Sidney
Hi ihrs...
ich hab derletzt "Stadt der Engel" und heute "Rendezvous mit Joe Black" geguggt und hatte eine Eingebung. Also hab ich mich hingesetzt und zu schreiben begonnen... Ich hoff, euch gefällts
Titel: Die Suche nach Dir - Wenn der Tod verlockt
Autor: Sidney
Disclaimer/Claimer: Alles meins, ich verdiene keine Geld damit. © liegt ausdrücklich bei mir. Charaktere, Handlungen sowie Handlungsorte stammen von mir.
Warnungen: Fantasy, Depri
Genre: Original
Ich lass mich NICHT hetzen. Ich will die Story langsam angehen und ihr bekommt die Updates, sobald sie fertig sind.
Über Kommentare freue ich mich natürlich *lieb gugg*
Die Suche nach dir
Chris lief den schmalen Pfad von der Einfahrt zur Haustür. Es war ein warmer Sommertag und die Sonne brannte heiß auf ihre nackten Schultern. Der Duft der Azaleen drang in ihre Nase und ließ sie kurz inne halten. Chris warf einen Blick über ihre Schulter und sah sich im Garten um. Das Gras hatte ein saftiges grün, obwohl es eigentlich zu Dörren anfangen sollte. Schließlich schien die Sonne täglich mit ungeheurer Kraft.
Chris zuckte mit den Schultern, wandte sich um und rannte auf das Haus zu. Wenn ihre Mutter sie mitten im Garten stehen sah, würde sie gleich wieder nach ihr rufen und eine Standpauke halten. Sie sah es nicht gern, wenn Chris quer über den Rasen – der mittlerweile schon einen Trampelpfad hatte – lief anstatt den gekiesten Weg zu nehmen. Das junge Mädchen schmunzelte und angelte nach dem Schlüssel in ihrer kurzen Jeans. Dann schloss sie die eine Hälfte der Doppeltür auf und trat in das kühle Anwesen. Die Gummisohlen ihrer Schuhe quietschten leise, als sie über den glatten Steinboden lief.
„Mum?“, rief sie durch das Haus.
Ihre Stimme hallte wieder und wie immer musste sie daran denken, wie groß dieses Haus war.
Chris bekam keine Antwort. Sie zuckte mit den Schultern und lief auf die breite Treppe zu. Von oben kam ihr Jim entgegen.
Im Dämmerlicht, dass in der Halle herrschte, hatte sie ihn zuerst gar nicht gesehen. Seine fast schwarze Haut verschmolz mit dem dunklen Steinhintergrund.
„Du bist ja wieder zurück, Chris.“, begrüßte er sie und kam auf sie zu.
„Ja, draußen ist es fast nicht zum aushalten.“, erwiderte sie und grinste ihn breit an.
„Das denke ich mir.“, meinte Jim und blickte zur Tür.
„Sag mal, warum trägst du eigentlich immer schwarz? Man sieht dich kaum, wenn du durch das Haus läufst.“, wollte Chris wissen.
„Das ist so eine Angewohnheit von mir. Außerdem kann ich mich dann so besser anschleichen.“, sagte er lachend.
„Trag doch mal weiß.“, ermunterte sie ihn.
„Wie wäre es, wenn du zur Abwechslung mal Farbe bekennen würdest?“, konterte er.
„Jim, bist du verrückt? Wie würde ich dann aussehen?“, rief Chris entrüstet und warf lachend ihre schwarze Haarpracht zurück.
Jim grinste sie an.
„Hast du meine Mutter gesehen?“, fragte Chris nachdem sie sich wieder beruhigt hatte.
„Ja, ich glaube, sie ist noch im B-Flügel.“, meinte er.
Chris bedankte sich, klopfte Jim auf die Schulter und rannte die Treppen nach oben.
Um in den B-Flügel zu gelangen musste sie den linken Treppenaufstieg zur Galerie nehmen. Dann führte ein langer Gang in den mittleren Bereich. Durch einen großen Torbogen gelangte man auf eine weitere Galerie die zum Treppenhaus des A- und B-Flügels gehörte. Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung. Wenn man bedachte, wie groß und ausladend das ganze Anwesen gehalten war.
Chris sprintete die steinernen Treppen hinab um auf die Mittelebene zu kommen. Ihre Schritte wurden von einem schweren Samtteppich verschluckt. Sie schüttelte den Kopf und verfluchte ihre Großeltern. Die Teppich im ganzen Gebäude waren uralt. Zum Teil stammten sie noch aus der Barockzeit.
