Asta
Hallo!
Diese Geschichte ist schon abgeschlossen, allerdings sehr lang und deshalb stelle ich sie nur häppchenweise rein. Habe die Geschichte geschrieben, als ich 14 war, ist also schon ein bisschen her und deshalb ist sie teilweise ein bisschen kitischig und unlogisch ,-) Habe sie aber nochmal grob überarbeitet und ein wenig gekürzt (von 103 auf 79 Seiten)
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Mein Name ist Samantha, kurz „Sam“. Ich lebe mit meiner Mutter auf einem Tierschutzhof, der vor allem Pferde aufnimmt. Eines Tages kam ein ganz besonderes Pferd zu uns: Amy. Ich möchte Euch jetzt die Geschichte von mir und meiner Stute erzählen. Alles fing damit an, dass wir dabei waren, ein paar Pferde zu beschlagnahmen. Mir viel die Aufgabe zu, die völlig verängstigte graue Stute einzufangen.
Die Stute ließ verständlicherweise niemanden an sich ran. Sie war wunderschön. Ihre Mähne war lackschwarz, während sie sonst ein dunkler Apfelschimmel war. Ich ging in die Mitte der Bahn. Dort hockte ich mich auf den Boden und wartete. Die Zeit schien stillzustehen. Die ganze Zeit sah mich die Stute an. Langsam schien sie sich zu entspannen. Ich bewunderte jedes Detail an ihr. Sie hatte große, kluge Augen. Ihre Beine waren schwarz und gingen dann langsam in ein Grau über. Auch einen hohen Vollblutanteil konnte sie nicht leugnen. Wie konnte man solch ein schönes Geschöpf nur so schlecht behandeln?
So saß ich zwanzig Minuten, bis sie einen vorsichtigen Schritt auf mich zu machte. Und noch einen. Mit gespitzten Ohren und weit geblähten Nüstern kam sie langsam auf mich zu. Ein bisschen Vertrauen hatte sie ja wenigstens noch. Endlich stand sie so nah vor mir, dass ich sie am Halfter greifen könnte, aber ich beherrschte mich. Langsam richtete ich mich auf und sprach dabei freundlich mit ihr. Sie nahm auch das Leckerlie aus meiner Hand. Dann packte ich sie am Halfter, und brachte sie gegen meinen eigenen Willen in eine freie Box. Am liebsten wollte ich sie so schnell wie möglich von diesem Hof wegholen, mit dem sie so viele schlimme Erinnerungen verband. Jetzt musste ich auf meine Mutter warten, um die Stute heimbringen zu können.
Während ich wartete, sah ich mir die anderen Pferde im Stall an. Ein riesiger Schimmelwallach gefiel mir besonders gut. Er war bis auf ein graues Maul und einen grauen Fleck auf der Brust reinweiß. Der würde meiner Mutter sicherlich gefallen. Beim Anblick seiner wunden Flanken und dem Satteldruck stiegen mir die Tränen in die Augen. Trotzdem war er sehr zutraulich und ließ sich von mir streicheln. Nur durfte ich dem Kopf nicht zu nahe kommen. Da sprang er nämlich rückwärts. Der arme Kerl war sicherlich oft geschlagen worden. Jetzt hörte ich auch die Stimme meiner Mutter: "Sam, bist du hier?" "Ja! Dürfen wir uns wieder die Pferde aussuchen?" "Ja, solange es die sind, die beschlagnahmt wurden."
