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Geschrieben von Blümchen am 28.07.2007 um 23:44:

  Sein Verlassen | Kapitel 2 | Drama

Aus Gründen, die ich nicht weiter breit treten will,
habe ich beschlossen, eine Pause in Sachen Erdenwiese einzulegen.
Momentan ist mir das Thema einfach zu krass,
weil ich aber nicht einschlafen will und meine Texte weiter an den Mann bringen möchte, beginne ich eine Geschichte, die ich mir schon seit längerem zurecht gelegt habe. Dazu muss ich aber sagen, dass der Schreibstile nicht jedermanns Typ sein wird und ich ihn dennoch nicht total umkrempeln werde. Kritik ist wie immer ( hört sich alteingesessen an, soll es aber nicht ) erwünscht und als letztes bitte zurücklehnen und genießen. ( oder auch nicht )

S e i n . V e r l a s s e n
... sollte so einiges ändern.

Kapitel 1
Ein Anfang bringt ein Ende



Sie hob die Hand in die Höhe und winkte, ehe sie das weiße Tuch galant zur Nase führte und einmal kräftig hinein schnäuzte. Wie konnte er sie nur verlassen? Nicht für immer, nein, aber allemal länger, als sie hätt
e ohne Weiteres ertragen können. Nicht einmal in ihren schlimmsten Alpträumen war dieser Fall von solch zerrender Sehnsucht vorgeführt worden.
Ihre Großemutter hatte ihren Liebsten im Krieg verloren - es war etwas Endgültiges gewesen.
Doch auch wenn der ihre vielleicht nicht für immer fort war, der schützende Arm würde dennoch lange fehlen.
> Zu lange < , dachte Helena gekränkt. Sie sah der davon fahrenden Kutsche stumm hinterher - hatte bereits aufgegeben die Tränen zurück zu halten.
> Es gelingt mir ohnehin nicht < , hatte sie sich vor einigen Minuten eingestanden und den trauigen Tränen fortan freien Lauf gelassen. Also war das einzige Geräusch, welches sie wahrnahm, ihr eigenes Schluchzen. Den regen Betrieb, der um sie herum herrschte, erreichte sie nicht ein einziges Mal.
Erst jetzt, als der Wagen, der hinter den Zugpferden herrollte, sich außer Sichtweite befand, wagte sich Helena Gedanken darüber zu machen, was nun folgen würde - Nicht, dass ihr Mann sie zuvor hätte hören können, wenn sie nachdachte. Doch vielleicht, so meinte Helena, hätte er die Gedanken aus ihren Gesichtszügen lesen können. Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen bereitete. Immerhin trat er diese Reise ihretwegen an. Natürlich nicht nur, doch zum größten Teil.
" Auf bessere Zeiten. " Hatte er ihr zum Abschied in das Ohr geflüstert. Zwar hatte er mehr zu sich, als zu ihr gesprochen, doch gab es ihr vermutlich ebenfalls annähernde Motivation, wie ihm.
Dennoch konnte sein Fortsein genauso viel Risiken bringen, wie sein beinahe nutzloses Dasein - das sollte Helena bald erfahren.
Ein lautes Glöckenläuten riss sie rücksichtslos vom Abschied los und in die Realität zurück. Die Kutsche, in der ihr Mann fortgefahren war, war zudem schon seit 10 Minuten abgefahren gewesen und hatte sich innerhalb von wenigen Minuten entfernt und war außer Sichtweite gerollt. Erbärmlich, dass sie es nicht realisiert hatte und sich in Mitten Aller, zum Gespött machte.
> Wüssten sie, was es bedeutet, ihn für so lange zu verlieren, würden sie keine missbilligenden Blicke verteilen, < redete sich die Frau stur ein und fuhr herum, um zu sehen, was das Läuten auf sich hatte. Ein Kutscher, ließ ein Seil, an dem eine Glocke befestigt war, erleichtert los, als sie ihn ansah. Er rutschte von dem Kutschbock hinunter und eilte auf sie zu. Als er sich schließlich einen sicheren Weg durch die Menge zu ihr hinüber gebahnt hatte, holte er tief Luft und begann zu sprechen. Es war ihm sichtlich anzumerken, dass tiefes Mitleid gegenüber Helena in ihm rührte und auch wenn diese es verabscheute, war sie augenblicklich nicht in der Lage, ihn dafür zu strafen.
" Die Pferde warten, sie müssen zum Hof zurück und ... "
Bevor er seine auswendig gelernt scheinende Leier herunter beten konnte, fiel ihm Helena schon ins Worte und tupfte währendessen letzte Tränen aus ihrem Gesicht.
