Habe weiter geschrieben

aber bitte nicht weinen
Am Morgen erwachte ich von dem nervigem Piepsen meines Weckers. Ich drehte mich auf die Seite, und drückte mir ein Kissen auf mein Ohr, doch der Wecker blieb hartnäckig und das Piepsen dröhnte weiter in meinen Ohren. Genervt stöhnte ich auf und tastete nach dem Wecker. Ich drückte ihn aus und schloss wieder meine Augen, doch eine Viertelstunde später kam meine Mutter herein. ,,Liz, du musst aufstehen. Du wolltest doch ins Tierheim" Erschrocken sprang ich auf. Ich konnte doch, nachdem so viel passiert ist, nicht mehr ins Tierheim. Wiederstrebend zog ich mich an und ging in die Küche. ,,Wann bist du gestern nach Hause gekommen? Ich hatte dich gar nicht kommen hören", fragte meine Mutter. ,,Ich weiß es gar nicht mehr" antwortete ich wahrheitsgetreu und verließ rasch das Haus. Nachdenklich schritt ich dem Tierheim entgegen und vernahm schon bald die Geräusche eines trabendem Pferdes. Neugierig schaute ich mich um und entdeckte Ashley. Er ritt auf einem schönen Rappen auf dem Reitplatz und schaute konzentriert. Noch schien es so, als ob er mich noch nicht entdeckt hatte, also ging ich rasch weiter und traf schon bald die nette Frau, die mich gestern begrüßt hatte. ,,Hallo Elisabeth. Schön, dass du da bist. Eigentlich kannst du gerade anfangen. Rede doch mal mit Ashley. Ihr könnt dann unter euch ausmachen, wer sich um welches Pferd kümmert" Ich nickte und wandte mich ab, blieb dann aber stehen und drehte mich wieder um. ,,Wie heißen Sie eigentlich?" Die Frau lachte schallend und teilte mir mit, ich solle sie Petra nennen.
Hinter mir vernahm ich Hufgeklapper und schon stand Ashley mit dem Rappen neben mir. Er redete kurz mit Petra, welche dann auch verschwand und schon stand ich mit ihm alleine da. Ich schaute auf den Boden und sagte leise: ,,Ich soll mit dir besprechen, wer sich um welches Pferd kümmert" Er nickte und deutete mir, dass ich ihm folgen soll. Wir betraten den Pferdestall und drei Pferdeköpfe streckten sich mit entgegen. Ein grauer Isländer und zwei Holsteiner. Der eine hellbraun und der andere schwarz. Marc verpflegte stumm den Rappen und ich freundete mich mit dem schwarzen Holsteiner an. Er stupste mich sofort freundlich an, als ich vor seine Box trat und schaute mich mit seinen klugen Augen an. Dann trat er einige Schritte zurück und es sah als, als ob er mich einladen würde, seine Box zu betreten. Ich tat ihm den Gefallen und öffnete sie langsam. Schnell schlüpfte ich hinein und der Rappe kam zu mir. Ich streichelte ihm über den Hals und bewunderte dessen Fell. Es war wunderbar weich und glänzte vor Sauberkeit. ,,Ah, wie es mir scheint, hast du dich schon mit Shaitan angefreundet" Ich nickte und wiederholte leise Shaitans Namen. Dann verließ ich die Box und ließ mir von Ashley die anderen Pferde vorstellen. Der Isländer hieß Espado und bekam schon sein Gnadebrot. Der Rappe, den Ashley eben geritten hatte, war eine Stute und hieß Bella. Der Fuchs war auch eine Stute und hieß Nikki, doch man konnte sie nicht reiten, denn sie hatte Rückenprobleme, dennoch schien es ihr gut zu gehen und ich konnte an Ashley sehen, wie er sie liebte. ,,Also, ich würde sagen, wir teilen die vier Pferde auf. Um welche Tiere möchtest du dich kümmern?" Ohne lange zu überlegen nannte ich ihm Shaitans und Espados Namen. Ich fragte ihm, ob er damit einverstanden sei und er nickte. Dann zeigte er mir noch einige wichtige Sachen, wie die Futterkammer und die Sattelkammer und verzog sich dann in Nikkis Box. Ich holte Espados Halfter, streifte es ihm über und brachte ihn auf den Putzplatz, wo ich ihn gründlich putzte und dann einen kleinen Spaziergang mit ihm unternahm. Die Sonne ließ sich mal kurz blicken und Espado schnaubte zufrieden.
Nach dem Spaziergang holte ich Shaitan aus der Box und putzte auch ihn, was gar nicht nötig war. Sicher hatte Ashley ihn heute schon geputzt. Ich holte Sattel und Zaumzeug und machte ihn fertig für einen kleinen Proberitt. Ich war richtig gespannt wie er sich reiten ließ.