Chris bevorzugte Gebäude mit Holzböden, bei denen man jeden Schritt hörte. Doch hier konnte sie sich nahezu lautlos bewegen. Schnell hatte sie herausgefunden, dass auch das seine Vorteile barg. So konnte sie ganz zufällig neben oder hinter ihrer Mutter auftauchen. Oft wehte ihr Umhang noch und ihre Mutter bekam fast einen Herzinfarkt.
In Gedanken versunken trat Chris auf die Brücke, die die Mittelebene des A-Flügels mit der des B-Flügels verband.
Keine zwei Minuten später klopfte sie etwas außer Atem gegen eine Hälfte der hölzernen Doppeltüren.
Das Klopfen hallte laut in dem Gang wider.
„Ja?“, hörte sie eine Stimme hinter den Türen.
Chris lehnte sich mit viel Schwung dagegen und stieß die beiden Türen gleichzeitig auf. Wie immer machte sie dabei eine sehr imposante Figur, als sie beim Aufschwingen der beiden Türen in das Kaminzimmer trat.
„Ich habe dich gesucht.“, rief sie und ging auf ihre Mutter zu.
Diese saß entspannt in einem Ohrensessel, hatte die Beine hochgelegt und offenbar gelesen als Chris geklopft hatte. Jetzt lag das Buch auf ihrem Schoß und sie hatte mit ihrem Zeigefinger die Stelle im Buch markiert, an der sie zuletzt gelesen hatte.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte ihre Mutter besorgt.
Chris nickte und ließ sich auf einem kleinen Schemel neben ihrer Mutter nieder.
„Ja. Ich wollte nur fragen, ob ich dir später etwas mitbringen soll. Ich gehe mit einer Freundin ein paar Besorgungen erledigen.“, erklärte sie.
„Chris, wir haben einen Butler und zehn weitere Angestellte, die für unsere Besorgungen zuständig sind. Warum sagst du nicht ihnen, was du willst?“, hakte ihre Mutter verständnislos nach.
„Weil ich gerne Zeit mit meinen Freunden verbringe.“, begann Chris.
„Das könnt ihr doch auch hier. Du weißt, dass ich es nicht gerne sehe, wenn du allein mit einer Freundin in der Stadt herumläufst.“, warf ihre Mutter ein.
„Ich kann ja Jim mitnehmen.“, schlug Chris halbherzig vor.
Ihre Mutter schüttelte den Kopf.
„Mir wäre es wirklich lieber, wenn du nicht jeden Tag unterwegs wärst.“, fuhr sie fort.
„Mum, ich bin nicht jeden Tag unterwegs. Nur manchmal.“, erwiderte ihre Tochter.
Sie versuchte mit allen Mitteln den trotzigen Unterton aus ihrer Stimme zu verbannen, doch das war leichter gesagt als getan.
„Chris, du bist 17 Jahre alt und benimmst dich manchmal, als wärst du 25. Dann wieder benimmst du dich, als wärst du gerade mal 4.“, meinte ihre Mutter resignierend.
„Das nennt sich dann wohl Pubertät.“, rief Chris ausgelassen, sprang auf und tanzte durch das Zimmer.
Auch wenn alle immer der Meinung waren, dass sie schlecht drauf war, nur weil sie bevorzugt schwarz trug, täuschte ihr Äußeres. Ihr Charakter entsprach so gar nicht ihrer Optik. Chris war immer ein sehr lebensfroher Mensch gewesen, der gerne lachte und ständig in Bewegung war. Ihre extrovertierte Art hatte ihr schon so manche Türen geöffnet und Wege geebnet. Sie war fast überall beliebt. Selbst an ihrer Schule mochte man sie, waren doch gerade dort Jugendliche, die viel in schwarz herumliefen oder Kreuze als Schmuck trugen, nicht gerne gesehen.
Chris stolperte über ihre Füße. Ihre Mutter ließ einen Schrei ertönen, während Chris durch die Tür taumelte. Noch im Wanken zog sie die Flügeltür zu und fing sich auf dem Gang wieder. Ein breites Grinsen hatte sich in ihr Gesicht gelegt und so machte sie sich auf den Weg zurück in den A-Flügel.