" Ich bin mir dessen bewusst, Theor. Auf, spurn die Pferde und vergeude mir keinen Augenblick, in dem die Sonne noch helles Licht auf uns herab wirft. " Sie tadelte ihn nur in sanftem Ton und zog sich auf den Bock hinauf. Es war nicht schicklich für eine Dame, dort zu sitzen, doch in diesem Moment interessierte es sie herzlich wenig und das ließ sie Theor, wie auch die anderen im Gewimmel, ohne schlechtes Gewissen, sehen.
Der Bursche gab den Pferden einen heftigen Hieb auf deren Rücken. Es folgte eine ruckartige Reaktion der alten Zugpferde, die sofort in flottem Trab Richtung Hof marschierten. Ihre Schritte waren zäh und lange nicht so geschmeidig wie in früheren Zeiten. Doch für neue Tiere fehlte Helena und ihrem Mann das Geld. Sie waren im Allgemeinen ohnehin schon froh, wenn sie die Fristen der Arbeiter verlängern konnten und diese einen gescheiten Lohn für hartes Werk bekamen.
Theor zog die Zügel an und parrierte die Zugpferde durch. Er hatte die Kutsche zuvor auf den Hof durch das Tor gelenkt. Nun standen sie direkt vor der großen Eingangstür des Hauses. Früher war es einmal villengleich gewesen, doch nun hingen überall Spinnenweben und morsche Holzbalken bildeten keine Ausnahme mehr. An jeder Ecke war zu sehen, dass es um Helenas Finanzen nicht sonderlich gut stand.
Sie rutschte vom Kutschblock hinunter, ehe der junge Hofbursche ihr zur Hilfe kommen konnte. Er warf ihr einen tadelnden Blick zu, doch sie ignorierte ihn. Stattdessen zog sie ihren Rock zurecht und ließ den Blick über den Garten gleiten. Früher hatte hier frisches Gemüse gelebt, doch inzwischen war jegliches Grün aus diesem gewichen. Stattdessen strotzte das Unkraut nur so vor Stärke. Es sah aus, als hätten auf einem Schlachtfeld die Krieger den Grabsteinen Platz gemacht. Alles schrie förmlich nach Ordnung, doch Helena hatte keine Zeit, sich persönlich darum zu kümmern. Abgesehen davon, fehlte ihr die Motivation dazu. Doch jemand anderen zu schicken, der es in Reih` und Glied brachte, war zu teuer. Ihr fehlte schlichtweg das Geld.
Seufzend wandte sie sich wieder zu Theor um, doch dort, wo er zuletzt gestanden hatte, war nun Leere. Helena fühlte sich bei dieser Erkenntnis noch verlassener als zuvor. Es reichte doch schon, dass ihr Mann sie verlassen hatte, nun blieben noch nicht einmal mehr die Hofburschen in ihrer Nähe. War ihre Trauer um das Verlorene so groß, dass es selbst Außenstehende abschreckte?
> Unmöglich, Trauer ist innerlich, was er dagegen sieht, ist äußerlich, < stellte sie fest und spürte, wie Missbilligung in ihr aufstieg. Schnell unterdrückte sie sie und tadelte sich dafür, überhaupt etwas in diese Richtung empfunden zu haben. Sie sollte lieber aufhören ständig nur an sich selbst zu denken. Schließlich war sie nicht die einzige auf dieser Erde.
" Aber du bist trotzdem der Sinn dieses Lebens. Meines Lebens ", hörte sie Kayne von weit her sagen. Selbstverstänlich wusste sie, dass es Einbildung war. > Aber es ist eine zu schöne Einbildung, als dass ich sie könnte vertreiben, < verteidigte sich Helena selbst und senkte den Kopf Richtung Schlüsselbein. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Haupt schmerzte. Vielleicht hatte sie zu viele Tränen vergossen. Egal, weshalb die Kopfschmerzen eingetreten waren, es fühlte sich an, als hämmerten viele kleine Wesen von innen auf ihren Schädel ein.
Helena holte tief Luft und versuchte den Schmerz dadurch zu lindern, doch es gelang ihr nicht. Schließlich beschloss sie, ihn einfach bis auf Weiteres zu ignorieren und lief Richtung Haustür. Spinnenweben lächelten ihr entgegen und morsches Holz knarrte unter ihren Füßen, als sie in die Diele eintrat. Eine plötzliche Kühle umschlang ihren Körper, als kippe jemand kaltes Wasser auf sie herab. > Vielleicht, < grübelte Helena gekränkt und erfreut zugleich, > trauert das Haus ebenfalls um sein Verlassen. < Bestimmt hätte ihr Mann sie ausgelacht, hätte sie ihm dies gesagt. Doch für Helena war es dennoch so etwas wie ein unbewusster Trost.
Sie zog die Tür zu und versuchte ihre Trauer auszusperren. Allein diese bildliche Vorstellung, reichte jedoch aus, sie erneut aufzureißen und ihr abermals Eintritt in ihr Herz zu gewähren. Dämliche Annahme, dass er durch diese Reise weit fort von hier, ihr Leben verbessern könnte. Im Gegenteil, er riss viel eher tiefe Abgründe, in die sie jede Sekunde drohte abzustürzen.



