.:Vicky:.
Kapitel 1.
Ruhig lag ich im weichen Sand und streckte mein Gesicht der Abendsonne entgegen. Die Wellen, die in regelmäßigen Abständen an den Strand heranschwemmten, streichelten jedes Mal meine Füße. Was für ein Gefühl, ein Gefühl der Freiheit!
Langsam wurde es dunkler um mich herum und ich hörte jemanden meinen Namen rufen. Noch eine Weile blieb ich den Wellen ausgesetzt, bis ich meine Augen öffnete und dem Meer zum Abschied zulächelte. Mit leichten Schritten ging ich die Dünen aufwärts. Noch einmal blickte ich zurück. Es überkam mich eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht, die mich festhielt, mich nicht gehen lies. Erneut rief jemand meinen Namen. Ich drehte mich wieder um und ging weiter. Das lange nasse Samtkleid klebte an meinem Körper. Es war nahezu angenehm.
„Nadja, wie du wieder aussiehst. Jetzt mach, dass du hochkommst und dich trocken legst. Sonst wirst du noch krank.“ Was könnte ich mir besseres wünschen in meinem Leben? Die Freiheit in der Familie blieb mir erhalten. Allerdings fehlte mir das Meer, wenn wir wieder zurück in die Stadt fuhren. Dort, wo es nur Abgase und Lärm gibt, statt frische Atemluft und die Stille der Natur. Doch mein Vater musste dort arbeiten und wir konnten nicht wegziehen. Wie sehr ich mich sehnte nach dem Leben am Wasser. Wenn es auch nur ein kleiner Teich war.
Sanft ließ ich mich ins Bett fallen und starrte die Decke mit den vielen Mustern an. Es würde jetzt eigentlich Abendessen geben. Doch ich konnte im Moment nicht ans Essen denken.
Nach einigen Minuten schlief ich sofort ein.
„Mäuschen, hast du kein Hunger?“ „Leise. Sie schläft bereits.“ Im Halbschlaf bemerkte ich noch, wie sich meine Mutter an mein Bett schlich und mich zudeckte. Dann war ich weg.
Die Mittagssonne stand tief und wärmte den Tag. Der Strand war leer und verlassen. Niemand war zu sehen. Die Wellen waren angenehm kühl. Ich spürte es, als ich mit jedem Schritt erneut ins Wasser stieg. Die Felsen, die den Strand in Grenzen hielt, ragten hoch in den Himmel und etwas noch kleinere umzingelten diese. Ich sah in den blauen Himmel. Etwas sagte mir, dass ich hier hin gehörte. Nie wieder gehen sollte. Doch wie sollte ich dies anstellen. Von zu Hause fortlaufen? Nein, so etwas hätten meine Eltern nicht verdient. Als ich erneut zu den Felsen herüber sah, sah ich jemanden auf einem sitzen. Ein Junge. So in etwa fünfzehn bis sechzehn Jahren, wie ich. Doch beim genaueren Betrachten sah ich, dass seine Beine nicht normal waren, nicht wie bei einem Menschen, wie ich sie kannte. Eher wie Flossen von einem Fisch. Nein, das kann nicht ein, das bilde ich mir nur ein. Aber es scheint wirklich so zu sein.
Eine Weile beobachtete ich ihn. Er saß wie versteinert auf seinem Sitz und schaute auf das Meer. Ja, dachte ich, es ist wirklich schön. Dunkles Blau und weiß schäumende Wellen. Aber wer bist du und was bist du?
Als könnte dieser Junge Gedanken lesen sah er zu mir. Ich erschrak und er ebenfalls. Ehe ich mich versah, verschwand er auch schon wieder. Diesmal war ich es, der wie versteinert da stand.
Am Frühstückstisch musste ich an diesen Traum denken. An diesen Jungen. Gleich ob es ein Traum war oder nicht. Er wirkte echt. Er regte mich zu etwas an, bei dem ich selber nicht weiß was genau. Und dieser Junge. Es schien mir, er hätte noch irgendetwas gesagt, geflüstert, bevor gegangen war. Wohin war er eigentlich gegangen? So viele Fragen hätte ich seit letzter Nacht so gern beantwortet bekommen. Doch wer gab mir diese Antworten. Der Junge? Wohl kaum. Es könnte aber auch sein, dass ich einfach zu viel vor Fantasiebüchern und an der Natur hänge, dass solche verrückten Träume entstehen.