Ursprünglich hatten die Flügel des Hauses eigentlich anders geheißen. Doch keiner konnte sich mehr daran erinnern, was die früheren Namen gewesen waren. Zu seiner Bauzeit hatte das Anwesen über drei Flügel verfügt. Im Laufe der Jahre waren zwei weitere dazugekommen. Da der alte Stil des Hauses erhalten bleiben sollte, wurden um 1800 alteingesessene Architekten für den vierten Flügel angeheuert. Auch um 1950 konnte man einen Architekten ausfindig machen, der den Barockstil beim fünften Flügel beibehalten konnte.
Das Haus stammte von 1743. Drei Pavillons befanden sich im hinteren Teil des Gartens. Eine riesige Hecke verbarg das Anwesen von drei Seiten vor neugierigen Blicken und die Einfahrt war mit einem riesigen schmiedeeisernen Tor versehen.
Chris war mittlerweile im hinteren Teil des A-Flügels angekommen und machte sich auf den Weg die Haupttreppe runter zum Eingang.
Unten kam ihr zum wiederholten Male Jim entgegen.
„Und? Hast du deine Mutter gefunden?“, rief er.
Chris nickte und sprang wie immer über das Geländer auf den Mittelteil der Haupttreppe. Das war eine Angewohnheit von ihr, die ihre Mutter verachtete. Aber irgendwie kann sie es sich nicht abgewöhnen.
„Ja, hab ich.“, meinte sie noch.
„Was hast du heute vor?“, hakte er Jim nach.
„Ich werde mit einer Freundin in die Stadt gehen. Wir wollen ein wenig bummeln.“, klärte sie ihn auf und kam kurz vor ihm zum Stehen.
„Pass auf dich auf.“, sagte er, klopfte ihr kurz auf die Schulter und ging dann an ihr vorbei.
Das war ihr übliches Ritual. Es wurde sich nicht verabschiedet, auch sonst gab es keine Floskeln. Nur das Schulterklopfen und der Wunsch, dass Chris auf sich aufpasste.
Sie schmunzelte und ging mit weit ausgreifenden Schritten auf die riesige Flügeltür zu.
Eine halbe Stunde später klingelte sie bei ihrer Freundin.
Sam wohnte, anders als Chris, in einem Mehrfamilienhaus. Während Chris die drei Treppen zur Wohnung von Sams Familie hochging, bereitete sie sich innerlich schon darauf vor wieder stürmisch begrüßt zu werden. Oben öffnete Sam die Tür. Sie fiel Chris regelrecht um den Hals und zog sie dann mit sich zur Tür rein.
„Hallo erst mal!“, begrüßte Chris nun auch ihrerseits ihre Freundin.
Sofort kam ein kleines Mädchen um die Ecke gerannt, dass sich wild hüpfen an Chris’ Hüfte klammerte.
„Hallo Sophie.“, meinte Chris und streichelte dem Mädchen über dem Kopf.
Sophie quiekte vergnügt und tanzte um Chris und Sam herum.
„Können wir los?“, fragte Chris ungeduldig.
Sie wollte nicht zu lange wegbleiben, sonst würde ihre Mutter wieder einmal mit der ganzen Kavallerie anrücken und sie suchen lassen.
„Nein, nicht gehen.“, quengelte Sophie.
„Hey Kleine, ich komm dich mal besuchen, ja?“, schlug Chris vor und nahm das Mädchen auf den Arm.
Sofort begann sie zu strahlen.
„Ja, warte noch einen Moment.“, beantwortete Sam Chris’ Frage, zog noch ihren Lidstrich nach und kam dann zu ihr auf den Flur.
Chris setzte das Mädchen wieder ab und ging, gefolgt von Sam zur Tür.
„Tschüss Sophie.“, verabschiedeten sie sich noch.
„Ist deine Mutter eigentlich nicht zu Hause?“, fragte Chris verwundert.
Sie hatte Sams Mutter nicht gesehen, was ziemlich ungewöhnlich ist.
„Doch, aber sie liegt krank im Bett. Mein Vater kommt in einer halben Stunde.“, erklärte Sam.
„Sollen wir dann nicht noch dableiben und auf Sophie aufpassen?“
Mittlerweile hatten sie die erste zwei Treppen hinter sich.
„Nein, das ist schon in Ordnung.“, erwiderte Sam und nahm die letzten fünf Stufen mit einem Sprung.