Geschrieben von Fiepmatz am 29.07.2007 um 12:45:

 

Hey Blümchen.
Ich muss ehrlich sagen, ich bin begeistert von deiner Geschichte.
Auch wenn noch nicht sonderlich viel passiert ist, so beschreibst du das Geschehen und die Gefühle in einem so packend spannendem Stil, dass es mir einfach Spaß gemacht hat, es zu lesen.

Doch habe ich ein paar winzige Fehler gefunden:
Zitat:

ohne weiteres


Ich glaube, "weiteres" schreibt man in diesem Fall groß.

Zitat:

etwas endgültiges

"endgültiges" schreibt man eindeutig groß.

Zitat:

und den trauigen Tränen


Rechtschreibfehler bei traurig. Und außerdem finde ich es etwas unnötig zu schreiben, "traurige Tränen". Das wirkt für mich wie "tote Leiche".

Zitat:

Doch vielleicht, so meinte Helena, hätte er die Gedanken aus ihren Gesichtszügen lesen können. Sie wollte doch nicht, dass er sich Sorgen bereitete.


Wiederholungsfehler ist kursiv markiert.


LG Fiepmatz



Geschrieben von Diabolo am 29.07.2007 um 12:52:

 

Ich finde deine Geschichte auch wirklich sehr gut und flüssig zu lesen. Du hast einen guten Schreibstile. Ich bin auf eine Fortsetzung, bzw. den nächsten Teil gespannt Augenzwinkern



Geschrieben von Drops am 29.07.2007 um 13:12:

 

- edit -



Geschrieben von Lillieth am 29.07.2007 um 13:14:

 

Ich find den ersten Teil deiner Geschichte wirklich gut und deinen Schreibstil finde ich auch klasse
Freu mich schon auf eine Fortsetzung smile



Geschrieben von Blümchen am 29.07.2007 um 13:17:

 

Dankeschön für Lob & Kritik.

Habe alles verbessert, was du erwähnt hast, Fiepmatz,
nur über die traurigen Tränen wirst du wohl oder übel
hinweg sehen müssen. Tränen können ja auch fröhlich sein
( nicht, dass ich sie charakterisieren will, aber... ) und auch
wenn das hier eigentlich sehr rauskommt, dass die aus Trauer
fließen, finde ich es einfach... in diesem Augenblick fast
angebacht. Naja, vielleicht nicht direkt angebracht, aber
mir gefällts und die Freiheit nehm ich mir einfach Mal, es
stehen zu lassen Augenzwinkern

Liebe Grüße

PS: Habe eine Fortsetzung reineditiert.
Damit ist Kapitel 1 fürs erste fertig. Ist so kurz, weil es
eben das erste ist und mehr oder minder in das Geschehen
einführen soll.



Geschrieben von Fiepmatz am 29.07.2007 um 14:18:

  RE: Sein Verlassen | Kapitel 1

Das mit den "traurigen Tränen" sehe ich jetzt ein. Deine Argumentation war wirksam Augenzwinkern

Zitat:
Original von Blümchen
Theor zog die Zügel an und parrierte die Zugpferde durch. Er hatte die Kutsche zuvor auf den Hof durch das Tor hindurch gelenkt.
Ich würde das "hindurch" weglassen, das hört sich sonst so doppeltgemoppelt an.


Zitat:
" Aber du bist trotzdem der Sinn dieses Lebens. Meines Lebens, " hörte sie Kayne von weit her sagen.

Das Komma vor den Anführungszeichen muss hinter die Anführungszeichen.

Zitat:
Helena holte tief Luft und versuchte den Schmerz zu vergessen, doch es gelang ihr nicht. Schließlich beschloss sie, ihn einfach bis auf Weiteres zu ignorieren und lief Richtung Haustür.

