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Geschrieben von Kopflos am 03.07.2007 um 20:37:

  Ich kann die Sterne sehen

Ich kann die Sterne sehen



Gierig zuckt die Flamme über meinen nackten Unterarm. Ich kann spüren wie die Haut verbrennt. Abwesend zeichne ich Muster mit dem Feuerzeug in meiner Hand. Auf der geröteten Haut heben sich Narben ab, Narben, die ich schon fast vergessen hatte. Meine Vergangenheit, die nun wieder zum Vorschein kommt.

Ich war vielleicht zehn oder elf Jahre alt und es war ein warmer Sommernachmittag, als ich mit starrem Blick zur Decke in meinem Bett lag. Gebannt lauschte ich dem Wutausbruch meiner Mutter „Diese Scheißgören machen nichts als Arbeit ! Immer muss ich alles alleine machen, immer ! Jetzt haben sich diese Pissnelken gleich in ihren Zimmern verkrochen. Wenn man bloß einmal etwas von ihnen verlangt ...“
Ich wollte nicht hinhören, wollte die Dinge ausblenden, die sie über mich sagte, doch es ging einfach nicht.
Es war nicht das erste Mal, dass meine Mutter solche Sachen sagte und es sollte auch nicht das letzte Mal gewesen sein.
Ich kann mich auch nach vielen Jahren daran erinnern, an die Trauer und an die Tränen, wie ich mich hinter meine Zimmertür schlich und ihre Worte ich mich aufnahm, um sie immer in meinem Gedächnis zu behalten. Ich brauche nur die Augen zu schließen und schon sehe ich die Szenen vor mir.
Meine Mutter war wütend, doch ich war nicht mehr klein, ich war älter geworden und versuchte mich zu wehren. Wir stritten uns, worüber weiß ich nicht einmal mehr genau und irgendwann landete mein Frühstücksbrett mit einem lauen Knall auf dem Boden. Es war kaputt, entzwei gebrochen. In diesem Moment hatte ich eine wahnsinnige Angst vor meiner Mutter.

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Ich habe bisher erst den Prolog fertig gestellt, mich würde interessieren, was ihr von dem Anfang haltet und ob es sich lohnen würde weiterzuschreiben.

lg, almanya



Geschrieben von Luca am 04.07.2007 um 08:31:

 

Mal schauen wie es sich entwickelt. Besonders gefiel mir die "scheinbare" geistige Abwesenheit in dem ersten Abschnitt. "Gebannt lauschte ich dem Wutausbruch meiner Mutter" - das klingt ein wenig der Welt entrückt, beinahe gleichgültig oder einfach desillusioniert. Gefällt mir.


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