Soooo, ich bin krank und hatte deswege ma wieder Zeit zum weiterschreiben ^^... Also viel Spaß damit, freu mich schon auf Lob udn Kritik
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Ps.: Schwarzlesen verboten
Zukunft... wieder und wieder dröhnte dieses Wort in Seans Kopf. Die Zeit lief mit jedem Atemzug, den er tat, weiter, eiskalt und unaufhaltsam. Plötzlich wurde ihm bewusst, was das bedeutet. Er würde nicht ewig hier bleiben können, irgendwann würde er das Krankenhaus verlassen und vor dem Nichts stehen, vor einem tiefen Loch. Und er wäre allein, ganz allein.
„Dazu würde ich ihre nette...“, Miss Miller räusperte sich und warf Mia von oben herab einen Blick zu. „...kleine Freundin bitten, den Raum zu verlassen!“. Einen Moment herrschte Stille. Mias Herz klopfte bis zum Hals und sie spürte, wie ihr warmes Blut in den Kopf schoss und ihre Haut rötete. Sie würde Sean nicht allein lassen, nicht mit dieser Frau. Langsam wandte sie den Kopf Sean zu und ihre Blicke trafen sich, doch sie konnte nichts in Seans tiefen, blauen Augen erkennen. Sie wirkten leer, beinahe tot. Mia spürte einen Stich in ihrer Brust und sie versuchte angespannt, ihren Blick nicht abzuwenden.
“Wenn ich bitten darf?“, Miss Miller tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden und taxierte die beiden mit ihrem Blick.
Einen kurzen Moment lang sah Sean noch in Mias Augen. Sie wirkte so hilflos, so verunsichert und doch war er nicht in der Lage, ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Ein Seufzen entfuhr seiner Kehle und er wandte sich der Jugendarbeiterin zu.
“Nein, dürfen sie nicht!“, erwiderte er und war über die Härte seiner Stimme überrascht. „Ich möchte das sie hier bliebt!“
Miss Miller hob eine Augenbraue und musterte das blonde Mädchen einen kurzen Moment. Es wäre ihr um einiges lieber gewesen, wenn sie bei den Dingen, die sie Sean zu sagen hatte, nicht dabei gewesen wäre, doch es schien wohl nicht zu vermeiden zu sein. Mit einem kurzen Nicken wandte sie sich ihrer Aktentasche zu und griff nach einer Mappe, die mit Seans Namen beschriftet war.
„Also gut... Soweit wir informiert sind gibt es nur noch einen lebenden Verwandten. Deine Eltern waren Einzelkinder, deine Großeltern sind bereits verstorben. Jedoch haben wir erfahren, doch ein Großvater mütterlicherseits nicht der leibliche Vater deiner Mutter war. Nach einigen Recherchen haben wir deinen wirklichen Großvater ausfindig gemacht....“, sie machte eine kleine Pause und sah Sean an, gespannt auf seine Reaktion.
Der Junge saß wie versteinert da, nicht fähig, auch nur irgendwelche Gefühle oder Gedanken zu zeigen. Seine Augen waren starr auf die Frau gerichtet und er erwartete angespannt, was sie noch zu sagen hatte.
„Wir haben uns mit ihm in Verbindung gesetzt und er war nach einigen Gesprächen bereit, dich bei sich aufzunehmen. Er wohnt gut 500 km von deinem jetzigen Wohnort entfernt in einer Kleinstadt. Deswegen wirst du leider umziehen müssen...“
Ungläubig blickte Mia von Miss Miller zu Sean und zurück. „Warum erwidert er denn nichts?“, überlegte angespannt und drückte seine Hand leicht.
„Jetzt verliere ich alles, was ich noch besessen habe...“, dachte Sean verbittert und blickte auf den Boden. Zuerst seine Eltern und seine Schwester, jetzt seine Freunde und seinen Wohnort. Wer auch immer dieser wildfremde Mann war, Sean wollte nicht bei ihm wohnen. Was sollte er dort? Voller Wut biss er sich auf die Lippe. Plötzlich überlagerte dieses Gefühl alles was auf ihn einwirkte. Er entriss seine Hand Mias Griff und ließ sich zurück in die Kissen fallen.