Ich ging neben meiner Mutter durch den Stall und erzählte ihr, was ich über die Pferde erfahren hatte. Bei dem großen Schimmelwallach blieb ich extra lange stehen. Wie erwartet, ließ er sich auch von meiner Mutter streicheln und schon war es um sie geschehen. "Den nehmen wir auch noch", sagte sie entschlossen und ging zu ihm in die Box. Wie ich mitbekommen hatte, wollten wir die Pferde verladen. Ich schlüpfte zu der Stute in die Box und zog ihr ganz langsam und vorsichtig eines unserer Halfter über. Sie war zum Glück nicht ganz so kopfscheu wie der Schimmel und ließ sich bereitwillig aufhalftern. Nur als ich sie hinaus, zum Hänger führen wollte, wurde sie sehr nervös und versuchte sich loszureißen. Ich versuchte vergeblich, sie zu beruhigen. Erst als meine Mutter mit dem Schimmel kam, wurde sie ruhiger. Sicher war sie nicht gerne von den anderen Pferden getrennt. Den Schimmel verluden wir als erstes. Das ging noch relativ einfach. Doch die Stute machte große Probleme. Sie wollte sich dem Hänger da nicht mal nähern. Nach zwei Stunden hatten wir dann endlich das schweißnasse Pferd im Hänger. Wir beide waren auch total müde und fuhren heim. Aber die Arbeit war noch lange nicht getan. Immerhin hatten wir insgesamt, ohne die beiden, 16 Pferde zu versorgen. Jetzt hieß es nämlich noch füttern. Aber erst brachten wir die beiden neuen in die Boxen. Normalerweise hielten wir unsere Pferde ja im Offenstall, aber die beiden sollten erst morgen die anderen kennen lernen. Ich gab den zwei noch ein paar Möhren und fütterte dann auch die anderen Pferde. Von denen ließen sich leider nur drei Stück reiten. Und zwei davon waren schon ziemlich alt. Das dritte wurde meistens von meiner Mutter geritten. Ich nahm zweimal die Woche Reitstunden auf einem anderen Reiterhof. Eigentlich ist es ja schon seltsam, wenn man viele Pferde im Stall hat, aber eigentlich keins reiten kann. Die beiden alten konnten nur noch im Schritt geritten werden. Mit denen bummelte ich ab und zu durchs Gelände. Deshalb hoffte ich ja auch, dass ich die Stute oder den Wallach eines Tages reiten könnte. Aber so weit war es noch lange nicht.
Beim Abendessen meinte ich:
"Sollen wir den Pferden keine Namen geben?"
"Ja. Wüsstest du denn schon gute?"
"Für die Stute würde ich 'Amy' oder 'Lady Loo' nehmen"
"Die Namen sind beide sehr schön. Ich finde aber, Amy ruft sich besser." "Okay, dann heißt die Stute ab jetzt Amy."
"Und wie taufen wir den Wallach?"
"Irgendwie Asterix oder Attila"
"Na, ich weiß nicht. Ich fände Leander schön"
"Leander? Nein!", protestierte ich.
"Lucky"
"Das hört sich an, wie ein Hundename"
"Filou?"
"Genauso."
"Dann ist er halt niemand, wenn wir ihm keinen Namen geben können."
"Ich hab's!", rief ich, "Nobody!"
"Ja, der ist richtig gut." Meine Mutter war auch begeistert.
Am nächsten Morgen wachte ich schon sehr früh auf. Normalerweise klingelte mein Wecker um halb sieben. Aber heute war ich schon um fünf Uhr wach. Leise zog ich mich an und ging hinaus zu den Pferden. Die meisten im Offenstall schliefen noch. Nur die beiden alten standen schon. Ich ging weiter zu den Boxen. Nobody lag noch im Stroh. Als er mich hörte, stand er auf. Amy hatte sich heute Nacht auch hingelegt, war aber anscheinend schon länger wach. Sie hatte nämlich Stroh im Schweif. Leise redete ich mit ihr und ging zu ihr in die Box. Sie beschnupperte mich von oben bis unten. "Schön, dass sie Vertrauen hat", dachte ich. Ich ging in die Futterkammer und holte Möhren für sie und Nobody. Dann holte ich ein Halfter vom Haken und streifte es Amy über. Wie gestern war sie dabei erstaunlich brav. Mit Nobody sollte es meine Mutter versuchen. Sie war doch um einiges größer wie ich. Mit einem Strick band ich Amy auf der Stallgasse an und holte Putzzeug und putze sie. Sie schien es zu genießen. Als ich ihren Hals mit dem Striegel bearbeitete, nickte sie vor Begeisterung mit dem Kopf und streckte die Oberlippe vor.
Etwa um viertel nach sechs brachte ich sie mit ein paar Streicheleinheiten wieder in die Box. Nobody bekam natürlich auch noch seinen Anteil. Da im Offenstall noch die meisten Pferde schliefen und ich sie nicht stören wollte, ging ich ins Haus und machte mich für die Schule fertig.
