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Geschrieben von Zahnfee am 22.08.2007 um 21:38:

  Jolie

Jolie



„Mama hört du mich ?
Hörst du die wundervollen Klänge,
welche ich auf der Violine spiele ?
Kannst du sie hören ?“


Kapitel 1 - Der Anfang aller Dinge

Es hatte angefangen, als ich 5 Jahre alt war, Mutter schenkte mir eine schwarze Katze, Milamou. Ich hatte mir nie eine Katze gewünscht, wurde ich falsch verstanden ? Mein Traum war es eine eigene Geige zu haben, ich würde spielen wie die Großen .... Jascha Heifetz, Yehudi Menuhin, Henryk Szeryng ... ich würde so schön Geige spielen, wie meine Mutter es tat. Doch ich bekam sie; Milamou, schwarz, ängstlich, mager, schwach. „Sie wird auf dich aufpassen !“ sagte meine Mutter damals. Ich hatte es nicht ganz verstanden, wunderte mich über die Worte und fragte mich, warum Mutter in der Zeit nicht mehr auf ihrer Geige spielte, es kamen keine weichen Klänge, kein leichter Gesang mehr aus ihrem Raum. Unsere Haushälterin Maria tauchte nicht mehr auf, war sie denn krank ? War sie traurig ? Ich hatte damals hinter einem Vorhang gestanden, der den Blick auf die Wahrheit nicht zuließ ...

Am nächsten Morgen war es erstaunlich still im Haus, ich hatte Angst, setzte mich behutsam auf die Bettkante und ging mit nackten Füßen über den kalten Steinboden in meinem Zimmer. „Mama?“ rief ich, hörte meine Worte wiederhallen. Meine Schritte wurden schneller, Tränen kullerten über meine Wangen. Der große Spiegel im Wohnzimmer, so leer, wenn nur ich mich in ihm sehen konnte. Ich rannte weiter, durchsuchte Küche und Flur. Die Tür zum Raum meiner Mutter war einen Spalt weit geöffnet, ich stieß die Tür weg, flüchtig wanderten meine Blicke durch den Raum. Die moosgrünen Vorhänge verblassten, schienen farblos und auch das bunte Bild an der Wand, welches ich gemalt hatte, verlor nach und nach alle Farben - nur noch eine verschwommenes Wahrnehmung, willenlos lies ich mich zu Boden fallen, schlief fest, in voller Bewusstheit die Gedanken zu verdrängen.

„ Jolie ...“ hörte ich leise Worte und als ich meine Augen öffnete, stand Maria in der Tür. Sie hatte mich ins Bett gebracht. Meine Traurigkeit schien für einen Moment lang betäubt zu sein, doch die große Ratlosigkeit blieb, verursachte große Schmerzen. „Jolie ... lass es dir erzählen, deine Mutter ist weg von hier, sie hat dir einen Zettel geschrieben, aber was dir warscheinlich noch viel mehr bedeutet, sie hat dir ihre Geige hinterlassen ...“ versuchte Maria zu erklären, ich zweifelte an ihren Worten und war nicht in der Lage, mich über ihre Geige zu freuen, war immer noch traurig, jetzt wo es die Wahrheit war ...

„Was steht auf dem Papier, ist es viel, ist es ein langer Brief ?“ meine Fragen überschlugen sich. „Es ist leider nicht viel, aber ich denke sie hat dich trotzdem lieb. Weißt du, ich wüsste auch sehr gerne, wohin sie fortgegangen ist, denn sie war ... immer sehr nett zu mir und ich fühlte mich ein bisschen wie eine Mutter für sie ...“ sie konnte ihre Tränen zurückhalten, setzte ihre Brille auf und begann zu lesen:

Jolie Henriette, so ein hübsches Mädchen bist du, ich liebe dich, ich mag deine stille, ruhige Art, gebannt mit hohem Verständnis für Musik und Kunst, Jolie, ich muss jetzt gehen, Jolie, bitte vergiss mich nicht ...

