Rika
Weißt du was Einsamkeit ist?
Das Blatt an einem Baum...?
Die Wolke am Himmel...?
Der Grashalm auf der Wiese...?
Der Tropfen im Ozean...?
Das Blatt an einem Baum...?
Die Wolke am Himmel...?
Der Grashalm auf der Wiese...?
Der Tropfen im Ozean...?
Ich zwischen den Menschen..
solange du bleibst...
Prolog
„Glaubst du?“.
„Ich habe meinen Glauben verloren..“.
„Warum?“.
„Glauben bedeutet Hoffnung und Hoffnung gibt es für dieses Land nicht.. Keine Zukunft. Nur den sicheren Tod!“.
Kapitel 1 – Ein Findelkind
Prolog
„Glaubst du?“.
„Ich habe meinen Glauben verloren..“.
„Warum?“.
„Glauben bedeutet Hoffnung und Hoffnung gibt es für dieses Land nicht.. Keine Zukunft. Nur den sicheren Tod!“.
Kapitel 1 – Ein Findelkind
„Ihre Augen sind komisch, Mama!“ sagte das kleine Mädchen. Wie ein Engel sah sie aus, wie die Haare ihr in einer lockigen Kaskade über den Rücken fielen und mit den himmelblauen Augen. Schüchtern versteckte sie sich hinter den Rockfalten ihrer Mutter.
„Seht euch nur den hässlichen Schlitz an! Wie ein wilder Streuner sieht sie aus!“ Das junge Kind stand selbstbewusst im Raum und umschritt das Objekt ihrer Begierde wie eine Wildkatze ihre Beute. Die grauen Augen blickten forschend, die kindlichen, zierlichen Arme waren abweisend auf der kleinen Brust verschränkt.
„Aber seht sie euch doch nur an! Mama, was will ein so heruntergekommenes Kind hier? Was soll sie hier?“ Störrisch war der Blick in die Zimmermitte gerichtet. Nein, sie wusste nicht, was sie denken sollte. Sie war die Älteste. Sie hatte zu bestimmen, was nun passieren würde, zumindest unter den Geschwistern. Sie wollte dieses ‚Ding’ dort nicht akzeptieren. Hatte es denn überhaupt einen Namen?
„Euer Vater hat das arme Ding auf dem Weg hierher aufgelesen. Wir werden uns um es kümmern und es wird euch ein nette Spielgefährtin sein, wenn es erst einmal ordentlich gebadet und frisch angezogen ist. Irdil, sei so nett und sag deinem Vater, wir kümmern uns um das kleine Ding. Er soll das Abendessen eine Stunde später anrichten lassen. Husch! Beil dich!“. Der kleine blonde Engel nickte schüchtern und tanzte dann zur Tür hinaus.
Die Frau deutete der beistehenden Magd an, sie möge alles Nötige veranlassen. Das Dienstmädchen mit der weißen Haube knickste höflich und verschwand eiligst aus dem Raum um den Anweisungen ihrer Herrin Folge zu leisten.
Die Dame des Hauses seufzte und fuhr sich mit ihrer beringten, zierlichen Hand durch das sorgfältig gebundene Haar. „Mama, ich darf wirklich mit ihr spielen?“ Die Augen der kleinen Wildkatze leuchteten begierig. Ihre Schwestern hatten schon lange keine Lust mehr mit ihren Puppen zu spielen und alleine wollte ihr dazu nicht recht der Spaß kommen. Wenn sie nun eine Spielkameradin hatte, die mit ihr spielen musste, was sie wollte, dann eröffnete das Möglichkeiten. Im Geheimen kalkulierte das gescheite Mädchen bereits verschiedenste Aspekte.
„Natürlich wird sie mit dir spielen, Mandiel! Ihr werdet sicherlich wunderbar miteinander mit deinen schönen neuen Puppen spielen können.“, antwortete die Dame. Das Mädchen, dass auf den Namen Mandiel hörte, quiekte vor Freude und klatschte begeistert in die Hände. Das Älteste der drei Mädchen betrachtete weiterhin skeptisch den Neuankömmling, den man auf einen Ballen Stoff in der Mitte des Zimmers nahe dem Feuer abgesetzt hatte.
„Laurel! Ich erwarte von dir, dass du sie ebenso gut wie deine anderen kleinen Schwestern behandeln wirst und auch ihr ein gutes Vorbild bist!“ mahnte die Mutter. Das Mädchen hob ihren Kopf und schenkte der Mutter ihr wärmstes Lächeln. „Natürlich Mutter! Sie wird mir ebenso Schwester sein, wie Mandiel und Indil es sind.“. Sie stand auf um das Findelkind genauer betrachten zu können.
Das Kind mochte kaum zwei Jahre jünger sein als sie selbst. Skeptisch wölbten sich Laurels Brauen. Das Augenfälligste an diesem stillen Ding waren nicht die dreckigen, strähnigen Haare oder gar die abgewetzten Sachen, sondern die Augen. Beim ersten glaubte in den wolkenlosen Himmel zu sehen, beim anderen eine sommergrüne Wiese. Es war seltsam anzusehen, dieses kleine Mädchen mit den unterschiedlich farbigen Augen. So faszinierend diese auch sein mochten, die große hässliche Wulst, welche sich über die linke obere Gesichtshälfte zog und das Kind auf diesem Auge beinahe blind machte, entstellte es vollends. Die Narbe besaß etwas derart Abstoßendes, dass Laurel dem ‚Ding’ nicht näher als nötig kommen wollte. Und so etwas sollte ihre Schwester werden? Dieses winzige, dreckige Kind, dass weder die Eleganz ihrer Schwestern noch ihre Manieren zu besitzen schien und wie ein wildes Tier zusammengekauert auf dem Ballen Stoff saß?
Niemals...
Niemals!