Meine Mutter bemerkte meine zurückhaltende Weiße und sagte: „Schätzchen? Geht es dir nicht gut?“ Ich schrak hoch. „Wie, was? Entschuldige, ich war mit den Gedanken woanders.“ „Das habe ich gemerkt. Was ist denn eigentlich mit deinem Buch? Ich habe dich lange nicht mehr daran sitzen sehen. Liest du nicht mehr?“ „Doch, doch. Aber wenn wir hier sind, genieße ich viel lieber das natürliche. In der Stadt habe ich ja nicht die Gelegenheit.“ „Wo du Recht hast, hast du Recht. Du hast immer Recht. Das finde ich an dir so, so, wie soll ich es sagen. Ich weiß nicht. Manchmal könnte man sich darüber aufregen über deine Rechthaberei.“, warf meine Vater ein. Meine Mutter und ich mussten lachen. Dann kehrte wieder Stille ein und ich in meine Gedanken.
Unten lief der Fernseher und oben saß ich. Ich las. Draußen regnete es. Das Buch, das ich grad las, schien weniger interessant zu sein, als das was draußen geschah. Obwohl es hier in der warmen Stube warm war, saß ich hier und fror. Das Fenster war leicht geöffnet und ich spürte den sanften Hauch des Windes, der ins Zimmer strömte. Meine Gedanken schweiften umher. Nur nicht da, wo sie sein sollten. Nutzlos starrte ich ins Buch und las, nur ich bekam nichts von allem dem mit, was darin stand. Also beschloss ich, es wegzulegen. Es würde eh nichts nützen weiter zu lesen. Stattdessen schaute ich lieber aus dem Fenster und sah dem Regen zu, wie er wie ein Vorhang zu Boden fiel. Es rauschte, leise. Wenn man vor diesem Fernseher unten sitzen würde, würde man den regen gar nicht hören.
Ich stand auf, vorsichtig. Denn vom fielen Sitzen tat mir alles weh. Leise schlich ich die Treppe und schlüpfte in meine Schuhe. Jacke ließ ich aus. Ich wollte die Natur spüren. Wenn nicht so, wie denn dann? „Wohin möchtest du Schatz?“, hörte ich noch meinen Dad fragen, aber es bleib keine Zeit mehr zum antworten. Schon fiel die Tür ins Schloss. Wie es zu erwarten war, lag bei diesem Wetter keiner am Strand oder wollte Baden. Ich war wieder auf mich allein gestellt. Der Regen schlug nur immer schön auf mich ein. Ich hatte jedoch keine Schmerzen, nur ein angenehmes und nasses Gefühl auf meinem Haupt. Trotzdem ließ mich das Gefühl nicht los, dass ich beobachtet wurde. Unbemerkt schaute ich mich um und sah diesen Jungen bei den Felsen sitzen und dass er mich beobachtete. Ich sah mehr hin und er wandte sich ab. Dieser Junge, seine Beine, Flossen von Fischen. Der Traum!
Ich hielt die Luft an. Da konnte doch nicht sein. Ich träumte etwas und am nächsten Tag wurde dieser wahr. Ich träumte noch immer. Eine andere Erklärung käme mir nicht in den Sinn. Oder ich bildete mir wieder alles nur ein.
Kapitel 2.
Diese Nacht lag ich wach. Augen standen weit offen. Wie erstarrt lag ich in meinem Bett und regte mich kein bisschen. Vor Augen immer nur das eine Bild. Mein ganzes Leben konnte nicht mehr stimmen. Bis eben dachte ich noch, es wäre alles in Ordnung. Bis eben dachte ich noch, ich wäre das liebe kleine Mädchen, das den Namen Nadja trug. Doch das alles war einmal. Nun bin ich mir nicht mehr sicher, was ich glauben sollte und was nicht. Es kam mir nun sogar vor, als wären meine Eltern nicht meine Eltern. Ich weiß nicht warum. Ein Traum und ein Bild des Alltags konnte ein ganzes Leben ändern. Ich wollte es nicht glauben. Ich wusste nicht einmal, ob ich es glauben sollte. Gar nichts wusste ich mehr. Ein Gefühl des Verlassens überkam mich. Ich fühlte mich auf einmal im Stich gelassen, allein gelassen.
Mit Mühe versuchte ich mich zu regen. Doch es gelang mir nicht. Ich war wie gelähmt. Meine Augen standen noch immer weit auf und das Atmen fiel mir immer schwerer.
Die Morgensonne strich mir übers Gesicht und weckte mich. Ich war froh, die Zeit des gelähmt seins hinter sich zu haben. Rasch stand ich auf, zog mich an und lief nach draußen. Ich kam zu spät, der Strand war bereits mit Badegästen überfüllt. Keine Chance ihn heute noch mal zu sehen. Sicher hatte er Angst. Er war kein Mensch. Er lebte sicher im Meer. Meermensch, wie es in manchen Fantasiebüchern steht. Enttäuscht sah ich zu Boden und wollt mich gerade zum gehen umdrehen, als ich plötzlich ein Platschen hörte.