Die Worte lagen der älteren Dame schwer auf der Zunge, ich konnte es nachvollziehen und ließ mich zurück ins Kissen sinken. „Warum tut sie das, mag sie uns denn nicht ?“ wollte ich wissen. „Natürlich mag sie uns !“ versuchte mich Maria zu trösten und setzte sich zu mir ans Bett. „Wann kommt sie zurück ? In einer Woche, in Zwei, in Drei ?“ fragte ich erwartungsvoll, sah Maria mit großen Augen an. „Nun, das weiß ich nicht ...“. Sie wusste es, sie wusste, dass sie nicht zurückkommen würde, doch sie wollte mir dieses Leid nicht antun, nicht im Alter von 5 Jahren.

Seither stand ich jeden Tag am Fenster, schaute in die leere, blasse Wohngegend, war voller Hoffnungen, Mutter bald wieder zu sehen. Die Tage wurden länger und grauer, die Hoffnungslosigkeit kam mit großen Schritten näher. Ich lag oft den ganzen Tag im Bett und weinte und Milamou saß neben mir und schaute mir in die Augen, sagte nichts. Manchmal meinte ich, mich in ihren Augen wiederspiegeln zu können. Einsam, dunkel, schwach, verwirrt, unbeholfen. Mit großem Respekt schaute ich zu Maria hoch, die Tag für Tag in unser Haus kam und sich um mich kümmerte.

Eines dunklen Winterabends hörte ich das alte Grammophon in der Stube klingen. Mit langsamen Schritten ging ich die Treppe hinunter und sah, wie Maria in dem Sessel am Karmin saß und Wein trank. Ich setzte mich schweigend zu ihr, sie lächelte mir zu, bot mir Lebkuchen an, ich lehnte ab, hatte keinen Hunger. „Ich muss dir etwas erzählen, Jolie ...“ sie holte Luft und stellte ihr Glas beiseite. „Nun, ich bin alt, das weißt du ... und alte Menschen dürfen nicht mehr soviel arbeiten und auch wenn ich sehr an diesem Haus hänge, so werde ich bald aufhören zu arbeiten ... aber keine Angst, Jolie, ich habe ein junges Paar kennengelernt, die für dich sorgen werden, sie werden sicherlich nett zu dir sein ...“ versuchte mir Maria zu erklären, doch ich wollte nicht verstehen, schüttelte widerwillig den Kopf. „Ich brauch niemanden, der auf mich aufpasst, Mama kommt bald wieder ...“ - plötzlich schien die volle Hoffnung wieder in mir zu wühlen. Maria seufzte und strich mir über die Wange. „Es ist besser, wenn du jetzt zu Bett gehst, Jolie ...“ riet mir Maria und versprach mir, dass alles besser werden würde. Zu Unrecht, das weiß ich heute, doch damals konnte ich es noch nicht wissen.

In meinem Zimmer war es eisig kalt, der Wind ließ die alten Fenster rattern und pfiff durch Lücken und Ritzen unseres alten Hauses. Erst im Morgengrauen schlief ich ein träumte von meiner verbitterten Zukunft. In einem weißen Raum, mit weißen Vorhängen und weißen Möbeln saß ich auf den weißen Fliesen. Im Traum war ich zu einer hübschen jungen Dame herangewachsen, mit großen blauen Augen, um die mich jeder beneiden würde. Ich schaute zu Boden und weinte bitter. Ich sah Mutter mit ihrer Geige in der Tür stehen, doch die Töne, die sie spielte waren verzogen und unsauber. Plötzlich öffnete sich eine Tür und viele Frauen, in weiß gekleidet kamen hinein. Sie lachten und sangen, eine schlechter wie die andere. Als ich aufwachte war es bereits mittags und ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass es geschneit hatte. Milamou mauzte schwächlich und schlich auf der Fensterbank hin und her. Das erste Mal seit langer Zeit nahm ich die Geige meiner Mutter unter dem Bett hervor. Sie lag weich gebettet in einem wunderschönen Geigenkasten. Vorsichtig nahm ich das werte Stück heraus und setzte es an mein Kinn. Als ich mit dem Bogen über die Seiten strich offenbarte sich ein dunkler voller Ton. Ich schloss die Augen und dachte an einen tiefen Laubwald mit großen, dicken Bäumen. Ein Reiter galoppierte vorbei und schlug mit einem dicken Stock gegen einen der Baumstämme. Ein wunderschöner tiefer Ton entstand, ähnlich wie meiner, nur noch schöner. Erneut setzte ich den Bogen an und strich über die Seiten. Ein milder heller Klang hallte in meinem Zimmer wieder. Ich konnte die Sonne aufgehen sehen, sah den Frühling, blühende Wiesen und vernahm einen süßlichen Duft, wie Honig.