Chris tat es ihr gleich und zusammen traten sie zur Tür raus.
ich hab derletzt "Stadt der Engel" und heute "Rendezvous mit Joe Black" geguggt und hatte eine Eingebung. Also hab ich mich hingesetzt und zu schreiben begonnen... Ich hoff, euch gefällts
Titel: Die Suche nach Dir - Wenn der Tod verlockt
Autor: Sidney
Disclaimer/Claimer: Alles meins, ich verdiene keine Geld damit. © liegt ausdrücklich bei mir. Charaktere, Handlungen sowie Handlungsorte stammen von mir.
Warnungen: Fantasy, Depri
Genre: Original
Ich lass mich NICHT hetzen. Ich will die Story langsam angehen und ihr bekommt die Updates, sobald sie fertig sind.
Über Kommentare freue ich mich natürlich *lieb gugg*
Die Suche nach dir
Chris lief den schmalen Pfad von der Einfahrt zur Haustür. Es war ein warmer Sommertag und die Sonne brannte heiß auf ihre nackten Schultern. Der Duft der Azaleen drang in ihre Nase und ließ sie kurz inne halten. Chris warf einen Blick über ihre Schulter und sah sich im Garten um. Das Gras hatte ein saftiges grün, obwohl es eigentlich zu Dörren anfangen sollte. Schließlich schien die Sonne täglich mit ungeheurer Kraft.
Chris zuckte mit den Schultern, wandte sich um und rannte auf das Haus zu. Wenn ihre Mutter sie mitten im Garten stehen sah, würde sie gleich wieder nach ihr rufen und eine Standpauke halten. Sie sah es nicht gern, wenn Chris quer über den Rasen – der mittlerweile schon einen Trampelpfad hatte – lief anstatt den gekiesten Weg zu nehmen. Das junge Mädchen schmunzelte und angelte nach dem Schlüssel in ihrer kurzen Jeans. Dann schloss sie die eine Hälfte der Doppeltür auf und trat in das kühle Anwesen. Die Gummisohlen ihrer Schuhe quietschten leise, als sie über den glatten Steinboden lief.
„Mum?“, rief sie durch das Haus.
Ihre Stimme hallte wieder und wie immer musste sie daran denken, wie groß dieses Haus war.
Chris bekam keine Antwort. Sie zuckte mit den Schultern und lief auf die breite Treppe zu. Von oben kam ihr Jim entgegen.
Im Dämmerlicht, dass in der Halle herrschte, hatte sie ihn zuerst gar nicht gesehen. Seine fast schwarze Haut verschmolz mit dem dunklen Steinhintergrund.
„Du bist ja wieder zurück, Chris.“, begrüßte er sie und kam auf sie zu.
„Ja, draußen ist es fast nicht zum aushalten.“, erwiderte sie und grinste ihn breit an.
„Das denke ich mir.“, meinte Jim und blickte zur Tür.
„Sag mal, warum trägst du eigentlich immer schwarz? Man sieht dich kaum, wenn du durch das Haus läufst.“, wollte Chris wissen.
„Das ist so eine Angewohnheit von mir. Außerdem kann ich mich dann so besser anschleichen.“, sagte er lachend.
„Trag doch mal weiß.“, ermunterte sie ihn.
„Wie wäre es, wenn du zur Abwechslung mal Farbe bekennen würdest?“, konterte er.
„Jim, bist du verrückt? Wie würde ich dann aussehen?“, rief Chris entrüstet und warf lachend ihre schwarze Haarpracht zurück.
Jim grinste sie an.
„Hast du meine Mutter gesehen?“, fragte Chris nachdem sie sich wieder beruhigt hatte.
„Ja, ich glaube, sie ist noch im B-Flügel.“, meinte er.
Chris bedankte sich, klopfte Jim auf die Schulter und rannte die Treppen nach oben.
Um in den B-Flügel zu gelangen musste sie den linken Treppenaufstieg zur Galerie nehmen. Dann führte ein langer Gang in den mittleren Bereich. Durch einen großen Torbogen gelangte man auf eine weitere Galerie die zum Treppenhaus des A- und B-Flügels gehörte. Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung. Wenn man bedachte, wie groß und ausladend das ganze Anwesen gehalten war.
Chris sprintete die steinernen Treppen hinab um auf die Mittelebene zu kommen. Ihre Schritte wurden von einem schweren Samtteppich verschluckt. Sie schüttelte den Kopf und verfluchte ihre Großeltern. Die Teppich im ganzen Gebäude waren uralt. Zum Teil stammten sie noch aus der Barockzeit.