Ruhig lag ich im weichen Sand und streckte mein Gesicht der Abendsonne entgegen. Die Wellen, die in regelmäßigen Abständen an den Strand heranschwemmten, streichelten jedes Mal meine Füße. Was für ein Gefühl, ein Gefühl der Freiheit!
Langsam wurde es dunkler um mich herum und ich hörte jemanden meinen Namen rufen. Noch eine Weile blieb ich den Wellen ausgesetzt, bis ich meine Augen öffnete und dem Meer zum Abschied zulächelte. Mit leichten Schritten ging ich die Dünen aufwärts. Noch einmal blickte ich zurück. Es überkam mich eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht, die mich festhielt, mich nicht gehen lies. Erneut rief jemand meinen Namen. Ich drehte mich wieder um und ging weiter. Das lange nasse Samtkleid klebte an meinem Körper. Es war nahezu angenehm.
„Nadja, wie du wieder aussiehst. Jetzt mach, dass du hochkommst und dich trocken legst. Sonst wirst du noch krank.“ Was könnte ich mir besseres wünschen in meinem Leben? Die Freiheit in der Familie blieb mir erhalten. Allerdings fehlte mir das Meer, wenn wir wieder zurück in die Stadt fuhren. Dort, wo es nur Abgase und Lärm gibt, statt frische Atemluft und die Stille der Natur. Doch mein Vater musste dort arbeiten und wir konnten nicht wegziehen. Wie sehr ich mich sehnte nach dem Leben am Wasser. Wenn es auch nur ein kleiner Teich war.
Sanft ließ ich mich ins Bett fallen und starrte die Decke mit den vielen Mustern an. Es würde jetzt eigentlich Abendessen geben. Doch ich konnte im Moment nicht ans Essen denken.
Nach einigen Minuten schlief ich sofort ein.
„Mäuschen, hast du kein Hunger?“ „Leise. Sie schläft bereits.“ Im Halbschlaf bemerkte ich noch, wie sich meine Mutter an mein Bett schlich und mich zudeckte. Dann war ich weg.
Die Mittagssonne stand tief und wärmte den Tag. Der Strand war leer und verlassen. Niemand war zu sehen. Die Wellen waren angenehm kühl. Ich spürte es, als ich mit jedem Schritt erneut ins Wasser stieg. Die Felsen, die den Strand in Grenzen hielt, ragten hoch in den Himmel und etwas noch kleinere umzingelten diese. Ich sah in den blauen Himmel. Etwas sagte mir, dass ich hier hin gehörte. Nie wieder gehen sollte. Doch wie sollte ich dies anstellen. Von zu Hause fortlaufen? Nein, so etwas hätten meine Eltern nicht verdient. Als ich erneut zu den Felsen herüber sah, sah ich jemanden auf einem sitzen. Ein Junge. So in etwa fünfzehn bis sechzehn Jahren, wie ich. Doch beim genaueren Betrachten sah ich, dass seine Beine nicht normal waren, nicht wie bei einem Menschen, wie ich sie kannte. Eher wie Flossen von einem Fisch. Nein, das kann nicht ein, das bilde ich mir nur ein. Aber es scheint wirklich so zu sein.
Eine Weile beobachtete ich ihn. Er saß wie versteinert auf seinem Sitz und schaute auf das Meer. Ja, dachte ich, es ist wirklich schön. Dunkles Blau und weiß schäumende Wellen. Aber wer bist du und was bist du?
Als könnte dieser Junge Gedanken lesen sah er zu mir. Ich erschrak und er ebenfalls. Ehe ich mich versah, verschwand er auch schon wieder. Diesmal war ich es, der wie versteinert da stand.
Am Frühstückstisch musste ich an diesen Traum denken. An diesen Jungen. Gleich ob es ein Traum war oder nicht. Er wirkte echt. Er regte mich zu etwas an, bei dem ich selber nicht weiß was genau. Und dieser Junge. Es schien mir, er hätte noch irgendetwas gesagt, geflüstert, bevor gegangen war. Wohin war er eigentlich gegangen? So viele Fragen hätte ich seit letzter Nacht so gern beantwortet bekommen. Doch wer gab mir diese Antworten. Der Junge? Wohl kaum. Es könnte aber auch sein, dass ich einfach zu viel vor Fantasiebüchern und an der Natur hänge, dass solche verrückten Träume entstehen.