Freue mich über Bewertungen & Kritik fröhlich

Viele Grüße
die Zaaahnfeee



Geschrieben von nymphy am 22.08.2007 um 22:26:

 

O.O

krass

null kommo null kritik.. wow... schreib ruhig weiter !

Du bringst die Traurigkeit total gut rüber und auch die Umgebung erscheint für einen Fremden vor seinem inneren Auge..echt klasse !



Geschrieben von Zahnfee am 22.08.2007 um 22:30:

 

Boah, danke smile
Hätte mit dem Lob nicht gerechnet smile ))



Geschrieben von .jinx am 23.08.2007 um 19:02:

 

sehr schön, mir gefällts total gut ^^
nur die direkte Rede ist nicht so toll. Diese Maria spricht zum Mädchen wie zu einer Erwachsenen - und es wirkt total unecht.
ansonsten mag ichs gern - werde bestimmt weiterlesen.
lg Nikki



Geschrieben von Anna1985 am 23.08.2007 um 19:53:

 

Ich finds toll. Du hast einen tollen Schreibstil, bringst sehr schön Gefühle rüber und kannst gut beschreiben. Dein Text ist - soweit ich es beim Lesen mitbekommen habe - fehlerfrei. Schreibe bitte weiter, ich bin neugieriig wies weiter geht.
lg



Geschrieben von Zahnfee am 23.08.2007 um 22:07:

 

Danke, danke ...

@ Nikkivieh:
Ja, da ist schon was dran, ich versteh schon was du meinst, aber diese Familie lebt ja nun etwas altmodisch und früher haben die ähnlich mit ihren Kindern gesprochen, vielleicht nicht umbedingt mit 5 Jahren, aber eine Ausnahme war es sicherlich nicht ...

Aber trotzdem vielen Dank, ich werde das ganze nochmal überschauen fröhlich

Viele Grüße
Zahnfee

P.S : Ich bin 14, desshalb umfasst mein Wortschatz nicht tausende Begriffe oder Fremdwörter, versucht das bitte zu berücksichtigen großes Grinsen



Geschrieben von Evangeline am 24.08.2007 um 22:20:

 

Hmh, gefällt mir gut.
Schön geschrieben.
Jetzt bin ich traurig +seufz+.

Allerdings verstehe ich nicht warum diese Maria weiterhin kommt.
Die wird doch nicht mehr bezahlt? Oder gab es in jener Zeit in der du geschrieben hast noch so gutmütige Menschen die umsonst gearbeitet haben oder eher die sich einfach so um ein kleines Kind gekümmert haben?
Oder hat sie es dann nur getan da sie so eine gute Beziehung zu der Familie hatte etc?
Naja, egal.

Was ich mich noch zu deinem Benutzernamenfrage...Du hast nicht zufällig so nen schrecklichen Gruselfilm von/mit der Zahnfee gesehen oder oO ?