“Sean...“, Miss Miller war aufgestanden und kam nun vorsichtig auf sein Bett zu. „Es tut mir leid!“
„Nein, das tut es ihnen nicht... sie nehmen mir den Rest von dem, was ich noch habe, ist ihnen das bewusst?“, schrill drangen die Töne aus Seans Kehle während er damit kämpfte, die Tränen zurück zu halten. Stechende Schmerzen gingen plötzlich wieder von seinen Wunden aus, doch er ignorierte sie. Zu stark war der Schmerz, der auf seine Seele einwirkte und ihn zurück in die Resignation zu treiben versuchte...
„Es gibt leider keine andere Lösung!“, Miss Miller ließ sich auf dem Bett nieder.
„Doch, die gibt es!“, ertönte plötzlich Mias Stimme. Das Mädchen stand vor dem Fenster und blickte heraus, ihre Stimme klang seltsam abwesend.
„Mia...“, flüsterte Sean. Er hatte völlig vergessen, dass das Mädchen noch im Raum war.
“Ja, es gibt eine andere Möglichkeit!“, Mia drehte sich um. Ihr Gesicht war überströmt von Tränen, die in glänzenden Flüssen ihre Wangen herabrannen. Ihr Anblick brachte die anderen zum schweigen.
“Ich kann ihn aufnehmen. Wir haben genug Platz, stimmt doch Sean, nicht wahr? Du kannst doch bei uns wohnen... Mum hätte sicher nichts dagegen, wir nehmen dich einfach auf. Das wäre doch die beste Lösung!“
“Tut mir Leid, aber das ist nicht Möglich!“, meinte Miss Miller und senkte den Blick. Es versetzte ihr einen Stich, die armen Kinder so leiden zu lassen. In solchen Momenten hasste sie ihren Job.
„Warum nicht?“, Mia hatte den Blick gesenkt.
„Es ist eben so. Die Entscheidung liegt nicht bei mir, sie ist bereits getroffen. Es tut mir leid.“, sie stand auf und bemühte sich, ihre Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen. „Ich werde demnächst wieder kommen, damit wir uns noch etwas über die Formalitäten unterhalten können!“, meinte sie mit einem kurzen, gezwungen Lächeln an Sean gewandt und lief dann in langen Schritten auf die Tür zu.
„Wiedersehen...“, wisperte sie nachdenklich, während sie die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und wischte sich unauffällig über die Augen, bevor sie ihre Schritte fluchtartig Richtung Ausgang wendete.
Mia ließ sich auf einen Stuhl fallen und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Sean konnte sie leise Schluchzen hören.
„Schatz...“, flüsterte er und sah das Mädchen an.
“Ich will dich nicht verlieren... nicht schon wieder!“, hörte er Mia stockend antworten. Sie hob den Kopf und sah ihn mit feuchten Augen an. „Ich will das einfach nicht!“
Sean biss die Zähne zusammen, um den Schmerz zu unterdrücken, der immer stärker in ihm aufwallte. „Wo bleibt nur diese Krankenschwester?“, dachte er verzweifelt.
„Du wirst mich nicht verlieren... bitte komm her!“, meinte er so sanft wie es ihm in diesem Moment möglich war.
Mia nickte und erhob sich, warf noch einen kurzen Blick auf den kahlen Baum vor dem Fenster und kam auf Sean zu, um sich auf die Bettkante zu setzen.
Der Junge drückte seinen Kopf gegen ihre Schulter und legte seine Arme um sie.
“Du wirst mich nicht verlieren, dass lasse ich nicht zu...“, wisperte er liebevoll, bevor er die Augen schloss und den Moment voll und ganz genoss.