Meine Mutter bemerkte meine zurückhaltende Weiße und sagte: „Schätzchen? Geht es dir nicht gut?“ Ich schrak hoch. „Wie, was? Entschuldige, ich war mit den Gedanken woanders.“ „Das habe ich gemerkt. Was ist denn eigentlich mit deinem Buch? Ich habe dich lange nicht mehr daran sitzen sehen. Liest du nicht mehr?“ „Doch, doch. Aber wenn wir hier sind, genieße ich viel lieber das natürliche. In der Stadt habe ich ja nicht die Gelegenheit.“ „Wo du Recht hast, hast du Recht. Du hast immer Recht. Das finde ich an dir so, so, wie soll ich es sagen. Ich weiß nicht. Manchmal könnte man sich darüber aufregen über deine Rechthaberei.“, warf meine Vater ein. Meine Mutter und ich mussten lachen. Dann kehrte wieder Stille ein und ich in meine Gedanken.
Unten lief der Fernseher und oben saß ich. Ich las. Draußen regnete es. Das Buch, das ich grad las, schien weniger interessant zu sein, als das was draußen geschah. Obwohl es hier in der warmen Stube warm war, saß ich hier und fror. Das Fenster war leicht geöffnet und ich spürte den sanften Hauch des Windes, der ins Zimmer strömte. Meine Gedanken schweiften umher. Nur nicht da, wo sie sein sollten. Nutzlos starrte ich ins Buch und las, nur ich bekam nichts von allem dem mit, was darin stand. Also beschloss ich, es wegzulegen. Es würde eh nichts nützen weiter zu lesen. Stattdessen schaute ich lieber aus dem Fenster und sah dem Regen zu, wie er wie ein Vorhang zu Boden fiel. Es rauschte, leise. Wenn man vor diesem Fernseher unten sitzen würde, würde man den regen gar nicht hören.
Ich stand auf, vorsichtig. Denn vom fielen Sitzen tat mir alles weh. Leise schlich ich die Treppe und schlüpfte in meine Schuhe. Jacke ließ ich aus. Ich wollte die Natur spüren. Wenn nicht so, wie denn dann? „Wohin möchtest du Schatz?“, hörte ich noch meinen Dad fragen, aber es bleib keine Zeit mehr zum antworten. Schon fiel die Tür ins Schloss. Wie es zu erwarten war, lag bei diesem Wetter keiner am Strand oder wollte Baden. Ich war wieder auf mich allein gestellt. Der Regen schlug nur immer schön auf mich ein. Ich hatte jedoch keine Schmerzen, nur ein angenehmes und nasses Gefühl auf meinem Haupt. Trotzdem ließ mich das Gefühl nicht los, dass ich beobachtet wurde. Unbemerkt schaute ich mich um und sah diesen Jungen bei den Felsen sitzen und dass er mich beobachtete. Ich sah mehr hin und er wandte sich ab. Dieser Junge, seine Beine, Flossen von Fischen. Der Traum!
Ich hielt die Luft an. Da konnte doch nicht sein. Ich träumte etwas und am nächsten Tag wurde dieser wahr. Ich träumte noch immer. Eine andere Erklärung käme mir nicht in den Sinn. Oder ich bildete mir wieder alles nur ein.
Kapitel 2.
Diese Nacht lag ich wach. Augen standen weit offen. Wie erstarrt lag ich in meinem Bett und regte mich kein bisschen. Vor Augen immer nur das eine Bild. Mein ganzes Leben konnte nicht mehr stimmen. Bis eben dachte ich noch, es wäre alles in Ordnung. Bis eben dachte ich noch, ich wäre das liebe kleine Mädchen, das den Namen Nadja trug. Doch das alles war einmal. Nun bin ich mir nicht mehr sicher, was ich glauben sollte und was nicht. Es kam mir nun sogar vor, als wären meine Eltern nicht meine Eltern. Ich weiß nicht warum. Ein Traum und ein Bild des Alltags konnte ein ganzes Leben ändern. Ich wollte es nicht glauben. Ich wusste nicht einmal, ob ich es glauben sollte. Gar nichts wusste ich mehr. Ein Gefühl des Verlassens überkam mich. Ich fühlte mich auf einmal im Stich gelassen, allein gelassen.
Mit Mühe versuchte ich mich zu regen. Doch es gelang mir nicht. Ich war wie gelähmt. Meine Augen standen noch immer weit auf und das Atmen fiel mir immer schwerer.
Die Morgensonne strich mir übers Gesicht und weckte mich. Ich war froh, die Zeit des gelähmt seins hinter sich zu haben. Rasch stand ich auf, zog mich an und lief nach draußen. Ich kam zu spät, der Strand war bereits mit Badegästen überfüllt. Keine Chance ihn heute noch mal zu sehen. Sicher hatte er Angst. Er war kein Mensch. Er lebte sicher im Meer. Meermensch, wie es in manchen Fantasiebüchern steht. Enttäuscht sah ich zu Boden und wollt mich gerade zum gehen umdrehen, als ich plötzlich ein Platschen hörte.