In der Schule wurde ich von allen Pferdefans belagert, denn jeder wollte wissen, wie sich der Unfall mit Amy's früherem Besitzer abgespielt hatte. In dem Dorf, in dem wir wohnten, sprach sich halt alles sehr schnell rum. Sogar meine Deutschlehrerin sprach mich darauf an und ich versprach bald Fotos von Amy und Nobody mitzubringen. Irgendwie war ich dann doch froh, endlich wieder daheim zu sein. Das Mittagessen stand schon auf dem Tisch, als ich die Haustür aufschloss. Es gab Kartoffeln und Hackbraten. Meine Mutter erzählte: "Die arme Amy hat ja ihr ganzes Vertrauen in die Menschen verloren. Ich konnte ihr nicht einmal ein Halfter anziehen, geschweige denn putzen. Nobody hat sich ganz brav putzen lassen. Er ist nur immer noch so kopfscheu." Überrascht wollte ich sagen: "Amy hat sich von mir aber super putzen lassen", aber ich ließ es dann doch sein. Irgendwie wollte ich, dass es keiner erfährt.
Nach dem Essen zog ich mich um und ging zum Stall. Ich sollte Amy aufhalftern und auf die Koppel bringen, neben der die anderen Pferde standen. Sie sollten sich erst einmal über den Zaun hinweg kennen lernen. Nobody kam auch nach, mit meiner Mutter im Schlepptau. Sie keuchte: "Er konnte es kaum erwarten, raus zu kommen." Ich lachte und ließ Amy frei. Sie und Nobody tobten sich erst einmal gründlich aus, bevor sie die anderen Pferde beschnupperten. "Was machen wir eigentlich mit den beiden? Werden sie verkauft?", fragte ich. "Nein, ich denke, wir behalten sie. Vielleicht wird Nobody ein gutes Reitpferd. Dann könntest du auch öfter reiten." "Und Amy?" "Kann sein. Aber bei ihr wird es auf jeden Fall sehr, sehr lange dauern". Ich war glücklich. Amy würde hier auf dem Hof bleiben! Irgendwie hatte ich mich in sie verliebt. Noch nie hatte ich so eine Verbundenheit zu einem Pferd. Sie hatte auch Vertrauen zu mir. Darauf war ich besonders stolz.
Nobody und Amy schienen sich über den Zaun hinweg ganz gut mit den anderen zu verstehen. Also machten wir das Zwischengatter auf(wir hatten so was zwischen allen Koppeln. Damit konnte man die Pferde ganz einfach umstellen) und ließen die beiden zur Herde. Amy versteckte sich anfangs immer hinter dem großen Schimmel. Aber Nobody war neugierig und beschnupperte alle andern Pferde. Jerry, der Herdenchef verwies die beiden neuen direkt auf ihren Platz in der Rangordnung. Die anderen Pferde schienen sehr gut mit den beiden klarzukommen. "Leid schweißt zusammen", meinte meine Mutter, "Das merken die einfach". Ich nickte zustimmend und überließ die Pferde sich selbst. Als ich ins Haus kam, klingelte das Telefon. Meine Freundin Ina war dran. "Kann ich vielleicht rüber kommen und mir die neuen Pferde ansehen? Dann können wir ja auch zusammen ausreiten. Oder sind die nicht eingeritten?", sprudelte es aus ihr heraus. "Du kannst gerne kommen. Bring dein Pferd ruhig mit. Wir haben es noch nicht ausprobiert, ob sich Nobody reiten lässt. Mit Amy warten wir noch, weil sie ja so scheu ist." "Achso. Ich bin in einer halben Stunde da." Damit legte sie auf. Sie war eigentlich meine beste Freundin. Leider kam ich nur sehr selten in den Genuss, mit ihr auszureiten. Unsere alten sollten geschont werden und das andere durfte ich nur in der Bahn reiten, weil es unberechenbar war, und sogar meine Mutter (ich kenne keinen, der besser reitet) wurde von ihm schon sehr oft abgeworfen. Blacky hieß der besagte Wallach. Er ließ sich auch nicht gut reiten. Trotzdem wollte ich es heute versuchen. Leider hatte ich in dieser Woche keine Reitstunden, da meine Reitlehrerin krank war.