Ich finde, vergessen und ignorieren läuft in diesem Fall auf das Gleiche raus.

Zitat:
Doch für Helena war es dennoch soetwas wie ein unbewusster Trost.

"so etwas" muss auseinander geschrieben werden.



Sonst wie der erste Teil gut Augenzwinkern

LG Fiepmatz



Geschrieben von Blümchen am 29.07.2007 um 15:30:

 

Danke Fiepmatz smile
Hab diesmal alles verbessert.
Erst hab ich bei dem hindurch wegstreichen
gezögert, aber da durch in dem Satz ja
schon vorhanden ist, hast du recht Augenzwinkern

Grüßelchen



Geschrieben von Fiepmatz am 29.07.2007 um 19:59:

  RE: Sein Verlassen | Kapitel 1

Zitat:
Original von Blümchen
Im Gegenteil, er riss viel eher tiefe Abgründe, in die sie drohte jede Sekunde abzustürzen.


Es tut mir ja leid, aber ich glaube, ich habe noch einen kleinen Fehler gefunden (dein Text soll ja schließlich perfekt sein Zunge raus ).
Und zwar weiß ich nicht, ob der Nebensatz so richtiges Deutsch ist. Von der Satzstellung her meine ich. Es hört sich eher an, wie in einem Gedicht, in dem die Wörter so gedreht werden, dass es sich am Ende mit einer anderen Zeile reimt.
Ich würde es einfach so umdrehen: ", in die sie jede Sekunde abzustürzen drohte."
Aber irgendwie passt deine Stellung doch. Dieser Satz verwirrt mich...o_O

Naja, man müsste dazu andere Meinungen hören Augenzwinkern

LG Fiepmatz



Geschrieben von Blümchen am 30.07.2007 um 11:41:

 

Im Gegenteil, er riss viel eher tiefe Abgründe, in die sie jede Sekunde drohte abzustürzen.

Das wär das korrekteste, was man draus machen könnte oder Augenzwinkern ?


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Kapitel 2
Die Zeit bleibt nicht stehen