Chris bevorzugte Gebäude mit Holzböden, bei denen man jeden Schritt hörte. Doch hier konnte sie sich nahezu lautlos bewegen. Schnell hatte sie herausgefunden, dass auch das seine Vorteile barg. So konnte sie ganz zufällig neben oder hinter ihrer Mutter auftauchen. Oft wehte ihr Umhang noch und ihre Mutter bekam fast einen Herzinfarkt.
In Gedanken versunken trat Chris auf die Brücke, die die Mittelebene des A-Flügels mit der des B-Flügels verband.
Keine zwei Minuten später klopfte sie etwas außer Atem gegen eine Hälfte der hölzernen Doppeltüren.
Das Klopfen hallte laut in dem Gang wider.
„Ja?“, hörte sie eine Stimme hinter den Türen.
Chris lehnte sich mit viel Schwung dagegen und stieß die beiden Türen gleichzeitig auf. Wie immer machte sie dabei eine sehr imposante Figur, als sie beim Aufschwingen der beiden Türen in das Kaminzimmer trat.
„Ich habe dich gesucht.“, rief sie und ging auf ihre Mutter zu.
Diese saß entspannt in einem Ohrensessel, hatte die Beine hochgelegt und offenbar gelesen als Chris geklopft hatte. Jetzt lag das Buch auf ihrem Schoß und sie hatte mit ihrem Zeigefinger die Stelle im Buch markiert, an der sie zuletzt gelesen hatte.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte ihre Mutter besorgt.
Chris nickte und ließ sich auf einem kleinen Schemel neben ihrer Mutter nieder.
„Ja. Ich wollte nur fragen, ob ich dir später etwas mitbringen soll. Ich gehe mit einer Freundin ein paar Besorgungen erledigen.“, erklärte sie.
„Chris, wir haben einen Butler und zehn weitere Angestellte, die für unsere Besorgungen zuständig sind. Warum sagst du nicht ihnen, was du willst?“, hakte ihre Mutter verständnislos nach.
„Weil ich gerne Zeit mit meinen Freunden verbringe.“, begann Chris.
„Das könnt ihr doch auch hier. Du weißt, dass ich es nicht gerne sehe, wenn du allein mit einer Freundin in der Stadt herumläufst.“, warf ihre Mutter ein.
„Ich kann ja Jim mitnehmen.“, schlug Chris halbherzig vor.
Ihre Mutter schüttelte den Kopf.
„Mir wäre es wirklich lieber, wenn du nicht jeden Tag unterwegs wärst.“, fuhr sie fort.
„Mum, ich bin nicht jeden Tag unterwegs. Nur manchmal.“, erwiderte ihre Tochter.
Sie versuchte mit allen Mitteln den trotzigen Unterton aus ihrer Stimme zu verbannen, doch das war leichter gesagt als getan.
„Chris, du bist 17 Jahre alt und benimmst dich manchmal, als wärst du 25. Dann wieder benimmst du dich, als wärst du gerade mal 4.“, meinte ihre Mutter resignierend.
„Das nennt sich dann wohl Pubertät.“, rief Chris ausgelassen, sprang auf und tanzte durch das Zimmer.
Auch wenn alle immer der Meinung waren, dass sie schlecht drauf war, nur weil sie bevorzugt schwarz trug, täuschte ihr Äußeres. Ihr Charakter entsprach so gar nicht ihrer Optik. Chris war immer ein sehr lebensfroher Mensch gewesen, der gerne lachte und ständig in Bewegung war. Ihre extrovertierte Art hatte ihr schon so manche Türen geöffnet und Wege geebnet. Sie war fast überall beliebt. Selbst an ihrer Schule mochte man sie, waren doch gerade dort Jugendliche, die viel in schwarz herumliefen oder Kreuze als Schmuck trugen, nicht gerne gesehen.
Chris stolperte über ihre Füße. Ihre Mutter ließ einen Schrei ertönen, während Chris durch die Tür taumelte. Noch im Wanken zog sie die Flügeltür zu und fing sich auf dem Gang wieder. Ein breites Grinsen hatte sich in ihr Gesicht gelegt und so machte sie sich auf den Weg zurück in den A-Flügel.