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Soll ich die Geschichte weiter rein stellen? Mache es nur, wenn Interesse besteht.
lg
Diese Geschichte ist schon abgeschlossen, allerdings sehr lang und deshalb stelle ich sie nur häppchenweise rein. Habe die Geschichte geschrieben, als ich 14 war, ist also schon ein bisschen her und deshalb ist sie teilweise ein bisschen kitischig und unlogisch ,-) Habe sie aber nochmal grob überarbeitet und ein wenig gekürzt (von 103 auf 79 Seiten)
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Mein Name ist Samantha, kurz „Sam“. Ich lebe mit meiner Mutter auf einem Tierschutzhof, der vor allem Pferde aufnimmt. Eines Tages kam ein ganz besonderes Pferd zu uns: Amy. Ich möchte Euch jetzt die Geschichte von mir und meiner Stute erzählen. Alles fing damit an, dass wir dabei waren, ein paar Pferde zu beschlagnahmen. Mir viel die Aufgabe zu, die völlig verängstigte graue Stute einzufangen.
Die Stute ließ verständlicherweise niemanden an sich ran. Sie war wunderschön. Ihre Mähne war lackschwarz, während sie sonst ein dunkler Apfelschimmel war. Ich ging in die Mitte der Bahn. Dort hockte ich mich auf den Boden und wartete. Die Zeit schien stillzustehen. Die ganze Zeit sah mich die Stute an. Langsam schien sie sich zu entspannen. Ich bewunderte jedes Detail an ihr. Sie hatte große, kluge Augen. Ihre Beine waren schwarz und gingen dann langsam in ein Grau über. Auch einen hohen Vollblutanteil konnte sie nicht leugnen. Wie konnte man solch ein schönes Geschöpf nur so schlecht behandeln?
So saß ich zwanzig Minuten, bis sie einen vorsichtigen Schritt auf mich zu machte. Und noch einen. Mit gespitzten Ohren und weit geblähten Nüstern kam sie langsam auf mich zu. Ein bisschen Vertrauen hatte sie ja wenigstens noch. Endlich stand sie so nah vor mir, dass ich sie am Halfter greifen könnte, aber ich beherrschte mich. Langsam richtete ich mich auf und sprach dabei freundlich mit ihr. Sie nahm auch das Leckerlie aus meiner Hand. Dann packte ich sie am Halfter, und brachte sie gegen meinen eigenen Willen in eine freie Box. Am liebsten wollte ich sie so schnell wie möglich von diesem Hof wegholen, mit dem sie so viele schlimme Erinnerungen verband. Jetzt musste ich auf meine Mutter warten, um die Stute heimbringen zu können.
Während ich wartete, sah ich mir die anderen Pferde im Stall an. Ein riesiger Schimmelwallach gefiel mir besonders gut. Er war bis auf ein graues Maul und einen grauen Fleck auf der Brust reinweiß. Der würde meiner Mutter sicherlich gefallen. Beim Anblick seiner wunden Flanken und dem Satteldruck stiegen mir die Tränen in die Augen. Trotzdem war er sehr zutraulich und ließ sich von mir streicheln. Nur durfte ich dem Kopf nicht zu nahe kommen. Da sprang er nämlich rückwärts. Der arme Kerl war sicherlich oft geschlagen worden. Jetzt hörte ich auch die Stimme meiner Mutter: "Sam, bist du hier?" "Ja! Dürfen wir uns wieder die Pferde aussuchen?" "Ja, solange es die sind, die beschlagnahmt wurden."