Helena hängte ihre leichte Jacke an einen Harken und schlenderte dann die Diele entlang. Der Holzboden knarrte unter ihren Füßen, als würde er gleich jeglichen Widerstand aufgeben und unter ihr nachgeben.
Die Tür des Tageszimmers stand leicht offen, sodass sie sich ein Öffnen ersparte und einfach den Spalt mit dem Körper soweit aufstieß, dass sie hindurch schlüpfen konnte. Sie schritt zum Kessel hinüber und zündelte an altem Holz herum. Es entstand ein kleines Feuer, das sie mit mehr Holz immer weiter in die Höhe trieb, bis die Flamme den Kessel wärmend umschloss. > Genau wie sein Arm ... < , stellte Helena seufzend fest und starrte trostlos in die Flammen. Ein Glück, befand sich noch genug Wasser im Kessel, sodass sie nicht nachfüllen musste. Denn auch wenn es zu wenig gewesen wäre, Helena hätte es vergessen. > Wie kann ich es nur ohne ihn schaffen. Allein die freie Seite im Bett, wird mir Nerven rauben und alle Motivation. Ich werde nicht heute, nicht morgen und auch nicht in einem Monat, in der Lage sein, den Hof anständig zu leiten und mich gleichzeitig als eine schickliche, muntere Dame zu präsentieren. < Sie versuchte ihre Sorgen zu unterdrücken, doch sie waren zu groß, als dass es ihr hätte gelingen können. > Wie soll ich nur Oreks Hand widerstehen, wenn er sie mir anbietet? < Es widerte sie an, daran zu zweifeln, dass sie dem Mann nicht weiterhin die kalte Schulter zeigen konnte. > Aber er wird es nun erst recht versuchen. Noch hartnäckiger, noch unverschämter. Er wird alles, was ich ihm nicht zahlen kann, für sich nutzen, um mich Privat zu gewinnen. < Sie legte die Stirn sorgevoll in Falten und stöhnte abgrundtief, als stehe ihr der Weltuntergang bevor. Ihr Mann, so tröstete sie sich, hätte nie gewollt, dass sie um ihn weinte. Bei diesem Gedanken, musste Helena lächeln und tadelte sich anschließend zürnend, dass sie dies getan hatte. Freude, über sein Verlassen, war für ihn bestimmt noch schlimmer, als Trauer. Gewiss, wer mochte schon gerne hören, dass die eigene Frau sich freute, den Mann nicht mehr im Haus zu haben?
Plötzlich waren Schritte zu hören, doch Helena schien nicht auf sie zu achten. Sie hob das Kinn ein wenig an und hielt die Hände prüfend über den offenen Kessel. Sie wollte die Temperatur des Wasser abschätzen und spürte, dass das Wasser noch einige Minuten brauchen würde, bis es kochte. Es war eine Sache der Übung, die mit der Zeit einfach kam und einem das Kochen erleichterte.
Schmunzelnd griff Helena in einen Korb, der neben ihr hing und legte einige Kartoffeln auf die Arbeitsplatte, die sie anschließend wusch und dann samt Schale in Stücke schnitt. Sie wiederholte es mit zwei Pfund und kippte alles in den Kessel, wessen Wasserinhalt nun langsam zu brodeln begann. Anschließend zerschnitt sie ein Dutzend Karotten und ein halbes Dutzend Lauch, sowie 2 Zwiebeln. Alles zusammen verschwand nach und nach im heißen Kessel. Inzwischen kochte das Wasser stark.
Die Schritte hatten lange innegehalten, doch nun setzten sie wieder an. In diese vermischten sich weitere, die nun von anderen Personen stammen mussten. Lautes Gelächter erfüllte die Diele und dann war alles wieder still.
Helena beugte sich über den dampfenden Kessel und würzte die Suppe mit Salz und Pfeffer. Unübersehbar ging sie vorsichtig mit den Gewürzen um. Sie hatte nicht das Geld dazu, sich viel davon anzuschaffen, doch ohne sie, würde kein Gericht schmecken. Die Arbeiter brauchten eine gescheite Mahlzeit zum Mittag. Auch wenn Helena ihnen nur selten Fleisch auftischen konnte, bemühte sie sich mindestens darum, ihnen das Gericht schmackhaft zu servieren und würzen.
Nun wurde die Tür aufgestoßen und sechs Burschen streckten die Köpfe hinein. Sie sogen den feinen Duft von Kartoffelsuppe genüsslich ein und stellten die übliche Frage.
" Können wir uns zu Tisch begeben? " > Für sie ist alles gleich geblieben <, warf Helena ihnen innerlich zornig vor, versuchte sich aber zu beherrschen.
" Gewiss. In einigen Minuten wird es schmackhaft sein. " Sie hörte, wie die Sechs sich jeweils einen Stuhl zurecht rückten und sich darauf niederließen, ehe sie ein reges Gespräch begannen. Das taten sie immer. In ihrer Küche, so hatte sie oft erzählt, spricht man über Gott und die Welt.
" Nur noch ein halbes Dutzend von Tagen und dann steht der Ball vor der Tür. " Helena erinnerte sich nur ungern daran, doch nun war sie quasi gezwungen worden, als Theor es ansprach.
" Und, hast du schon ein Weib, dass du begleiten wirst? " Raunte ein Dunkelhaariger und lehnte sich provozierend zurück, während er die Arme vor der Brust verschränkte.
" Nein. " Gab der Kutscherjunge kleinlaut zurück und ließ den Blick sinken. Die anderen lachten nur dröhnend und feigsten über ihn.
" Ich werde Malene einen Antrag machen! An Ort und Stelle. " Berichtete ein anderer stolz, während sich das Gelächter legte.
" Das wird sie kaum überraschen. Du hast es schließlich schon überall herum posaunt! Törrichter Bursche, du. " Die anderen, selbst Theor, nickten zustimmend und grinsten belustigt.
" Findet ihr erst Mal ein Weib, dann reden wir weiter! " Wieder dröhnte Gelächter in Helenas Ohren. Sie hasste es, dass schändige Wort 'Weib' zu hören, doch sie konnte es ihnen nicht unterbieten, es zu verwenden. Schließlich war sie nur eine Frau, mehr nicht. > Eine verlassene, gekränkte und nichts bedeutende Frau <, redete sie sich wütend ein.
" Das Mahl ist fertig. " Unterbrach sie die amüsante Bande. Ihre Stimme bebte und ein rauer Unterton bestimmte ihre Worte. Sie erstickte die Flamme, während sie den Kessel zur Seite schob. Keiner der Männer ließ es sich zweimal sagen, dass sie ihre Bäuche nun mit köstlich duftender Suppe füllen konnten. Helena füllte ihnen nach der Reihe die Teller und gönnte sich dann selbst einen.
Gedankenversunken aß sie und schluckte Löffel um Löffel hinunter. Eine angenehme Wohle breitete sich in ihrem Magen, der ein leises, zufriedenes Knurren von sich gab.


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