Ursprünglich hatten die Flügel des Hauses eigentlich anders geheißen. Doch keiner konnte sich mehr daran erinnern, was die früheren Namen gewesen waren. Zu seiner Bauzeit hatte das Anwesen über drei Flügel verfügt. Im Laufe der Jahre waren zwei weitere dazugekommen. Da der alte Stil des Hauses erhalten bleiben sollte, wurden um 1800 alteingesessene Architekten für den vierten Flügel angeheuert. Auch um 1950 konnte man einen Architekten ausfindig machen, der den Barockstil beim fünften Flügel beibehalten konnte.
Das Haus stammte von 1743. Drei Pavillons befanden sich im hinteren Teil des Gartens. Eine riesige Hecke verbarg das Anwesen von drei Seiten vor neugierigen Blicken und die Einfahrt war mit einem riesigen schmiedeeisernen Tor versehen.
Chris war mittlerweile im hinteren Teil des A-Flügels angekommen und machte sich auf den Weg die Haupttreppe runter zum Eingang.
Unten kam ihr zum wiederholten Male Jim entgegen.
„Und? Hast du deine Mutter gefunden?“, rief er.
Chris nickte und sprang wie immer über das Geländer auf den Mittelteil der Haupttreppe. Das war eine Angewohnheit von ihr, die ihre Mutter verachtete. Aber irgendwie kann sie es sich nicht abgewöhnen.
„Ja, hab ich.“, meinte sie noch.
„Was hast du heute vor?“, hakte er Jim nach.
„Ich werde mit einer Freundin in die Stadt gehen. Wir wollen ein wenig bummeln.“, klärte sie ihn auf und kam kurz vor ihm zum Stehen.
„Pass auf dich auf.“, sagte er, klopfte ihr kurz auf die Schulter und ging dann an ihr vorbei.
Das war ihr übliches Ritual. Es wurde sich nicht verabschiedet, auch sonst gab es keine Floskeln. Nur das Schulterklopfen und der Wunsch, dass Chris auf sich aufpasste.
Sie schmunzelte und ging mit weit ausgreifenden Schritten auf die riesige Flügeltür zu.
Eine halbe Stunde später klingelte sie bei ihrer Freundin.
Sam wohnte, anders als Chris, in einem Mehrfamilienhaus. Während Chris die drei Treppen zur Wohnung von Sams Familie hochging, bereitete sie sich innerlich schon darauf vor wieder stürmisch begrüßt zu werden. Oben öffnete Sam die Tür. Sie fiel Chris regelrecht um den Hals und zog sie dann mit sich zur Tür rein.
„Hallo erst mal!“, begrüßte Chris nun auch ihrerseits ihre Freundin.
Sofort kam ein kleines Mädchen um die Ecke gerannt, dass sich wild hüpfen an Chris’ Hüfte klammerte.
„Hallo Sophie.“, meinte Chris und streichelte dem Mädchen über dem Kopf.
Sophie quiekte vergnügt und tanzte um Chris und Sam herum.
„Können wir los?“, fragte Chris ungeduldig.
Sie wollte nicht zu lange wegbleiben, sonst würde ihre Mutter wieder einmal mit der ganzen Kavallerie anrücken und sie suchen lassen.
„Nein, nicht gehen.“, quengelte Sophie.
„Hey Kleine, ich komm dich mal besuchen, ja?“, schlug Chris vor und nahm das Mädchen auf den Arm.
Sofort begann sie zu strahlen.
„Ja, warte noch einen Moment.“, beantwortete Sam Chris’ Frage, zog noch ihren Lidstrich nach und kam dann zu ihr auf den Flur.
Chris setzte das Mädchen wieder ab und ging, gefolgt von Sam zur Tür.
„Tschüss Sophie.“, verabschiedeten sie sich noch.
„Ist deine Mutter eigentlich nicht zu Hause?“, fragte Chris verwundert.
Sie hatte Sams Mutter nicht gesehen, was ziemlich ungewöhnlich ist.
„Doch, aber sie liegt krank im Bett. Mein Vater kommt in einer halben Stunde.“, erklärte Sam.
„Sollen wir dann nicht noch dableiben und auf Sophie aufpassen?“
Mittlerweile hatten sie die erste zwei Treppen hinter sich.
„Nein, das ist schon in Ordnung.“, erwiderte Sam und nahm die letzten fünf Stufen mit einem Sprung.
Chris tat es ihr gleich und zusammen traten sie zur Tür raus.