Geschrieben von Zahnfee am 25.08.2007 um 00:25:

 

Dankeschön fröhlich


Von dem Gruselfilm hab ich nie was gehört xD
Find den namen nur lustig ^^



Geschrieben von *Jessi* am 25.08.2007 um 09:02:

 

uiiii die Gesichte wollte ich erst nicht lesen, weil sie so einen "langweiligen" Titel hat, habe mich dort überwunden (zum Glück) und habe sie gelesen, die Geschichte ist wundervoll, sie gefällt mir total...
sie ist spannend und man denkt man ist selber das kleine Kind und durchlebt ihre Gefühle Gedanken usw...

ich freu mich schon auf die Fortsetzung... Augenzwinkern



Geschrieben von Zahnfee am 25.08.2007 um 11:56:

 

„Bis bald!“ verabschiedete ich mich von der Geige und legte sie zurück in den alten Geigenkasten. Eine Träne bahnte sich den Weg auf meinem kleinen Gesicht und daraufhin folgte ein leises Schluchtzen. Eine innere Stimme sagte mir, dass ich stark bleiben müsste, egal was passieren würde, doch ich verschlung nur wütend die Arme „Ich weiß was passieren wird, Mama wird wiederkommen ...“ gab ich überzeugt zurück. Im nächsten Moment ließ ich mich zurück ins Bett sinken und aus einer Träne wurden viele viele kleine. „Vielleicht“ fügte ich meinem letzten Satz hinzu und die Gedanken an den Traum ließen mich innerlich zusammenzucken. „So darf es nicht werden, bitte nicht ...“ flüsterte ich verzweifelt, ehe Milamou mit einem geschmeidigen Satz vom Fensterbrett auf mein Bett sprang, sie sah mich eindringlich an und gab ein leises Mauzen von sich. „Was willst du mir bloß sagen ?“ überlegte ich. „Du bist auch allein, hm ? Mama sagte, sie hätte aus dem Tierheim. Du bist ich, nur in Form einer Katze, richtig ? Und du kannst nicht mit mir reden, leider ...“ meine Stimme wurde leiser und ich senkte den Blick. Meine Selbstgespräche konnte niemand hören, denn ich war allein im Haus. Morgen schon würden die Menschen kommen, die auf mich aufpassen sollten, die meine Zukunft ruinierten, die mein Leben zerstören werden - ob es stimmte ? Ich hatte nur ein schlechtes Gefühl, doch nur selten hatten mich meine Gefühle gettäuscht.



Geschrieben von nymphy am 26.08.2007 um 12:14:

 

Zitat:
Original von Zahnfee
„Bis bald!“ verabschiedete ich mich von der Geige und legte sie zurück in den alten Geigenkasten. Eine Träne bahnte sich den Weg auf meinem kleinen Gesicht und daraufhin folgte ein leises Schluchtzen. Eine innere Stimme sagte mir, dass ich stark bleiben müsste, egal was passieren würde, doch ich verschlang nur wütend die Arme ineinander. „Ich weiß was passieren wird, Mama wird wiederkommen ...“, gab ich überzeugt zurück. Im nächsten Moment ließ ich mich zurück ins Bett sinken und aus einer Träne wurden viele,viele kleine. „Vielleicht“, fügte ich meinem letzten Satz hinzu und die Gedanken an den Traum ließen mich innerlich zusammenzucken. „So darf es nicht werden, bitte nicht ...“ flüsterte ich verzweifelt, ehe Milamou mit einem geschmeidigen Satz vom Fensterbrett auf mein Bett sprang, sie mich eindringlich an sah und ein leises Mauzen von sich gab. „Was willst du mir bloß sagen ?“ ,überlegte ich. „Du bist auch allein, hm ? Mama sagte, sie hätte dich aus dem Tierheim. Du bist ich, nur in Form einer Katze, richtig ? Und du kannst nicht mit mir reden, leider ...“. Meine Stimme wurde leiser und ich senkte den Blick. Meine Selbstgespräche konnte niemand hören, denn ich war allein im Haus. Morgen schon würden die Menschen kommen, die auf mich aufpassen sollten, die meine Zukunft ruinierten, die mein Leben zerstören würden - ob es stimmte ? Ich hatte nur ein schlechtes Gefühl und sehr selten hatten mich meine Gefühle getäuscht.


Ok.... hab mal so korrigiert.. also eig. bin ich ein wenig enttäuscht unglücklich Aber nich immer kann man so gut schreiben Augenzwinkern


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