Ich ging neben meiner Mutter durch den Stall und erzählte ihr, was ich über die Pferde erfahren hatte. Bei dem großen Schimmelwallach blieb ich extra lange stehen. Wie erwartet, ließ er sich auch von meiner Mutter streicheln und schon war es um sie geschehen. "Den nehmen wir auch noch", sagte sie entschlossen und ging zu ihm in die Box. Wie ich mitbekommen hatte, wollten wir die Pferde verladen. Ich schlüpfte zu der Stute in die Box und zog ihr ganz langsam und vorsichtig eines unserer Halfter über. Sie war zum Glück nicht ganz so kopfscheu wie der Schimmel und ließ sich bereitwillig aufhalftern. Nur als ich sie hinaus, zum Hänger führen wollte, wurde sie sehr nervös und versuchte sich loszureißen. Ich versuchte vergeblich, sie zu beruhigen. Erst als meine Mutter mit dem Schimmel kam, wurde sie ruhiger. Sicher war sie nicht gerne von den anderen Pferden getrennt. Den Schimmel verluden wir als erstes. Das ging noch relativ einfach. Doch die Stute machte große Probleme. Sie wollte sich dem Hänger da nicht mal nähern. Nach zwei Stunden hatten wir dann endlich das schweißnasse Pferd im Hänger. Wir beide waren auch total müde und fuhren heim. Aber die Arbeit war noch lange nicht getan. Immerhin hatten wir insgesamt, ohne die beiden, 16 Pferde zu versorgen. Jetzt hieß es nämlich noch füttern. Aber erst brachten wir die beiden neuen in die Boxen. Normalerweise hielten wir unsere Pferde ja im Offenstall, aber die beiden sollten erst morgen die anderen kennen lernen. Ich gab den zwei noch ein paar Möhren und fütterte dann auch die anderen Pferde. Von denen ließen sich leider nur drei Stück reiten. Und zwei davon waren schon ziemlich alt. Das dritte wurde meistens von meiner Mutter geritten. Ich nahm zweimal die Woche Reitstunden auf einem anderen Reiterhof. Eigentlich ist es ja schon seltsam, wenn man viele Pferde im Stall hat, aber eigentlich keins reiten kann. Die beiden alten konnten nur noch im Schritt geritten werden. Mit denen bummelte ich ab und zu durchs Gelände. Deshalb hoffte ich ja auch, dass ich die Stute oder den Wallach eines Tages reiten könnte. Aber so weit war es noch lange nicht.
Beim Abendessen meinte ich:
"Sollen wir den Pferden keine Namen geben?"
"Ja. Wüsstest du denn schon gute?"
"Für die Stute würde ich 'Amy' oder 'Lady Loo' nehmen"
"Die Namen sind beide sehr schön. Ich finde aber, Amy ruft sich besser." "Okay, dann heißt die Stute ab jetzt Amy."
"Und wie taufen wir den Wallach?"
"Irgendwie Asterix oder Attila"
"Na, ich weiß nicht. Ich fände Leander schön"
"Leander? Nein!", protestierte ich.
"Lucky"
"Das hört sich an, wie ein Hundename"
"Filou?"
"Genauso."
"Dann ist er halt niemand, wenn wir ihm keinen Namen geben können."
"Ich hab's!", rief ich, "Nobody!"
"Ja, der ist richtig gut." Meine Mutter war auch begeistert.
Am nächsten Morgen wachte ich schon sehr früh auf. Normalerweise klingelte mein Wecker um halb sieben. Aber heute war ich schon um fünf Uhr wach. Leise zog ich mich an und ging hinaus zu den Pferden. Die meisten im Offenstall schliefen noch. Nur die beiden alten standen schon. Ich ging weiter zu den Boxen. Nobody lag noch im Stroh. Als er mich hörte, stand er auf. Amy hatte sich heute Nacht auch hingelegt, war aber anscheinend schon länger wach. Sie hatte nämlich Stroh im Schweif. Leise redete ich mit ihr und ging zu ihr in die Box. Sie beschnupperte mich von oben bis unten. "Schön, dass sie Vertrauen hat", dachte ich. Ich ging in die Futterkammer und holte Möhren für sie und Nobody. Dann holte ich ein Halfter vom Haken und streifte es Amy über. Wie gestern war sie dabei erstaunlich brav. Mit Nobody sollte es meine Mutter versuchen. Sie war doch um einiges größer wie ich. Mit einem Strick band ich Amy auf der Stallgasse an und holte Putzzeug und putze sie. Sie schien es zu genießen. Als ich ihren Hals mit dem Striegel bearbeitete, nickte sie vor Begeisterung mit dem Kopf und streckte die Oberlippe vor.
Etwa um viertel nach sechs brachte ich sie mit ein paar Streicheleinheiten wieder in die Box. Nobody bekam natürlich auch noch seinen Anteil. Da im Offenstall noch die meisten Pferde schliefen und ich sie nicht stören wollte, ging ich ins Haus und machte mich für die Schule fertig.
