Geschrieben von Bambina am 22.04.2007 um 12:16:
Aus dem Leben der Rosalinde
Hi Mädels!
Ich weiß, dass hier normalerweise ganz andere Geschichten gepostet werden. Deshalb bin ich mir auch nicht so sicher, ob ihr euch mit meinem Schreibstil anfreunden könnt.
Ich bitte euch aber trotzdem, meinen Text zu lesen und zu kritisieren, da es mich einfach mal interessiert, was ihr dazu sagt.
Ich möchte euch jetzt auch nicht großartig den Verlauf der Geschichte beschreiben oder die Lebensumstände der Hauptperson erläutern, da ich mir sozusagen noch ein paar Türen aufhalten möchte.
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Neue Kurzmitteilung empfangen.
von.
HoroskopeFürSie.
Jungfrau.
Achtung! Heute treten Sie von einem Fettnäpfchen in das nächste! Nehmen Sie die Leute nicht so ernst, die über Sie Lachen. Saturn garantiert: Diese Menschen bekommen auch noch ihr Fett weg...
Gesendet am.
25.01.2007.
um.
19:30 Uhr.
Meine komplette Sitznachbarschaft bricht in ein schallendes Gelächter aus. Allerdings nicht, weil dies mein "Schnell-und-günstig-in-Ihre-Sterne-schauen-Horoskop", das sich mal wieder erst anstatt früh am Morgen spät am Abend meldet und mir letzten Monat fünfundfünzig(!) Euro abgezwackt hat so prophezeit, sondern weil der fette Ötte einen seiner Witze zum Besten gibt, der schon von der Vor-vor-letzten Saison ist. Er ist noch nicht einmal fertig und schon schaue ich mit großen, ungläubigen Augen in sein prustendes, aufgeschwemmtes Gesicht, das vielleicht eher dem riesen Busen meiner Freundin Franzi ähnelt, wenn ihr kleiner Maxi daran frisch gesaugt hat. Wie kann man sich bloß so volllaufen lassen und sich dermaßen lächerlich machen!?
"...un' dann sacht da Mann: Abba Sie könne doch meine F...Frau ham', die hattt was aufe Hüft'n!" Man muss sich extreme Mühe geben, um diese Pointe akustisch verstehen zu können, weil man wegen der enormen Geräuschkulisse kaum ein Wort mitbekommt. Aber da ich durch die überfüllten Hörsääle in der Uni gewohnt bin meine Ohren spitzen zu müssen (ich bekomme meist nur noch einen Platz in der letzten Reihe, weil ich eigentlich immer zu spät bin, was übrigens aber nie meine Schuld ist!), verstehe ich die glucksigen, dunklen Worte vom fetten Ötte. Allerdings verstehe ich nicht, wieso sich dauraufhin die Lachanfälle meiner Sitznachbarn noch verstärken...
Die Kulisse ist ein edles, ganz in weiß gehaltenes In-Restaurant mit internationaler Küche und einem verdammt heißen Kellner. Dieser ist der einzige Grund, der mich davon abhält mich komplett zu betrinken, um den Spaß am Tische verstehen zu können. Es war auch nicht meine Idee das Klassentreffen zu veranstalten, nie im Leben hätte ich freiwillig einen wertvollen Samstagabend mit meinen ehemaligen "Schulfreunden" vergeudet.
Damals waren sie erbarmungslose Streber-Typen, die eigentlich alle sehr eigen waren. Zu eigen für meinen Geschmack: Da gab es zum Beispiel den Manfred, der Messdiener in der örtlichen, katholischen Kirche war und eigentlich nur für Gott und natürlich für die Schule lebte. Dann war da Sandra, die nachts auf Friedhöfen schlief und der man nachsagte, dass sie nekrophil war.
Und mit eben solchen Leuten war ich von morgens um acht bis nachmittags um halb vier umgeben. Es war der reinste Horror. Der einzige halbwegs normale Mensch war für mich Maia, die ich heute immer noch als meine beste Freundin bezeichne. Wir studieren beide in Greifswald und teilen uns eine Wohnung mit zwei anderen Mädchen. Nur Maia zu Liebe habe ich mich auf dieses Klassentreffen eingelassen. Allerdings ist sie heute morgen mit 39,3 Grad Fieber aufgewacht und konnte somit nicht mit zum Klassentreffen, worauf sie sich schon so gefreut hatte. Also musste ich die Reise nach Hamburg alleine antreten, da ich bedauerlicher Weise schon fest zugesagt hatte. Ich bin kein Mensch, der gerne kurzfristig absagt.
Nach 260 Kilometern, vier Stunden, einem leeren Tank, sieben halben Zigaretten (ich reduziere gerade, möchte aufhören) und 4126 Leitpfosten hatte ich die Strecke von Greifswald nach Hamburg mit meinem New Beetle Cabrio dann Gott sei Dank halbwegs unbeschwert zurücklegen können. Ich checkte in das Hotel ein, das zu dem Restaurant gehört, in dem ich mich gerade befinde und bekam natürlich das dreckigste und kleinste Zimmer überhaupt.
So bin ich in die jetztige Situation gekommen und bereue es zutiefst, dass ich nicht doch noch abgesagt habe.
Endlich kommen die Austern, die ich mir bestellt habe, ich sterbe schon fast vor Hunger. Der heiße Kellner reicht den Teller ganz nah an meinem Gesicht vorbei, um ihn anschließend genau vor mir auf den Tisch zu stellen. Er lächelt - Ich lächle, und schon mache ich mir Hoffnung, später nicht allein in mein kleines, dreckiges Hotelzimmer zu müssen. Dann würde "dreckig" doch gleich eine andere Bedeutung bekommen...
Geschrieben von Bambina am 22.04.2007 um 21:46:
erst einmal: danke für eure kritik. freut mich, dass ich so schnell antworten bekommen habe.
ja, nun zu den hypotaxen... da habe ich lange gegrübelt, ob ich diese langen sätze so stehen lassen soll.
aber da ich ja das "Wirrwarr" im Kopf der hauptperson darstellen will, habe ich sie so gelassen wie sie waren. Ich versuche nur, ihre durcheinander gewürfelten Gedanken aufzuschreiben und diese gut zu ordnen (sie sollen ja auch ein wenig kompliziert aussehen) ist ziemlich schwer...