Auf dem Reitplatz angekommen, gurtete ich noch einmal nach und schwang mich in den Sattel. Es war lange her, als ich das letzte Mal geritten war und doch konnte ich mich noch an das meiste erinnern. Sanft trieb ich ihn an und er setzte sich in Bewegung. Ich ritt mit ihm die verschiedenen Gangarten und einige Huffiguren. Nach einer halben Stunde musste ich dann feststellen, dass er sich gut reiten ließ, dennoch gab es einige Schwachstellen, die bei Sheitans Erziehung vernachlässigt worden waren.
Auf dem Putzplatz befreite ich den Wallach von Sattel und Zaumzeug und entfernte noch einige Steinchen aus seinen Hufen. Dann brachte ich ihn auf die Weide und traf Ashley an. Er schaute mich an, sagte aber nichts. Ich stellte mich neben ihm an das Gatter und beobachtete Nikki und Sheitan. Da Ashley nichts weiter erwiederte, wandte ich mich wieder ab und sagte noch schnell Petra bescheid, dass ich nun gehen würde. Sie war einverstanden und ich verließ das Tierheim.
Zuhause griff ich sofort nach meinem Handy und rief Jenny an. Sie war erfreut, dass ich mich bei ihr meldete und wir verabredeten uns für einen Bummel in der Stadt.
Ich lief Jenny ein wenig schüchtern entgegen und sie begrüßte mich lächelnd. ,,Geht es dir besser?", fragte sie mich und ich nickte. ,,Ja schon, aber wenn ich heute so an gestern Abend denke, ist mir das alles total peinlich und ich will erst gar nicht wissen, was du von mir denkst" Sie lachte kurz auf und ihre braunen Augen leuchteten. ,,Ach was. Das passiert doch jedem Mal. Außerdem bin ich froh, dich gestern gefunden zu haben. Denn ich kann dich echt gut leiden" Ich lachte kurz und ließ meine Schüchternheit hinter mir. Wir alberten ein wenig herum und bummelten durch die Stadt. Plötzlich kamen wir an meinem Lieblingsladen an und ich sah schon im Schaufenster ein total hübsches Oberteil. Es war schwarz und hatte einen tiefen Ausschnitt und unter ihm war ein goldener Ring. Ich zog Jenny sofort hinein und stöberte durch die verschiedenen Ständer, fand auch einige weitere schöne Oberteile, doch ich suchte nach diesem Schwarzen. Als ich es endlich fand, zog ich sofort meine Größe hinaus und bat Jenny zu warten. Mit schnellen Schritten verschwand ich in der Umkleidekabine und zog es an. Prüfend schaute ich in den Spiegel und stellte fest, dass es einfach unglaublich gut saß. Ich verließ die Kabine und zeigte meiner neuen Freundin das Oberteil. ,,Das sieht ja hammer geil aus!", meinte sie beeindruckt und ich nickte ihr. Ich musste es unbedingt haben. Schnell zog ich mir wieder meine alten Klamotten an und ging zu Jenny. ,,Hast du eigentlich mal geschaut, wie viel es kostet?" Ich schüttelte mit dem Kopf und angelte nach dem Preisschild. ,,.Oh, es kostet 25,99€" Ich verstummte. Mist, ich hatte nur 20€ dabei. Jenny schien meine Gedanken zu eraten und drückte mir einen Zehn-Euro Schein in die Hand. Ich lächelte ihr dankbar zu und stellte mich an der langen Schlange an der Kasse an. ,,Ich kann doch nicht zusehen, wie meine Freundin auf so ein schönes Oberteil verzichtet" Strahlend umarmte ich sie und legte das Oberteil auf die Kasse. Ich bezahlte es und gab Jenny das Rückgeld. Dann verließen wir das Geschäft und bummelten weiter. Einige Geschäfte betraten wir noch und kauften für Jenny eine Hose. Doch dann machten wir uns langsam wieder auf dem Heimweg und ich brachte sie nach Hause, damit ich auch mal sah, wo sie wohnte. Ihr Haus war klein, aber es sah unheimlich elegant aus, wenn Häuser elegant aussehen können. Doch ich fand, dass elegant das Haus am besten beschreibt. Als ich es Jenny erzählte, lachte sie nur und meinte, dass sie es nicht so fände.
Wir plauderten noch ein wenig und verabschiedeten uns dann. Mit der Tüte in der Hand machte ich mich auf dem Weg nach Hause und nach 10 Minuten stand ich vor der Haustür. Ich fummelte in meiner Hosentasche nach dem Schlüssel und machte vorsichtig auf. Es wirkte alles wie immer, doch irgendwie wusste ich, dass etwas passiert war. Vielleicht lag es an meiner Mutter, welche nahe der Tür stand und den Eindruck machte, als ob sie die ganze Zeit auf mich gewartet hatte. Sie runzelte ihre Stirn und kaute auf ihrer Lippe. Ich zog meine Jacke aus und schaute sie misstrauisch an. ,,Was ist los?" Sie schaute unsicher weg und sagte dann mit gedämpfter Stimme: ,,Marc hatte einen Unfall und ist um Leben gekommen."