihr euch nicht leiden könnt!“
Verzweifelt kehre ich ihr, meiner besten Freundin, den Rücken zu und gehe. Damals wusste ich noch nicht, dass das der entscheidende Schritt aus der Freundschaft ist.
Meiner Meinung nach hatte Kai alles kaputt gemacht. Er war einfach so zwischen uns getreten, hatte Helen ganz für sich in Anspruch genommen. Und ich war auf der Strecke geblieben.
Heute verstehe ich, warum Helen nichts getan hat. Was hätte sie auch tun können? Wir haben alle etwas falsch gemacht. Kai und ich, wir hätten uns nicht gegenseitig beleidigen sollen. Wir hätten akzeptieren sollen, dass Helen uns beide liebte, dass wir beide gleichwichtig für sie waren. Auch, wenn es sich manchmal nicht so angefühlt hatte. Und Helen, sie hätte ihre Zeit besser teilen sollen. Sie hätte uns beiden ebenjenes Gefühl geben sollen – dass wir ihr beide gleichwichtig sind.
Diese Freundschaft ist vorbei.
Und jetzt erlebe ich diese Scheiße noch einmal. Nur in einer anderen Rolle. Nie wieder hatte ich einen Typen zwischen zwei beste Freundinnen lassen wollen. Doch es war passiert. Jetzt war ich nicht mehr die Freundin, die verlassen wurde, jetzt war ich jene, die entscheiden sollte. Aber wie kann ich zwischen den beiden entscheiden? Ich will das doch gar nicht! Ich will sie beide behalten, ich liebe sie doch beide.
Warum können sie das nicht akzeptieren?
Ich wünschte, ich würde eine Lösung kennen. Eine, mit der wir alle zufrieden sein können. Eine, die keinen schmerzt.
Deshalb möchte ich ein Glücksbärchi sein, denn dann wäre ich glücklich.