In der Schule wurde ich von allen Pferdefans belagert, denn jeder wollte wissen, wie sich der Unfall mit Amy's früherem Besitzer abgespielt hatte. In dem Dorf, in dem wir wohnten, sprach sich halt alles sehr schnell rum. Sogar meine Deutschlehrerin sprach mich darauf an und ich versprach bald Fotos von Amy und Nobody mitzubringen. Irgendwie war ich dann doch froh, endlich wieder daheim zu sein. Das Mittagessen stand schon auf dem Tisch, als ich die Haustür aufschloss. Es gab Kartoffeln und Hackbraten. Meine Mutter erzählte: "Die arme Amy hat ja ihr ganzes Vertrauen in die Menschen verloren. Ich konnte ihr nicht einmal ein Halfter anziehen, geschweige denn putzen. Nobody hat sich ganz brav putzen lassen. Er ist nur immer noch so kopfscheu." Überrascht wollte ich sagen: "Amy hat sich von mir aber super putzen lassen", aber ich ließ es dann doch sein. Irgendwie wollte ich, dass es keiner erfährt.
Nach dem Essen zog ich mich um und ging zum Stall. Ich sollte Amy aufhalftern und auf die Koppel bringen, neben der die anderen Pferde standen. Sie sollten sich erst einmal über den Zaun hinweg kennen lernen. Nobody kam auch nach, mit meiner Mutter im Schlepptau. Sie keuchte: "Er konnte es kaum erwarten, raus zu kommen." Ich lachte und ließ Amy frei. Sie und Nobody tobten sich erst einmal gründlich aus, bevor sie die anderen Pferde beschnupperten. "Was machen wir eigentlich mit den beiden? Werden sie verkauft?", fragte ich. "Nein, ich denke, wir behalten sie. Vielleicht wird Nobody ein gutes Reitpferd. Dann könntest du auch öfter reiten." "Und Amy?" "Kann sein. Aber bei ihr wird es auf jeden Fall sehr, sehr lange dauern". Ich war glücklich. Amy würde hier auf dem Hof bleiben! Irgendwie hatte ich mich in sie verliebt. Noch nie hatte ich so eine Verbundenheit zu einem Pferd. Sie hatte auch Vertrauen zu mir. Darauf war ich besonders stolz.
Nobody und Amy schienen sich über den Zaun hinweg ganz gut mit den anderen zu verstehen. Also machten wir das Zwischengatter auf(wir hatten so was zwischen allen Koppeln. Damit konnte man die Pferde ganz einfach umstellen) und ließen die beiden zur Herde. Amy versteckte sich anfangs immer hinter dem großen Schimmel. Aber Nobody war neugierig und beschnupperte alle andern Pferde. Jerry, der Herdenchef verwies die beiden neuen direkt auf ihren Platz in der Rangordnung. Die anderen Pferde schienen sehr gut mit den beiden klarzukommen. "Leid schweißt zusammen", meinte meine Mutter, "Das merken die einfach". Ich nickte zustimmend und überließ die Pferde sich selbst. Als ich ins Haus kam, klingelte das Telefon. Meine Freundin Ina war dran. "Kann ich vielleicht rüber kommen und mir die neuen Pferde ansehen? Dann können wir ja auch zusammen ausreiten. Oder sind die nicht eingeritten?", sprudelte es aus ihr heraus. "Du kannst gerne kommen. Bring dein Pferd ruhig mit. Wir haben es noch nicht ausprobiert, ob sich Nobody reiten lässt. Mit Amy warten wir noch, weil sie ja so scheu ist." "Achso. Ich bin in einer halben Stunde da." Damit legte sie auf. Sie war eigentlich meine beste Freundin. Leider kam ich nur sehr selten in den Genuss, mit ihr auszureiten. Unsere alten sollten geschont werden und das andere durfte ich nur in der Bahn reiten, weil es unberechenbar war, und sogar meine Mutter (ich kenne keinen, der besser reitet) wurde von ihm schon sehr oft abgeworfen. Blacky hieß der besagte Wallach. Er ließ sich auch nicht gut reiten. Trotzdem wollte ich es heute versuchen. Leider hatte ich in dieser Woche keine Reitstunden, da meine Reitlehrerin krank war.
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Soll ich die Geschichte weiter rein stellen? Mache es nur, wenn Interesse besteht.
lg